Ich habe heute etwas sehr zartes bei meinem Stammmetzger erlebt. Der Metzgersladen, eine normalerweise sehr solide geführte Fleischverkaufsfachstube, befindet sich schon seit Wochen organisatorisch in Schieflage, weil der Metzgermeister längerfristig influenzal erkrankt ist.
Jedenfalls arbeitete heute dort eine Hilfskraft, ein flaumbärtiger hagerer Auszubildender, der auch schon recht stark erkältet schien und ansonsten sehr langsam arbeitete, weil ihm die gereichten Wurstsorten überwiegend nicht geläufig waren. Die Kundenschlange war dementsprechend lang und alles zog sich hin. Ich beobachtet den jungen Mann bei seiner Arbeit, wie er bald hier, bald dort Leber- und Gelbwürste anschnitt, ein wenig Hackfleisch aus der Hackfleischmaschine sprotzeln ließ undsoweiter undsoweiter.
Plötzlich brach ich in einen stummen spastisch zuckenden Lachanfall aus. Was war geschehen? Ganz einfach, mir war erst nach einigen Minuten aufgefallen, dass der – erkältete – Metzgerslehrling stets aufs neue für jede angeschnittene Wurst ein kleines knisterndes Zellophanverpackungstütchen aus einer sterilen Verpackung holte, und weil ihm das aufpitzeln der Einfüllöffnung (statische Aufladung!) zu lästig war, pustete er jeweils in diese Öffnung rein und ribbelte mit beiden Händen daran herum, weil sie sich dann leichter öffnen ließ.
Niemand bemerkte was. Niemand schnallte, dass er ausgerechnet in die vormals sterile Zellophanumverpackung seinen bakterienumwölkten Atem reinpustete.
Das ließ mich den Rest des Tages immer wieder kurz und hell auflachen.