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Küssen im Krieg

© Dario Marietti c/o Schöffling & Co

Der italienische Schriftsteller Mario Fortunato stellt an der Volksbühne seinen Roman Unschuldige Tage im Krieg vor.

Mario Fortunato entwickelt in seinem Roman unterschiedliche Liebesgeschichten vor der Kulisse des Zweiten Weltkriegs. Unter anderem kreuzen sich die Schicksale einer italienischen Familie und Piloten der Royal Airforce. Ob in Russland, Italien, London oder Afrika – Küsse spielen bei allen Begegnungen eine schicksalsträchtige Rolle.

Kann man machen…

20 Uhr | 24. Januar 2011 | Roter Salon der Volksbühne | Rosa-Luxemburg-Platz 1 | Berlin Mitte

 

Götterdämmerung an der Deutschen Oper

© Barbara Aumüller im Auftrag der Deutschen Oper Berlin

Die Intendantin Kirsten Harms verabschiedet sich mit Die Liebe der Danae (1944) von Richard Strauss.

Der Komponist Richard Strauss und der Librettist Joseph Gregor haben die Oper Die Liebe der Danae aus einem Entwurf von Hugo von Hofmannsthal entwickelt. Darum geht’s: Um sein runtergewirtschaftetes Reich zu sanieren, will König Polux seine Tochter mit König Midas vermählen. Allerdings hat auch Jupiter ein Auge auf die Prinzessin geworfen. Er verflucht Midas und wirbt um Danae. Als diese ihn abweist, entsagt der alternde Gott den irdischen Frauen. Er muss erkennen, dass die Tage seiner Macht gezählt sind.

Die Liebe der Danae ist Strauss vorletzte Oper. Er hat die „heitere Mythologie“ vor dem gar nicht so heiteren Hintergrund des Zweiten Weltkrieges komponiert – wissend, dass seine großen Zeiten vorüber waren. Und auch Kirsten Harms feiert zum letzten Mal Premiere – im Sommer verlässt sie die Deutsche Oper.

18 Uhr | 23. Januar 2011 | Deutsche Oper | Bismarckstraße 35 | Berlin Charlottenburg

 

Schlechte Angewohnheiten am HAU

© Andrea Salzmann

Das Festival Context hinterfragt Konventionen in Tanz und im Theaterbetrieb.

Zur achten Ausgabe des Context-Festivals haben Tänzer, Choreografen und angehende Wissenschaftler ihre Gewohnheiten und die ihres Umfeldes beobachtet. Ihre Arbeiten reagieren etwa auf Kompositionsweisen von Choreografen, Erwartungshaltungen des Publikums oder Marktmechanismen bei den Veranstaltern – und bringen damit alle Beteiligten in ungewohnte Situationen.

Im Silent Ballet von Choreograph Emanuel Gat tanzen acht Tänzer zu unhörbare Musik. Der Peformative Parcours von Teresa Isabella Mayer verschiebt die Perspektiven. Und die Produktion von Xavier Le Roy vereint Performer und Publikum in einem Theaterexperiment – um nur einige Beispiele aus dem Programm bis zum 29. Januar zu nennen. Sogar ein Coaching-Seminar zum Thema Elevator Pitch und Small Talk wird angeboten.

Etwas plastischer ist die Darbietung von Doris Uhlich. Die „korpulente Tänzerin“ setzt sich in mehr als genug mit den körperlichen Idealvorstellungen von Tänzern auseinander. Dazu interviewt sie Menschen, die ihren Körper entgegen der herrschenden Norm zum Markenzeichen gemacht haben. Eine echte Alternative zum Kino-Seich.

19 Uhr | 22. & 23.  Januar 2011 | HAU 1 | Tempelhofer Ufer 10 | Berlin Kreuzberg

 

Künstlerisches Gedächtnis

© Ralph Hälbig

Die Galerie EIGEN+ART präsentiert in Berlin dokumentararchäologische Erkenntnisse von Jörg Herold.

Der Leipziger Künstler Jörg Herold nennt sich einen Dokumentararchäologen. In seinen ethnografischen Arbeiten geht es um Fragen der Identität angesichts eines sich immer rascher wandelnden Lebensraumes. Derzeit beschäftigt Herold etwa das Verhältnis von regionaler Folklore und globalisierter Welt.

Für seine aktuelle Ausstellung Sieg reiste Herold acht Wochen durch Vietnam, Kambodscha, Thailand und Laos. Dort hat er die Situation südostasischer Volksgruppen vor dem Hintergrund der Globalisierung beobachtet. In den daraus entstandenen Arbeiten fragt er nach Möglichkeiten der Erinnerung und verweist auf den Konflikt zwischen Ästhetik und Ethik der Darstellung.

In zehn Jahren will er das Projekt wiederholen, um seine Beobachtungen zu aktualisieren – und im kulturellen Gedächtnis zu verankern. Hört sich solide an.

17 Uhr | 22. Januar 2011 | Galerie EIGEN + ART Berlin | Auguststraße 26 | Berlin Mitte

 

Billiges Tanzvergnügen

© Katja Kollowa/SOX

Die Berliner Künstlerin Katja Kollowa macht die Kunstvitrine SOX zur Straßendisko.

Die Meisten laufen achtlos an der Vitrine in der Oranienstraße vorbei – und verpassen dabei ziemlich gute Kunstprojekte. Denn die Kuratoren von SOX bitten regelmäßig Künstler Arbeiten für das Schaufenster an der Ecke Adalbertstraße zu entwickeln.

Diesmal sprengt die Berliner Künstlerin Katja Kollowa buchstäblich den Rahmen: Für tamamümemu –Ta(nzen) ma(cht) mü(de) Me(nschen) mu(nter) installiert sie in der Vitrine einen münzbetriebenen Disko-Automat. Eine drehende Diskokugel samt Spots verwandelt den Gehweg kurzzeitig in eine Tanzfläche – und das für gerade mal zehn Cent. Am Samstag eröffnet der Diskospaß.

19 Uhr | 22. Januar 2011 | SOX | Oranienstraße 175 | Berlin Kreuzberg

 

Ein akustisches Fest

© David Baltzer

Heute beginnt das Festival Ultraschall

Bereits zum dreizehnten Mal veranstalten das Kulturradio des RBB und Deutschlandradio Kultur das Festival für Neue Musik mit aktuellen Kompositionen aber auch Klassikern aus den letzen fünfzig Jahren. Die Konzerte fordern sowohl die Musiker als auch die Zuhörer heraus, indem sie neue Perspektiven eröffnen. Mit dem Schwerpunkt auf Ensembles stehen dieses Jahr etwa das ensemble recherche, das Arditti Quartet oder das Jack Quartett aus New York auf dem Konzertprogramm.

Zur Eröffnung wagt sich im Radialsystem V das Kammerensemble Neue Musik Berlin ganz ohne Dirigent auf die Bühne. Ihre Darbietungen haben sie um eine Partitur der britischen Komponistin Juliana Hodkinson gestrickt. Die forciert die Kommunikation der Musiker.

Morgen spielen übrigens die Musiker des Ensemble Modern vier Konzerte in der Neuen Nationalgalerie. Das Ensemble feiert sein 30-jähriges Jubiläum. Und wo geht das schöner als im Mies-van-der-Rohe-Bau?

20 Uhr | 21. Januar 2011 | Radialsystem V | Holzmarktstraße 33 | Berlin Friedrichshain

 

Die Facetten der Else Lasker-Schüler

Das Rahmenprogramm zur Lasker-Schüler-Schau entschlüsselt das komplexe Werk der Dichterin und Zeichnerin.

Die Ausstellung Else Lasker-Schüler Die Bilder im Hamburger Bahnhof würdigt Else Lasker-Schüler (1869–1945) als bildende Künstlerin. Die Schau versammelt 150 Arbeiten aus dem zeichnerischen Werk der expressionistischen Dichterin und Autorin.

In ihren Zeichnungen, Collagen und Briefen entwickelte Lasker-Schüler über lange Jahre eine exotische Welt. Die Arbeiten sind fragil, teilweise von intensiver Farbigkeit oder mit Applikationen aus Gold- und Silberpapier versehen. Einige befinden sich zum ersten Mal in Berlin, der Stadt, aus der die jüdische Künstlerin 1933 fliehen musste.

Zuvor prägte Lasker-Schüler als eine zentrale Figur der Berliner Avantgarde die Bohème der zwanziger Jahre. Sie war verheiratet mit dem Galeristen und Sturm-Gründer Herwarth Walden und zählte Franz Marc, Karl Kraus und Gottfried Benn zu ihren Freunden. Nachdem die Schweiz 1939 ihre Rückreise aus Palästina verhinderte, blieb sie bis zu ihrem Tod im Exil.

In Überall hängt noch ein Fetzen Jerusalem betrachten Itta Shedletzky und Lisa Rauen das Verhältnis der Künstlerin zu Jerusalem als später Heimat und Inspiration. Vortrag und Lesung finden im Café des Museums statt, da Lasker-Schüler in den Berliner Kaffeehäusern zu schreiben und zu zeichnen pflegte.

19 Uhr | 21. Januar 2011 | Café Sarah Wiener im Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50-51 | Berlin Moabit

 

Der Islam heute

Islamwissenschaftler Tariq Ramadan © Foto: Promo/HKW

Am Haus der Kulturen der Welt diskutieren Experten über Deutschlands Muslime und Europäischen Islam.

Gleich zwei Debatten sollen den Zuhörern eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Islam ermöglichen – insbesondere mit seinen zeitgenössischen europäischen Formen: Die Muslimisierung des Anderen betrachten der Politiker Cem Özdemir, die Journalistin Hilal Sezgin, die türkische Schriftstellerin Sema Kaygusuz und Sawsan Chebli vom Berliner Senat. Sie beziehen sich auf aktuelle gesellschaftspolitische Debatten über „den“ Islam. Anschließend bringt der Islamwissenschaftler Tariq Ramadan die Zuhörer auf den aktuellen Stand des Islam in Europa und diskutiert mit dem Historiker Dan Diner und der Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer seine Thesen.

19 Uhr | 21. Januar 2011 | Haus der Kulturen der Welt | John-Foster-Dulles-Allee 10 | Berlin Tiergarten

 

Krawall am Deutschen Theater

© Arno Declair

Michael Thalheimer inszeniert Die Weber.

In seinem sozialen Drama Die Weber (1892) rekonstruiert Gerhart Hauptmann den Weberaufstand von 1844 und das ist eine blutige Angelegenheit: Industrialisierung und Import haben die Löhne der Weber in den Keller getrieben. Als der Fabrikant Dreißiger und sein Angestellter die Gehälter erneut reduzieren wollen, sehen die Weber nur einen Ausweg aus ihrer Not: die Revolte. Doch das Militär schlägt den Aufstand nieder.

Voll wird es nicht nur auf der Bühne; Regisseur Michael Thalheimer lässt achtzehn Schauspieler aufeinander losgehen. Wer also richtig Lust auf Krawall hat, kann versuchen sich an der Abendkasse um Restkarten für die eigentlich ausverkaufte Premiere zu prügeln. Entspannter sind sicherlich die Vorstellungen im Laufe der nächsten Tage.

19.30 Uhr | 20., 21., 23. & 24. Januar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte

 

Bio, Vegan, Frutarisch

© Galiani Verlag

Die Autoren Karen Duve und Jonathan Safran Foer lassen sich zum Thema Ernährung aus – und die Lesung ist natürlich ausverkauft.

Daher gibt es im Nebenraum einen Lifestream. Achso! Jedenfalls liest Karen Duve aus ihrem Buch anständig essen. Darin beschreibt sie den Selbstversuch, sich moralisch unbedenklich zu ernähren. Von organisch bis frutarisch, Duve probiert und hinterfragt alles – um am Ende doch nur einen Kompromiss zu finden. Die Autorin unterstützt heute Abend Jonathan Safran Foer, der aus seinem Bestseller Tiere essen liest. Hier das ZEIT-Interview mit Foer und hier der Lesetipp von Iris Radisch.

20 Uhr | 20. Januar 2011 | Fritzclub im Postbahnhof | Straße der Pariser Kommune 8 | Berlin Friedrichshain