Berlin steigt aufs Rad. Die Zahl der Radfahrer wächst und mit ihr die Nachfrage an besonderen Rädern, schöner Kleidung und passenden Accessoires fürs Rad. Das zeigte sich auch am vergangenen Wochenende auf den beiden Berliner Messen. Das Angebot der Aussteller aus der Hauptstadt wird immer individueller und vielfältiger.
Da sind zum Beispiel die Rakete-Räder. Der kleine Fahrradladen im Bezirk Prenzlauer Berg kombiniert gerne klassische Rahmenformen mit ungewöhnlichen gold- oder petrolfarbenen Lackierungen. Und so klassisch die Rahmen auch sind: Sie fallen auf. Viele waren früher mal beliebt, sind aber aus den herkömmlichen Fahrradläden verschwunden. Dazu gehören etwa das Fahrrad Mixte mit schmalen Doppelstreben, die vom Lenker bis zum Hinterrad reichen, oder das Meral, ein Sportrad für Frauen. Der Erfinder dieses Rahmens ist die Firma Méral aus Frankreich, die auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr existiert.
Rakete-Räder bestehen aus Chrom-Molybdän-Stahl. Ihre Rohre sind mit besonderen Muffen verbunden, die zum Rahmen passen und etwas her machen. Außerdem achtet Rakete-Mitinhaber Daniel Weist auf Details. Beim Meral liegen beispielsweise die Befestigungsösen für den Gepäckträger innen im Rahmen. So bleiben die Schrauben unsichtbar, und der Rahmen kommt mehr zur Geltung. Alle Räder sind mit Ledersätteln und -griffen von Brooks ausgestattet, die Komponenten sind langlebig. Für die hochwertige Ausstattung sind die Räder relativ günstig.
Teure Räder mit extrem langer Haltbarkeit baut Daniel Pleikies, auch WheelDan genannt. Der Architekt und Rahmenbauer verarbeitet in Berlin Titan – eine Nische in der Szene. „Titan rechtfertigt eigentlich erst die Handarbeit, die in so einem Rahmen steckt“, sagt er. Pleikies baut das komplette Rad aus dem edlen Metall. Auch den Gepäckträger. Das Fatbike, das auf dem Foto abgebildet ist, kann er im Auto oder auch im Flugzeug transportieren. Denn der Rahmen ist teilbar, Pleikies hat ins Ober- und Unterrohr S&S-Kupplungen eingebaut. Akzente setzt er bewusst über die ausgewählten Komponenten, wie hier sehr schön mit dem grünen Ledersattel und dem rot eloxierten Vorbau.
Sehr schöne Trikots mit ebenso witzigen wie ironischen Designs stellt Yiks in kleiner Auflage in Berlin-Friedrichshain her. Zurzeit haben Toni Beschorner, Martin Friendt und Alexander Rübsam drei unterschiedliche Modelle als Trikots mit kurzen oder langen Ärmeln im Shop, nebst passendem Multifunktionstuch. Mein Favorit ist die Trikotjacke „Please Mr. Motorist watch out for me„, das sehr charmant darauf hinweist: Auch Radfahrer sind Verkehrsteilnehmer. Die drei entwickeln die Trikots in ihrer Freizeit und verkaufen sie in erster Linie online.
Ortlieb-Taschen gelten als extrem robust und wasserdicht. Eine ähnlich widerstandsfähige Alternative hat sich jetzt Britta Eppinger ausgedacht. Sie näht aus ausrangierten Gummitüchern, die beim Offsetdruck anfallen, Fahrradtaschen für den Gepäckträger und für den Lenker. Mit ihren reflektierenden Verschlüssen erinnern die Modelle an die Schulranzen aus den siebziger Jahren. Eingehängt werden sie wie die Ortlieb-Taschen. Zu jeder Bolsos-Tasche gibt es einen Tragegurt. Wer Grün nicht mag, hat allerdings Pech. Bislang hat Britta Eppinger nur grüne Gummitücher zum Upcyclen in ihrem Vorrat.