„Nimm ein Hochrad. Du wirst es nicht bereuen, falls du es überlebst.“ So lautet der Schlusssatz von Mark Twains Essay Wie man ein Hochrad zähmt. Den schrieb er 1884 – und Twain hat nicht übertrieben. Einige haben sich seinerzeit beim Radfahren lernen das Genick gebrochen. Aber es gab auch andere, wie Thomas Stevens, die auf den Riesenrädern mit Vollgummireifen die Welt umrundeten.
Komfortabel war das sicherlich nicht. Aber selbst nach mehr als 100 Jahren üben die historischen Riesenräder auf viele Menschen noch ihren Reiz aus. Ihre Anhänger sammeln sie, putzen sie heraus und einige wenige fahren damit sogar Touren.
So wie Max Reeder. Er ist Mitglied des Vereins Historische Fahrräder und betreibt das Blog Luftlos. Mit neun Vereinsmitgliedern flanierte er Ende Mai einige Tage lang am Main entlang.
„Auf Hoch- und Dreirädern ist man eher gemütlich unterwegs“, sagt Reeder. Einerseits um das Material zu schonen, andererseits ist gerade das Dreiradfahren ziemlich anstrengend. Zwar sitzt man laut Reeder recht gemütlich zwischen den Rädern, aber die Fahrzeuge sind 35 Kilogramm schwer und die Beine beim Fahren stärker angewinkelt, als es heute üblich ist. Zudem haben die Hoch- und Dreiräder keinen Freilauf. Das bedeutet: permanent treten.
„Bergauf ist es eine Frage der Kraft, bergab eine des Mutes“, kommentiert das eine der Mitfahrerinnen in diesem Video. Um Mut und Muskelkraft nicht übermäßig zu strapazieren, haben die Oldtimer-Radler eine möglichst ebene Route gewählt. Außerdem ist es durchaus üblich, zwischendurch abzusteigen. Das haben die Fahrer früher auch getan – sowohl bergab als auch bergauf.
Denn die Band- oder Löffelbremsen, mit denen viele der Fahrzeuge ausgestattet sind, haben eher Alibifunktion. Verzögert wird die Geschwindigkeit durch Gegendruck auf die Pedale. Wer bergab zu schnell wird, hat nur eine Chance: Er muss vom Rad springen. Wer will das schon? Mark Twain wollte es sicherlich nicht.