Der junge Regisseur Andreas Merz hat bereits 2009 mit seiner brachialen Inszenierung von Der Bauchfür unterhaltsame Abende gesorgt. Jetzt nimmt er sich eine weitere Arbeit aus dem Repertoire der Volksbühne vor. Und auch in die Revolte auf Côte 3018 des österreichisch-ungarischen Autors Ödön von Horváth geht es stürmisch zur Sache.
Die Arbeiter Moser, Oberle und Karl rackern sich am Bau der Zugspitzbahn ab. Den Aktionär und seinen ehrgeizigen Ingenieur lässt die Misere ihrer Angestellten natürlich kalt. Also kommt es zum Aufstand – mit Toten. Und dann steht plötzlich die Frage im Raum, was das nun an den kapitalistischen Verhältnissen geändert hat…
20 Uhr | 16. & 17. Februar 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
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Die kanadische Band präsentiert den Film zum Album.
The Suburbs (2010) von Arcade Fire ist nicht nur das Album des Jahres (Grammy 2011), sondern auch die Grundlage für den Kurzfilm Scenes From The Suburbs (2011) der heute offiziell Premiere feiert. Der 30-Minüter von Will und Win Butler läuft nämlich im Kurzfilmprogramm der Berlinale. Das aktuelle Video bietet einen konzentrierten Vorgeschmack auf die Arbeit von Regisseur Spike Jonze. Achja, die Band kommt auch.
22 Uhr | 16. Februar 2011 | Cinemaxx am Potsdamer Platz | Potsdamerstraße 5 | Berlin Mitte
In seiner neuen Dokumentation betrachtet der Regisseur und Schwulenaktivist Rosa von Praunheim die Schicksale männlicher Prostitutierter. Die Hauptfigur ist Daniel, der seit seinem siebzehnten Lebensjahr am Bahnhof Zoo arbeitet. An ihm illustriert von Praunheim, welche sozialen Faktoren zum Einstieg in die Stricherszene führen. Außerdem zeigt er die Lebensumstände des drogensüchtigen Nazif, des Familienvaters Romica sowie des Missbrauchopfers Daniel-René. Seinem Protagonisten Lionel folgt von Praunheim gar auf eine Reise ins bettelarme rumänische Heimatdorf.
Der Regisseur begleitet die Stricher bei ihrer Arbeit in einschlägigen Bars und Pornokinos. Er spricht mit den Besitzern, den Freiern aber auch mit Straßensozialarbeitern. Aber vor allem kommen die Stricher selber zu Wort. Denn von Praunheim will mit der diffusen Vorstellung aufräumen, die die Gesellschaft noch immer von männlicher Prostitution hat.
Diejenigen, die sich noch nicht um Karten bemüht haben, sollten ihr Glück bei der Freitagsvorstellung versuchen.
17 Uhr | 15. Februar 2011 | Cinestar 7 | Potsdamer Straße 4 | Berlin Mitte
Der preisgekrönte Animationsfilm Waltz With Bashir(2008)dokumentiert den 1982er Libanon-Krieg und insbesondere die Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatila. Der israelische Regisseur Ari Folman rekonstruiert das Geschehen dabei aus der Erinnerung traumatisierter israelischer Soldaten. Die Musik zum Film stammt vom englischen Musiker Max Richter. Gemeinsam mit den Dresdner Sinfonikern führt er seine Komposition heute an der Volksbühne auf; sie verbindet Kammermusik und Ambient.
Als wäre das nicht schon ausreichend spannend, präsentiert Richter mit seinem Ensemble anschließend aktuelle Arbeiten. Er komponiert nämlich nicht nur für Filmproduktionen, sondern auch für Tanztheater oder Installationen – wenn er nicht gerade Alben veröffentlicht.
20 Uhr | 15. Februar 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
Der Regisseur Patrick Wengenroth wagt sich an die wohl bekannteste Drogenkarriere Deutschlands: das Schicksal der Christiane F. Bis heute geht von ihren Schilderungen eine morbide Faszination aus. In dem Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1978) beschrieben Kai Hermann und Horst Rieck schonungslos, wie die Suche von Christiane F. nach Freiheit und Geborgenheit in Heroinsucht, Prostitution und Elend mündet.
Genau diesen Sog will der Regisseur auch mit seiner Bühnenfassung einfangen und fand dafür eigenwillige Wege: Die Drogen kommen bei Wengenroth nur allegorisch vor und den Schauplatz können die Besucher ohnehin auf dem Heimweg erleben. Dafür spielen den Part der Christiane F. gleich vier Schauspieler sowie der Regisseur selbst. Und gegen peinliche Betroffenheit helfen Ausflüge ins Musical-Genre, genauer gesagt Lieder von Udo Lindenberg. Denn die spiegelten für ihn die Depression der Siebziger wieder und seien zugleich völlig unpassend, erklärt Wengenroth. Wie und ob das funktioniert, zeigt heute die Premiere in der Schaubühne.
20.30 Uhr | 14 & 16-18 Februar 2011 | Schaubühne |Kurfürstendamm 153 | Berlin Charlottenburg
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Im Schwerpunkt „Geographies of the Other Power II“ des Forum Expanded laufen eigenwillige Verbindungen von Kunst und Politik.
Einige Beiträge klingen auf jeden Fall spannend:
Die Führung (2010) von René Frölke dokumentiert einen Besuch des ehemaligen Bundespräsidenten am Karlsuher ZKM während der Finanzkrise. Horst Köhler traf dort auf Peter Sloterdijk und Peter Weibel. Frölke, damals noch Student am ZKM, hat ihr Gespräch aufgezeichnet.
Für Found Couban Mounts (2010) hat die in Berlin lebende Künstlerin Adriana Salazar Arroyo die Machtergreifung Fidel Castros anhand nachrevolutionärer Monumente rekonstruiert. Die Struktur des Filmes diktieren Ausschnitte aus Castros Rede History Will Absolve Me aus dem Jahr 1953; jedem Buchstaben entspricht ein Filmbild, jedem Wort eine Einstellung.
20 Uhr | 13. Februar 2011 | Arsenal 2 | Potsdamer Straße 2 | Berlin Mitte
Das Projekt akademie der autodidakten vernetzt meist jugendliche Protagonisten mit lokalen und internationalen Künstlern. Im Rahmen des Theaterworkshops entwickeln sie am und für das Ballhaus Naunystraße gemeinsam neue Produktionen. Am Wochenende hat der Tod eines Superhelden Premiere, inszeniert von Cem Sultan Ungan, nach einem Stück von Marianna Salzmann und Deniz Utlu.
Darum geht’s: In den Sechzigern war die Welt der Superhelden noch in Ordnung. Heute schimpft man sie unangepasst, die Wirtschaft nutzt sie als Werbeträger. Nachdem den Superhelden A auch noch seine Normalo-Freundin verlassen hat, möchte er seinem Leben ein Ende setzen – was bei Superhelden bekanntlich gar nicht so einfach ist.
Nach der Premiere läuft die experimentelle Dokumentation Fake Fiction Real über die „postmigrantische Identitätssuche“ junger türkischstämmiger Menschen in Berlin. Der Regisseur Neco Çelik suchte mit Jugendlichen nach Orten in Kreuzberg 36, die sie geprägt haben.
19 Uhr | 12.-14. Februar 2011 | Ballhaus Naunynstraße | Naunynstr. 27 | Berlin Kreuzberg
Das Anstehen für Restkarten des Box Spezial dürfte sich lohnen. Joan Didion hat die Bühnenfassung ihres Buches selbst entwickelt.
In Das Jahr des magischen Denkens (2006) schildert die amerikanische Schriftstellerin den Irrsinn ihrer Trauerzeit. Didions Mann stirbt beim Zubereiten des Abendessens an einem Herzinfarkt. Das Ehepaar kommt gerade von der Intensivstation, wo ihre Tochter nach einer Lungenentzündung ums Überleben kämpft.
Nach einem neunmonatigem Schock beginnt Didion wieder zu schreiben, über ihre Partnerschaft, die Krankengeschichte der Tochter und ihre verzweifelten Versuche die Trauer zu verdrängen. Schonungslos und selbstkritisch beschreibt sie, wie ihr Verstand mit der unbegreiflichen Tatsache kämpft. Ihre klugen, persönlichen Schilderungen sind von großer Intensität.
Die Tochter stirbt kurz nach Erscheinen des Buches. Im Interview mit der ZEITspricht Didion darüber, wie sie den Schmerz überlebt hat.
20.30 Uhr | 12. Februar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte
James Franco macht viel »Vielversprechendes«, aber für die große Begeisterung hat es noch nicht gereicht. Er ist nominiert für den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller und arbeitet selber als Drehbuchautor und Produzent. Franco schreibt in Yale seinen Literatur-PhD und veröffentlichte letzten Herbst Palo Alto, einen passablen Band mit Geschichten über gelangweilte, kleinkriminelle Jugendliche. Die Galerie Peres Projects holt jetzt sein künstlerisches Oeuvre nach Berlin, um es in ihren Räumen in Mitte und Kreuzberg zu präsentieren.
Die Einzelausstellung The Dangerous Book Four Boys umfasst Fotos, Zeichnungen, Skulpturen, Videoarbeiten, Installationen etc. aus den letzten vier Jahren. Formal inspiriert von Künstlern wie Paul McCarthy oder dem Underground-Cineasten Kenneth Anger setzt sich Franco darin mit adoleszenten Problemen wie Männlichkeit, Sexualität, Identität oder der Beziehung zu den Eltern auseinander. (Der Titel spielt an auf den Elternratgeber The Dangerous Book for Boys.) Und die Auseinandersetzung ist draufgängerisch, selbstbewusst, eben cool.
Und genau da liegt wohl das Problem der Kritiker: Franco arbeitet mit einer provokanten Nonchalance. Wo Andere klein anfangen, probiert er auf hohem Niveau – und unter den wachsamen Augen der Medien. Die New York Times hat sowohl die Ausstellung besprochen als auch das Buch rezensiert.
19 Uhr | 12. Februar 2011 | Peres Projects Mitte & Kreuzberg | Große Hamburger Straße 17 & Schlesische Straße 26 | Berlin Mitte & Kreuzberg
Den Anfang macht Felisa Funes mit ihrer Ausstellung My Mare is Holding Down the Floor.
„Grimm Solo“ stellt von nun an im dreiwöchentlichen Rhythmus junge Künstler und ihre neuen Arbeiten vor. Für Felisa Funes ist es die erste Soloausstellung in Berlin; sie verwandelt die Räume des Grimmuseums in eine Installation aus großformatigen, sakral anmutenden Digitalprints und unwirklichen Objekten.
19 Uhr | 11. Februar 2011 | Grimmuseum | Fichtestraße 2 | Berlin Kreuzberg