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Billiges Tanzvergnügen

© Katja Kollowa/SOX

Die Berliner Künstlerin Katja Kollowa macht die Kunstvitrine SOX zur Straßendisko.

Die Meisten laufen achtlos an der Vitrine in der Oranienstraße vorbei – und verpassen dabei ziemlich gute Kunstprojekte. Denn die Kuratoren von SOX bitten regelmäßig Künstler Arbeiten für das Schaufenster an der Ecke Adalbertstraße zu entwickeln.

Diesmal sprengt die Berliner Künstlerin Katja Kollowa buchstäblich den Rahmen: Für tamamümemu –Ta(nzen) ma(cht) mü(de) Me(nschen) mu(nter) installiert sie in der Vitrine einen münzbetriebenen Disko-Automat. Eine drehende Diskokugel samt Spots verwandelt den Gehweg kurzzeitig in eine Tanzfläche – und das für gerade mal zehn Cent. Am Samstag eröffnet der Diskospaß.

19 Uhr | 22. Januar 2011 | SOX | Oranienstraße 175 | Berlin Kreuzberg

 

Nächste Runde: KW69#3

© Kunst-Werke Berlin

Judith Hopf übergibt an Kerstin Cmelka.

Die Künstlerin Judith Hopf kuratiert die Fortsetzung des Ausstellungszyklus KW69 im Vorderhaus der Kunst-Werke. Sie präsentiert die Künstlerin Kerstin Cmelka in der Gruppenausstellung Kalte Gesellschaft.

Kalte Gesellschaft bezieht sich auf die Idee des Ethnologen Claude Lévi-Strauss von einer Gesellschaft, die wie ein mechanisches Uhrwerk funktioniert – im Gegensatz zur dampfmaschinen-ähnlichen „heißen Gesellschaft“. Lévi-Strauss fragt in La pensée sauvage „welche dauerhafte Absicht sie [die kalte Gesellschaft] leitet; denn das Bild, das sie sich von sich machen, ist ein wesentlicher Teil ihrer Wirklichkeit“. Man darf gespannt sein auf die Antworten von Cmelka – und die der Künstler, die Hopf ihr zur Seite stellt.

19 Uhr | 19. Januar 2011 | Kunst-Werke | Auguststraße 69 | Berlin Mitte

 

Nachschlag gefällig?

Enrico David, Untitled (Detail), 2010 © Enrico David Veneklasen Werner

Veneklasen Werner zeigt Enrico David.

Lächeln und Zähne fletschen liegen nah bei einander. Die Galerie Veneklasen Werner präsentiert Enrico David, der in seinen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen den menschlichen Körpers aufs Absurdeste deformiert. Ihm geht es dabei um die Hysterie und den Terror der menschlichen Existenz.

18 Uhr | 15. Januar 2011 | Veneklasen Werner | Rudi-Dutschke-Straße 26 | Berlin Mitte

 

Et qu’est-ce qui se passe à Paris?

Kaz Oshiro, Untitled Still Life Painting (cadmium yellow/brown packaging tape), 2010 Courtesy Galerie Frank Elbaz

Am Wochenende gibt’s zur Abwechslung mal Kunst aus der französischen Hauptstadt.

Der Galerieaustausch Berlin-Paris findet zum dritten Mal statt und der Kreis der teilnehmenden Galerien ist erneut gewachsen. Auch Ben Kaufmann, Barbara Thumm, Klemm’s, PSM und Florent Tosin haben sich diesmal Pendants in Paris gesucht. Die Galerien präsentieren sich jeweils in den Räumen ihres Partners. Dieses Wochenende sind erstmal die Franzosen zu Gast in Berlin und folgende Konstellationen hören sich besonders spannend an:

Bei Ben Kaufmann zieht die New Galerie ein und mit ihr die charmante Einzelausstellung the places we’ve been von Bertrand Planes. Wentrup hat sich die Galerie Frank Elbaz mit einem interessanten Künstlerprogramm ausgesucht. Sommer & Kohl holt sich den Kunstraum The Institute of Social Hypocrisy ins Haus. Der kommt mit seiner neusten Publikation The Sound of Downloading Makes Me Want to Upload und der Einzelausstellung This Spectacle von Victor Boullet.

Außerdem präsentiert die Galerie TORRI bei carlier | gebauer ihre Künstler Braco Dimitrijevic sowie Florian Pugnaire und David Raffini. Und Barbara Thumm hat sich In situ – Fabienne Leclerc herausgepickt. Die Pariser zeigen Arbeiten von Gary Hill und Patrick Tosani.

Während es bei Johann König mit der Fotostrecke Paradies nackte Tatsachen von Juergen Teller gibt, geht es bei Isabella Bortolozzi und Mehdi Chouakri eher gediegen zu: Bortolozzi heißt Natalie Seroussi willkommen, mit Arbeiten von Kurt Schwitters und Hans Arp. Medhi Chouakri macht mit 1900-2000 gemeinsame Sache bzw. eine Gruppenausstellung. Au pied du mur zeigt Bilder u.a. von Natalia Gontscharowa oder Francis Picabia auf Wandmalereien von John M Armleder, Sylvie Fleury, Mathieu Mercier und Gerwald Rockenschaub – um nur ein paar Optionen für heute Abend anzureißen…

Die komplette Übersicht gibt es auf der Internetseite von Berlin-Paris.

16-21 Uhr | 14. Januar 2011 | siehe Download der Karte

 

Mitte-Kunst

Alexandre Singh, Assembly Instructions (IKEA), 2008 © Alexandre Singh Courtesy Sprueth Magers

Berlin erwacht aus der Winterstarre – und meldet sich mit einem Überangebot an Ausstellungseröffnungen zurück.

Wenn nicht einmal mehr rigoroses Zeitmanagement hilft, bleiben nur Mut zur Lücke. Hier ein paar Orientierungspunkte. Den Rest bringt der Abend.

In Mitte präsentiert Sprüth Magers neben den skurrilen Landschaften und Interieurs von Andreas Schulze den in New York lebenden Künstler Alexandre Singh. Die Kollagen Assembly Instructions visualisieren Singhs versponnene Geschichten, in denen der Künstler Fakten und Fiktion vermischt. Am Samstag performt Singh übrigens The Alkahest. Darin geht es neben einer alchemistischen Substanz auch um Ufo’s, Yves Klein, den Zweiten Weltkrieg, Manhattan und Moliere. (Nur nach Anmeldung!)

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Sprüth Magers | Oranienburger Straße 18 | Berlin Mitte

Dann zeigt Peres Projects in unmittelbarer Nähe Those Gosts mit dem amerikanischen Künstler John Kleckner und dem Italiener Patrick Tuttofuoco. Sowohl Kleckners filigran-morbide Bilder als auch Tuttofuocos reduzierte Objekte thematisieren das Auflösen des menschlichen Körpers.

19  Uhr | 14. Januar 2011 | Peres Projects | Große Hamburgerstraße 17 | Berlin Mitte

Von da aus kann man über einen Umweg beim Schinkel Pavillon (neue Arbeiten von Aaron Curry) in Richtung Kreuzberg aufbrechen. Dort kuratieren Julia Wielgus und Judith Wiedenhöft im Atelierhaus der Lindenstraße die Gruppenausstellung Samples mit einem Dutzend junger Berliner Künstler wie Johannes Weiss, Renata Kaminska oder Adrian Lohmüller. Oder man begibt sich mutwillig ins Aus, also zu den Eröffnungen in die Heidestraße. Dort feiert dann auch die Tape Modern mit einer großen Gruppenausstellung ihr dreijähriges Jubiläum. Auf dem Weg lässt sich ein Stopp bei Klemm’s einlegen. Die Galerie stellt mit der Ausstellung Ritournelle ihren neuen Künstler Renaud Regnery vor.

18 Uhr | 14. Januar 2010 | Schinkel Pavillon | Oberwallstraße 1 | Berlin Mitte

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Galerienhaus Lindenstraße  35 | Berlin Kreuzberg

19 Uhr | 14. Januar 2011 | Tape Club | Heidestraße 14 | Berlin Mitte

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Klemm’s | Brunnenstraße 7 | Berlin Mitte

 

Haubrok zur Einstimmung

Emily Jacir, From Paris to Riyadh (Drawings for my mother) 1990 (Detail) Foto: Frank Hauschild © Sammlung Haubrok

Die haubrock shows zeigen Shapes.

Einen guten Vorgeschmack auf ein mit Eröffnungen vollgepacktes Wochenende gibt’s heute bei der Sammlung Haubrok. Axel Haubrok präsentiert eine Gruppenausstellung mit den Künstlern Martin Boyce, Tom Burr, Wade Guyton, Rodney McMillian, Emily Jacir, Stephen Prina, Florian Pumhösl, Daragh Reeves, Davis Rhodes, Günter Umberg und Christopher Wool.

19 Uhr | 13. Januar 2010 | haubrok shows | Strausberger Platz 19 | Berlin Friedrichshain

 

Farbe tanken

Heute endet Color Fields im Deutschen Guggenheim.

Wer es bisher nicht geschafft hat, sollte sich Zeit für einen Besuch der Ausstellung zur Farbfeldmalerei nehmen. Das Deutsche Guggenheim zeigt 14 Werke von den wichtigsten Vertretern. Die Arbeiten, entstanden in den sechziger und siebziger Jahren, stammen aus der Sammlung des Guggenheim Museums in New York.

Die Ausstellung erscheint zwar übersichtlich. Dafür wirken die Werke umso eindrücklicher. Sie loten die Bandbreite des Color Field Painting aus – und die reicht von in Farbe getränkten Leinwänden wie bei Helen Frankenthaler bis hin zu peniblen Arrangements, etwa von Gene Davis. Eindrücklich auch, weil die Künstler die Sinne des Betrachters herausfordern. Die Bildflächen flirren, vibrieren, täuschen. Die Zusammenstellung jedenfalls überzeugt. Und auch wenn der Rothko im Durchgang der Mühe nicht wert gewesen wäre, sind Arbeiten wie Harran II (1967) von Stella grandios.

Das Beste: Gerade weil die Ausstellung dabei sehr kompakt ist, reicht die Mittagspause völlig für Color Fields. Es sei denn, man möchte sich auch die Dokumentationen und Künstlerinterviews anschauen.

10 Uhr | 10. Januar 2011 | Deutsche Guggenheim |  Unter den Linden 13/15 | Berlin Mitte

 

Pflichttermin im Niemandsland

Nächste Woche endet die Gruppenausstellung Tacticts of Invisibility bei Tanas.

Alle, die die Arbeiten der türkischen Künstler noch nicht gesehen haben, sollten sich schleunigst auf den Weg in die Heidestraße machen. Dazu bietet sich besonders der Samstag mit dem TANAS talk über Unsichtbarkeit in der Kunst an.

Der Kunsthistoriker Sebastian Egenhofer untersucht die Kunstgeschichte auf Darstellungen des Unsichtbaren, etwa in Form von Verweisen oder allegorischen Darstellungen. Dabei fragt er auch nach dem Einfluss technischer Medien, wie der Fotografie. Anschließend vergleichen Egenhofer und Nico Anklam die Werke der Ausstellung mit anderen Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Bei der abschließenden Führung sollte also keine Frage mehr offen sein!

16 Uhr | 08. Januar 2011 | Tanas | Heidestrasse 50 | Berlin Mitte

 

Dreikönigskunst

Installationsansicht Alexandra Hopf, A Future Show, 2010 © Cruise&Callas

Bei Cruise&Callas gibt’s heute Editionen zum Kuchenpreis.

Die junge Kreuzberger Galerie Cruise&Callas hat ein ziemlich gutes Programm. Außerdem produzieren ihre Künstler zu den Ausstellungen jeweils erschwingliche Editionen. Da kann es schon mal schwer werden, die Ausstellung mit leeren Händen zu verlassen.

Zum Dreikönigstag setzt Cruise&Callas noch einen drauf: Heute sind die Editionen zum Preis eines Kuchens zu haben – vorausgesetzt man findet darin eine Porzellanfigur.

Derzeit zeigt Cruise&Callas A Future Show von der Berliner Künstlerin Alexandra Hopf. Laut Ausstellungstext geht es darin mal wieder um die großen Themen Wahrnehmung, Realität und den Begriff des Zeitgenössischen. Aber egal. Jedenfalls rekonstruiert die Künstlerin eine fiktive Ausstellung, die Future Show aus dem Jahre 1948. Hopf stellt Objekte, Ausstellungsplakate und was alles sonst noch dazu gehört aus. Im Keller wird’s dann psychoanalytisch, hier leuchtet etwa Trouvaille. (Das Neonglasobjekt basiert auf einer Zeichnung Jaques Lacan’s zu den innerpsychischen Ebenen.) Aber keine Angst: Erfahrungsgemäß verstecken sich im Kellergewölbe der ehemaligen KFZ-Werkstatt sehenswerte Installationen.

Natürlich ist auch zu A Future Show eine Edition erschienen, nämlich ein Screensaver von Alexandra Hopf in einer dreissiger Auflage.

Guten Appetit.

19 Uhr | 06. Januar 2011 | Cruise&Callas | Köpenicker Str. 187-188 | Berlin Kreuzberg

 

Nachts im Museum

© Museum für Naturkunde

Das Museum für Naturkunde führt zu später Stunde durch seine Schätze.

Ja, die Stadt hat sehr viele Museen. Aber das Berliner Museum für Naturkunde zählt zu den fünf größten Naturkundemuseen der Welt und schöpft aus einem riesigen Sammlungsbestand. Im Lichthof empfängt den Besucher das weltweit größte Saurierskelett, ein Brachiosaurus!

Entsprechend viel gibt es zu sehen, aber vor allem zu lernen. Denn die Besucher sollen ausdrücklich anfassen, mitmachen und mitdenken. Die wirklich gute Museumsdidaktik macht den Streifzug durch die Räume zum Vergnügen.

Am charmantesten geht das bei Nacht: Mit der Taschenlampe erkunden die Teilnehmer dann neben den dunklen Museumsräumen auch die wissenschaftlichen Sammlungen im nicht öffentlichen Teil des Hauses – und die sind grandios. Spektakulär sind insbesondere die paläontologischen und die zoologischen Sammlungsbestände. (Nicht wenige Objekte brachte Alexander von Humboldt von seinen Forschungsreisen mit.) Aber auch Hobby-Mineralogen und -geologen kommen hier auf ihre Kosten.

Anmelden (030 2093 8550) und Taschenlampe besorgen!

17.30 Uhr | 1./2. Januar 2010 | Museum für Naturkunde | Invalidenstraße 43 | Berlin Mitte