Wer gerne in der Schlange wartet oder auf der Gästeliste steht, kann schon heute ins Wochenende feiern. Dass Berliner Elektro-Duo Modeselektor feiert mit einem Auftritt Volume 1 ihrer neuen Samplerreihe Modeselektion. Gernot Bronsert und Sebastian Szaryerste haben ihr Netzwerk aktiviert. Auf der ersten Kompilation ist das „Who is Who der Dubstep- und Techno-Schnittmengen“ zu hören, stellt die De:Bug anerkennend fest.
Neben Modeselektor live, spielen Siriusmo, Ramadanman, SBTRKT und KRSN.
22 Uhr | 11. November | Berghain | Am Wriezener Bahnhof | Berlin Friedrichshain
Nachdem das Thema „Kunstmarkt“ seit der Krise exzessiv verhandelt wurde, sucht The Future of Art nun das Erfolgsmodell der Zukunft. Das Besondere: Die rund zweieinhalbstündige Kunstdokumentation funktioniert auch als Serie. Die Folgen gehen in regelmäßigen Abständen online.
Wie verdient sich ein Künstler Anerkennung? Autor Ingo Niermann hat beschlossen, Kunst zu machen, möglichst gute Kunst. Der Künstler Erik Niedling soll ihm dabei helfen. Gemeinsam durchstreifen sie die Kunstwelt und sprechen mit Gewinnern des Kunstbetriebes. Die Protagonisten treffen Künstler, wie Marina Abramovic, Tobias Rehberger oder Damian Hirst. Sie besuchen Sammler wie Harald Falckenberg und Thomas Olbricht. Und natürlich lassen sie auch Meinungsführer wie Boris Groys und Hans Ulbrich Obrist zu Wort kommen. Die Auswahl ist, nun ja, nicht originell.
Zum Auftakt treffen Niermann und Niedling den Künstler Olafur Eliason. Sie besprechen seine Ausstellung im Gropius-Bau und diskutieren dann Eliassons Vision einer idealen Stadt. Das ist Gespräch ist nett, vielleicht ein wenig zäh. Es bringt jedoch wenig neue Einsichten. Und irgendwie fehlt der Kontext. Aber es folgen ja auch noch 18 Kapitel auf 3min.de.
Alles in allem wirkt The Future of Art wirkt wie eine sympathische Nabelschau – vor allem für Berliner. Die können den Start der Kunstdokumentation heute Abend feiern bei Gloria Berlin. Weil die Filmvorführung eines Onlineformats nicht konsequent wäre, gibt’s zur Veröffentlichung einfach nur Drinks. Frei.
19 Uhr | 10. November 2010 | Gloria Berlin | Heidestraße 52 | Gebäude 4a | Berlin Mitte
Das Maxim Gorki Theater beleuchtet die historische Dimension des 9. Novembers
Der 3. Oktober mag Nationalfeiertag sein. Der Schlüsseltag deutscher Geschichte ist jedoch der 9. November: Novemberrevolution (1918), Hitlerputsch (1923), Pogromnacht (1938) und Mauerfall (1989) sind gleichermaßen mit dem Datum verbunden. Das Maxim Gorki Theater nimmt ihn zum Anlass für ein „Nachdenken über das Gedenken“.
Die heutigen Veranstaltungen beleuchten nicht nur die Facetten dieses schicksalhaften Tages. Sondern sie hinterfragen auch unseren Umgang mit den jeweiligen Geschehnissen, als Gemeinschaft und als Individuum. Zur Debatte steht der schmale Grat zwischen Gedenken und Erinnern, Auslassen und Verdrängen.
Statt Belehrung setzt das Gorki auf ausgefallene Formate, die das Publikum fordern. Auf dem Programm stehen eine historische Entdeckungstour, ein politischer Salon sowie zwei Filme.
Den Abend eröffnet ein Film über den Hitlerattentäter Maurice Bavaud. Es ist kalt in Brandenburg (Hitler Töten) (1980) erzählt die Geschichte des jungen Schweizers, der am 9. November 1938 auf der Ehrentribüne steht. Die Nationalsozialisten gedenken des Putschversuchs von 1923. Bavaud hat beschlossen Hitler zu töten – und scheitert. Der Führer gerät nicht in Schussweite, Bavaud wird gestellt und stirbt drei Jahre später unter dem Fallbeil. Die Schweizer Villi Hermann, Niklaus Meienberg und Hans Stürm vollziehen Bavauds Weg in den Tod nach. Entstanden ist keine gewöhnliche Dokumentation, sondern ein „sehr trauriger, resignativer Film“ urteilt der Spiegel.
Anschließend steht der Freitag Salon unter dem Motto Was fällt uns ein? Die Deutschen und die Erinnerung als Kult und Kultur. Seit September lädt der Freitag monatlich wechselnde Politiker, Redakteure und Kulturschaffende ins Maxim Gorki Theater. Dort besprechen sie „Glück und Unglück der Gegenwart“. Diesmal geht es um das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte. Gemeinsam diskutieren der ehemalige DDR-Außenminister Markus Meckel, Lea Rosh vom Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Historiker Wolfgang Wippermann. Der freitag-Verleger Jakob Augstein moderiert das Gespräch.
Cycling the frame (1989)/ The invisible frame (2009) von Cynthia Beatt beschließt den Abend: Zwischen den beiden Filmprojekten liegen 21 Jahre. 1988 fährt Tilda Swinton erstmals mit dem Rad die Westseite der Berliner Mauer ab. Sie singt „The wall, the wall – The wall must fall“. 2009 wiederholt die mittlerweile sehr berühmte Schauspielerin ihre buchstäbliche Grenzerfahrung. Diesmal führt sie die Fahrradtour durch vergessene Orte entlang der langsam verschwindenden Mauerlinie.
Ein Tag in Deutschland am Maxim Gorki Theater – sehr ereignisreich und sehr empfehlenswert!
ab 12 Uhr | 18 Uhr | 20.30 Uhr | 22 Uhr | 9. November 2010 | Maxim Gorki Theater | Am Festungsgraben 2 | Berlin Mitte
Xiu Xiu stellt das aktuelle Album Dear God, I Hate Myself vor.
Xiu Xiu gibt es mittlerweile zehn Jahre und acht Alben lang. Gründer und einziges festes Mitglied des Projektes ist Jamie Stewart. Er holt sich jeweils unterschiedliche Musiker dazu.
Der Tonträger findet die neue Platte hörenswert mit ihrer Mischung aus düsteren Texte und einer Musik, die „alles andere als freudlos“ ist.
20 Uhr | 9. November 2010 | Festsaal Kreuzberg | Skalitzer Str. 130 | Berlin Kreuzberg
ALFILM präsentiert arabische Filme in Berliner Kinos.
Produktionen aus und über die arabische Region schaffen es noch immer selten in das Bewusstsein der westlichen Öffentlichkeit. Dabei hat sich gerade in den letzten Jahren viel getan.
Das arabische Filmfestival zeigt seit dem 3. November Spiel und Dokumentarfilme. Neben dem Hauptprogramm läuft die Sektion FOKUS 10 mit arabischen Arbeiten zum Thema Migration.
Das Babylon führt heute beispielsweise eine Dokumentation des Regisseurs Ghassan Salhab vor. 1958 (2009) folgt einer Mutter, die ihr Kind in Senegal zur Welt bringt. Währenddessen kündigt sich in ihrer libanesischen Heimat der Bürgerkrieg an. Danach läuft die ägyptische Produktion El Medina − Die Stadt (1999) von Yousry Nasrallah. Der Spielfilm erzählt die Geschichte vom Marktarbeiter Ali, der sein Existenz in Kairo aufgibt und sein Glück in Paris sucht.
Das Festival dauert noch bis Mittwoch.
18 Uhr und 22 Uhr | 8. November 2010 | Kino Babylon | Rosa-Luxemburg-Str. 30 | Berlin Mitte
Der Projektraum gehört einer Gruppe von Künstlern, die sich sich für Konzeptkunst begeistern. In einem ehemaligen AntiquiTÄTen-Laden zeigen sie Ausstellungen, veranstalten Screenings und Lesungen. Regelmäßig entscheiden sie über eingehende Projektvorschläge.
Das Künstlerduo BURGHARD hat die TÄT-Kriterien erfüllt und präsentiert Verschnitt. Stef & Romy Richter schaffen mit einfachen Mitteln subtile Installationen.
Die Ausstellung ist nur nach Vereinbarung mit den Künstlern zu sehen – abgesehen von der Eröffnung am Nachmittag.
14 Uhr | 7. November 2010 | TÄT | Schönhauser Allee 161 a | Berlin Prenzlauer Berg
Lars Eidinger und Katharina Schüttler spielen es einfach grandios, dieses Ehepaar Hedda Gabler und Jörgen Tesman. Hedda, verzweifelt am Mittelmaß ihrer Existenz, läuft in ihrer schicken Glas-Beton-Villa Amok. Der tumbe Tesman sieht hilflos zu, wie seine wunderschöne Frau sich und ihr Umfeld zugrunde richtet.
Ostermeier hat das Ibsen-Stück über die Wünsche und Ängste des Bürgertums präzise in die Gegenwart übersetzt. Und so nüchtern, dass es beim Zusehen schmerzt. Alles ist so vertraut: das Streben nach Statussymbolen und Sicherheit ebenso wie die Beklemmung der Bürgerlichkeit und diese unbestimmte Sehnsucht nach etwas Großem. Passend zur Sonntagabend-Stimmung.
Die Kunstnacht Nacht und Nebel zeigt Neukölln von seiner besten Seite.
Chauffiert Neukölln erkunden klingt dekadent und nach Elendstourismus. Es geht aber um Kunst.
Die Taxis haben die Kultuschaffenden des Viertels gechartert. Sie wollen zeigen, was Neukölln zu bieten hat, nämlich Kunst, Theater und Filme an den verschiedensten Orten.
Die Angebote reichen vom privaten Atelierbesuch bis zur wilden Party. Alle teilnehmenden Orte lassen sich bequem mit den ausgezeichneten Taxis erreichen. Für neugierige Entdecker könnte es ein durchaus spannender Abend werden. Und die Aktion verdient Unterstützung, gerade weil die Neuköllner Kulturszene gemessen am Angebot Kreuzbergs noch Entwicklungsgebiet ist.