Lesezeichen
 

Et qu’est-ce qui se passe à Paris?

Kaz Oshiro, Untitled Still Life Painting (cadmium yellow/brown packaging tape), 2010 Courtesy Galerie Frank Elbaz

Am Wochenende gibt’s zur Abwechslung mal Kunst aus der französischen Hauptstadt.

Der Galerieaustausch Berlin-Paris findet zum dritten Mal statt und der Kreis der teilnehmenden Galerien ist erneut gewachsen. Auch Ben Kaufmann, Barbara Thumm, Klemm’s, PSM und Florent Tosin haben sich diesmal Pendants in Paris gesucht. Die Galerien präsentieren sich jeweils in den Räumen ihres Partners. Dieses Wochenende sind erstmal die Franzosen zu Gast in Berlin und folgende Konstellationen hören sich besonders spannend an:

Bei Ben Kaufmann zieht die New Galerie ein und mit ihr die charmante Einzelausstellung the places we’ve been von Bertrand Planes. Wentrup hat sich die Galerie Frank Elbaz mit einem interessanten Künstlerprogramm ausgesucht. Sommer & Kohl holt sich den Kunstraum The Institute of Social Hypocrisy ins Haus. Der kommt mit seiner neusten Publikation The Sound of Downloading Makes Me Want to Upload und der Einzelausstellung This Spectacle von Victor Boullet.

Außerdem präsentiert die Galerie TORRI bei carlier | gebauer ihre Künstler Braco Dimitrijevic sowie Florian Pugnaire und David Raffini. Und Barbara Thumm hat sich In situ – Fabienne Leclerc herausgepickt. Die Pariser zeigen Arbeiten von Gary Hill und Patrick Tosani.

Während es bei Johann König mit der Fotostrecke Paradies nackte Tatsachen von Juergen Teller gibt, geht es bei Isabella Bortolozzi und Mehdi Chouakri eher gediegen zu: Bortolozzi heißt Natalie Seroussi willkommen, mit Arbeiten von Kurt Schwitters und Hans Arp. Medhi Chouakri macht mit 1900-2000 gemeinsame Sache bzw. eine Gruppenausstellung. Au pied du mur zeigt Bilder u.a. von Natalia Gontscharowa oder Francis Picabia auf Wandmalereien von John M Armleder, Sylvie Fleury, Mathieu Mercier und Gerwald Rockenschaub – um nur ein paar Optionen für heute Abend anzureißen…

Die komplette Übersicht gibt es auf der Internetseite von Berlin-Paris.

16-21 Uhr | 14. Januar 2011 | siehe Download der Karte

 

Mitte-Kunst

Alexandre Singh, Assembly Instructions (IKEA), 2008 © Alexandre Singh Courtesy Sprueth Magers

Berlin erwacht aus der Winterstarre – und meldet sich mit einem Überangebot an Ausstellungseröffnungen zurück.

Wenn nicht einmal mehr rigoroses Zeitmanagement hilft, bleiben nur Mut zur Lücke. Hier ein paar Orientierungspunkte. Den Rest bringt der Abend.

In Mitte präsentiert Sprüth Magers neben den skurrilen Landschaften und Interieurs von Andreas Schulze den in New York lebenden Künstler Alexandre Singh. Die Kollagen Assembly Instructions visualisieren Singhs versponnene Geschichten, in denen der Künstler Fakten und Fiktion vermischt. Am Samstag performt Singh übrigens The Alkahest. Darin geht es neben einer alchemistischen Substanz auch um Ufo’s, Yves Klein, den Zweiten Weltkrieg, Manhattan und Moliere. (Nur nach Anmeldung!)

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Sprüth Magers | Oranienburger Straße 18 | Berlin Mitte

Dann zeigt Peres Projects in unmittelbarer Nähe Those Gosts mit dem amerikanischen Künstler John Kleckner und dem Italiener Patrick Tuttofuoco. Sowohl Kleckners filigran-morbide Bilder als auch Tuttofuocos reduzierte Objekte thematisieren das Auflösen des menschlichen Körpers.

19  Uhr | 14. Januar 2011 | Peres Projects | Große Hamburgerstraße 17 | Berlin Mitte

Von da aus kann man über einen Umweg beim Schinkel Pavillon (neue Arbeiten von Aaron Curry) in Richtung Kreuzberg aufbrechen. Dort kuratieren Julia Wielgus und Judith Wiedenhöft im Atelierhaus der Lindenstraße die Gruppenausstellung Samples mit einem Dutzend junger Berliner Künstler wie Johannes Weiss, Renata Kaminska oder Adrian Lohmüller. Oder man begibt sich mutwillig ins Aus, also zu den Eröffnungen in die Heidestraße. Dort feiert dann auch die Tape Modern mit einer großen Gruppenausstellung ihr dreijähriges Jubiläum. Auf dem Weg lässt sich ein Stopp bei Klemm’s einlegen. Die Galerie stellt mit der Ausstellung Ritournelle ihren neuen Künstler Renaud Regnery vor.

18 Uhr | 14. Januar 2010 | Schinkel Pavillon | Oberwallstraße 1 | Berlin Mitte

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Galerienhaus Lindenstraße  35 | Berlin Kreuzberg

19 Uhr | 14. Januar 2011 | Tape Club | Heidestraße 14 | Berlin Mitte

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Klemm’s | Brunnenstraße 7 | Berlin Mitte

 

Jeder darf AUSREDEN!

© Sebastian Bolesch

Prinzessinenbad-Regisseurin Bettina Blümner macht jetzt auch Theater. Am HAU präsentiert sie Der Familienrat.

Die Filmemacherin begleitete die Pilotphase des Projektes „Familienrat“. Die Jugendämter wollen damit Familien zur eigenverantwortlichen Lösung sozialer oder familiärer Konflikte anleiten. Auf der Basis dieser Filmaufnahmen hat Blümner einen Theaterabend entwickelt. Sechs Darsteller stellen sich darin dem Familienwahnsinn – immer schön nach den Familienrat-Regeln…

Weil sich Berlin derart auf die Probleme Anderer freut, sind bereits zwei Zusatzvorstellungen anberaumt.

20 Uhr | 7.-10. Januar 2011 | HAU 3 | Tempelhofer Ufer 10 | Berlin Kreuzberg

 

Lenz im Loop

© Gregor Knueppel

Das Performancekollektiv andcompany&Co loopt Lenz am HAU.

Da hat sich andcompany&Co was Wildes vorgeknöpft: den Dreiakter Pandämonium Germanicum (1775) von Sturm & Drang Dichter J.M.R. Lenz. Lenz steigt darin mit Goethe zum Tempel des Ruhms herauf und verunglimpft die „Starliteraten“ seiner Zeit. Es ist eine Satire auf den Literaturbetrieb und den Geniekult.

Die Performer haben sich den groteskten Stoff von Lenz vorgenommen, also reanimiert und neu abgemischt. Da kommt dann nicht mehr nur Goethe vor. Sie stellen dem Rebell und Verlierer – in seinem Wahnsinn stirbt Lenz allein – einen Weiteren zur Seite: Bernward Vesper. Der Schriftsteller brachte sich 1971 in der Psychatrie um und hinterließ Teile seines Romans Die Reise. Darin geht es um seine Erfahrung als Sohn ein Nazidichters, Ex von Gudrun Ensslin und Drogen… Darüber hinaus haben andcompany&Co allerlei aktuelle Bezüge aufgetan. Und so liest sich die Ankündigung, als könnte der Abend ein großer Spaß werden – oder anstrengend.

20 Uhr | 06. sowie 8.-11. Januar 2011 | HAU 2 | Hallesches Ufer 32 | Berlin Kreuzberg

 

Dreikönigskunst

Installationsansicht Alexandra Hopf, A Future Show, 2010 © Cruise&Callas

Bei Cruise&Callas gibt’s heute Editionen zum Kuchenpreis.

Die junge Kreuzberger Galerie Cruise&Callas hat ein ziemlich gutes Programm. Außerdem produzieren ihre Künstler zu den Ausstellungen jeweils erschwingliche Editionen. Da kann es schon mal schwer werden, die Ausstellung mit leeren Händen zu verlassen.

Zum Dreikönigstag setzt Cruise&Callas noch einen drauf: Heute sind die Editionen zum Preis eines Kuchens zu haben – vorausgesetzt man findet darin eine Porzellanfigur.

Derzeit zeigt Cruise&Callas A Future Show von der Berliner Künstlerin Alexandra Hopf. Laut Ausstellungstext geht es darin mal wieder um die großen Themen Wahrnehmung, Realität und den Begriff des Zeitgenössischen. Aber egal. Jedenfalls rekonstruiert die Künstlerin eine fiktive Ausstellung, die Future Show aus dem Jahre 1948. Hopf stellt Objekte, Ausstellungsplakate und was alles sonst noch dazu gehört aus. Im Keller wird’s dann psychoanalytisch, hier leuchtet etwa Trouvaille. (Das Neonglasobjekt basiert auf einer Zeichnung Jaques Lacan’s zu den innerpsychischen Ebenen.) Aber keine Angst: Erfahrungsgemäß verstecken sich im Kellergewölbe der ehemaligen KFZ-Werkstatt sehenswerte Installationen.

Natürlich ist auch zu A Future Show eine Edition erschienen, nämlich ein Screensaver von Alexandra Hopf in einer dreissiger Auflage.

Guten Appetit.

19 Uhr | 06. Januar 2011 | Cruise&Callas | Köpenicker Str. 187-188 | Berlin Kreuzberg

 

Mit Krawall aus 2010

Im Atelierhof Kreuzberg lässt es sich entspannt ins neue Jahr feiern.

Die Konzertkarten sind ausverkauft, die guten Opern und Theater nahezu voll. Aber es muss ja nicht immer Kultur sein; Berlin feiert an jeder Ecke.

Entspannt hört sich die Party im Atelierhof Kreuzberg an. Denn da gibt’s Böller statt Champagner.

Die Kracher stellen die Gastgeber, Appartement, Dyssembler & PIGS. Im Gegenzug wünschen sie sich wahlweise schöne oder kunstaffine Gäste im futuristischen Outfit.

P.S.: Musik gibt es natürlich auch, von Hunee (rushhour), Your body & dj sweat (dyss, rio), Danny K. (aids-3D) und Casual Goth.

22.30 Uhr | 31. Dezember 2010 | Atelierhof Kreuzberg | Schleiermacherstraße 31-37 | Berlin Kreuzberg

 

Tanz zwischen den Welten

© Rain Kencana

Der HipHop-Choreograf Kadir Memis inszeniert am HAU Hüzün – Ein schmerzlicher Verlust.

Mit dem Breakdance begann Kadir Memis aka Amigo, als seine Eltern den damals Zehnjährigen nach Deutschland holten. Heute choreografiert er Tanztheater. Die Stücke handeln von Memis Versuch, die eigene Identität zu erfassen.

Hüzün basiert auf Memis autobiografischer Erfahrung als Junge, der in zwei Kulturen aufwächst. Er reflektiert darin die Rolle des Mannes in patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen.

Inspiriert von Orhan Pamuks Buch Istanbul geht der Choreograph aus von einem spezifisch türkischen Gemütszustand: Hüzün. Im Gegensatz zur deutschen Kultur mit ihrer einsamen Tristesse, kennt die türkische eine kollektive Schwermut. Als kultureller Grenzgänger musste auch Memis diese Melancholie erst für sich definieren. Seine Eindrücke hat er mit Hüzün nun in HipHop-Tanztheater übersetzt.

Das hört sich doch tatsächlich mal vielschichtig an.

20 Uhr | 16-19 Dezember 2010 | HAU 2 | Hallesches Ufer 32 | Berlin Kreuzberg

 

Auf einen Drink mit BOY

Am Sonntag spielen BOY im Michelberger Hotel.

BOY, das sind die Züricher Sängerin Valeska Steiner und die Bassistin und Cellistin Sonja Glass aus Hamburg. Seit 2008 schreiben und spielen die beiden zusammen. Und weil ihre Musik ziemlich gut ist, bleiben sie wohl nicht mehr lange ein Geheimtip. Auch Jessie von LesMads ist gerade auf den Geschmack gekommen.

Drinks an der Hotelbar und gute Musik – wie perfekt kann ein Sonntag sein?

19 Uhr | 12. Dezember 2010 | Michelberger Hotel | Warschauer Straße 39/40 | Berlin Kreuzberg

 

Japan grüßt Hamburg

© Jeannette Corbeau

Stella tourt mit Fukui.

Ihren Doktor in Japanologie hat Elena Lange so gut wie in der Tasche. Damit bleibt auch wieder Zeit für Stella, ihre Hamburger Band mit den Musikern Thies Mynther und Mense Reents. Nach sechs Jahren Pause hat sich Stella im August mit dem elektronischen Album Fukui zurückgemeldet. Und als wäre die Musik nicht komplex genug, sind die Texte nun auch japanisch.

22 Uhr | 7. Dezember 2010 | HAU 2 | Hallesches Ufer 32 | Berlin Kreuzberg