Es kommt einem manchmal nicht so vor, verdient aber – gerade in diesem Blog – erwähnt zu werden: Berlin hat auch ein Umland. Und da wohnen auch Menschen. Damit wir sie nicht völlig vergessen, kommen diese Menschen hin und wieder zu Besuch in ihren alten Renaults und tiefer gelegten Astras, die Kennzeichen tragen wie OPR (Ostprignitz) oder MOL (Märkisch-Oderland). Außerdem fahren quer durch die Stadt leuchtend rote Regionalbahnen, die auf leuchtend grünen Digitalanzeigen verkünden, dass sie in Städte wie Elsterwerda oder nach Rathenow fahren. Als kleine Erinnerung daran, dass Elsterwerda und Rathenow ja auch noch da sind, dass es viele gute Gründe gibt, sie zu besuchen, und dass wir doch bitte mal wieder vorbeikommen sollen.
Stadt und Land – Hand in Hand, das mag im glücklichen Süddeutschland funktionieren. Hier ist es nicht so angesagt. Das Wort der „Vergreisung und Verdeppung“ im ländlichen Brandenburg macht die Runde – das passt nicht zu unserer jungen, kreativen Stadt. Wenn die Berliner ihr Umland besuchen, wollen sie sich in einsamen Seen tummeln und arglose Milchkühe streicheln. Zum Gespräch mit Greisen, Deppen oder ganz normalen Menschen gibt es meistens gar keine Gelegenheit. Fünfzig Kilometer vom Alexanderplatz kann es einsamer sein als in den weitesten Weiten Skandinaviens. Den meisten Berlinern ist das ganz recht. Wer was erwartet vom Leben, so sinniert der Berliner, der ist ja eh schon längst hierher gezogen.
Falko Müller