Lesezeichen
 

Première Brasil in Berlin

Trailer – Chico Xavier O Filme from União Espírita Mineira on Vimeo.

Das Festival do Rio präsentiert die Perlen des brasilianischen Films.

Insgesamt 17 Produktionen laufen in den kommenden Tagen und am Wochenende im Haus der Kulturen der Welt. Die Filmbeiträge zeigen Brasilien mit seinen vielen Facetten und geben Einblicke in die lokale Filmszene. Im Anschluss kann das Publikum mit der Festivalleiterin Ilda Santiago sowie den Regisseuren diskutieren.

Eröffnungsfilm des Festivals ist der diesjährige Überraschungserfolg in den brasilianischen Kinos: Chico Xavier von Daniel Filh,. Der Spielfilm handelt von Francisco Cândido Xavier, der es über die Grenzen von Brasilien hinaus als Medium zu Starruhm gebracht hatte.

Besonders interessant ist der Architektur-Schwerpunkt „Gebaute Utopie“. Am Donnerstag zum Beispiel schildert Fabiano Maciel in seinem Dokumentarfilm Oscar Niemeyer, a vida é um sopro (Oscar Niemeyer, Das Leben ist ein Hauch) das Leben des brasilianischen Stararchitekten. Am Samstag findet das Panel Architektur und Moderne in Brasilien statt.

19.30 Uhr | 8. Dezember 2010 | Haus der Kulturen der Welt | John-Foster-Dulles-Allee 10 | Berlin Tiergarten

 

Entropy Symphonie – 2. Satz: Berlin

© Mike Milosh

Der Künstler Zefrey Throwell bringt die Stadt zum Klingen.

Throwell will 100 Freiwillige an den Straßenecken der Innenstadt verteilen – ausgestattet mit Signalhörnern und Partitur. Die Hupen sind gestimmt, die Partituren getimed. Die Teilnehmer brauchen also weder musikalische Vorkenntnisse noch Taktgefühl. Allein ihren Einsatz sollten sie nicht verpassen. Ach ja, und Krach müssen sie mögen. Die Symphonie dauert fünf Minuten.

Einen ersten Satz konzertierter Unordnung führte Throwell zum Abschluss der Whitney Biennale in New York auf. Nun macht der Künstler Berlin zum Resonanzraum einer Klangperformance. Die Hintergründe seiner Aktionen erklärt Throwell im Interview mit Berlin Art Link.

17 Uhr | 8. Dezember 2010 | Alexanderplatz vor dem Fernsehturm (S-Bahnbogenfassade) | Berlin Mitte

 

Japan grüßt Hamburg

© Jeannette Corbeau

Stella tourt mit Fukui.

Ihren Doktor in Japanologie hat Elena Lange so gut wie in der Tasche. Damit bleibt auch wieder Zeit für Stella, ihre Hamburger Band mit den Musikern Thies Mynther und Mense Reents. Nach sechs Jahren Pause hat sich Stella im August mit dem elektronischen Album Fukui zurückgemeldet. Und als wäre die Musik nicht komplex genug, sind die Texte nun auch japanisch.

22 Uhr | 7. Dezember 2010 | HAU 2 | Hallesches Ufer 32 | Berlin Kreuzberg

 

Eine beachtliche Zugabe

© Birgitta Kowski

In der Philharmonie steht Philanthropie auf dem Programm: András Schiff für UNICEF

An sein ausverkauftes Konzert um 20 Uhr schließt der Pianist András Schiff eine weitere Darbietung von Bachs Goldberg-Variationen an. Der Eintritt ist frei. Die Zuschauer sollen für die Erdbebenopfer in Haiti spenden. Der Erlös des Abends geht an UNICEF.

Es gibt nur noch wenige Karten an der Abendkasse!

22 Uhr | 7. Dezember 2010 | Kammermusiksaal der Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Mitte

 

Empfänger: Barbara Weiss

© Galerie Barbara Weiss

Die Galerie Barbara Weiss zeigt Sent by Mail

Was passiert, wenn Künstler ihre Arbeiten „the old fashioned way“ schicken: per Post? Die Galerie Barbara Weiss hat Einsendungen von 35 Künstlern erbeten wie Maria Eichhorn, Ayşe Erkmen, Rebecca Morris, Deimantas Narkevičius und Roman Signer.

Die Gruppenausstellung knüpfe an die Tradition der Mail Art an und greife aktuelle Arbeiten wie Mail Nothing to the Tate Modern (2010) von Rhizome und David Horvitz auf, erklärt die Galerie. Und auch der Aufruf „Nichts“ an die Tate Modern in London zu schicken, war kritisch zu verstehen. Die Versandwege der leeren Postsendungen sollten die globale Zirkulation von Waren – und Kunstwerken – manifestieren. Die Aktion fand im Rahmen von No Soul for Sale an der Tate Modern statt, einer Ausstellung von unabhängigen Kunsträumen aus der ganzen Welt.

Heute Abend wird sich zeigen, ob die Galerie Barbara Weiss eine kritische Auseinandersetzung mit der Professionalisierung des Kunstbetriebes sucht – oder einfach Päckchen für eine nette Weihnachtsausstellung wollte.

18 Uhr | 6. Dezember 2010 | Galerie Barbara Weiss | Zimmerstraße 88-91 | Berlin Mitte

 

Virtuell psychodelisch

MGMT touren mit ihrem zweiten Album Congratulations.

Auf ihrem neuen Album begeben sich Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser auf die musikalischen Spuren des Rausches. Wie sich das anhört, zeigen die Jungs heute Abend in Berlin.

20 Uhr | 6. Dezember 2010C-HalleColumbiadamm 13-21 | Berlin Kreuzberg

 

Kunst zum Einheitspreis

© Im Namen des Raumes

Im Namen des Raumes verkauft 99 Kunstwerke à 99 Euro.

99 Künstler haben jeweils eine Arbeit beigesteuert, darunter auch bekannte Namen wie Martin Eder oder Olaf Holzapfel. Die Arbeiten sind lediglich nummeriert. Der Käufer soll sich beim Kauf von seinem Geschmack und nicht vom Namen des Künstlers leiten lassen. Sure …

Tut bei 99 € aber nicht viel zur Sache. So zugänglich ist Kunst selten.

16 Uhr | 6. Dezember 2010 | Im Namen des Raumes | Strausberger Platz 19 | Berlin Friedrichshain

 

Runnicles lässt Trojaner auf Berlin los

Andre Rival im Auftrag der Deutschen Oper Berlin Saison 2010/11, Wolfgang Joop als Énée

Die fünfstündige Doppeloper Die Trojaner von Hector Berlioz feiert Premiere an der Deutschen Oper.

Die Premiere verspricht gleich doppelt Spannung: Es ist die Erste von Donald Runnicles an der Deutschen Oper. Und dass der Generalmusikdirektor die Herausforderung für sich und die Deutsche Oper sucht, beweist seine Wahl: Die Trojaner ist ein Mammutstück. Der französische Komponist Hector Berlioz hat von 1856 bis 1858 an der Doppeloper in fünf Akten gearbeitet. Er wollte das Neue an Vergils antikem Stoff herausarbeiten, die Operntradition achten und doch weiter entwickeln. Die Trojaner gliedert sich in zwei Teile, den Untergang Trojas und Die Trojaner in Karthago:

Entgegen Kassandra’s Warnung öffnen die Trojaner ihre Tore für das vermeintliche Geschenk der Götter. Sie wähnen zehn Jahre griechischer Belagerung überstanden. Die List der Griechen geht auf, sie brennen Troja nieder. Nur wenige Trojaner überleben. Während sich die Frauen töten, flieht Aeneas mit den Männern. Sie sollen ein neues Reich gründen: das zukünftige römische Reich. Auf ihrer Reise landen die Männer in Karthago. Dort helfen sie den Karthagern den Angriff von König Iarbas abzuwehren. Aeneas und Königin Dido verlieben sich. Doch Aeneas folgt seiner Bestimmung, verlässt Karthago und seine Königin. Dido nimmt sich das Leben. In einer Vision sieht sie das von den Nachfahren Aeneas‘ zerstörte Karthago.

Er sei „regiemäßig zu allen Schandtaten bereit“, verspricht Runnicles der Süddeutschen Zeitung (277). Tatsächlich gibt es noch wenige Karten für alle, die diese Schandtaten am eigenen Leib erleben wollen – fünf Stunden lang.

16 Uhr | 5. Dezember 2010 | Deutsche Oper | Bismarckstraße 35 | Berlin Charlottenburg

 

Klein, aber konzentriert

© Kwadrat

Die Galerie Kwadrat zeigt World is Work.

Die Ausstellung World is Work kreist um die Verbindung von Kunst und Arbeit. Der Kurator José María Durán zeigt die spanischen Künstler Octavi Comeron, Pablo San José and Cynthia Viera aka PSJM, Ignacio Uriarte und Santiago Sierra.

Die Arbeiten sprechen jeweils verschiedene Aspekte des Arbeitens an: Bei Octavi stehen die Arbeiter im Vordergrund. Uriarte sucht das Ästhetische in der Büroroutine. PSJM geht es um das Moment der Vermarktung und Sierra interessieren absurde Tätigkeiten.

Vier so starke Positionen auf engsten Raum machen die Ausstellung unbedingt sehenswert.

17 Uhr | 4. Dezember 2010 | Kwadrat | Adalbertstraße 20 | Berlin Kreuzberg

 

Am lebenden Objekt

© Hermann Sorgeloos

Cédric Andrieux von Jérôme Bel ist Tanztheater der eindringlichen Art.

Mit dem Solo Cédric Andrieux knüpft Choreograph Jérôme Bel an seine Serie biografischer Tänzerporträts an. Andrieux ist der Fünfte, der gemeinsam mit Bel seine Karriere retrospektiv betrachtet. In enger Zusammenarbeit haben Bel und Andrieux ein sehr direktes Stück erarbeitet. Die Bühne am Hau1 ist bis auf den Protagonisten leer. Es gibt keine Musik, nur den Tänzer und sein auf Schlüsselszenen reduziertes Leben.

Da steht also Cédric Andrieux am Rand der Bühne. In Tennissocken, Jogging-Hosen und Kapuzenpulli sieht er aus, als käme er gerade vom Training. Andrieux sammelt sich kurz, dann setzt er an – und erzählt. Der 33-jährige rekapituliert seine aussichtslosen Anfänge als zeitgenössischer Tänzer in Brest, seine Ausbildung in Paris. Andrieux führt einen Ausschnitt aus Philippe Tréhet’s Nuit Fragile vor, mit dem er den Grundstein seiner Karriere in New York legt. Man hört seinen Atem, sieht die Anstrengung. Er kann nicht gleich weiter sprechen.

Seine Zeit in Amerika ist gewissermaßen das Herzstück von Andrieux Tanzbiographie. Der Liebe willen akzeptiert der Tänzer ein räudiges Engagement. Dann wechselt er zur Kompanie von Merce Cunningham. Andrieux lässt das Publikum die quälende Monotonie der täglichen Exercise erleiden. Er beschreibt welche Schmerzen die Arbeit mit dem Choreographen bedeutet, demonstriert das Übertragen von am Computer kreierten Choreographien auf die Körper der Tänzer, tanzt Ausschnitte aus Biped und Suite for 5.

Am Ende erlebt das Publikum Andrieux‘ Befreiung: Nach acht Jahren Cunningham geht der Tänzer ans Ballett der Opéra de Lyon, um dort ein neues Körpergefühl zu finden. Auch hier gibt es Hoch’s wie Trisha Brown’s Newark, Tiefs (nie tanzt er Forsythe) und Schlüsselmomente: In Jérôme Bel’s The show must go on konfrontiert er erstmals das Publikum. Dann richtet sich das Licht wieder auf den Tänzer und er verabschiedet sich.

Zurück lässt Andrieux ein Publikum, das sich nach den konzentrierten Einblicken in die Welt des zeitgenössischen Tanzes erst einmal sammelt.

19.30 Uhr | 3. & 4. Dezember 2010 | HAU 1 | Stresemannstraße 29 | Berlin Kreuzberg