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Auf den Spuren einer Utopie

© KW

Der Film A Virus in the City dokumentiert das Cellule-Projekt des israelischen Künstlers Absalon.

Die Dokumentation liefert den Kontext zu den Cellules, die die Kunst-Werke derzeit in der Absalon Ausstellung zeigen. Was aussieht wie ein Hybrid aus Skulptur und Architektur war als Behausung gedacht. Absalon hatte die Cellules jeweils seinen Körpermaßen und Bedürfnissen angepasst. Der Künstler wollte die geometrisch strukturierten, minimalistischen Wohneinheiten in sechs Metropolen aufstellen, um so „das Soziale zu leben“.

A Virus in the City (2008) ist der erste Film von Cédric Venail. Der Dokumentarfilm geht aus von einem Vortrag über die Cellules hervor, den Absalon kurz vor seinem frühen Tod hielt. Venail sucht darin die Bestimmungsorte der Cellules in Paris, Zürich, New York, Tel Aviv, Frankfurt und Tokio auf.

An die Filmvorführung schließt ein Gespräch des Regisseurs mit Andreas Lewin vom Festival DOKU.ARTS.

21 Uhr | 15. Januar 2011 | Zeughauskino | Deutsches Historisches Museum | Unter den Linden 2 | Berlin Mitte

 

Et qu’est-ce qui se passe à Paris?

Kaz Oshiro, Untitled Still Life Painting (cadmium yellow/brown packaging tape), 2010 Courtesy Galerie Frank Elbaz

Am Wochenende gibt’s zur Abwechslung mal Kunst aus der französischen Hauptstadt.

Der Galerieaustausch Berlin-Paris findet zum dritten Mal statt und der Kreis der teilnehmenden Galerien ist erneut gewachsen. Auch Ben Kaufmann, Barbara Thumm, Klemm’s, PSM und Florent Tosin haben sich diesmal Pendants in Paris gesucht. Die Galerien präsentieren sich jeweils in den Räumen ihres Partners. Dieses Wochenende sind erstmal die Franzosen zu Gast in Berlin und folgende Konstellationen hören sich besonders spannend an:

Bei Ben Kaufmann zieht die New Galerie ein und mit ihr die charmante Einzelausstellung the places we’ve been von Bertrand Planes. Wentrup hat sich die Galerie Frank Elbaz mit einem interessanten Künstlerprogramm ausgesucht. Sommer & Kohl holt sich den Kunstraum The Institute of Social Hypocrisy ins Haus. Der kommt mit seiner neusten Publikation The Sound of Downloading Makes Me Want to Upload und der Einzelausstellung This Spectacle von Victor Boullet.

Außerdem präsentiert die Galerie TORRI bei carlier | gebauer ihre Künstler Braco Dimitrijevic sowie Florian Pugnaire und David Raffini. Und Barbara Thumm hat sich In situ – Fabienne Leclerc herausgepickt. Die Pariser zeigen Arbeiten von Gary Hill und Patrick Tosani.

Während es bei Johann König mit der Fotostrecke Paradies nackte Tatsachen von Juergen Teller gibt, geht es bei Isabella Bortolozzi und Mehdi Chouakri eher gediegen zu: Bortolozzi heißt Natalie Seroussi willkommen, mit Arbeiten von Kurt Schwitters und Hans Arp. Medhi Chouakri macht mit 1900-2000 gemeinsame Sache bzw. eine Gruppenausstellung. Au pied du mur zeigt Bilder u.a. von Natalia Gontscharowa oder Francis Picabia auf Wandmalereien von John M Armleder, Sylvie Fleury, Mathieu Mercier und Gerwald Rockenschaub – um nur ein paar Optionen für heute Abend anzureißen…

Die komplette Übersicht gibt es auf der Internetseite von Berlin-Paris.

16-21 Uhr | 14. Januar 2011 | siehe Download der Karte

 

Mitte-Kunst

Alexandre Singh, Assembly Instructions (IKEA), 2008 © Alexandre Singh Courtesy Sprueth Magers

Berlin erwacht aus der Winterstarre – und meldet sich mit einem Überangebot an Ausstellungseröffnungen zurück.

Wenn nicht einmal mehr rigoroses Zeitmanagement hilft, bleiben nur Mut zur Lücke. Hier ein paar Orientierungspunkte. Den Rest bringt der Abend.

In Mitte präsentiert Sprüth Magers neben den skurrilen Landschaften und Interieurs von Andreas Schulze den in New York lebenden Künstler Alexandre Singh. Die Kollagen Assembly Instructions visualisieren Singhs versponnene Geschichten, in denen der Künstler Fakten und Fiktion vermischt. Am Samstag performt Singh übrigens The Alkahest. Darin geht es neben einer alchemistischen Substanz auch um Ufo’s, Yves Klein, den Zweiten Weltkrieg, Manhattan und Moliere. (Nur nach Anmeldung!)

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Sprüth Magers | Oranienburger Straße 18 | Berlin Mitte

Dann zeigt Peres Projects in unmittelbarer Nähe Those Gosts mit dem amerikanischen Künstler John Kleckner und dem Italiener Patrick Tuttofuoco. Sowohl Kleckners filigran-morbide Bilder als auch Tuttofuocos reduzierte Objekte thematisieren das Auflösen des menschlichen Körpers.

19  Uhr | 14. Januar 2011 | Peres Projects | Große Hamburgerstraße 17 | Berlin Mitte

Von da aus kann man über einen Umweg beim Schinkel Pavillon (neue Arbeiten von Aaron Curry) in Richtung Kreuzberg aufbrechen. Dort kuratieren Julia Wielgus und Judith Wiedenhöft im Atelierhaus der Lindenstraße die Gruppenausstellung Samples mit einem Dutzend junger Berliner Künstler wie Johannes Weiss, Renata Kaminska oder Adrian Lohmüller. Oder man begibt sich mutwillig ins Aus, also zu den Eröffnungen in die Heidestraße. Dort feiert dann auch die Tape Modern mit einer großen Gruppenausstellung ihr dreijähriges Jubiläum. Auf dem Weg lässt sich ein Stopp bei Klemm’s einlegen. Die Galerie stellt mit der Ausstellung Ritournelle ihren neuen Künstler Renaud Regnery vor.

18 Uhr | 14. Januar 2010 | Schinkel Pavillon | Oberwallstraße 1 | Berlin Mitte

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Galerienhaus Lindenstraße  35 | Berlin Kreuzberg

19 Uhr | 14. Januar 2011 | Tape Club | Heidestraße 14 | Berlin Mitte

18 Uhr | 14. Januar 2011 | Klemm’s | Brunnenstraße 7 | Berlin Mitte

 

Max Goldt liest (?) im Berliner Ensemble

© Rowohlt

Max Goldt tourt mit seinem Bilderbuch Gattin aus Holzabfällen.

Nicht ohne Grund lautet der Untertitel Mit Text versehene Bilder. Der Band Gattin aus Holzabfällen enthält 133 Bilder aus Goldts Sammlung. Wie aus den Titanic-Kolumnen gewohnt, hat er sie mit Text versehen. Jedenfalls verspricht das Berliner Ensemble „viel Neues und vielleicht ein bisschen was Altes“. Und wer den absurden Humor von Goldt mag, hat sicherlich Spaß an diesem Bilderbuchabend. Immerhin handelt es sich bei Gattin aus Holzäpfeln laut FAZ um das „Opus maximum des Max Goldt“. Well, …

19 Uhr | 13. Januar 2010 | Berliner Ensemble | Bertolt-Brecht-Platz 1 | Berlin Mitte

 

Betrügen Live

© A Maze

Klingt nerdy, aber interessant: Eine Live-Talkshow zum Thema ”Cheating“.

Ein Computerspiel ohne Cheats? Liebe ohne Mogelei? Undenkbar. Außerdem fordern Verbote unsere Kreativität geradezu heraus. Bleibt die Frage, wann daraus Betrug wird. Dies klären A MAZE und das Computerspiele Museum beim zweiten Games Culture Circle im .HBC. Die analoge Talkshow findet alle drei Monate statt. Die Gäste stammen u.a. aus dem Game- und Medienkunstbereich.

18.30 Uhr | 13. Januar 2010 |.HBC | Karl-Liebknecht-Straße 9 | Berlin Mitte

 

Heimatkunde I. Teil

© Suhrkamp

Andreas Maier liest aus seinem preisgekrönten Roman Das Zimmer.

Mit Das Zimmer beginnt Andreas Maier sein Romanzyklus-Projekt Ortsumgehung. Der Frankfurter Autor will darin die Geschichte seiner Familie und seiner Heimat zurückverfolgen.

Maier beginnt mit seinem Schreibzimmer im hessischen Bad Nauheim. Er schaut zurück auf die Zeit, als sein Onkel J. darin hauste. Und diese „literarische Nahaufnahme“ hat ihm gleich den mit 30.000 Euro dotierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis eingebracht.

Der Roman spielt Ende der Sechziger, als die hessischen Kleinstädter von der Mondlandung beschwingt, optimistisch in die Zukunft blicken. Der seit seiner Geburt geistig zurückgebliebene Onkel J. lebt hingegen in seiner eigenen Welt – und dem dunklen Kellerraum im Hause der Mutter. Er bewegt sich buchstäblich schmerzbefreit und bestialisch stinkend durch den Alltag. Der Schichtarbeiter liebt Maschinen und vor allem seinen braunen VW-Variant. Außerdem treibt er sich in den Bordellen des Frankfurter Bahnhofsviertels herum. Das Perfide: Der cholerische Unsympath handelt in kindlicher Einfalt und kann deshalb nicht nach den üblichen moralischen Kriterien beurteilt werden.

Das Zimmer begleitet Onkel J. für einen Tag – und wehrt sich mit ihm als Gegenfigur gegen eine romantische Verklärung von Heimat und Vergangenheit, wie Maier im Interview mit der ZEIT erklärt. Das liest sich dann mal heiter, mal ernüchternd. Vor allem ist es aber fein beobachtet.

Diese Beobachtungen trägt Maier heute Abend vor. Und wenn es mit seinem Vorhaben hinhaut, pro Jahr einen Teil seiner elfteiligen Ortsumgehung zu schreiben, dürften wir nächstes Jahr zur gleichen Zeit wieder von ihm hören.

20 Uhr | 12. Januar 2010 | Literaturforum im Brecht Haus | Chausseestraße 125 | Berlin Mitte

 

Ein Beitrag zur Meinungsbefreiung

© Thomas Aurin

Soviel zum Titel von Schmeiß Dein Ego weg: René Pollesch kündigt „den Theaterabend schlechthin“ an.

Schmeiß Dein Ego weg will kein Abend unter vielen sein, sondern ein meinungsbefreites Erlebnis. Das bedeutet, nicht einmal ein bisschen Meinung und auch keine fremden Gedanken kommen vor. Auch geht es ausdrücklich „nicht“ um Meinungsfreiheit und wovon nicht gesprochen werden „darf“ und dann doch die ganze Zeit gesprochen wird. Also bleibt nur das, wovon nicht gesprochen wird – oder so ähnlich. Dafür ist neben Margit Carstensen, Christine Groß und Martin Wuttke der Chor zuständig.

Was es mit der kryptischen Ankündigung auf sich hat, entschlüsselt man heute Abend am besten bei der Premiere. Für die gibt es nämlich noch Restkarten.

19.30 Uhr | 12. Januar 2010 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte

 

Farbe tanken

Heute endet Color Fields im Deutschen Guggenheim.

Wer es bisher nicht geschafft hat, sollte sich Zeit für einen Besuch der Ausstellung zur Farbfeldmalerei nehmen. Das Deutsche Guggenheim zeigt 14 Werke von den wichtigsten Vertretern. Die Arbeiten, entstanden in den sechziger und siebziger Jahren, stammen aus der Sammlung des Guggenheim Museums in New York.

Die Ausstellung erscheint zwar übersichtlich. Dafür wirken die Werke umso eindrücklicher. Sie loten die Bandbreite des Color Field Painting aus – und die reicht von in Farbe getränkten Leinwänden wie bei Helen Frankenthaler bis hin zu peniblen Arrangements, etwa von Gene Davis. Eindrücklich auch, weil die Künstler die Sinne des Betrachters herausfordern. Die Bildflächen flirren, vibrieren, täuschen. Die Zusammenstellung jedenfalls überzeugt. Und auch wenn der Rothko im Durchgang der Mühe nicht wert gewesen wäre, sind Arbeiten wie Harran II (1967) von Stella grandios.

Das Beste: Gerade weil die Ausstellung dabei sehr kompakt ist, reicht die Mittagspause völlig für Color Fields. Es sei denn, man möchte sich auch die Dokumentationen und Künstlerinterviews anschauen.

10 Uhr | 10. Januar 2011 | Deutsche Guggenheim |  Unter den Linden 13/15 | Berlin Mitte

 

Ein bißchen Wahnsinn auf den Sonntag Abend

© Arno Déclair

Der Heiler hinterfragt die Grenze zum Krankhaften.

Mit ein wenig Glück gibt’s noch Restkarten für die Uraufführung von Der Heiler in den Kammerspielen. In dem Monolog von Oliver Bukowski rekapituliert der Psychotherapeut Matthes Grebenhoeve, wie es dazu kommen konnte, dass man ihn nackt neben seiner toten Patientin fand. Plötzlich ist er sich nicht mehr sicher, wer von beiden eigentlich ein Problem hatte. Sein Beruf und die Gesellschaft erscheinen ihm in einem neuen Licht.

Wer an der Abendkasse leer ausgeht, kann die Inszenierung von Piet Drescher Ende des Monats besuchen.

20 Uhr | 09. Januar 2011 | Kammerspiele am DT | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte

 

Totgesagte leben länger

Mit Nekrophilie ist Liebe zur Zukunft beginnt die Volkbühne ihre neue Dialogreihe mit Toten. Das Zitat stammt von Heiner Müller, der Hauptperson der heutigen Veranstaltung. Anlässlich des 82. Geburtstags des 1995 verstorbenen Autors hat René Pollesch einen Theatertext entwickelt. Er geht aus von Müllers Beobachtungen zur Situation des Menschen im ausgehenden 20. Jahrhundert. Ein Chor trägt die Gedanken vor.

Anschließend läuft NEKRomantik 2 – Die Rückkehr der liebenden Toten (1991) von Jörg Buttgereit. Der Splatterfilm erzählt die Liebesgeschichte einer Lebenden, eines Toten und eines Sterbenden. Marianne kann ihre Leidenschaft für die Leiche des Ex nicht einmal zugunsten ihrer neuen Liebe zu Mark unterdrücken. Einen Ausweg sieht sie in dessen Tod…

Zum zwanzigsten Geburtstag des Klassikers gibt es live-Musik von Hauptdarstellerin Monika M. sowie André Abshagen, Julie Miess und Jens Friebe. Außerdem diskutieren beim Filmgespräch der Regisseur und die Hauptdarstellerin mit dem Filmwissenschaftler Stefan Höltgen und dem Journalisten Detlef Kuhlbrodt.

Gesprächsbedarf besteht bei so einem Abendprogramm garantiert.

18 Uhr | 09. Januar 2010 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte