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Spannende Begegnungen

Attila Richard Lukacs, Polaroids (Installationsansicht, Detail) © NH/Filter

Mit den Ausstellungen Paintings und Polaroids wagt die Johnen Galerie eine explosive Mischung.

Die Johnen Galerie hat zum Gallery Weekend zwei neue Einzelausstellungen eröffnet. Sie konzentrieren sich beide auf ein Medium und damit jeweils auf einen Ausschnitt aus dem Werk des schottischen Künstlers Martin Creed (*1968) sowie des Kanadiers Attila Richard Lukacs (*1962). Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Mehr noch: Die Kombination aus der cleanen Malerei Creeds und den homoerotischen Polaroid-Studien Lukacs‘ mutet ziemlich verwegen an. Und dass sich der Besucher an einem solchen Vergleich versuchen soll, legen zumindest die Ausstellungstitel Paintings und Polaroids nahe. Weiter„Spannende Begegnungen“

 

Spontandemonstration, noch jemand?

Der Bürgerinitiativengenerator in Aktion © NH/Filter

In einer halben Stunde von der politischen Idee zur funktionierenden Bewegung – der Bürgerinitiativengenerator machts möglich.

Wer den 1. Mai warum in Kreuzberg verbrachte, war nicht immer ersichtlich. Um das Kottbusser Tor ging es jedenfalls voll, laut und alkoholschwanger zu. Einzig beim Bürgerinitiativengenerator (BIG) herrschte konzentrierte Ruhe: Denn hier produzierte die Theorie- und Praxisgemeinschaft Dr. Fahimi Demonstrationen am laufenden Band. Weiter„Spontandemonstration, noch jemand?“

 

Die Zukunft der Kuration liegt im Mitmachen

© Courtesy WERT SACHE

Das Plakatprojekt WERT/SACHE verteilt gute Kunst an wache Beobachter.

Die Kuratorin Anna-Catharina Gebbers hat für das Gallery Weekend leer stehende Räume im ehemaligen Tagesspiegel-Areal bezogen. An der Potsdamer Straße veranstaltet sie das demokratische Gegenprogramm zum kommerziellen Massen-Event. Ihr Plakatprojekt WERT/SACHE ist nicht einfach eine weitere Ausstellung unter unzähligen anderen. Gebbers will, dass sich ihre Besucher mit der Kunst auseinandersetzen: Jeder darf sich eines der zehn Plakate aussuchen und seine persönliche Wertsache mit nach Hause nehmen. Weiter„Die Zukunft der Kuration liegt im Mitmachen“

 

Erste Eindrücke von der Potsdamer Straße

Tim Noble/Sue Webster, Turning the Seventh Corner, 2011 (Installationsansicht Blain Southern) © NH/Filter

Mittlerweile reicht eine Mittagspause zwar nicht mehr, um sich einen Überblick über das Kunstgeschehen im Grenzbereich von Tiergarten und Schöneberg zu verschaffen. Aber ein paar flüchtige Momentaufnahmen gehen immer.

Während gestern die ersten Sammler durch die Stadt tigerten, befanden sich die Galerien in den letzten Vorbereitungen, justierten die Hängung und richteten das Licht aus. Noch ging es in den Galerien in und um das ehemalige Tagesspiegel-Gebäude entspannt zu. Weiter„Erste Eindrücke von der Potsdamer Straße“

 

Der Stadtraum und sein skulpturales Gedächtnis

© Salon Populaire

Erik Göngrich ist im Salon Populaire zu Gast.

Der heutige Salon verspricht eine willkommene Abwechslung zur Berliner Denkmal-Debatte: Der Künstler Erik Göngrich erkundet als gelernter Architekt den Stadtraum von Metropolen wie Buenos Aires, Paris oder Istanbul. Dabei interessiert aber nicht etwa deren Zentrum oder ihre Geschichte. Er durchstreift die städtische Peripherie, erkundet Problembezirke und dokumentiert Monumente der ungeplanten Art. Solche Objekte skulpturalen Charakters entstehen, wenn die Bewohner sich ihren urbanen Lebensraum aneignen, seine Leerstellen füllen, ihr Alltag Spuren hinterlässt. Weiter„Der Stadtraum und sein skulpturales Gedächtnis“

 

Kulturaustausch um jeden Preis?

Chinesisches Nationalmuseum, Peking 2011 © Gerkan, Marg und Partner, Foto: Christian Gahl

In der Akademie der Künste debattieren Politik und Kultur über die Konsequenzen aus der China-Affäre.

Einig sind sich die Teilnehmer einzig in der Forderung nach der sofortigen Freilassung Ai Weiweis. Aber was tun mit der Ausstellung Die Kunst der Aufklärung im Nationalmuseum? Abbrechen oder fortführen? Das Akademiegespräch Ai Weiwei und die Kunst der Aufklärung. Eine deutsche Debatte fragt nach dem Nutzen und den Nutznießern eines Kulturaustausch mit Ländern autoritären Regimes. Weiter„Kulturaustausch um jeden Preis?“

 

Ein letzter Blick auf Agathe Fleury

Agathe Fleury, o.T. (le tetraedre), 2011 (Detail) © Foto: Ludovic Jecker, Courtesy Galerie Kwadrat

Bei Kwadrat endet die Einzelausstellung La Division de Cassini – leider.

Die französische Künstlerin Agathe Fleury hat in Berlin mit einer ganz schön starken Einzelausstellung debütiert. Von den schwarzen Siebdrucken auf dunklem Grund über die Videoarbeit Dilemma bis hin zu den raffinierten Skulpturen – auf den ersten Blick zeichnet die Exponate kühle Präzision aus. Erst bei näherer Betrachtung zeigt sich die Zerbrechlichkeit, die im Titel La Division de Cassini mitschwingt. Denn Fleury spannt Münzen zu Bögen, türmt Luftgewehr-Kugeln zu Pyramiden oder zerstanzt Baustangen bis zum Funktionsverlust. Immer schwebt der drohende Zusammenbruch über den Objekten, die Anspannung ist buchstäblich greifbar.

17 Uhr | 25. April 2011 | Kwadrat | Adalbertstraße 20 | Berlin Kreuzberg

 

In den Gehirnwindungen eines Sonderlings

Die Akademie der Künste präsentiert eine Carlfriedrich Claus Werkschau.

Das Osterwochenende mag nicht der perfekte Zeitpunkt für Ausstellungsbesuche in Berlin sein. Aber die MoMA-Ausstellung im Gropius-Bau sollte zumindest die größten Besucherströme absorbieren. Interessant ist die vor allem, wenn man die Kombination aus Zeichnungen und Körperkontakt schätzt. Von beidem bietet die Kompass-Ausstellung reichlich – und bei freier Sicht sind durchaus spannende Exponate darunter.

Umso mehr Platz sollte in der Akademie der Künste bleiben, um sich in die wunderlichen Arbeiten von Carlfriedrich Claus (1930-1998) zu vertiefen. Die Ausstellung Geschrieben im Nachtmeer umfasst 250 Exponate des Autodidakten aus Sachsen. Bemerkenswerter Weise befinden sich darunter experimentelle Fotografien und Audioarbeiten sowie die Rekonstruktion eines Lautprozess-Raumes, in dem der Besucher durch seine Bewegung verschiedene Geräuschfolgen auslöst.

Im Zentrum der Werkschau stehen Claus‘ Sprachblätter, verworrene Fantasielandschaften aus Buchstaben. Die Textbilder greifen mal theoretische Überlegungen auf, mal beziehen sie sich auf das Zeitgeschehen – denn Claus war nicht nur ein eigenbrötlerischer Lautpoet, Zeichner und Sprachkünstler, sondern auch universal gebildeter »Existenz-Experimentator« findet die ZEIT. Aber um das nachzuvollziehen, braucht es eben Raum und Muße. In diesem Sinne: Danke MoMA.

täglich ab 11 Uhr – inkl. Ostermontag | Akademie der Künste | Pariser Platz 4 | Berlin Mitte