Google hat eine, das lässt sich nicht leugnen, gewisse Expertise in der Datenaufbereitung und Kartenerstellung. Jetzt startet der Konzern zusammen mit der Meeresschutzorganisation Oceana und dem amerikanischen Umweltdatenspezialisten Skytruth das Projekt Global Fishing Watch. Die Idee ist so simpel wie genial. Jedes kommerzielle Schiff ist mit einem Automatic Identification System ausgestattet. Damit lässt sich jede Schiffsbewegung verfolgen, wenn denn das Gerät eingeschaltet ist (Als AIS eingeführt wurde, war die Idee eigentlich, damit die Zahl der Schiffskollisionen zu reduzieren). Warum sich nicht einfach Fischereischiffe einmal separat anzeigen lassen, ist die Idee von Global Fishing Watch. Das kleine Video erklärt das ganz anschaulich.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=fn2JXmCUo30&w=560&h=315]
Die Macher wollen vor allem der illegalen Fischerei auf die Spur kommen. Dazu gehört etwa das Fischen in Schutzgebieten, das Ignorieren von Fangquoten, das Fälschen von Papieren. Wer weiß, wo verdächtige Schiffe unterwegs sind, kann sie einfacher bei Straftaten beobachten. Wenn sich etwa bestimmte Fangflotten an einem Punkt auf den Weltmeeren versammeln, ist das vielleicht auch ein Hinweis, hier einmal als Küstenwache beziehungsweise Behörde stärker zu patrouillieren.
Die Weltkarte oben zeigt etwa, wo sich die größten nationalen Fangflotten am liebsten versammeln: Die Spanier (blau) fischen etwa am liebsten im Atlantik, aber auch vor der Westküste Südamerikas. Grün steht für Japan und Rot für Südkorea.
Wissenschaftler schätzen, dass jedes Jahr zwischen elf und 26 Millionen Tonnen Fisch illegal gefangen werden – im Schnitt entspricht das rund 15 Prozent der weltweiten Fangmenge. Piratenfischerei ist nicht nur eine extremer Eingriff in das sowieso schon überstrapazierte Ökosystem Meer – allein im Mittelmeer sind 88 Prozent der Bestände nach EU Angaben überfischt. Es ist vor allem ein lukratives Geschäft für die Geschäftsleute im Hintergrund, denn der illegale Fang hat einen Wert von jährlich zehn bis 23 Milliarden Dollar.
Global Fishing Watch nennt einige ganz anschauliche Beispiele, wie mehr öffentliche Sichtbarkeit im Kampf gegen Piratenfischerei und Überfischung helfen könnte. Der Pazifik-Inselstaat Kiribati will ab kommendem Jahr etwa die Fischerei im Meeresschutzgebiet vor seiner Küste komplett verbieten. Wird die Fangflotte getrackt, die dort im Pazifik unterwegs ist, können Verstöße leichter dokumentiert und vor allem auch geahndet werden.
Dass Piratenfischerei kein Kavaliersdelikt ist, zeigt übrigens Interpol. Jüngst gab die internationale Kriminalpolizei eine neue Fahndungsliste bekannt: Neun Männer sucht sie weltweit, denen sie allesamt schwere Verstöße gegen das Umweltrecht vorwirft. Darunter sind zwei Männer, die wegen illegaler Fischerei gesucht werden: Der Deutsch-Russe Sergej Darminow soll Kopf der kriminellen Vereinigung BPP sein, einer Gruppe, die durch illegale Krabbenfischerei einen Gewinn von rund 450 Millionen Dollar eingefahren hat. Und der Mexikaner Ariel Bustamante Sanchez soll illegal im Weltnaturerbe vor der Küste Costa Ricas nach Angaben des Pew Trust zwölf Tonnen Thunfisch gefischt haben. Diese flüchtigen Kriminellen hätten es geschafft, sich ein profitables, aber auch illegales Geschäft aufzubauen, so Interpol. Sie seien Teil eines Netzwerkes von organisierter Kriminalität. Auch die EU versucht sich im Kampf gegen die illegale Fischerei. Immer wieder landen Staaten auf einer roten Liste, das heißt, ihnen wird illegale Fischerei vorgeworfen und sie werden mit Sanktionen belegt – wie aktuell etwa Sri Lanka.