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Statt Solarkollektoren: Die Hauswand, die Energie produziert

 

Die Hochschule Wismar hat vergangene Woche ein spannendes Experiment begonnen. Sie testet zurzeit draußen – im echten Leben sozusagen – verschiedene Häuserfassaden, mit denen sich Energie produzieren lässt. Dazu haben Wissenschaftler in einer Putzschicht eine feine Kapillarrohrmatte eingebracht, in der eine Flüssigkeit mit Frostschutzmittel zirkuliert. Dieses wird mit einer Wärmepumpe heruntergekühlt. Mit Hilfe  der Temperaturdifferenz zwischen der Umgebung und der Putzschicht lässt sich nun Energie gewinnen, mit der ein Wärmespeicher betrieben werden kann, etwa für die Heizung.

Versuchsfläche zur Energiegewinnung aus einer Fassade, Copyright: Hochschule Wismar
Versuchsfläche zur Energiegewinnung aus einer Fassade Copyright: Hochschule Wismar

Die Kraftwerk-Hauswand könnte eine Alternative zum Solarkollektor sein, da sie unabhängiger vom Sonnenschein funktioniert. Der Testlauf über zwei Jahre soll jetzt eine Energiebilanz ergeben: Wie viel Energie muss ich einspeisen (mit der Wärmepumpe zur Abkühlung des Frostschutzmittels) und wie viel erhalte ich am Ende für die Warmwasserproduktion – und steht das in einem sinnvollen Verhältnis?

Das Energiewand-Projekt, das unter anderem vom Bundesforschungsministerium unterstützt wird, könnte eine sinnvolle Ergänzung sein, verstärkt auf erneuerbare Energien bei der Häusersanierung zu setzen. Wenn ein Haus gedämmt und neu verputzt wird, ließe sich das Netzsystem gleich in den Putz einarbeiten. Es wäre ein Beitrag, wie gerade auch der Altbaubestand zur Energiewende etwas beitragen kann – und nicht nur die Neubauten, die ja schon jetzt hohe Energieeffizienzstandards erfüllen müssen.

Ach ja: Die Profis unter Ihnen werden vielleicht einwenden: Oh nein, wenn die Wandoberfläche kälter als die Luft ist, kann sich in manchen Fällen Tauwasser oder Eis bilden. Und dann Algen. Und dann sieht die Wand nicht nur usselig aus, sondern ist auch anfälliger für Wind und Wettereinflüsse. Die Wissenschaftler kommen diesem Einwand zuvor und haben ein ausgeklügeltes Messsystem installiert, um dies zu vermeiden. Mal schauen, ob’s klappt.