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Das Lastenrad als Lückenfüller

© Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
© Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Vor zwei Jahren waren die iBullits mit der Aufschrift „Ich ersetze ein Auto“ noch Exoten im Straßenverkehr. Damals starteten die Wissenschaftler des Instituts für Verkehrsforschung  das gleichnamige Projekt in acht Städten mit verschiedenen Kurier- und Expressdiensten im Rahmen der BMU-Klimaschutzinitiative. Gestern hat der Projektleiter Johannes Gruber die Ergebnisse des Feldversuchs in Berlin vorgestellt.

Nörgler gibt es eigentlich immer. Bei dem Projekt Ich ersetze ein Auto blieben die Unkenrufe von Anbeginn aber aus. Wohlwollend, neugierig und vor allem sehr umfangreich berichteten vor zwei Jahren alle erdenklichen Medien über das Projekt. Es scheint so, als hätten die Städter nur darauf gewartet, dass jemand auch schwere und voluminöse Lieferungen vom Auto aufs Fahrrad packt und damit zum Kunden bringt.

Dass es funktioniert, zeigen die Zahlen. Seit Juli 2012 waren 40 iBullits in acht Städten zu Testzwecken unterwegs. Laut Gruber haben sie pro Monat etwa 8.000 Aufträge erledigt, die meisten in einem Radius von etwa vier Kilometern in der Innenstadt. Dabei kamen etwa eine halbe Million Kilometer zusammen.

Rund 100 Kilo fasst ein iBullit. Doch nicht jeder Auftrag war ein sperriger schwerer Lastentransport. Es waren auch viele kleine Sendungen dabei. „Etwa die Hälfte der Sendungen hätte ein Fahrer mit einem herkömmlichen Rad nicht zustellen können“, sagte Gruber.

Im Grunde genommen füllen die iBullits eine Lücke. Sie übernehmen die Fahrten, die für die klassischen Radkuriere zu voluminös oder zu schwer sind, für den Auto-Kurier aber zu klein, zu umständlich und zu teuer. In diese Kategorie fällt beispielsweise der Blumenstrauß, der von der Friedrichstraße ins etwa anderthalb Kilometer entfernte Hotel Adlon gebracht werden muss sowie der Transport von Ordnern oder Kartons mit Flyern von der Druckerei zum Kunden.

Hier entfalten die elektrischen Transporter ihre Stärke. „Die Fahrzeuge erhöhen die Flexibilität der Fahrradkuriere, weil sie mehr mitnehmen und Aufträge kombinieren können“, sagt Gruber. Somit erzielen sie bei gleicher Fahrzeit mehr Gewinn und genießen weiterhin die Vorteile der Radfahrer in der Stadt. In der 21 monatigen Testphase sind allein in Berlin die Lastenradaufträge um 43 Prozent gestiegen.

Die Kurierdienste wollen nicht mehr auf die Schwertransporter mit eingebautem Rückenwind im Fuhrpark verzichten. Im Gegenteil. Messenger will weitere Lastenräder anschaffen.

Allerdings stellen die Wissenschaftler auch fest: Die Fahrer sind in erster Linie die traditionellen Fahrradkuriere, die auf die Elektro-Lastenräder umsteigen. Viele von ihnen sind inzwischen Mitte 40. Für sie ist laut Gruber entscheidend, dass die Arbeit mit Motorunterstützung leichter und lukrativer wird. Die wenigen Autokuriere, die umgestiegen sind, wollten gerne wechseln und waren mit dieser Entscheidung dann auch zufrieden.

Das ist in diesem Projekt wahrscheinlich auch ein wesentlicher Aspekt, der zum Erfolg beiträgt. Wer sich für diesen Job entscheidet, fährt gerne Rad. Er transportiert nicht nur Waren sondern auch ein positives Image, weil er etwas macht, was ihm gefällt.

Ein Baustein zum CO2 freien Wirtschaftsverkehr

Das Projekt Ich ersetze ein Auto wurde im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltministerium gefördert. Die Europäische Kommission strebt bis zum Jahr 2030 eine CO2 freie Stadtlogistik an. Der Druck auf die Städte wird also immer größer. Die iBullits sind eine Alternative auf dem Weg zu einem besseren Stadtklima.

Dabei sollte man aber realistisch betrachten, was die Lastenräder leisten können. In der aktuellen Studie haben die Wissenschaftler ermittelt, dass die iBullits acht Prozent aller Sendungen beziehungsweise vier Prozent der gesamten Fahrleistung ausmachen. „Das ist nicht riesig, aber ein guter Anfang“, findet Gruber. Er sieht noch weitere Möglichkeiten den Einsatzbereich auszuweiten.

Denn viele Mitarbeiter, die Kurieraufträge in Schnittstellen wie Call-Centern verteilen oder auch Disponenten denken bisher nicht daran, ein Lastenrad auf die Straße zu schicken. Ebenso fordern noch wenige Kunden Lastenräder an. Das änderst sich zwar langsam –  aber hier ist noch viel Entwicklungsspielraum.

Welches Potenzial das Fahrrad für den Wirtschaftsverkehr noch birgt, untersucht Johannes Gruber für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) bereits in dieser weiteren Studie.

 

Wo man in Kopenhagen an Leihbikes kommt

© Gobike
© GoBike

Kopenhagen hat zwei neue Fahrradverleihsysteme – eines für moderne Pedelecs und eines für aufgearbeitete Fundräder.

Seit Anfang April kann man nun die GoBike-Cityräder mieten. Sie sind mit Tablets ausgerüstet und können auf Wunsch einen Motor zuschalten (mehr dazu hier im Blog). Die Räder sollen mehrere Aufgaben übernehmen: Erstens sollen Touristen mit ihnen die Stadt erradeln, zweitens sollen sie die Mobilitätslücke der Pendler zwischen Bahn und Zielort schließen.

Nach der ersten Woche ist GoBike-Geschäftsführer Torben Aagaard zufrieden. Das Feedback der Kunden sei positiv, sagt er. Die Tablets seien einfach und logisch zu bedienen und das elektrische Fahren mache Spaß. Das war zu erwarten. Jeder, der zum ersten Mal auf einem Pedelec sitzt, steigt mit einem Grinsen wieder ab. Und viele der Dänen, die das GoBike ausprobierten, waren laut Aasgaard erstmals per Pedelec unterwegs. Im Schnitt mieteten sie die Räder für eine Stunde und fuhren etwa fünf Kilometer weit.

Neben dem modernen System gibt es einen weiteren kostenfreien Fahrradverleih, der noch einfacher funktioniert als die Methode von Bikesurfing Berlin. Man muss nur den Zeitraum und die Anzahl der Räder, die man benötigt, auf der Webseite von Copenhagen Free Bike Rental eintragen, Mailadresse und Telefonnummer hinterlassen und erhält dann eine Nachricht, ob die Räder verfügbar sind.

Vier junge Studenten aus Kopenhagen haben Copenhagen Free Bike Rental als Nonprofit-Organisation gegründet. Sie verleihen Fundräder oder recycelte entsorgte Räder, um sie Touristen zur Verfügung zu stellen – entweder kostenlos oder gegen eine Spende. Die Räder werden abends um sechs Uhr an einem festgelegten Standort in der Nähe des Rathauses ausgegeben und auch wieder in Empfang genommen.

 

Politik bringt Pendler auf Pedelecs

Pedelecs sind immer noch eine recht junge Fahrzeuggattung. Zwar hat die ältere Generation die Räder mit eingebautem Rückenwind relativ schnell für sich entdeckt, aber Pendler, für die Elektrofahrräder eigentlich prädestiniert sind, steigen immer noch eher schleppend um. Die Berliner Senatsverwaltung will mit ihrem Projekt Pedelec-Korridor nun etwas nachhelfen. Weiter„Politik bringt Pendler auf Pedelecs“