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Röttgen, Rösler und der nächste Zoff: Ökostrom

Egal, ob Energieeffizienz-Richtlinie, Kohlekraftwerke oder CCS: Kaum ein Thema, bei dem das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium aneinanderrasseln. Heute gibt es neuen Zoff, und zwar rund um das Erneuerbare-Energien-Gesetz. De facto stellt Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gleich ein paar Grundprinzipien des EEG in Frage, den Einspeisevorrang für Ökostrom und die Vergütung je Kilowattstunde Ökostrom. Der grüne Strom hat nämlich Vorfahrt im Netz und wird lukrativ vergütet – und das bringt das System so langsam durcheinander. Rösler hätte den Vorrang wohl am liebsten abgeschafft bzw. durch ein marktnäheres System ersetzt.

Bundesumweltminister Röttgen (CDU) betonte dagegen heute, dass er am derzeitigen EEG-Zuschnitt festhalte:

„Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat sich grundsätzlich bewährt und ist mit der Energiewende und den dazu gehörigen Beschlüssen noch einmal bekräftigt worden“, sagte Röttgens Sprecherin am Montag in Berlin.

Dass sich die beiden Ministerien beim Energiethema regelmäßig bekriegen ist ja nichts Neues, das lässt sich mit dem Ressortzuschnitt einfach nicht vermeiden. Allerdings wäre es wirklich hilfreich, wenn man vieles vielleicht erst einmal im direkten Dialog klärt. Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen für die Bundesregierung – nun gut: abgesehen vielleicht von der Schulden- und Eurokrise. Dass die politische Umsetzung nicht vorankommt, sorgt jeden Tag mehr für Verunsicherung bei den Unternehmen, welche die Energiewende doch am Ende stemmen müssen. Langfristig klare Förderbedingungen müssen her – oder eben klare Ansagen, wann eine Förderung ausläuft. Das permanente öffentliche Infragestellen bringt da herzlich wenig.

 

Energiewende macht die Bayern reich

Das Bundesland Bayern profitiert immens von der Energiewende und dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das den Ausbau von Ökostrom fördert. Das zeigen die jüngsten Zahlen des Bundesverbands der Energie-und Wasserwirtschaft (pdf Dokument vom 15.12.2011). 3,3 Milliarden Euro erhielten die bayerischen Besitzer von Ökostromanlagen im vergangenen Jahr per Umlage. Das Geld ging vor allem an die Solarwirte, denn die Bayern sind führend beim Ausbau der Photovoltaik und kassieren die höchste Vergütung. Jeder Stromkunde zahlt per Umlage auf den Strompreis diese Vergütung.

Gegen die 3,3 Milliarden Euro müssen allerdings 2,2 Milliarden Euro gegengerechnet werden, welche die Bayern selbst über den Strompreis zur Förderung von Ökostrom zahlten. Wie auch das Portal klimaretter.info berichtet, macht Bayern deshalb unterm Strich ein Plus: rund 1,1 Milliarden Euro. Das ist Platz eins in Deutschland. In Schleswig-Holstein (Platz zwei) beträgt der Überschuss „nur“ 379 Millionen Euro. Zwar gibt es dort viele Windräder, allerdings wird Windstrom nicht so hoch vergütet wie Solarstrom.

Nordrhein-Westfalen ist nach Abschätzung des BDEW der EEG-Verlierer. Unter den Bundesländern ist es der größte Stromverbraucher (man denke nur an Industriekonzerne wie Bayer etc.), auf der Einnahmenseite stehen allerdings nur wenige Ökostrom-Anlagen (und erst recht wenig Photovoltaik, welche die höchste Vergütung erhält). Unterm Strich zahlt NRW 2,2 Milliarden Euro drauf.

 

Offshore-Windräder noch keine Todesmühlen für Vögel

Gestern hat ja das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (das ist die Genehmigungsbehörde für Offshore-Windparks) seine Jahresbilanz 2011 vorgelegt. Spannend waren da nicht nur die Zahlen, wie schnell der Offshore-Ausbau vorankommt. Sondern auch die Zahlen zu den Umweltauswirkungen der Windanlagen auf hoher See.

In der Nordsee drehen sich ja zurzeit 27 Windräder. Wie reagieren die Tiere auf diese neue Fremdkörper? Das BSH schreibt:

In den Untersuchungen zeigt sich die Tendenz einer starken Ansiedlung von Bodenlebewesen wie Schnecken, Krebse, Würmer, Muscheln und Seesternen im Bereich der Anlagenfundamente und – in Folge – vieler Fische. Die Zahl der Todfunde von Zugvögeln ist sehr gering. Vogelschlag kann gehäuft nur eintreten, wenn für die Vögel während des Zugs überraschend Sturm oder Nebel auftreten.“

Konkret heißt das: Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren 100 tote Vögel registriert. Im Offshore-Windpark Bard Offshore 1 waren es seit Mitte 2010 fünf tote Vögel.

Nun könnte man sagen: Na, klar: Die meisten toten Vögel sind einfach ins Wasser gefallen und wurden nie gefunden. Das mag sein. Aber das trifft auch für die Vögel zu, die an anderen Hindernissen wie Ölplattformen und  Containerschiffen verenden.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wertet die Zahlen auf jeden Fall positiv: „Wir sehen uns bestätigt, dass Offshore-Wind sehr wohl umweltverträglich gemacht werden kann“, sagt Energieexperte Sven Teske.

Natürlich muss man aber abwarten, wie die Bilanz sein wird, wenn sich tausende Windräder in der Nordsee drehen werden, so, wie es die Bundesregierung vorsieht.

Eine der heiklen Phasen für die Tierwelt ist die Rammphase, wenn die riesigen Türme in den Meeresboden gerammt werden müssen. Die Sorge gilt hier vor allem den Schweinswalen, die von dem Lärm vertrieben werden. Allerdings zeigt die BSH-Bilanz, dass Schweinswale nach Abschluss der Arbeiten wieder ins Revier zurückkehren:

„Die Ergebnisse der Schweinswalforschung weisen darauf hin, dass das alpha ventus- Gebiet nach wie vor von Schweinswalen aufgesucht wird. 2011 ist es bei der Errichtung von Borkum West II erstmals gelungen, bei Rammarbeiten deutlich unter der Schallgrenze von 160 Dezibel in einer Entfernung von 750 Metern zu bleiben. Dazu werden beispielsweise große Blasenschleier verwendet. Das BSH hat diese Schallgrenze zum Schutz von Meeressäugern verbindlich in seinen Genehmigungen festgelegt.“

Allerdings muss man sagen, dass den Tieren da einiges zugemutet wird. Ich habe eine Runde recherchiert und 160 Dezibel entspricht laut Umweltbundesamt dem Lärm eines Düsenjägers in sieben Metern Entfernung. Hoppla. Noch ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, dass die Konstrukteure der Windparks die leiseste Rammart, die verfügbar ist, anwenden müssen. Es gibt nur diese 160 Dezibel-Obergrenze – und diese wurde auch überschritten, wie Spiegel Online bereits schrieb.  

Die Lärmbelastung lässt sich mindern, etwa mit so genannten Luftblasenschleiern unter Wasser. Das ist natürlich technisch aufwändig und teuer – darf aber keine Ausrede sein, den Tierschutz zu unterlassen.

 

Statt Solarkollektoren: Die Hauswand, die Energie produziert

Die Hochschule Wismar hat vergangene Woche ein spannendes Experiment begonnen. Sie testet zurzeit draußen – im echten Leben sozusagen – verschiedene Häuserfassaden, mit denen sich Energie produzieren lässt. Dazu haben Wissenschaftler in einer Putzschicht eine feine Kapillarrohrmatte eingebracht, in der eine Flüssigkeit mit Frostschutzmittel zirkuliert. Dieses wird mit einer Wärmepumpe heruntergekühlt. Mit Hilfe  der Temperaturdifferenz zwischen der Umgebung und der Putzschicht lässt sich nun Energie gewinnen, mit der ein Wärmespeicher betrieben werden kann, etwa für die Heizung.

Versuchsfläche zur Energiegewinnung aus einer Fassade, Copyright: Hochschule Wismar
Versuchsfläche zur Energiegewinnung aus einer Fassade Copyright: Hochschule Wismar

Die Kraftwerk-Hauswand könnte eine Alternative zum Solarkollektor sein, da sie unabhängiger vom Sonnenschein funktioniert. Der Testlauf über zwei Jahre soll jetzt eine Energiebilanz ergeben: Wie viel Energie muss ich einspeisen (mit der Wärmepumpe zur Abkühlung des Frostschutzmittels) und wie viel erhalte ich am Ende für die Warmwasserproduktion – und steht das in einem sinnvollen Verhältnis?

Das Energiewand-Projekt, das unter anderem vom Bundesforschungsministerium unterstützt wird, könnte eine sinnvolle Ergänzung sein, verstärkt auf erneuerbare Energien bei der Häusersanierung zu setzen. Wenn ein Haus gedämmt und neu verputzt wird, ließe sich das Netzsystem gleich in den Putz einarbeiten. Es wäre ein Beitrag, wie gerade auch der Altbaubestand zur Energiewende etwas beitragen kann – und nicht nur die Neubauten, die ja schon jetzt hohe Energieeffizienzstandards erfüllen müssen.

Ach ja: Die Profis unter Ihnen werden vielleicht einwenden: Oh nein, wenn die Wandoberfläche kälter als die Luft ist, kann sich in manchen Fällen Tauwasser oder Eis bilden. Und dann Algen. Und dann sieht die Wand nicht nur usselig aus, sondern ist auch anfälliger für Wind und Wettereinflüsse. Die Wissenschaftler kommen diesem Einwand zuvor und haben ein ausgeklügeltes Messsystem installiert, um dies zu vermeiden. Mal schauen, ob’s klappt.

 

 

Werbekampagne zu Kohlekraftwerken kostet mehr als eine Million Euro

Das Bundeswirtschaftsministerium gibt für die aktuelle Werbekampagne „Kraftwerke? Ja bitte“ und „Stromnetze? Ja bitte“ mehr als eine Million Euro aus. Das hat das Ministerium auf Nachfrage des Grünen-Abgeordneten Oliver Krischer mitgeteilt. In fast allen wichtigen, überregionalen Print-Medien wurden Anzeigen geschaltet, dazu kommen Plakate für Außenwerbung und Online-Werbebanner. Nur die ZEIT und ZEIT ONLINE blieben von der Kampagne „verschont“  (warum eigentlich?).

Über das Kraftwerksförderprogramm hatte ich ja bereits berichtet. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler will neue Kohlekraftwerke finanziell fördern. Doch die EU-Kommission funkt ihm dazwischen und verlangt, dass nur CCS-Kraftwerke (Abscheidung und Verpressung von CO2) unterstützt werden dürfen. Bleibt die EU-Kommission bei ihrer CCS-Klausel, dann steht das Förderprogramm wohl vor dem Aus. Und entsprechend war dann auch wohl die schicke Kraftwerks-Werbekampagne umsonst.

Ärgerlich! Eine Million Euro, die man sicherlich besser in den Ausbau der erneuerbaren Energien stecken könnte. Oder meinetwegen in die Speicherforschung. Oder in den Abbau der Atomkraftwerke. Und und und…

 

 

Oettinger will kein Atompapst sein – lieber schon ein Ökopapst

Ein Bericht der Süddeutschen Zeitung sorgt heute für Aufregung in der deutschen Ökobranche. Demnach ignoriere Brüssel – konkret: EU-Energiekommissar Günther Oettinger – den deutschen Atomausstieg und befürworte den Bau neuer Atomkraftwerke. Gleich von 40 neuen Meilern  bis 2030 ist die Rede. Und selbst ein „Atom-EEG“, also eine Umlagefinanzierung zum Ausbau der Atomkraft, werde diskutiert.

Diesem Eindruck widerspricht nun Oettinger vehement. Wie er heute morgen Financial Times Deutschland Online erklärte, sei die Kommission technologieneutral und setze sich nicht für den Ausbau der Atomkraft ein. „Wir halten weder an der Atomkraft fest, noch befürworten wir den Neubau von Atomkraftwerken“, sagte er  FTD.de. Die Erneuerbaren müssten die wichtigste Säule im Energiemix 2050 sein.

Die EU-Kommission will kommende Woche ihre Roadmap 2050 für den Bereich Energiepolitik vorstellen. Darin präsentiert sie Szenarien, wie der Energiemix im Jahr 2050 aussehen könnte. Von einem ambitionierten Ökostrom-Szenario über CCS und Atomkraft wird alles einmal durchgerechnet. 40 Atomkraftwerke tauchen aber laut Kennern nicht in dem Bericht auf.

Und selbst wenn: Es würde keine große Rolle spielen. Denn Brüssel kann natürlich die Nationalstaaten nicht zum Ausbau der Atomkraft zwingen (genauso wenig wie Brüssel sie zum Atomausstieg auffordern kann). Energiepolitik liegt immer noch in der Hand der Nationalstaaten. Sicher, diese müssen die EU-Ziele erreichen (eine Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2050 um mehr als 80 Prozent). Wie sie dies aber machen, das entscheiden die Mitgliedsstaaten selbst.

 

Greenpeace fordert Deutschlands größten Stromverbraucher heraus – die Bahn

Glaubt man einer Studie des Hamburger Arrhenius-Instituts für Energie- und Klimapolitik im Auftrag von Greenpeace, dann kann die Deutsche Bahn in den kommenden 20 Jahren komplett auf Ökostrom umsteigen. Dafür müsste sie unter anderem Windräder mit einer Leistung von zehn Gigawatt in Deutschland installieren.

Das würde in den ersten Jahren jährlich neu aufgestellte Windenergieanlagen mit einer Leistung von 500 Megawatt bedeuten (das entspricht ungefähr der Kapazität eines kleinen Braunkohlekraftwerks). In einem zweiten Schritt solle das Unternehmen in Kapazitäten für Windgas investieren. Dabei wird Windstrom genutzt, um Methan herzustellen und dieses ins Gasnetz einzuspeisen – eine Möglichkeit, schwankenden Windstrom zu speichern.

Man man man, denken Sie vielleicht: zehn Gigawatt Windenergie-Leistung. Zurzeit sind in Deutschland Windräder mit einer Leistung von 27 Gigawatt installiert. Mehr als ein Drittel würde also dazukommen – nur für den Bahnstrom. Nicht zu vergessen der nötige Netzausbau. Einem Bahnsprecher fällt dazu nur „unrealistisch“ ein.

Er verweist auf den bekannten Teufelskreis bei den Bahntickets: Wenn diese nämlich wegen der Energiewende teurer werden, springen die Bahnkunden ab und setzen sich lieber ins Auto. „Dann ginge der Umweltvorteil durch den Ausbau des Ökostrom verloren.“

Aber wäre das tatsächlich so? Greenpeace verweist darauf, dass die Energiekosten gerade einmal zehn Prozent der Ticketpreise ausmachen würden. Und so oder so gebe es Ersatzbedarf im Kraftwerkspark der Bahn. Die Kosten für eine Kilowattstunde  Windkraft seien schon heute vergleichbar mit denen von Kohlestrom.

Natürlich kommen aber die Investitionskosten in die Windparks dazu. Greenpeace bleibt aber dabei: Die Kostensteigerungen seien durchaus stemmbar.

Mal schauen, was aus der Studie wird, ob die Bahn sie sich genauer zu Gemüte führen wird. Sinnvoll wäre es sicherlich. Schließlich ist sie der größte Stromverbraucher Deutschlands. Eine vom BMU geförderte Studie des IWES kommt übrigens zu ähnlichen Einschätzungen wie Greenpeace: Der Umstieg auf Erneuerbare sei machbar. Im Jahr 2020 könne die Bahn ihren Ökostromanteil je nach Szenario auf 27 bis 43 Prozent erhöhen (Studie Seite 118). Und würde langfristig von niedrigeren Kosten der Erneuerbaren profitieren.

Update 2.12.11, 11:15 Uhr. Die Bahn sieht sich übrigens auf dem besten Weg, sogar die Ziele der letztgenannten IWES-Studie zu toppen. Im Jahr 2014 kommt sie, unter anderem durch einen Liefervertrag mit RWE über Wasserkraft-Kapazitäten, auf einen Ökostrom-Anteil von 28 Prozent. Bis 2020 werde man das selbst gesteckte Ziel von 35 Prozent Ökostrom  erreichen. Hier gibt es übrigens eine aktuelle Pressemitteilung der Bahn: „Deutsche Bahn: Greenpeace-Studie strategisch und wirtschaftlich unrealistisch“.

 

Nano-Partikel für Ökostrom-Speicher

Eine Entwicklung der Universität Stanford könnte der Speicherentwicklung für Ökostrom neuen Schwung verleihen. Wissenschaftler arbeiten dort an einer Elektrode, die bis zu 40.000 Ladevorgängen standgehalten hast. Das ist enorm viel, die üblichen Lithium-Ionen-Batterien würden gerade einmal 400 Ladevorgänge schaffen, bevor sie einen Großteil ihrer Leistungsfähigkeit einbußen, so die Studie.

Und wie haben es die Amis geschafft? Sie setzen auf Nano-Technologie, den Einsatz minimini-kleinster Teilchen, deren Durchmesser gerade einmal 100 Atome beträgt. Mit Hilfe von kristallinen Nano-Partikeln aus Kupfer und Kalium-Ionen konnten sie die Leistungsfähigkeit steigern. So kommt die neue Elektrode auf eine Lebensdauer von rund 30 Jahren.

Der Vorteil sind die eingesetzten Materialien. Das Forscherteam geht davon aus, dass die Elektrode kostengünstig und in jeder Größenordnung zu produzieren ist. „Man gibt die Chemikalien in einen Kolben und schon hat man das Elektroden-Material“, so Wissenschaftler Colin Wessellls. Zwar gibt es noch keine komplette Batterie, denn die besteht immer aus einer Kathode und einer Anode (die Kathode haben die Forscher nun). Aber sie sind optimistisch, schon bald auch eine passende, leistungsfähige Anode entwickelt zu haben.

Leistungsfähigkeit und Kosten sind bislang die größten Hürden bei der Entwicklung von Ökostrom-Speichern. Schließlich sollen die Batterien lange Lebenslaufzyklen haben, zugleich müssen sie kostengünstig sein, damit eine Kilowattstunde Speicherstrom mit einer Kilowattstunde Kohlestrom mithalten kann.

 

Regierung kürzt Zuschüsse für Öko-Wärme

Zurzeit dreht sich in Berlin alles ums Geld, es ist Haushaltswoche im Bundestag – und Schuldenkrise. Auch das Bundesumweltministerium bekommt das zu spüren. Es hat ein extrem erfolgreiches Förderprogramm für Ökowärme, es heißt  – Achtung: Wortungetüm: – Marktanreizprogramm. Aus dem millionenschweren Topf finanziert das BMU seit Jahren Heizungen mit alternativen Energien. Das können Solarkollektoren auf dem Dach sein, ein Holzpelletofen oder eine Wärmepumpe. In den Jahren 2008 und 2009 war das Programm wegen hoher Öl- und Gaspreise so nachgefragt, dass der Topf schon vor Jahresende leer war.

Die Bundesregierung macht nun eine ganz schön raffinierte Umschichtung der Finanzierung. Denn das MAP wird aus zwei Töpfen finanziert: aus dem Bundeshaushalt und aus den Energie- und Klimafonds. Um rund 30 Millionen Euro werden die Mittel aus dem Bundeshaushalt gekürzt. In 2012 hat das Förderprogramm dann noch ein Volumen von 349,8 Millionen Euro. Im Gegenzug gibt es zwar einen größen Zuschuss aus dem Energie- und Klimafonds. Unter Strich reicht das aber nicht aus, die Kürzungen auszugleichen: Im Vergleich zum Jahr 2008 wird das MAP um rund 30 Millionen Euro gekürzt. So sieht sie also aus, die Energiepolitik in Zeiten der Energiewende.

Zwar mag es Erbsenzählerei sein, wenn man sich die Kürzung im Vergleich zum Vorjahr, also zu 2011, anschaut: Dann sind es gerade mal 2,2 Millionen Euro. Aber entscheidend ist nun die Finanzierungsgrundlage. Denn die Mittel aus dem Energie- und Klimafonds sind alles andere als sicher. Er wird nämlich gespeist aus den Erlösen des Emissionshandels. „Die Ökowärme-Förderung wird auf eine wackeligere Basis gestellt“, klagen die Grünen.

Einziger Vorteil: Der Klimafonds läuft offiziell als „Sondervermögen“. Das bedeutet, dass er nicht von jeder Sparrunde der Bundesregierung betroffen ist. Denn wenn in einem Jahr Gelder nicht komplett ausgegeben wurden, können sie im folgenden noch verwendet werden. Bei einer Finanzierung aus dem Bundeshaushalt ist das Geld zum Jahreswechsel futsch.