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Ausgerechent Tennet fürchtet milliardenschweres Offshore-Desaster

Eigentlich ging die Geschichte immer so herum: Die Energiewende auf See kommt nicht in Schwung, weil es an Steckdosen für den Windstrom fehlt. Schließlich muss der Strom aus den Offshore-Windparks ja an Land gebracht werden. Das passiert mit Hilfe von Seekabeln und riesigen Umspannplattformen auf See, die großen Bohrinseln gleichen. Und bei deren Bau kommen Firmen wie der Netzbetreiber Tennet oder Siemens nicht hinterher.

Am Donnerstag hat nun der zuständige Netzbetreiber eine von ihm in Auftrag gegebene Studie veröffentlicht. Und die kommt zu einem – Hoppla – komplett anderem Ergebnis: Es seien die Offshore-Windparks, die nicht hinterherkommen würden. In den kommenden zehn Jahren würden wahrscheinlich Offshore-Windparks mit einer Kapazität von 3.700 Megawatt ans Netz gehen (wenn man pessimistisch ist). Oder im besten Fall etwa 5.900 Megawatt. Auf der anderen Seite baue und plane aber Tennet zurzeit Verteilerplattformen und Seekabel, die insgesamt 6.200 Megawatt Strom transportieren können. Die würden, glaubt man Tennet, dann einfach ungeausgelastet in der Nordsee stehen.

Stranded investment nennen Betriebswirte so etwas, also komplette Fehlinvestitionen. Nutzlose Investitionen. Energiewende-Wahnsinn.

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Strafzölle sind nur ein vermeintlicher Erfolg für Solarworld

So, Solarworld war offenbar erfolgreich. Seit Monaten hat der Bonner Solarstromkonzern sowohl hinter den Kulissen in Brüssel, aber auch ganz öffentlich über die Lobbyorganisation EU Pro Sun sich für Strafzölle auf chinesische Solarmodule ausgesprochen. Der Vorwurf: China subventioniere seine Solarindustrie über günstige Kredite. Nur so könnten die chinesischen Hersteller auf dem europäischen Markt Fuß fassen. Die deutsche Solarindustrie könne bei diesem run to the bottom nicht mehr mithalten. Jüngste Beispiele: die insolventen Firmen Solon und Q-Cells.

Nun hat die EU-Komission, so berichten es übereinstimmend die Nachrichtenagenturen, sich entschieden, Strafzölle auf Solaranlagen zu verlangen.

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Der Absturz von Solarworld

Solarworld-Chef Frank Asbeck vor der Solaranlage des Vatikans © ANDREAS SOLARO/AFP/Getty Images
Solarworld-Chef Frank Asbeck vor der Solaranlage des Vatikans © Andreas Solaro/AFP/Getty Images

 

 

 

 

 

 

 

 

Nein, der Kerl ist gerade wirklich nicht zu beneiden. Frank Asbeck, der Chef des Bonner Solarworld-Konzerns, kämpft gegen den Ruin seiner Firma. Vergangene Woche musste er bekanntgeben, dass das Eigenkapital des Konzerns komplett aufgebraucht ist. Für das vergangene Geschäftsjahr rechnet der Konzern gar mit einem Eigenkapital-Verlust von bis zu 50 Millionen Euro. Insgesamt werde der Solarspezialist ein Minus von bis zu 550 Millionen Euro verzeichnen, erklärte Asbeck.

Lange Jahre galt Solarworld als Branchenprimus, verkaufte seine Module mit dem Siegel Made in Germany und hoffte, darüber in einer hohen Preisklasse mitmischen zu können. Firmengründer Asbeck tingelte mit den Außenministern Fischer und Westerwelle durch die Welt, warb im Ausland für das EEG und verpasste dem Vatikan eine Solaranlage. Irgendwann wollte er gar Opel übernehmen und zu einem Elektroautokonzern umbauen. Das waren die Hochzeiten von Solarworld.

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Windrad ohne Räder

Windmühle EWICON © TU Delft
Windmühle EWICON © TU Delft

 

 

 

 

 

 

 

 

Moment, ist das noch ein Windrad? An der niederländischen Universität Delft haben Wissenschaftler die Windmühle EWICON präsentiert. Was dem Windrad jedoch fehlt, ist etwas Entscheidendes: Es hat keine Flügel.

Wie kann das sein? Die Anlage, von der es bisher nur einen Prototypen gibt, nutzt ein Spannungsfeld, um Windenergie in Elektrizität umzuwandeln.

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Japan wird neue Solarmacht

Von solchen Einspeisevergütungen für Solarstrom können die Deutschen nur noch träumen. 37,7 Yen erhalten Solarwirte in Japan pro produzierter Kilowattstunde Sonnenstrom – das sind umgerechnet aktuell 29 Cent. In Deutschland beträgt die Vergütung derzeit bei Strom aus kleinen Anlagen nur etwa die Hälfte, nämlich 15,92 Cent. Kein anderes Land gewährt zurzeit so hohe Solarstromvergütungen wie Nippon, schließlich will es seinen Energiemix nach dem Atomunglück von Fukushima so schnell wie möglich diversifizieren.

© Patrick Hertzog/AFP/Getty Images
© Patrick Hertzog/AFP/Getty Images

Im Sommer vergangenen Jahres hat die japanische Regierung die attraktive Förderung eingeführt. So viel Cash lockt natürlich Investoren an. „Japan ist mit China und den USA zurzeit der Hoffnungsträger der globalen Solarbranche“, sagt Matthias Fawer, Solaranalyst der Schweizer Bank Sarasin. Das zeigen auch die Einschätzungen anderer Analysten.

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Für Greenpeace ist Kohle das neue Atom

Theoretische Todesfälle durch Kohlekraftwerke, laut Greenpeace © Greenpeace 2013
Theoretische Todesfälle durch Kohlekraftwerke, laut Greenpeace © Greenpeace 2013

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder, die Worte, sie kommen mir irgendwie bekannt vor. Vor ein paar Jahren war es Atomkraft, heute ist es die Kohlekraft: Greenpeace hat eine Studie zu Gesundheitsgefahren von Kohlekraftwerken veröffentlicht, deren Grafiken in alarmierendem giftgelb gehalten sind. „Tod aus dem Schlot“, heißt es in der Studie plakativ. Im Auftrag von Greenpeace hat das IER, Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (dazu später noch ein paar Worte), Deutschlands 67 leistungsstärkste Kohlekraftwerke untersucht.

Das Ergebnis: Im  Jahr 2010 sollen deutsche Kohlekraftwerke wegen der Emission von Feinstaub und Schwermetallen zu theoretisch rund 3.100 Todesfällen geführt habe. Rund 700.000 Arbeitsstunden seien verloren gegangen, weil Arbeitnehmer durch Kohlekraftwerke erkrankten.

Aus Sicht von Greenpeace ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung natürlich naheliegend. 17 neue Kohlekraftwerke werden in den kommenden Jahren ans Netz gehen. Dagegen gilt es aus Sicht der Umweltschützer zu trommeln. Dass die neuen Meiler allerdings auch alte ineffiziente Kraftwerke ersetzen, unterschlägt Greenpeace gerne.

Sicher ist es richtig, auch die Energiewirtschaft zur Verantwortung zu ziehen, wenn es um Gesundheitsschäden geht. Für das Problem Feinstaub ist eben nicht nur der Verkehrssektor verantwortlich, sondern auch die konventionelle Energiebranche. Jedes Kohlekraftwerk, auch wenn es modernste Filteranlagen besitzt, emittiert nun einmal Schwefeldioxid, Stickoxide und Rußpartikel. Und dass Feinstaubemissionen gesundheitliche Folgen haben können, wurde in der jüngsten Vergangenheit immer wieder gezeigt, auch von der Weltgesundheitsorganisation und der OECD. Der IER-Studienautor Rainer Friedrich betont, dass der Zusammenhang zwischen Emissionen und Toten erst einmal ein rein statistischer, also nicht unbedingt kausaler ist (das erinnert doch auch an die Leukämie-Debatte bei Atomkraftwerken).

Trotzdem finde ich den Aufschlag von Greenpeace wenig gelungen, weil er mit Emotionen arbeitet. Hängen bleibt irgendwie der Eindruck: Wer in der Nähe von großen Kohlemeilern wie Jänschwalde (Brandenburg) oder Niederaußem (Nordrhein-Westfalen) lebt, der risikiert sein Leben.

Einmal davon abgesehen, dass die Auflagen strenger wurden, sich die Filtertechnologien in den vergangenen Jahren stark verbessert haben und somit die Emissionen stark gesunken sind: Die Diskussion über die Energieart Kohle sollte energiepolitisch geführt werden. Wer sich für die Energiewende entschieden hat, der muss auch Konsequenzen daraus ziehen, den Ausbau der Erneuerbaren fördern und das Energiesystem radikal umbauen. Neue Kohlekraftwerke sind langfristig „stranded investments“, wie Fachleute sagen: gestrandete Investitionen. Sie werden sich langfristig kaum rechnen, legen aber unseren Energiepark erst einmal für die kommenden Jahrzehnte auf Kohle fest. Smarter wären flexible Gaskraftwerke, die sich aber aktuell nicht rechnen. Also muss man die Energiemärkte neu strukturieren, von einem neuen Marktdesign sprechen hier die Fachleute. Angstmacherei hilft dabei nicht weiter.

Bislang war übrigens das Stuttgarter IER nicht unbedingt für kohlekritische Studien bekannt. Noch vor einem Jahr bescheinigte es in einer Studie der Braunkohle eine „hohe energiewirtschaftliche Bedeutung(…), um die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung für die Sicherstellung einer umweltschonenden, zuverlässigen und bezahlbaren Energieversorgung (zu) erreichen (…)“.

Auch spannend, wie sich Einschätzungen im Zuge der Energiewende so ändern können.

 

Der Preis von Altmaiers und Röslers Kompromiss

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sind gut gelaunt. Drei Stunden haben sie gerade mit ihren Länderkollegen zur Strompreisbremse getagt, jetzt treten sie im Umweltministerium vor die Presse. Die beiden Herren geben sich optimistisch. Ihre Vorschläge seien erst einmal eine gute kurzfristige Lösung, um die steigenden Ökostromkosten in Griff zu bekommen. Im Prinzip geht es ihnen um fünf Punkte:

1. Der Energie-Soli

Wer schon jetzt eine Solaranlage oder einen Windpark betreibt, der soll ab dem kommenden Jahr weniger Geld bekommen. Vorerst auf ein Jahr befristet, wird die Vergütung für alle bisherigen Ökostromproduzenten dann um 1,5 Prozent gekappt.

Das in einen Euro-Betrag zu übersetzen, ist schwer: Wer wie viel Vergütung erhält, hängt von der Anlagengröße, der Stromproduktion und dem Jahr, in dem die Anlage ans Netz ging, ab. Exemplarisch für eine Mini-Solaranlage, die im Jahr rund 4.500 Kilowattstunden Strom liefert und im Jahr 2004 ans Netz gegangen ist, bedeutet es: Ihr Eigentümer, der in diesem Jahr noch 57,4 Cent je eingespeiste Kilowattstunde erhält, also in der Summe rund 2.500 Euro, müsste 2014 auf rund 38 Euro verzichten.

Wer seine Solaranlage dagegen erst in diesem Februar ans Stromnetz anschließt, der erhält nur noch 16,6 Cent je Kilowattstunde – die Regierung hatte ja die Sätze kräftig zusammengestrichen. Er erhält rund 750 Euro im Jahr. Nach dem Altmaier/Rösler-Vorschlag müsste er zukünftig eine Einbuße von rund elf Euro hinnehmen.

2. Der Deckel:

Für das kommende Jahr wird die Umlage auf 5,3 Cent je Kilowattstunde eingefroren. Das heißt im Umkehrschluss: Stromkunden müssen im kommenden Jahr nicht mit höheren Strompreisen wegen der Ökostromförderung rechnen. Das heißt natürlich nicht, dass die Strompreise überhaupt nicht steigen können: Die Energieversorger können natürlich höhere Einkaufspreise wegen steigender Gaspreise oder höhere Netzgebühren geltend machen.

3. Neuanlagen

Wer neu ins Geschäft mit Ökostrom einsteigen will, für den haben sich die Geschäftsbedingungen auf jeden Fall verschlechtert (nach Einschätzung von Rösler und Altmaier braucht es ja genau diesen negativen Anreiz, damit der Ausbau langsamer vonstattengeht). In den ersten fünf Monaten erhält er nur den aktuellen Börsenpreis – und eben nicht mehr die gesetzlich garantierte EEG-Vergütung. Der Börsenpreis liegt im Schnitt bei etwa fünf Cent die Kilowattstunde. Ein Windmüller würde eigentlich derzeit inklusive Boni fast das Doppelte erhalten.

4. Börsenhandel

Wer einen großen Solar- oder Windpark ab August ans Netz nimmt, der kommt zukünftig um die Börse nicht mehr herum. Die Großproduzenten müssen zukünftig ihren Strom direkt an der Börse verkaufen. Bislang kassierten sie dafür eine Managementprämie, die den höheren Aufwand kompensieren sollte. Diese will die Bundesregierung komplett streichen.

5. Industrie

Auch Unternehmen sollen ihren Beitrag leisten. Die Ausnahmeregelungen sollen so kräftig zusammengestrichen werden, dass sich die Bundesregierung davon Einnahmen von 700 Millionen Euro erhofft. Details sind allerdings noch nicht bekannt.

Auf 1,86 Milliarden Euro Einsparung kommt die Bundesregierung unterm Strich. Ob das realistisch ist? Das kann kaum einer sagen. Vor allem, weil der Vorschlag nun von den Landesministern diskutiert wird. Die müssen noch zustimmen. Im Bundesrat hat Rot-Grün eine Mehrheit. Und deren Landesumweltminister klingen am Mittag alles andere als begeistert.

 

Wohnen im Bioreaktor

Im ersten Moment war ich ein bisschen baff: Die Reaktoren würden am elften des Monats eingehängt, erklärt mir mein Gesprächspartner. Reaktoren einhängen? Wie bitte?

Ich lerne: Energiewende heißt auch, eingetretene Denkpfade zu verlassen. Diesmal also keine Atomkraft. Stattdessen reden wir über „Bioreaktoren“, also Fassadenelementen, in denen Algen gezüchtet werden.

Skizze des Hauses, Nordansicht © Splitterwerk
Skizze des Hauses, Nordansicht © Splitterwerk

Ende März soll  nach Angaben der Projektierer das „weltweit erste Wohnhaus mit Algenbioreaktorfassade“ fertiggestellt sein. Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg entsteht das Demonstrationsprojekt, eines dieser typisch neuen Wohnhäuser im Klotzstil, lindgrün.

Das Besondere soll die Südfassade sein: Die Macher installieren 130 lichtdurchlässige Glascontainer an der Sonnenseite. In ihnen werden,  komplett automatisiert, Algen gezüchtet. Dafür braucht es Algenrohmasse, Wasser, Licht, Kohlendioxid und Stickstoff als Nährstoff. Mithilfe der Photosynthese entstehen so Biomasse und Wärme. Langfristig will man die Biomasse eventuell zur Biogasproduktion nutzen. Mit der Wärme sollen die Wohnungen gewärmt und das Wasser erhitzt werden.

Nun muss ich an dieser Stelle betonen: Das „Haus mit Biointelligenzquotient“ (BIQ), wie es sich nennt, ist ein Pilotprojekt, eine Hausfassade zum Lernen.

Schaut man sich die Energiebilanz an, so ist sie wirklich ernüchternd: Die rund 200 Quadratmeter große Algenfassade kommt auf einen jährlichen Nettoenergieertrag von 4.500 Kilowattstunden Strom. Das ist etwas mehr, als ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr verbraucht (3.500 kwh). In dem Algenhaus entstehen 15 Wohnungen – nur eine von ihnen ließe sich also theoretisch mit Biostrom komplett versorgen.

Außerdem ist unklar, wo die Wärme bleibt. Gerade im Sommer, bei viel Lichteinstrahlung, arbeiten die Bioreaktoren auf Hochtouren. Doch gerade dann ist der Wärmebedarf eher gering. Also wird die Wärme zwischengespeichert. Dabei geht allerdings ein großer Teil verloren.

Ich würde das BIQ unter Forschungsprojekt abspeichern. Denn sicherlich ist es ein wertvoller Beitrag, was Häuserfassaden eigentlich zukünftig leisten können. Solarpanelen sind der Klassiker, Solarkollektoren gibt es auch schon. Aber warum soll es nicht eines Tages auch möglich sein, im großen Stil mit ihrer Hilfe Energie zu erzeugen. Und warum nicht mit Biomasse? Erst kürzlich erzählte mir ein Physiker von der Idee, die komplette Ostsee gezielt zur Algenproduktion und damit als weltweiten CO2-Speicher im großen Stil zu nutzen (auch wenn ich das für ausgesprochenen Quatsch halte).

Das Interesse anderer Immobilienentwickler an der Technologie ist enorm, ganze Wohnanlagen wollen manche mit einer solchen Fassade ausstatten.

Den zukünftigen Mietern ist das dagegen wohl nicht so wichtig. Ökologische Überzeugungstäter seien sie nicht gerade, so die Organisatoren. Die Mieter hätten halt eine Wohnung gesucht.

 

USA bereinigen ihre CO2-Bilanz

Kurz vor dem Wochenende noch mal  eine kleine „Hoppla“-Geschichte aus den USA. Das Land hat seine CO2-Emissionen inzwischen auf das Niveau von 1994 reduziert, wie eine neue Studie von Bloomberg New Energy Finance für den Business Council in Sustainable Energy zeigt. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat das Land die Klimagasemissionen um 13 Prozent reduziert.

Die neuen Zahlen bedeuten natürlich Rückenwind für Präsident Obama. Klimaschutzgegner, und insbesondere die Anhänger der radikalen Tea Party, können sich nun nicht mehr darauf berufen, dass Klimaschutz die US-Wirtschaft überdurchschnittlich belastet würde, schließlich ist das Bruttoinlandsprodukt in den USA im Schnitt jedes Jahr gewachsen (bis auf die Jahre 2008 und 2009).

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den USA 2013

Nun muss man natürlich schauen: Warum genau sind die CO2-Emissionen so stark zurückgegangen? Dahinter steckt ein Mix von verschiedenen Phänomenen, so die Studie (und sicherlich hat auch das maue Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren seinen Anteil). Da ist zum einen der Erdgasboom wegen des Frackings. Es verdrängt vor allem die dreckige Kohle als Brennstoff in den Kraftwerken. Zum anderen gab es ein beeindruckendes Wachstum der Erneuerbaren Energien, sie verzeichneten im vergangenen Jahr mit zusätzlichen 17 Gigawatt an Ökostromkapazitäten das größte Wachstum unter den verschiedenen Energieträgern.

Und ein beachtlicher Anteil ist auch Energieeffizienzmaßnahmen zu verdanken, die Amis tauschten vor allem im Gewerbe alte Heizungen und Klimaanlagen aus. Grund dafür sind auch strengere gesetzliche Standards. Zudem hat sich zwischen 2008 und 2011 gerade auch der Treibstoffeinsatz im Verkehr geändert, die Flotte von ÖPNV-Bussen und LKW, die mit Gas fahren, verzeichnete ein Wachstum um 26 Prozent.

 

Wenn Solarworld eine Zukunft hat, dann wohl nur im Ausland

Solarworld-Chef Frank Asbeck, © Oliver Berg/dpa
Solarworld-Chef Frank Asbeck, © Oliver Berg/dpa

An dieser Stelle leiste ich heute einmal Übersetzungshilfe bei der jüngsten Ad-hoc-Mitteilung von Solarworld, Deutschlands letztem ernst zu nehmenden Solarunternehmen. Das Unternehmen spricht davon, dass „gravierende Einschnitte bei den Verbindlichkeiten der Gesellschaft, insbesondere den ausgegebenen Anleihen und Schuldscheindarlehen notwendig“ seien. Zugleich gehe Solarworld aber davon aus, dass es „eine überwiegende Wahrscheinlichkeit“ gebe, dass die Restrukturierung klappe und es eine „positive Fortführungsprognose“ gebe.

Das heißt im Klartext: Es steht so schlecht um Solarworld, dass die Anteilseigner und Kreditgeber eventuell einen Schuldenschnitt in Kauf nehmen müssen. Solarworld-Chef Frank Asbeck betont zwar, dass es nicht um eine Insolvenz gehe. Aber was sonst soll sich hinter dem Wort „Fortführungsprognose“ in Kombination mit „überwiegende Wahrscheinlichkeit“ verbergen?

Auf jeden Fall ist die Lage so angespannt, dass das Unternehmen schon im vergangenen Jahr Stellen gestrichen hat, auf Kurzarbeit umstellen musste und offenbar jetzt auch Lohneinbußen für die Mitarbeiter im Gespräch sind.

Dass sogar ein so großes Unternehmen wie Solarworld ins Taumeln gerät, liegt vor allem am Preisverfall für die Solarmodule. Deutschland setzt zwar fast exzessiv auf Solarstrom. Aber die verbauten Module kommen vor allem aus Asien. Asbeck wettert schon seit Monaten gegen China und unterstellt der Regierung in Peking gezielte Dumpingpolitik (weswegen die USA schon jetzt Importzölle auf chinesische Solarmodule eingeführt haben und die EU es erwägt). Inzwischen sitzt Solarworld auf Schulden von mehr als einer Milliarde Euro. Und das Vertrauen der Anleger ist weg: Nach den jüngsten Meldungen brachen die Solarworld-Anleihen auf ein Viertel ihres Nennwerts ein.

Was tun? Das Problem ist: Die Fertigung eines Massenprodukts wie Solarzellen ist in China beziehungsweise Asien einfach günstiger zu haben als hier. Noch setzt Asbeck auf Durchhalteparolen und auf „deutsche Qualität“. Aber ob das Solarwirten am Ende so wichtig ist, wenn es um die Rendite ihrer Anlage geht und es vielleicht kurzfristig günstiger ist, auf ein chinesisches Billig-Modul zu setzen?

Die Entwicklung in der gesamten Solarbranche, die Insolvenzen von ehemaligen Prestigefirmen wie Q-Cells, Sovello, der deutschen First Solar zeigen gerade, dass die Fertigung von Solarzellen in Deutschland offenbar keine Zukunft hat. Es wäre eine riesige Überraschung, wenn gerade Solarworld sich erfolgreich gegen diese Entwicklung stemmen könnte.

Dabei ist es ja nicht so, dass Solarworld nur in Bonn und dem sächsischen Produktionsstandort Freiberg vor sich hinwerkelt. Der Konzern mit seinen rund 2.500 Mitarbeitern ist im Ausland präsent, in Singapur, in den USA, selbst in Südafrika. Jetzt aber kommt es darauf an, sich smarter aufzustellen, wenn man in dem Preiskampf überleben will. Und das wird wohl heißen: Vielleicht können Forschung und Entwicklung in Europa bleiben. Aber Produktion und Fertigung wandern wohl dorthin, wo es vor allem günstig ist. Und das heißt: nach Asien.