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Pflichttermin im Niemandsland

Nächste Woche endet die Gruppenausstellung Tacticts of Invisibility bei Tanas.

Alle, die die Arbeiten der türkischen Künstler noch nicht gesehen haben, sollten sich schleunigst auf den Weg in die Heidestraße machen. Dazu bietet sich besonders der Samstag mit dem TANAS talk über Unsichtbarkeit in der Kunst an.

Der Kunsthistoriker Sebastian Egenhofer untersucht die Kunstgeschichte auf Darstellungen des Unsichtbaren, etwa in Form von Verweisen oder allegorischen Darstellungen. Dabei fragt er auch nach dem Einfluss technischer Medien, wie der Fotografie. Anschließend vergleichen Egenhofer und Nico Anklam die Werke der Ausstellung mit anderen Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Bei der abschließenden Führung sollte also keine Frage mehr offen sein!

16 Uhr | 08. Januar 2011 | Tanas | Heidestrasse 50 | Berlin Mitte

 

Abstrakte Raumerfahrung

© Trevor Good

Die Tanztage Berlin werden 20.

Elf Tage lang präsentieren die Sophiensaele junge Berliner Experimente in zeitgenössischem Tanz und Choreographie.

Vielversprechend könnte die Performance von Antje Velsinger und Markus Popp alias Oval sein. Die Choreografin und der Produzent abstrakter elektronischer Musik präsentieren wall / paper / wall. Das 30-minütige Stück de- und rekonstruiert Räumlichkeit im weitestmöglichen Sinne.

Samstag gibt ab 22.30 Uhr zusätzlich ein Live-Set von Oval.

18 Uhr bzw. 19.30 Uhr | 07.-09. Januar 2011 | Sophiensaele | Sophienstraße 18 | Berlin Mitte

 

Musik von Geisterhand

© VW/Soundfair

SOUNDFAIR und die Galerie VeneKlasen/Werner präsentieren Annika Eriksson.

Die schwedische Künstlerin übernimmt den dritten Satz der Klangperformance-Reihe Symphony. Musiker, Komponisten und bildende Künstler entwickeln hierfür Arbeiten, die zwischen Konzert- und Ausstellungssituationen vermitteln.

In Erikssons Arbeiten geht es um soziale Interaktion im Alltag. Für Symphony hat die Künstlerin The plan was sound; its execution faulty entwickelt. Das Werk verweist auf das Verblassen historischer Ereignisse und gescheiterter Utopien.

In einem verdunkelten Raum erklingt das Solidaritätslied (1929) von Hanns Eisler und Bertolt Brecht. Gespielt auf einem elektroakustischen Theremin, das keiner direkten Berührung bedarf, klingt die Arbeiterhymne seltsam entrückt…

Besser geht es nicht: Spannende Künstler zeigen intelligente Performances. Unbedingt hingehen!

19-21 Uhr | 07. Januar 2011 | VeneKlasen/Werner | Rudi-Dutschke-Strasse 26 | Berlin Mitte

 

Wissen, das die Welt nicht braucht

Der Projektraum General Public setzt Videokunst auf den Lehrplan.

Der Künstler Robert Heel hat sich auf das Genre „Lehrfilm“ spezialisiert. In seinen Instructional Films vermittelt er einer fiktiven Klasse absurdes Halbwissen. Dass ihn ursprünglich Lehrfilme aus den fünfziger und sechziger Jahren inspiriert haben, sieht man den Videos nicht mehr an; die Arbeiten sind definitiv eigenartig.

Interessanter als die Filmvorführung klingt die anschließende Performance Early American Avant-Garde. Heel mischt in Echtzeit alte Videos neu, Jan Hertz legt dazu auf.

Die Kuratoren können dem Publikum sicherlich erklären, was sie an den Arbeiten fasziniert.

20 Uhr | 07. Januar 2011 | General Public | Schönhauser Allee 167c | Berlin Mitte

 

Friss oder Hartz

Der Film Eine flexible Frau feiert an der Volksbühne Premiere zum Kinostart.

Die Regisseurin Tatjana Turanskyjs entwirft in ihrem Film das Porträt einer dieser tragischen Großstadt-Existenzen. Die Architektin Greta (Mira Partecke) findet weder Anstellung noch Auftrag. Trotzdem will sie ihren Idealen treu bleiben. Und als wäre das nicht schlimm genug, ist sie obendrein alleinerziehende Mutter. Also hetzt Greta widerwillig vom Jobcenter zur Schule, reibt sich zwischen Callcenter-Alltag und Architektenpartys auf – um am Ende des Tages gegen Existenznot und Statusangst anzutrinken.

Natürlich lebt Greta in Berlin, das in Eine flexible Frau als Architektur-Gau (Townhäuser, Humboldtforum und Stadtrandbebauung) und Sammelstelle von Zuverdienerinnen erscheint.

Dass Turanskyj ihre Milieu- und Gesellschaftsstudie in Form eines assoziativen Filmessays präsentiert, hat nicht nur die Kritiker beeindruckt. Die Filmgalerie 451 bringt die Produktion in die Kinos. Das gilt es nach der Vorführung natürlich mit der Crew – und Alkohol – gebührend zu feiern.

21 Uhr | 05. Dezember 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte

 

Jetzt auch in der Großstadt

Joe B. Hard & The What? machen Pop, der angenehm unaufgeregt klingt.

Weil die in Weimar gegründete Band Joe B. Hard & the What? mittlerweile in Berlin lebt, kommt jetzt auch das hiesige Publikum in den Genuss der zynisch-melancholischen Songs.

21 Uhr | 05. Januar 2011 | Kaffee Burger | Torstraße 58/60 | Berlin Mitte

 

Wer braucht schon heile Welt

© Iko Freese

Die Wildente fragt, wie viel Wahrheit der Mensch verträgt.

Am DT läuft statt der angesetzten Nibelungen außerplanmäßig die Thalheimer-Inszenierung von Ibsens Wildente. Das Stück handelt von einer einfachen Familie, die an der Enthüllung einer Lebenslüge zerbricht.

Besagte Familie Ekdal lebt ein ohnehin bescheidenes Glück, das u.a. aus einer flügellahmen Wildente auf dem Dachboden besteht. Dann taucht ein Jugendfreund auf und beschließt, den Vater über die Abgründe der Ekdal’schen Existenz aufzuklären. Hjalmar Ekdal muss erfahren, dass der vermeintliche Gönner der Familie nicht nur seinen Vater ins Gefängnis schickte, sondern auch der Erzeuger der Tochter Hedvig ist.

Für Begeisterung sorgte die Inszenierung bei ihrer Premiere vor beinahe drei Jahren nicht gerade. Trotzdem klingt die Wildente nach einem soliden Theaterabend.

19.30 Uhr | 4. Januar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte

 

Kino zum Eingwöhnen

© .HBC

Berlin heißt seine Heimkehrer mit zwei charmanten Veranstaltungen willkommen:

Das Programmkino Lichtblick zeigt Berlin-Alexanderplatz (1931), Piel Jutzis Verfilmung von Alfred Döblins Roman. Der Film läuft in der sehenswerten Reihe Berlin Filme der Stadt. Und das .HBC kämpft mit der neuen Partyreihe Cinéma gegen den Montagsblues. Die DJ’s beschallen den Kinosaal des .HBC mit R&B, Hip-Hop und Pop.

Auf ein frohes Neues!

17 Uhr | 03. Januar 2010 | Kino Lichtblick | Kastanienallee 77 | Berlin Mitte

22 Uhr | 03. Januar 2010 | .HBC | Karl-Liebknecht-Straße 9 | Berlin Mitte

 

Nachts im Museum

© Museum für Naturkunde

Das Museum für Naturkunde führt zu später Stunde durch seine Schätze.

Ja, die Stadt hat sehr viele Museen. Aber das Berliner Museum für Naturkunde zählt zu den fünf größten Naturkundemuseen der Welt und schöpft aus einem riesigen Sammlungsbestand. Im Lichthof empfängt den Besucher das weltweit größte Saurierskelett, ein Brachiosaurus!

Entsprechend viel gibt es zu sehen, aber vor allem zu lernen. Denn die Besucher sollen ausdrücklich anfassen, mitmachen und mitdenken. Die wirklich gute Museumsdidaktik macht den Streifzug durch die Räume zum Vergnügen.

Am charmantesten geht das bei Nacht: Mit der Taschenlampe erkunden die Teilnehmer dann neben den dunklen Museumsräumen auch die wissenschaftlichen Sammlungen im nicht öffentlichen Teil des Hauses – und die sind grandios. Spektakulär sind insbesondere die paläontologischen und die zoologischen Sammlungsbestände. (Nicht wenige Objekte brachte Alexander von Humboldt von seinen Forschungsreisen mit.) Aber auch Hobby-Mineralogen und -geologen kommen hier auf ihre Kosten.

Anmelden (030 2093 8550) und Taschenlampe besorgen!

17.30 Uhr | 1./2. Januar 2010 | Museum für Naturkunde | Invalidenstraße 43 | Berlin Mitte

 

Running Gag oder Zwangsneurose

© Arno Declair

Ingrid Lausund inszeniert ihr Theatersolo Der Weg zum Glück am DT.

Bernd Moss spielt in Der Weg zum Glück einen Leerläufer, der seine Beine nicht mehr kontrolliert. Daher haben sie ihn auch gegen seinen Willen auf die Bühne der Kammerspiele getragen. Dort versucht der Protagonist in einem buchstäblich rastlosen Monolog herauszufinden, was da eigentlich schief läuft in seinem Leben. Am Rande der Erschöpfung fasst er laut Ankündigung dann einen überraschenden Entschluss.

Ob der Abend tatsächlich so komisch ausfällt, wie es das DT verspricht, zeigt die Premiere. Allerdings gibt es nur noch Restkarten, daher folgender Plan: Sehr früh an der Abendkasse anstellen – und bei Pech alternativ Die Abschaffung der Arten in der Box des DT ansehen. Die bizarre Theateradaption von Dietmar Daths gleichnamigen Roman ist nämlich unbedingt sehenswert!

20 Uhr | 30. Dezember 2010 | Kammerspiele des DT | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte