Mit Nekrophilie ist Liebe zur Zukunftbeginnt die Volkbühne ihre neue Dialogreihe mit Toten. Das Zitat stammt von Heiner Müller, der Hauptperson der heutigen Veranstaltung. Anlässlich des 82. Geburtstags des 1995 verstorbenen Autors hat René Pollesch einen Theatertext entwickelt. Er geht aus von Müllers Beobachtungen zur Situation des Menschen im ausgehenden 20. Jahrhundert. Ein Chor trägt die Gedanken vor.
Anschließend läuft NEKRomantik 2 – Die Rückkehr der liebenden Toten (1991) von Jörg Buttgereit. Der Splatterfilm erzählt die Liebesgeschichte einer Lebenden, eines Toten und eines Sterbenden. Marianne kann ihre Leidenschaft für die Leiche des Ex nicht einmal zugunsten ihrer neuen Liebe zu Mark unterdrücken. Einen Ausweg sieht sie in dessen Tod…
Zum zwanzigsten Geburtstag des Klassikers gibt es live-Musik von Hauptdarstellerin Monika M. sowie André Abshagen, Julie Miess und Jens Friebe. Außerdem diskutieren beim Filmgespräch der Regisseur und die Hauptdarstellerin mit dem Filmwissenschaftler Stefan Höltgen und dem Journalisten Detlef Kuhlbrodt.
Gesprächsbedarf besteht bei so einem Abendprogramm garantiert.
18 Uhr | 09. Januar 2010 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich externe Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Der Künstler Robert Heel hat sich auf das Genre „Lehrfilm“ spezialisiert. In seinen Instructional Films vermittelt er einer fiktiven Klasse absurdes Halbwissen. Dass ihn ursprünglich Lehrfilme aus den fünfziger und sechziger Jahren inspiriert haben, sieht man den Videos nicht mehr an; die Arbeiten sind definitiv eigenartig.
Interessanter als die Filmvorführung klingt die anschließende Performance Early American Avant-Garde. Heel mischt in Echtzeit alte Videos neu, Jan Hertz legt dazu auf.
Die Kuratoren können dem Publikum sicherlich erklären, was sie an den Arbeiten fasziniert.
20 Uhr | 07. Januar 2011 | General Public | Schönhauser Allee 167c | Berlin Mitte
Die Regisseurin Tatjana Turanskyjs entwirft in ihrem Film das Porträt einer dieser tragischen Großstadt-Existenzen. Die Architektin Greta (Mira Partecke) findet weder Anstellung noch Auftrag. Trotzdem will sie ihren Idealen treu bleiben. Und als wäre das nicht schlimm genug, ist sie obendrein alleinerziehende Mutter. Also hetzt Greta widerwillig vom Jobcenter zur Schule, reibt sich zwischen Callcenter-Alltag und Architektenpartys auf – um am Ende des Tages gegen Existenznot und Statusangst anzutrinken.
Natürlich lebt Greta in Berlin, das in Eine flexible Frau als Architektur-Gau (Townhäuser, Humboldtforum und Stadtrandbebauung) und Sammelstelle von Zuverdienerinnen erscheint.
Dass Turanskyj ihre Milieu- und Gesellschaftsstudie in Form eines assoziativen Filmessays präsentiert, hat nicht nur die Kritiker beeindruckt. Die Filmgalerie 451 bringt die Produktion in die Kinos. Das gilt es nach der Vorführung natürlich mit der Crew – und Alkohol – gebührend zu feiern.
21 Uhr | 05. Dezember 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
Berlin heißt seine Heimkehrer mit zwei charmanten Veranstaltungen willkommen:
Das Programmkino Lichtblick zeigt Berlin-Alexanderplatz (1931), Piel Jutzis Verfilmung von Alfred Döblins Roman. Der Film läuft in der sehenswerten Reihe Berlin – Filme der Stadt. Und das .HBC kämpft mit der neuen Partyreihe Cinéma gegen den Montagsblues. Die DJ’s beschallen den Kinosaal des .HBC mit R&B, Hip-Hop und Pop.
Auf ein frohes Neues!
17 Uhr | 03. Januar 2010 | Kino Lichtblick | Kastanienallee 77 | Berlin Mitte
22 Uhr | 03. Januar 2010 | .HBC | Karl-Liebknecht-Straße 9 | Berlin Mitte
Der Kurzfilmzeigt acht Künstler, Kuratoren und Kritiker bei dem inszenierten Versuch sich über zeitgenössische Kunst zu verständigen. A Guiding Light (2010) ist Analyse und Selbstkritik zugleich: Wie in einer Seifenoper lassen Gillick und Vidokle ihre Protagonisten über das kuratorische Thema der 8. Shanghai Biennale reflektieren. Die beiden Künstler kombinieren dazu einen Text von Biennale Kurator Gao Shiming mit einer Episodenanalyse der namengebenden Fernsehserie Guiding Light aus dem Jahr 1952.
Nach den Premieren in Shanghai und New York stellen die Künstler ihren Film nun in Berlin vor – persönlich.
22 Uhr | 15. Dezember 2010 | Babylon | Rosa-Luxemburg-Straße 30 | Berlin Mitte
An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich externe Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Das Festival do Rio präsentiert die Perlen des brasilianischen Films.
Insgesamt 17 Produktionen laufen in den kommenden Tagen und am Wochenende im Haus der Kulturen der Welt. Die Filmbeiträge zeigen Brasilien mit seinen vielen Facetten und geben Einblicke in die lokale Filmszene. Im Anschluss kann das Publikum mit der Festivalleiterin Ilda Santiago sowie den Regisseuren diskutieren.
Eröffnungsfilm des Festivals ist der diesjährige Überraschungserfolg in den brasilianischen Kinos: Chico Xavier von Daniel Filh,. Der Spielfilm handelt von Francisco Cândido Xavier, der es über die Grenzen von Brasilien hinaus als Medium zu Starruhm gebracht hatte.
Besonders interessant ist der Architektur-Schwerpunkt „Gebaute Utopie“. Am Donnerstag zum Beispiel schildert Fabiano Maciel in seinem Dokumentarfilm Oscar Niemeyer, a vida é um sopro (Oscar Niemeyer, Das Leben ist ein Hauch) das Leben des brasilianischen Stararchitekten. Am Samstag findet das Panel Architektur und Moderne in Brasilien statt.
19.30 Uhr | 8. Dezember 2010 | Haus der Kulturen der Welt | John-Foster-Dulles-Allee 10 | Berlin Tiergarten
Subtil und bildgewaltig: Das Festival Around the World in 14 Films zelebriert die Fremde mit Beiträgen aus Kanada und Russland.
Eine Woche lang spielt das Babylon Filme von jungen Filmemachern aus 14 Ländern der Welt. Obwohl auf internationalen Filmfestivals gefeiert, haben viele der Beiträge keinen deutschen Verleih gefunden. Jedes der Werke wird von einem deutschen Regisseur vorgestellt. Paten der heutigen Filme sind die Regisseure Thomas Arslan und Stephan Wagner. Arslan führt in den kanadischen Beitrag Curling (2010) ein, Wagner präsentiert den russischen Film Silent Souls (2010):
Mit Curling erzählt Denis Côté die klaustrophobische Vater-Tochter-Geschichte von Jean-François und Julyvonne. Sie leben isoliert am Rande einer Kleinstadt. Julyvonne darf nicht einmal die Schule besuchen. Bei einem unerlaubten Ausflug in die Natur macht sie eine traumatisierende Entdeckung, die ihr Weltbild erschüttert. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter definiert sich neu.
Curling erhielt in Locarno den Preis für die beste Regie und den besten Hauptdarsteller.
In Silent Souls (Ovsyanki) entführt Regisseur Aleksei Fedorchenko den Zuschauer in die Kultur der finnisch-ungarischen Merja. Die Frau des Fabrikdirektor Miron ist gestorben. Er bittet seinen Freund und Angestellten Aist, ihn bei ihrer Verabschiedung zu begleiten. Gemeinsam reisen sie durch Zentralrussland, um Tanja traditionsgemäß am Nerosee einzuäschern. Miron’s Schilderungen der gemeinsamen Zeit vermitteln intime Einblicke in die fremden Bräuche.
Für seine Bildgewalt erhielt Ovsyanki in Venedig den Preis für die beste Kamera.
Es ist ungewöhnlich, dass ein Festival nach einer Markthalle benannt wird. So geschehen beim Dong Xuan Festival, das sich auf den gleichnamigen Markt in Berlin-Lichtenrade bezieht, der das vietnamesische Zentrum Berlins ist.
Vordergründig ehrt das Festival die ehemaligen Vertragsarbeiter im Berliner Osten und die Boat People in Westberlin. Tatsächlich geht es aber nicht nur um Einblicke in das Leben der vermeintlichen „Vorzeigemigranten“. Vielmehr demontieren die Veranstaltungen auch unsere einseitigen Vorstellungen von Integration.
Begonnen hat das Programm mit Touren zum namensgebenden Markt. Unter dem Motto Dong Xuan oder Frühling in Lichtenberg stellen die Führungen noch bis Donnerstag die Markthallen und ihre unmittelbare Umgebung vor.
Heute startet das kritische Rahmenprogramm im HAU mit dem Ballett The white body von Ea Sola. Die französisch-vietnamesische Choreografin überträgt die Kampfschrift Von der freiwilligen Knechtschaft (1548) von Etienne de la Boétie auf das Diktat des Konsums. Ihre Tänzer hinterfragen den Stellenwert von Individuum und Kollektiv in der heutigen Gesellschaft.
Anschließend diskutieren der Künstler Danh Vo und die Kritikerin Elena Filipovic Vo’s künstlerischen Beitrag zum Festival, 2.2.1861: Vo hat die Plakate für das Festival von Vietnamesen gestalten lassen. Sie haben die Ankündigung auf die Plakate geschrieben oder besser gesagt: gemalt. Vietnamesen seien zwar mit unserem Alphabet vertraut, erklärt Vo. Die wenigsten Einwanderer könnten jedoch westliche Sprachen schreiben. Der zweite künstlerische Beitrag besteht darin, dass V0’s Vater Phung einen Abschiedsbrief abmalt – und zwar den last letter of Saint Theophane Venard to his father before he was decapitated. Theophane Venard war ein christlicher Missionar, der am 2. Februar 1861 in Vietnam hingerichtet worden ist. Die Missionare hatten das lateinische Alphabet ins Land gebracht.
Außerdem gibt es amerikanisch-vietnamesische Filmbeiträge, die Themen wie Wahrnehmung, Identität und Geschlechterrollen behandeln. Der Klassiker Surname Viet Given Name Nam (1989) von Trinh T. Minh-ha dokumentiert die Lage vietnamesischer Frauen. Außerdem präsentiert Filmkurator Marc Siegel aktuelle Avantgarde-Produktionen, die den westlichen Blick herausfordern, wie die Kurzfilme aus The Blindness series (1992-2006) von Tran T. Kim-Trang. Die Filmemacher diskutieren danach jeweils mit den Zuschauern. Mit seinen Arbeiten will Vo unter anderem auch auf die Absurdität eines solchen Festivals hinweisen, das die Einwanderer selber nicht erreicht.
Zugegeben, am Ende richtet sich das Dong Xuan Festival doch nur an ein westliches Publikum. Aber immerhin reflektiert es dieses Problem auch. Die Veranstaltungen erlauben einen differenzierten Blick hinter eine scheinbar erfolgreiche Integrationsgeschichte. Sie beleuchten nicht nur Facetten der vietnamesischen Kultur, sondern halten uns auch einen Spiegel vor, wie selbstgefällig wir uns mit der Forderung nach Anpassung aus der Verantwortung ziehen.
siehe Programm | 21-27 November 2010 | HAU 1, 2 & 3 | Stresemannstraße 29, Hallesches Ufer 32 & Tempelhofer Ufer | Berlin-Kreuzberg
Der Martin-Gropius-Bau widmet László Moholy-Nagy einen Filmabend.
Gut eine Woche nach Eröffnung von Kunst des Lichts beginnt das Rahmenprogramm zur Ausstellung mit Filmen von und über Moholy-Nagy. Wie alle Exponate stammen sie aus der Zeit ab 1922. Der Künstler entwickelt damals eine ästhetische Lichttheorie: Licht wird zum bestimmenden Medium seines weiteren Werks.
Die Schau Kunst des Lichts umfasst 200 seiner optischen Kreationen. Die Werke sollen die Vielseitigkeit des Avantgardisten spiegeln: Moholy-Nagy suchte das Neue in Malerei, Skulptur, Fotografie, Film, Grafik und Design. Er umarmte den Fortschritt, experimentierte mit den technischen Möglichkeiten der verschiedenen Medien. Aus der Fotografie entwickelte er das „Fotogramm“, eine Lichtgrafik. Der Film wird wahlweise zum abstrakten Lichtspiel oder zum Bilderessay.
Nach der Ausstellung László Moholy-Nagy. Retrospektive letztes Jahr an der Frankfurter Schirn herrscht kein übermäßiges Interesse an der Ausstellung. Die taz findet zwar „ein Besuch lohnt sich“. Aber der Tagesspiegel vermisst Moholy-Nagys Licht-Bewegungs-Apparaturen und damit eine„wichtige Facette des Gesamtkünstlers“. Die Filme, darin stimmen beide Zeitungen überein, sind indes ziemlich sehenswert – und Grund genug, Kunst des Lichts zu besuchen.
Der Filmabend konzentriert sich auf vier kurze Arbeiten aus den frühen dreißiger Jahren. Sie dokumentieren zugleich Moholy-Nagys technizistische Begeisterung und zeigen sehenswerte Ansichten der modernen Stadtlandschaften. Im Anschluss an Alter Hafen in Marseille (1929/32), Ein Lichtspiel schwarz-weiß-grau (1930/32), Berliner Stillleben (1931/32) und Großstadt Zigeuner (1932/33) läuft eine Dokumentation über den Künstler: Das permanente Experiment: László Moholy-Nagy und das Bauhaus von Jens Schmohl (1996).
19 Uhr | 12. November 2010 | Martin-Gropius-Bau | Martin-Gropius-Bau Berlin | Niederkirchnerstraße 7 (Ecke Stresemannstraße 110) | Berlin Mitte
Body Language reiht sich in die Veranstaltungen aus Life is live – Musik, Diskurs, Performance. Zum dritten Mal bringt der Hau-Musikkurator Christoph Gurk nicht nur Popmusik sondern auch Kulturtheorie auf die Bühne. Gemeinsam mit Tim Stüttgen aka Timi Mei Monigatti hat er ein dreitägiges Programm zusammengestellt mit Konzerten, Filmen, Performances und natürlich Diskussionen zum Thema Queer Pop.
Das Festival fragt, inwiefern das Spiel mit der sexuellen Identität in der Popkultur funktioniert. Was bleibt im Mainstream vom kritischen Potential eines subkulturellen Phänomens? Geht es der Popkultur nur um das Image? Oder kann auch sie gegen sexuelle Normalisierung rebellieren? Die Antworten soll die nächsten Tage bringen.
Heute geht es im HAU1praktisch los: Auf den Performance-Vortrag Soulnessless des Transgender-Aktivisten Terre Thaemlitz folgt ein kleines House-Set im WAU von Thaemlitz‘ Alias, DJ Sprinkle.
22 Uhr | 11. November 2010 | HAU 1 & WAU | Stresemannstraße 29 & Hallesches Ufer 32 | Berlin Kreuzberg
Die theoretische Einführung übernimmt morgen Tim Stüttgen. Und wer am Vorabend zu hart gefeiert hat, kann sich bis dahin in den Prinzessinnengärten ausruhen beim Urban Farming für gestresste Gutmenschen.
ab 18 Uhr | 12-13 November 2010 | HAU 2 | Hallesches Ufer 32 | Berlin Kreuzberg