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Wegweisend: Schwimmender Radweg für London

© Leon Cole/ River Cycleway Consortium/ Rex
© Leon Cole/ River Cycleway Consortium/ Rex

Welche Möglichkeiten haben Städte, wenn der Platz für Fußgänger, Radfahrer, Autos oder Busse jetzt schon kaum noch ausreicht, die Stadt aber weiterhin wächst? Diese Frage wird für viele Stadt- und Verkehrsplaner in Europa immer drängender. Der Architekt David Nixon hat mit der Künstlerin und Unternehmerin Anna Hill für Radfahrer jetzt einen neuen Platz in London entdeckt: die Themse. Wenn sie Geldgeber finden, wollen sie dort einen schwimmenden Radweg installieren. Weiter„Wegweisend: Schwimmender Radweg für London“

 

Abstimmen: Wie fahrradfreundlich ist Ihre Stadt?

Für die Zukunft sehen Experten das Fahrrad als wichtiges Verkehrsmittel im Städten, sein Anteil unter den verschiedenen Verkehrsträgern werde noch erheblich zunehmen. Zwar bauen viele deutsche Städte derzeit ihr Radwegenetz aus, aber wenn das Fahrrad eine gleichberechtigte Rolle übernehmen soll, haben die Städte in den kommenden Jahren noch viel zu tun – oder wie sehen Sie das?

Ab heute Mittwoch können Sie Ihre Meinung äußern. Der ADFC startet wieder seinen bundesweiten Fahrradklima-Test. Die letzte Befragung liegt erst zwei Jahre zurück. Bei den Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern landeten Münster, Freiburg im Breisgau und Karlsruhe ganz vorn; bei den Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern standen Erlangen, Oldenburg in Oldenburg und Hamm auf den Plätzen eins bis drei (im Velophil-Blog haben wir hier Anfang 2013 ausführlich über die Ergebnisse berichtet).

Im Herbst 2012 haben rund 80.000 Frauen und Männer die Wege, das Klima und die Sicherheit in ihrer Stadt benotet. Seitdem ist die Zahl der Radfahrer noch mal sehr gestiegen – so erscheint es mir jedenfalls.

Es lohnt sich mitzumachen. Erstens hat man selten genug die Gelegenheit, das Radwegenetz vor der Haustür zu bewerten, und zweitens hat der Fahrradklima-Test durchaus Gewicht. Immer wieder zitieren Politiker und Dezernenten die Zahlen. Mit seinem Urteil kann also jeder Radfahrer Impulse für die Verbesserung des Verkehrsklimas und der Infrastruktur geben.

Mitmachen kann laut ADFC jeder, der zumindest ab und zu mit dem Fahrrad fährt. Den Fragebogen kann man ab Mittwoch (24.9.) hier bis Ende November online ausfüllen oder ausdrucken. Pro Stadt müssen mindestens 50 Fragebögen vorliegen, um in das Städteranking aufgenommen zu werden. Buxtehude, die Stadt in der wohne, war beim letzten Mal nicht dabei. Ich bin sehr gespannt, ob es sie es diesmal schafft.

Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2015 in Berlin und weiteren Städten der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Mit dem geliehenen Tallbike zur Critical Mass

© Manuel Wagner
© Manuel Wagner

Bei vielen Radfahrern in Deutschland steht einmal im Monat an einem Abend „Critical Mass“ im Kalender. In mehr als 40 Städten machen sie sich dann auf den Weg zu einem kurzfristig bekannt gegebenen Treffpunkt, um für ein paar Stunden im lockeren Korso durch die Stadt zu fahren. Sie wollen damit mehr Platz auf den Straßen einfordern, vor allem eine bessere Infrastruktur.

In Stuttgart sind stets auch die Organisatoren von Technik und Solidarität e.V. – Fahrräder für Afrika dabei. Sie bieten zur Critical Mass Touristen und alteingesessenen Stuttgartern an, auf Tallbikes mitfahren – das sind Radriesen aus zwei aufeinander geschweißten Rahmen. Der Verein nennt den Radspaziergang auf den ungewohnt hohen Rädern Arttour: Es geht eher darum, die Perspektive zu wechseln und die Stadt von einem ungewohnten Standpunkt zu erleben.

Bei der August-Tour ist Robin Bischoff spontan mitgefahren. Er arbeitet in der Nähe der Wagenhallen beim Stuttgarter Nordbahnhof, wo Technik und Solidarität e.V. sitzt. Dort hatte Bischoff die Teilnehmer beim Üben im Hof gesehen. Er hatte Zeit und hat das Fahren auf einem Tallbike selbst ausprobiert. Nachdem er das Auf- und Absteigen eine Weile im Hof trainiert hat, ist er mitgefahren.

© Manuel Wagner
© Manuel Wagner

„Anfangs war es ein bisschen schwierig“, sagt Bischoff. Er beschreibt das Aufsteigen so: Man setzt einen Fuß auf die Pedale, setzt das Rad in Bewegung und stößt sich dann mit Schwung in den Sattel. Das erfordert Mut. Wenn das Tallbike erst mal rollt, fahre es sich wie ein normales Fahrrad. Nur Stopps liefen anders, erklärt Bischoff: „Man befindet sich auf der Höhe der Ampellichter und hält sich an Verkehrsschildern fest.“

Tallbiker sind in exponierter Position und werden häufig angesprochen. Mütter mit ihren Kindern und Menschen auf Balkonen winken einem zu, und man winkt zurück. „Man wird automatisch ein bisschen zum Clown“, sagt Bischoff.

Bischoff ist im August das erste Mal bei der Critical Mass in Stuttgart mitgefahren, in der baden-württembergischen Hauptstadt findet der Fahrrad-Korso am ersten Freitag eines Monats statt. Anders als in anderen Städten ist er dort eine angemeldete Veranstaltung. Critical Mass Stuttgart beginnt um 18.30 Uhr am Feuerseeplatz und wird von der Polizei durch die Stadt eskortiert. Am heutigen Abend endet sie im Hof von Technik und Solidarität e.V. – Fahrräder für Afrika.

Die Arttour ist nur eines der vielen Projekte des Vereins. In erster Linie sammeln die 15 ehrenamtlichen Mitglieder alte oder nicht genutzte Fahrräder. Jedes Jahr schicken sie einen Container mit rund 2.000 Fahrrädern und Ersatzteilen nach Ghana und Burkina Faso. Vor Ort arbeitet der Verein mit lokalen Organisationen zusammen, die die Räder verteilen. Viele werden an Kinder vergeben, damit sie den weiten Schulweg überhaupt bewältigen können.

„Accra, die Hauptstadt Ghanas, hat große Verkehrsprobleme“, sagt Clemens Rudolf von Technik und Solidarität e.V. Stundenlang stünden die Autofahrer dort zu den Stoßzeiten im Stau – mit dem Fahrrad würde es viel schneller gehen. Rudolf lacht und sagt: „Im Grunde ist es in Accra wie in Stuttgart.“ Der Unterschied: „In Stuttgart stehen die Autos geordnet in einer Reihe.“