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In aller Munde

Fairtrade-Produkte boomen in Deutschland. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz mit Kaffee, Blumen, Zucker, Fruchtsäften oder Textilien um 26 Prozent auf 267 Millionen Euro gestiegen. Dieser Höhenflug setzt sich nach aktuellen Zahlen des Kölner Vereins Transfair auch in 2010 fort. Nur bei einem Produkt greift der Kunde nur ungern zu Fairtrade: Bananen. Gegen den Trend fiel die Nachfrage nach dem fair gehandelten Obst drastisch, obwohl Bananen nach dem Apfel der Deutschen liebste Frucht sind.

Allein im ersten Halbjahr 2010 brach der Absatz um die Hälfte ein. Grund ist die aggressive Preispolitik der Supermärkte. Mit Billig-Bananen versuchen Händler, die Kunden in den Laden zu locken. Die günstigsten Gelben sind bereits für weit unter einem Euro pro Kilogramm zu haben.

Fairtrade-Bananen, die mehr als das Doppelte kosten, haben in der Obsttheke deshalb keine Chance. Offenbar sind die Kunden nicht bereit, einen solch deftigen Preisunterschied zu akzeptieren, selbst wenn die Ware in Sachen Ökologie und Ethik nachweislich einwandfrei ist. In Deutschland stammen Fairtrade-Bananen sogar zu nahezu 100 Prozent auch aus ökologischem Anbau, sind also doppelt gut.

Am Siegel liegt es definitiv nicht. Das blau-grüne Fairtrade-Zeichen gilt laut einer aktuellen Studie der Fachhochschule Münster als absolut vertrauenswürdig. Generell halten 85 Prozent der Befragten solche Zeichen auf Lebensmitteln für „eine gute Sache“.

Doch um Fairtrade-Bananen machen die Verbraucher dennoch einen Bogen. Sogar bei gut verdienenden Schichten ist offensichtlich die Schmerzgrenze erreicht, wenn neben der Fairtrade-Banane nicht nur konventionelle Markenware, sondern als drittes auch noch Obst zum Schleuderpreis zu haben ist. Schließlich handelt es sich um ein Allerweltsobst und nicht um Kaffee oder Schokolade besonders edler Herkunft, bei denen Kunden bereitwillig tiefer in die Tasche greifen.

Die Folgen sind jedoch gravierend: Viele Produzenten in Lateinamerika leben vom Export der fairen Bananen und bleiben nun auf der Ware sitzen. Fairtrade appelliert deshalb seit neuestem an die Verantwortung der Händler, die mit den Billig-Bananen genau genommen nichts verdienen. Mit den Schnäppchen soll Schluss sein.

Neben der konventionellen und der ebenfalls nicht ganz billigen Markenware von Chiquita, Del Monte und Dole solle nur noch die Fairtrade-Banane liegen, fordert die Organisation. Der Grund: Der Preisunterschied zwischen Premium-Ware und Fairtrade beträgt nur wenige Cent.

Den Trend so umzukehren, könnte sogar gelingen. Selbst Discounter im Ausland springen auf den Trend zur Nachhaltigkeit auf und wollen ihr Image aufpolieren. Die Handelskette Migros in der Schweiz und Sainsbury´s in England begleiten die Fairtrade-Banane inzwischen mit groß angelegten Werbekampagnen und verzichten ganz auf Billig-Bananen.

Laut Transfair wird auch die deutsche Warenhauskette Globus dem internationalen Beispiel folgen. Ob es hilft, wird sich zeigen. Geschmacklich überlegen ist die Fairtrade-Banane nämlich leider nicht.

 

Zu wenig Ökolandbau in Deutschland

Wenn das Bio-Gemüse-Angebot meines Supermarkts nicht trügt, dann ist es kein Problem, Salate oder Paprika aus Italien zu bekommen – von deutschen Äckern aber offensichtlich sehr wohl. Das mag an der fehlenden Anbaufläche für Bio-Obst und Gemüse liegen. Wie der Deutsche Naturschutzring (DNR) meldet, muss Deutschland rund 50 Prozent der Waren aus ökologischem Anbau importieren. Dass es so viel ist, hätte ich wirklich nicht gedacht.

Aber es überrascht kaum, wenn man sich die Zahlen anschaut. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung hat ein ambitioniertes Ziel. Dieses Jahr soll auf einem Fünftel von Deutschlands Äckern Bioanbau betrieben werden. Und wo sind wir? Laut DNR statt bei 20 Prozent nur bei gerade einmal 5,6 Prozent im Durchschnitt. Peinlich, peinlich. Und die schaffen wir auch nur, weil  Brandenburg uns mit 10,5 Prozent der Ackerfläche rausholt.

Gescholten werden muss Niedersachsen, Deutschlands Agrarland Nummer 1, wie es sich so gerne nennt. Hier setzt man noch immer auf konventionellen Anbau und Gentechnik. Kein Bundesland weist so wenig Bioäcker aus wie Niedersachen. Dabei gibt es erste Anreize, die Fläche zu erhöhen – unter anderem, in dem man die Nachfrage nach Bioprodukten stärkt.

Aber wahrscheinlich ist vielen Landwirten die Umstellung auf Bio zu aufwändig. Mehr und schnelleres Geld lässt sich mit dem Anbau von Mais und Raps für Biogas  und Biodiesel machen.