Gerade bei italienischen Restaurants hat man oft drei Extreme: a) die unglaublich netten und persönlichen Kiez-Italiener, in denen jeder bebrillte Gast mit „Dottore“ angesprochen wird, bei denen das Essen aber eher durchschnittlich ist. b) die Pseudo-Italiener, die in ihren Hallen einen dumpf-achselhöhligen Geruch haben, auch gerne von Spaniern, Franzosen, Deutschen oder Arabern betrieben werden, ganzjährig Rabattsaison haben, Pizza mit vierfach Käse für 3 Euro anbieten und nur auf maximalen Durchsatz aus sind und c) die wirklich guten Italiener mit hervorragender Küche, in denen man aber häufig etwas blasiert bedient wird.
Das San Nicci gehört in die Kategorie d). Es ist schlicht und einfach perfekt. Ein wunderschöner Raum mit einer klassischen, riesigen Bar. Hervorragende Akustik, man kann sich bestens mit seinen Tischgenossen unterhalten und hat doch das Gefühl, Teil einer größeren Menge zu sein. Dezente, gut hörbare, aber nie störende Musik. Außerordentlich bemühtes, lockeres, freundliches Personal, das auch Erstgäste wie alte Bekannte begrüßt.
Auf dem eingedeckten Tisch stehen kleine Schälchen mit bestem Olivenöl. Daneben eine Pfeffermühle und ein Reagenzglas mit Meersalzkristallen. Man salzt und pfeffert das Öl und tunkt das hochfrisch gebackene Brot hinein, während man die Speisekarte studiert, die klug zusammengesetzt ist aus klassischen und modernen Variationen der italienischen Küche. Wir probierten als Vorspeise ein klassisches Vitello Tonnato, ein Tatar vom Biokalbsfilet mit Parmesantörtchen und Tomatencanneloni und einen Salat von grünem und weißem Spargel mit Granatapfel und Radicchio. Jede Speise ein Gedicht, perfekt abgeschmeckt, hochfrisch, schön präsentiert.
Weiter!
Als Hauptgang ein Kalbskotelett mit knusprigem Salbei. Optisch und geschmacklich präsentiert wie ein Rindersteak. Saftig, mürb, gut. Die Kalbs-Saltimbocca waren grandios, mit einer würzigen Salbei-Note. Das Müritzlamm mit Flageolette-Bohnen und Knusperkartoffeln saftig mit rosa Kern. Allen Speisen gemeinsam ist eine außerordentlich saubere Abstimmung, Frische und auf-den-Punkt-Garung. Hierzu sei auch angemerkt, dass das Personal noch während der Vorspeise fragte, ob es danach sofort mit der Hauptspeise weitergehen solle oder ob wir eine Pause wünschten.
Das Essen klang aus mit Törtchen von Ricotta und Waldmeister und einem lauwamen Schokoladenkuchen auf Orangenragout. Auch hier: wun-der-bar.
Die Weine zum Essen waren perfekt temperiert und der Rotwein dekantiert. Auch hier alles zum Besten. Und zu guter Letzt gab es sogar – was man eigentlich nur vom Kiez-Italiener kennt – einen Limoncello auf Kosten des Hauses.
Selten so angenehm und leichfüßig, trotzdem aber hochwertig und sättigend gegessen. Toll!
San Nicci
Friedrichstr. 101
10117 Berlin
Mo-So 10-24 Uhr
www.san-nicci.de
(030) 306454980.