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Breaking News: Obama spricht

… endlich ist sein Sprechort bekannt. Herr Dr. Obama spricht, nach langen Querelen endlich bestätigt, in „Buschis Stübchen“, Potsdamer Str. 171, Berlin-Tiergarten. Da geht was!

 

Konzertempfehlung: Aki and the Good Boys

Aki and the good boys

Gestern war ich auf dem schönsten Jazzkonzert des bisherigen Jahres und ich glaube auch, dass es dieses Jahr kein besseres Jazzkonzert mehr geben kann. Aki and the Good Boys sind endlich wieder in Berlin. Frank Möbus an der Gitarre ist diesmal nicht dabei, dafür aber – was ein verdammt guter Tausch ist – Tobias Delius, einer der lebendigsten Tröter, die ich seit langem gehört habe.

Delius
Ausgestattet mit einer urgemütlichen Plauze, gewandet in Klamotten, in denen er sofort als Gas-Wasser-Installateur durchginge, spielt dieser Mann ein Saxofon und eine Klarinette, dass einem ob der Wucht und gleichzeitigen Eleganz und Verspieltheit die Tränen kommen. Rudi Mahall lässt seine Bassklarinette die unfassbarsten Töne röhren und gestattet sich auch schon mal ein 16-Takt-Solo mit nur einem einzigen Ton zu bestreiten. Aki Takase wiederum zeigt ihr Talent als gleichzeitig swingende, groovende, aber eben auch wütende, in die Tasten dreschende – und nebenbei unglaublich sichere Pianistin. Johannes Fink (b) und Heinrich Köbberling (dr) wie immer absolut verbrüdert, aus einem Guss, bestgelaunt.
Koebberling und Fink

Was den Sound von Aki und den Good Boys ausmacht ist Freiheit. Freiheit, die auf Können, Sicherheit, sehr sehr viel Humor und einem perfekten Zusammenspiel basiert. Der Endorphinausstoß, durchs gestrige Konzert ausgelöst, trägt sicherlich noch einige Tage. Und daher rate ich allen, die dies hier lesen: Geht heute Abend hin, da spielen sie nochmal. Und reserviert, denn es wird ordentlich was los sein.

Heute 22 Uhr A-Trane und morgen 22 Uhr nochmal, morgen allerdings nur im Duo mit Rudi Mahall. Am 22. August ebenfalls nochmal Aki and the Good Boys im Badenschen Hof.

 

Tipp: Modeselektor

Am Mittwoch war ich beim Radiohead-Konzert in der Wuhlheide. Ein traumhaftes Konzert, trotz einiger Regenschauer. Als Vorgruppe gab es das DJ-Duo MODESELEKTOR, das ich bisher nur vom Hörensagen aufgrund einiger interessanter Kooperationen (u.a. mit Thom Yorke, Apparat, Maximo Park) kannte. Ich möchte dieses Duo ausdrücklich empfehlen, es war einer der besten elektronischen Live-Acts, die ich je gesehen habe. Was erwartet einen?

Man braucht Geduld. Die Sets sind langfristig angelegt. Es beginnt mit kratzigen Beats, unglaublich dreist-stumpfen Oszillatorensounds, langem Herumreiten auf minimalistischen Midtempo-Grooves. Die ersten 20 Minuten sind rein-instrumental, monomanisch, hochgradig simpel. Dann kommt es langsam zu ersten Voice-Samples, Toast- und Raggamuffin-Einlagen, flirrenden, verstimmten Synthesizer-Offbeats. Der Fuß beginnt mitzuwippen. Das Ganze steigert sich langsam weiter, auch das Tempo, und irgendwann haben sie einen geknackt, dann kommen klickende, zickende Hi-Hats, Flow, Groove, Triolen, Punktierungen, Snare-Wirbel – und die große Elektronik-Euphorie, die nur der genießen kann und darf, der sich vorher langsam die Stimmung hat hochpeitschen lassen. Groß, groß, groß. Unbedingt ansehen.

Die nächsten Berlin-Gigs sind:

23.07. Tresor
09.09. Berghain

Weiteres bei myspace unter myspace.com/mdslktr

 

Der besondere Film

Was ganz besonderes: Die Victoria Bar zeigt am kommenden Sonntag, den 06.07., den mit einem Grimmepreis ausgezeichneten Collagenfilm „Hitlers Hitparade“. Einlass ist 20 Uhr. Nach einer kurzen Einführung durch die Regisseure wird dann der Film um 21 Uhr gezeigt. Da es sich um ein sensibles Thema handelt, wird der Abend als geschlossene Privatgesellschaft durchgeführt. Anmeldungen unter stefan@victoriabar.de oder Telefon 030 2579977.

Mehr über den Film hier.

 

„Du hast Opossum bestellt?“

Eine kleine Exkursion nach Potsdam. Das Restaurant „Barokoko“ liegt wunderschön, am Nauener Tor, wo das holländische Viertel beginnt. Man sitzt dort sehr kommod und wird von aufmerksamen und gut gelaunten, jungen Kellnerinnen begrüßt. Wir sind acht Leute, alle bestellen quer durcheinander, eine wahre Geduldsprobe fürs Personal – was aber kein Problem darstellt. Der Abend fängt gut an, die Gerichte auf der Speisekarte, hauptsächlich italienische Küche mit etwas saisonalen Addons, lesen sich gut. Doch was wir dann an Leistungen aus der Küche erleben dürfen, muss als höchst durchwachsen bezeichnet werden. Mein Salat von grünem und weißem Spargel ist großzügig portioniert; der Spargel ist jedoch mehr als bissfest und ertrinkt in einer viel zu süßen Erdbeervinaigrette. Die Tischnachbarin hat eine Spargelsuppe mit Vanille als Vorspeise, die jedoch geschmacklich eher an einen Vanillepudding mit Spargelstrünken erinnert. Viel zu süß. Das Rindercarpaccio der anderen Mitesser wird als gut bewertet. Bei den Hauptspeisen hört es dann aber ganz auf. Leider.

Als meine Saltimbocca gebracht werden, fragt die Tischnachbarin spontan, „du hast Opossum bestellt?“ – ich habe noch nie so merkwürdig aussehendes Fleisch gegessen. Üblicherweise handelt es sich bei Saltimbocca um dünngeklopfte, unpanierte Schnitzel, die mit luftgetrocknetem Schinken und Salbei belegt oder umwickelt werden. Was hier vor mir liegt, sind relativ große, streng riechende Fleischstücke, in deren Mitte nach Art eines Cordon Bleu roher Schinken liegt, allerdings meines Erachtens kein klassischer luftgetrockneter Schinken, sondern eher ein Schinken Schwarzwälder Art, zumindest schmeckt er so. Das Fleisch ist leider nicht richtig durchgegart, in der Mitte noch fast roh. Es hat einen eigentümlichen Geschmack. Dazu gibt es ein stark mit Provencekräutern überwürztes Ratatouille-Gemüse und ein eher neutral schmeckendes Risotto. Ein Kollege versucht sich an Spaghetti Scampi, legt aber nach dem Probieren eines Scampi die anderen fünf Großgarnelen kommentarlos an den Rand des Tellers. Die Nachbarin hat Red Snapper auf dem Teller, der nicht besonders vertrauenerweckend aussieht und von ihr auch nicht zu Ende gegessen wird. Ein anderer Kollege lässt nach einigen Minuten von seinem bestellten Stangenspargel die Hälfte auf dem Teller liegen, der trockene Kommentar lautet: „frisch aus der Baumschule“ – bissfest, und zwar richtig. Der bestellte Weißwein muss leider wegen Kork zwei mal zurückgehen. All dies wäre richtig ärgerlich, wäre das Personal nicht so bemüht und freundlich. Und weil man draußen wirklich schön sitzen kann, sind wir trotzdem mit dem Abend versöhnt.

Zum nett Biertrinken ist es wirklich okay im Barokoko. Aber dort zu essen kann zumindest nach dem gestrigen Besuch niemandem empfohlen werden.

Barokoko
Friedrich-Ebert-Str. 30
14467 Potsdam
(0331) 2801438

 

Klage feiert Abschied

Das geschätzte Weblog Klage von Rainald Goetz feiert Abschied. Am Samstag, den 21. Juni, 22 Uhr, Atelier Anne Neukamp, Oranienstr. 189. Eintritt frei. First come, first serve.

 

Empfehlung: San Nicci – der perfekte Italiener

Gerade bei italienischen Restaurants hat man oft drei Extreme: a) die unglaublich netten und persönlichen Kiez-Italiener, in denen jeder bebrillte Gast mit „Dottore“ angesprochen wird, bei denen das Essen aber eher durchschnittlich ist. b) die Pseudo-Italiener, die in ihren Hallen einen dumpf-achselhöhligen Geruch haben, auch gerne von Spaniern, Franzosen, Deutschen oder Arabern betrieben werden, ganzjährig Rabattsaison haben, Pizza mit vierfach Käse für 3 Euro anbieten und nur auf maximalen Durchsatz aus sind und c) die wirklich guten Italiener mit hervorragender Küche, in denen man aber häufig etwas blasiert bedient wird.

Das San Nicci gehört in die Kategorie d). Es ist schlicht und einfach perfekt. Ein wunderschöner Raum mit einer klassischen, riesigen Bar. Hervorragende Akustik, man kann sich bestens mit seinen Tischgenossen unterhalten und hat doch das Gefühl, Teil einer größeren Menge zu sein. Dezente, gut hörbare, aber nie störende Musik. Außerordentlich bemühtes, lockeres, freundliches Personal, das auch Erstgäste wie alte Bekannte begrüßt.

Auf dem eingedeckten Tisch stehen kleine Schälchen mit bestem Olivenöl. Daneben eine Pfeffermühle und ein Reagenzglas mit Meersalzkristallen. Man salzt und pfeffert das Öl und tunkt das hochfrisch gebackene Brot hinein, während man die Speisekarte studiert, die klug zusammengesetzt ist aus klassischen und modernen Variationen der italienischen Küche. Wir probierten als Vorspeise ein klassisches Vitello Tonnato, ein Tatar vom Biokalbsfilet mit Parmesantörtchen und Tomatencanneloni und einen Salat von grünem und weißem Spargel mit Granatapfel und Radicchio. Jede Speise ein Gedicht, perfekt abgeschmeckt, hochfrisch, schön präsentiert.

Weiter!

Als Hauptgang ein Kalbskotelett mit knusprigem Salbei. Optisch und geschmacklich präsentiert wie ein Rindersteak. Saftig, mürb, gut. Die Kalbs-Saltimbocca waren grandios, mit einer würzigen Salbei-Note. Das Müritzlamm mit Flageolette-Bohnen und Knusperkartoffeln saftig mit rosa Kern. Allen Speisen gemeinsam ist eine außerordentlich saubere Abstimmung, Frische und auf-den-Punkt-Garung. Hierzu sei auch angemerkt, dass das Personal noch während der Vorspeise fragte, ob es danach sofort mit der Hauptspeise weitergehen solle oder ob wir eine Pause wünschten.

Das Essen klang aus mit Törtchen von Ricotta und Waldmeister und einem lauwamen Schokoladenkuchen auf Orangenragout. Auch hier: wun-der-bar.

Die Weine zum Essen waren perfekt temperiert und der Rotwein dekantiert. Auch hier alles zum Besten. Und zu guter Letzt gab es sogar – was man eigentlich nur vom Kiez-Italiener kennt – einen Limoncello auf Kosten des Hauses.

Selten so angenehm und leichfüßig, trotzdem aber hochwertig und sättigend gegessen. Toll!


San Nicci
Friedrichstr. 101
10117 Berlin
Mo-So 10-24 Uhr
www.san-nicci.de
(030) 306454980.

 

Be-Berlin oder Roh-Rohrzucker?*

Ist das jetzt der neue Trend? Slogans und Produktnamen für Stotterer? Ich wurde in den Kommentaren zum vorigen Beitrag gefragt, ob ich nicht mal etwas über den Berlin-Slogan be.berlin bzw. sei Berlin schreiben könne. Ja, kann ich. Ich weiß nur nicht, was. Ich kann nur dazu sagen, dass ich Stadtslogans Unsinn finde. Zutiefst an der falschen Stelle rausgeschmissenes Geld. Eine Stadt braucht keinen Slogan. Ah, jetzt weiß ich doch, was ich schreiben kann. Der von mir sehr verehrte Kabarattist Hanns-Dieter Hüsch sollte nämlich mal einen Slogan für Berlin verfassen. Er vergaß den Auftrag und merkte erst morgens beim Weckerklingeln nach einer durchfeierten Nacht, dass er ja den Slogan in einer Agentur abzugeben habe. Daraufhin hatte er mit 2 Promille Standgas schnell auf einen Zettel gekritzelt, „Berlin – das bist du!“ – und gutgelaunt das Honorar eingestrichen.

Wer nun glaubt, so gehe das in Agenturen generell zu, der irrt. Zwar wirken Slogans oft wie schnell und besoffen hingeschludert, in Wahrheit ist es aber so, dass die Agentur-Denker sich in der Denkzelle mühsam Vorschlagslisten abringen, diese werden dann in größerer Runde vorgestellt, dort sitzen mindestens zehn Bedenkenträger mit Direktleitung zum Markenanwalt kopfwackelnd am Tisch, um in semantischen Streich- und Fabulierorgien wieder alles zu zerfleddern. Und das kostet.

Ich plädiere statt dessen für das Geld den Kapielski’schen Springbrunnen zu bauen. Dann hätte Berlin ein wirkliches Pfund zum Wuchern.

*) Wortwitz mit Roh-Rohrzucker (C) 2008 Sascha Lobo.

 

Brand in der Philharmonie – der Tag danach

Es scheint glimpflich ausgegangen zu sein. Ich war gestern auch an der Philharmonie und es sah alles andere als gut aus, dicker, graugelber Qualm waberte aus dem Dach. Schweres Löschgerät, auf dem Dach Feuerwehrleute, die todesmutig mit Motorsägen das Dach aufsägten und verzweifelt versuchten von außen an den Brandherd zu kommen. War ein komisches Gefühl, ich habe schon viele schöne Konzerte in der Philharmonie gehört. Auch, wenn ich nicht der Ansicht bin, die Akustik dort sei besonders gut, so wäre ich doch sehr traurig gewesen, wenn sie dem Feuer zum Opfer gefallen wäre. Inzwischen mehren sich aber die Meldungen, dass der Schaden zwar groß ist, aber weder die tragende Konstruktion, noch die Instrumente gefährdet sind. Und glücklicherweise ging es ohne Verletzte oder Tote aus. Nochmal davongekommen.

 

Berliner Post – Ihr Feedback bitte

Ich habe am Freitag etwas interessantes erlebt. Ich war zu Hause, hörte plötzlich, wie an der Wohnungstür etwas durch de Briefschlitz fiel. Ging zur Tür und fand auf dem Fußboden eine der berühmten, roten Postkarten der Deutschen Post AG, die mich informierte, man habe mich nicht angetroffen und ich solle doch mein Paket bitte am nächsten Tag auf der Post abholen. Heute jedoch nicht. Ich riss die Wohnungstür auf und krakeelte dem Briefträger hinterher.

Ich: Moment, ich bin zu Hause. Wo ist mein Paket?“

Postmann: Dit wollten wa jestern zustellen, dâ wâ âbâ kéenâ ßu Hauese bei Ihn‘

Ich: Das stimmt erstens nicht und zweitens: warum werfen Sie dann HEUTE, also einen Tag nach gestern, die Benachrichtigungspostkarte ein?

Postmann: „Weiel die mit der Post ßugestellt wern“.

Hat jemand ähnliches erlebt? Ich würde doch gerne mal eine kleine Fallsammlung machen und dann mal schauen, was man damit so erreichen kann.