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Alles ist erleuchtet

© Monkeylectric
© Monkeylectric

Wer im Dunkeln mit dem Fahrrad unterwegs ist, tut gut daran, sich möglichst sichtbar zu machen. Gerade in der Großstadt, wo es überall flackert und blinkt, sollte man sein Rad und sich selbst besser ausstatten, als es die StVZO vorschreibt. Allerdings sollte man zunächst überprüfen, ob das Velo überhaupt die vorgeschriebenen Lichtquellen und Reflektoren hat. Manchmal erlebt man dabei eine Überraschung. Weiter„Alles ist erleuchtet“

 

Ein Fahrrad mit Kofferraum

Aerodynamisch ist der Kofferraum bei dem Flitzer wahrscheinlich nicht © David Hotard
Aerodynamisch ist der Kofferraum bei dem Flitzer wahrscheinlich nicht. © David Hotard

Wie sich der „Transport“ des amerikanischen Designstudenten David Hotard schlussendlich fährt, ist die Frage. Es gibt auch praktischere Möglichkeiten, als sein Gepäck in den von Hotard entwickelten Kofferraum am Vorderrad zu verstauen. Aber es lohnt sich dennoch, den Prototypen des Designstudenten näher zu betrachten

Damit er Gepäck im Vorderrad unterbringen kann, hat Hotard das Laufrad komplett neu kreiert. Es ist verkleidet, hohl und etwas nach außen gewölbt, um Stauraum zu schaffen. Damit sich das Gepäck beim Fahren nicht dreht, ist das Vorderrad ganz speziell gebaut: Der Kofferraum verharrt, während sich Felge und Reifen auf Kugellagern um das Gepäckfach drehen.

Hotard studiert am Georgia Institute of Technology in Atlanta. Im Rahmen einer Fallstudie haben vier Teams von jeweils drei Studenten unterschiedliche Fahrräder entwickelt. Das Fachseminar wurde von dem amerikanischemn Komponentenhersteller Sram gesponsert.

Natürlich gibt es für Rennradfahrer – die Hotard als Zielgruppe nennt – praktischere Möglichkeiten, um ihr Gepäck zu transportieren. Aber manchmal muss man ausgetretene Wege verlassen, um über Umwege Neues zu entdecken. In dem Zusammenhang ist es interessant, dass Sram Forschung zum Thema Fahrrad unterstützt.

Testfahrt im Vorfeld: Grundsätzlich funktioniert die Kofferraumidee © David Hotard
Testfahrt im Vorfeld: Grundsätzlich funktioniert die Kofferraumidee. © David Hotard

 Laufrad ohne Nabe © David Hotard
Laufrad ohne Nabe © David Hotard

Der Prototyp besteht wie diese Gabel aus verleimten Holz © David Hotard
Der Prototyp besteht wie diese Gabel aus verleimten Holz. © David Hotard

Der Kofferraum als Modell © David Hotard
Der Kofferraum als Modell © David Hotard

© David Hotard
© David Hotard

 

© David Hotard
© David Hotard

 

 

 

 

Pointierte Einblicke in die wilde Welt des Mountainbikens

Henri Lesewitz hat sich seinen Namen nicht ausgesucht. Aber er trägt ihn zu Recht. Was Lesewitz schreibt, ist witzig. Außerdem sind seine Texte übers Mountainbiken sehr pointiert und oft recht klug. Ja, das geht – und es ist vor allem nötig.

Prost Qualzeit – Reportagen aus der wilden Welt des Mountainbikens enthält 56 Reportagen und Porträts, die Lesewitz in den vergangenen Jahren in der Zeitschrift Bike veröffentlicht hat. Wer keine Ahnung von dem Sport hat, wird nach der Lektüre nicht unbedingt damit anfangen. Aber er weiß sehr genau, was die Fahrer bewegt und vor allem, wo sich manche der vermeintlich Wahnsinnigen überall tummeln.

In Lesewitz‘ Geschichten geht es nicht um Alltagsfahrer oder ambitionierten Vielfahrer. Er beschreibt die Auswüchse der Szene: zum Beispiel Rennen in alten Bergwerken oder die Laguna Rads – eine kleine Gruppe elitärer Mountainbiker und die Keimzelle des Freeride-Sports, zu der nur die besten und verrücktesten Fahrer eingeladen werden. Oder Lesewitz reist nach Durango, um zu erfahren, was dieses Kaff in Colorado zum Mekka des Mountainbike-Sports adelt.

Lesewitz ist nah dran. Er begleitet seine Protagonisten auf ihren extremen Touren. Etwa Marko Müller aus Bitterfeld, der einen Startplatz für das Rennen Titan Desert in Nordafrika gewonnen hatte. Der 38-Jährige war kein Extremfahrer und hatte auch noch nie an einem Etappenrennen teilgenommen. Nun ging es eine Woche durch die marokkanische Wüste, in einem Team mit der amerikanischen Mountainbike-Legende Tinker Juarez.

„Noch kann Müller nicht ahnen, dass Kopfschmerzen bei einem Rennen wie diesem nichts anderes sind als ein winziges, kleines Luxusproblemchen“, beschreibt Lesewitz Müllers Zustand vor dem Start.

Nach der ersten Etappe klingt es dann schon ganz anders: „Müller macht einen gut durchgegarten Eindruck. Er fühlt sich wie ein Pommes auf einem Backblech. Die Position ist gut. Ende erstes Drittel. Müller weiß noch nicht um seine Limitierungen, deshalb ist er in der ungestümen Art eines Eintagesrennens gestartet. Doch die Erfahrung muss jeder einmal machen, der zum ersten Mal bei einem Etappen-Marathon startet. Die Rennleitung, der er unmittelbar nach der Zieldurchfahrt vor den Klapptisch kotzt, schaut dann auch ein kleines bisschen mehr gnädig als angeeekelt. Elektrolytentgleisungen, Hitzeschläge und Kreislaufschwäche sind beim Titan Desert an der Tagesordnung. Wie gesagt: Darum geht es ja schließlich, irgendwie.“

Lesewitz begleitet stets die Menschen, über die er schreibt, auf ihren Extremtouren. Als Jugendlicher wollte er nicht Journalist werden, sein Traumberuf war Radprofi. Lesewitz ist in der DDR aufgewachsen und gehörte dort nach Angaben seines Verlags Delius Klasing zu den Spitzenfahrern. Er sei etwa gegen Erik Zabel und andere Profis angetreten. Doch wegen Zweifeln an seiner „politischen Zuverlässigkeit“ habe man ihn von einem Tag auf den anderen fallen gelassen.

Heute treibt sich Lesewitz in entlegenen Ecken der Welt herum und berichtet über seinen Sport. Er hat am Yak Attack teilgenommen, dem höchst gelegenen Mountainbikerennen der Welt. Dazu gibt es übrigens hier einen sehr sehenswerten Film, den der Autor während der Tour aufgenommen hat.

Lesewitz ist ein Menschenfreund. Er kommt seinen Protagonisten sehr nahe, legt offen, was sie antreibt, und ordnet ihr Handeln ein in die spezielle Soziologie, die jedem Rennen innewohnt. Prost Qualzeit ist sein drittes Buch und sein bestes: pointiert, präzise und mit witzigen Spitzen.

prost_qualzeitProst Qualzeit: Reportagen aus der wilden Welt des Mountainbikens, Moby Dick, 19,90 Euro, ISBN 978-3-7688-3683-8.