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Moderiese Zara verzichtet auf Schadstoffe

© Teresa Novotny / Greenpeace
© Teresa Novotny / Greenpeace

Das ist mal eine gute Nachricht. Das Modeunternehmen Zara, das zu der spanischen Kette Inditex gehört, hat Greenpeace zugesichert, bis zum Jahr 2020 alle umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien aus der Produktion zu verbannen. Bis zum Frühjahr kommenden Jahres will das Unternehmen außerdem veröffentlichen, welche Risiko-Chemikalien die Zulieferer verwenden, darunter 40 Firmen aus China – und zwar in welchen Mengen, an welchen Standorten und in welchem Jahr. Zudem sichert Zara zu, in den kommenden Jahren auf PFC zu verzichten. Diese Chemikalien machen unter anderem Textilien wasserabweisend – und gelten langfristig als gesundheitsschädlich.

Als einen „Meilenstein für saubere Textilproduktion“ und eine „Transparenz-Revolution“ bezeichnet Greenpeace die Entscheidung von Zara. Dass da etwas dran ist,  zeigen allein die Marktdaten von Inditex: Der Konzern ist die größte Modekette der Welt, rund 850 Millionen Tonnen Textilien verkauft der Konzern weltweit im Jahr. In Deutschland sind vor allem die Töchter Zara und Massimo Dutti bekannt. Mehr als 5.600 Filialen betreibt das Unternehmen auf der ganzen Welt. Inditex erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 13,8 Milliarden Euro.

Greenpeace legt nun Wert darauf, dass es die Konsumenten selbst waren, die den Modekonzern zum Einlenken bewegt haben. Diese wollten eben keine giftigen Chemikalien in ihrer Kleidung.

Das ist sicherlich richtig. Greenpeace hatte in Kinder-Jeans von Zara krebserregende Amine festgestellt. Zugleich betont die Organisation, dass das Tragen der Zara-Kleidung keine unmittelbar gesundheitlichen Folgen habe.

Der weit wichtigere Erfolg der internationalen Detox-Kampagne ist jedoch der Schutz der Arbeiter und der Umwelt in den Produktionsländern. Der Brand in der Textilfabrik in Bangladesch am vergangenen Wochenende hat erneut einen Einblick in die Nähstuben dieser Branche gewährt – und die teilweise katastrophalen Umstände deutlich gemacht. Gerade die Textilindustrie ist extrem wasserintensiv, sauberes Trinkwasser wird in den Herstellungsländern immer knapper. Allein in China hat ein Drittel der Bevölkerung keinen Zugang dazu. Die Textilproduktion gilt dort als einer der größten Verschmutzer der Gewässer.

Wenn die Textilwirtschaft aufgrund von Kampagnen wie nun von Greenpeace umdenkt, dann mag das wichtig für die Käufer hierzulande sein. Aber es ist ebenso ein großer Erfolg für die Umwelt und die Gesundheit der Arbeiter in Asien und anderswo. Nun müssen nur noch andere Ketten wie Benetton, Esprit und Victoria´s Secret folgen.

 

Die Millionenliste: Wer zahlt kaum Netzentgelte?

Es ist mal wieder Strompreis-Time: Zum Jahreswechsel erhöhen rund 600 Stromunternehmen die Preise. Die Kilowattstunde soll im Schnitt um zwölf Prozent teurer werden. Die Anbieter verweisen in der Regel auf die steigende Ökostromumlage und steigende Netzentgelte. Energiewende kostet eben Geld, so wird das oftmals interpretiert.

Das stimmt natürlich. Aber vielleicht muss sie für die privaten Haushalte nicht so teuer sein, wie es bislang scheint. Die Bundesregierung hat die Regelungen für Ausnahmen bei den Netzentgelten in der Vergangenheit so gelockert, dass immer öfter Ausnahmen genehmigt wurden – und die Folgen müssen nun alle Verbraucher tragen.

Eine Aufstellung der Bundesnetzagentur zeigt, welche Stromverbraucher beantragt haben, von den Netzentgelten befreit zu werden. Die Geschichte vom Golfplatz Johannesthaler Hof ist ja bereits bekannt – sicherlich ist es kaum nachvollziehbar, warum ein Golfplatz reduzierte Netzentgelte zahlen darf; schließlich steht er kaum im internationalen Wettbewerb. Ähnliches gilt für den Erlebnispark Tripsdrill, H&M und die Kükenbrüterei Wimex.

Interessant ist aber eine weitere Liste, die zeigt, wie sehr Großverbraucher von der Zahlung ausgenommen werden. Sie vermittelt einen ersten Eindruck, in welcher Größenliga man sich eigentlich bei den Netzentgelten bewegt. Insgesamt werden allein in diesem Jahr Ausnahmen in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro gewährt.

Der größte Profiteur in dieser Aufstellung (die nur einen Ausschnitt widerspiegelt) ist danach der Glashersteller F-Glas aus Sülzetal mit 31 Millionen Euro, gefolgt vom Aluminiumhersteller Trimet aus Hamburg (19 Millionen Euro) und Wacker Chemie (16 Millionen Euro). Warum das Rechenzentrum der Allianz in Unterföhring eine Befreiung von 794.000 Euro genießen darf, erschließt sich mir nicht auf den ersten Blick.

Auch Gerichte werden sich in den kommenden Monaten mit den Netzentgelt-Ausnahmen beschäftigen. Kürzlich hat bereits das Oberlandesgericht in Düsseldorf in Aussicht gestellt, dass es diese Ausnahmen für ungerechtfertigte Beihilfen hält. Der Bund der Energieverbraucher klagt zudem bei der EU-Kommission dagegen. Im Frühjahr kommenden Jahres wird es weitere Urteile geben.

 

Vergütung für Solarstrom: Der Deckel wirkt

Manchmal macht es ja Spaß, in die Tiefen einer Excel-Datei herabzusteigen. Die Zahlen der Bundesnetzagentur zur Installation neuer Solaranlagen sind da wirklich aufschlussreich. Ende Juni hatte die Bundesregierung die Vergütungssätze für Solaranlange neu geregelt. Seitdem deckelt Deutschland, das Land der Energiewende, die Vergütung für Solaranlagen: Bei 52 Gigawatt installierter Leistung wird Schluss sein. Wer dann noch eine Solaranlage ans Netz bringt, kann das gerne tun – Geld von der Allgemeinheit gibt es aber nicht mehr dafür.

Zudem strich die Bundesregierung im Frühjahr die Fördersätze zusammen, unter anderem für große Solarparks. Wer im Januar noch einen großen Solarpark ans Netz nahm, der erhielt noch rund 18 Cent Vergütung für eine eingespeiste Stunde Solarstrom.

Geht die Anlage jetzt im Oktober ans Netz, sind es nur noch 12 Cent. Das mag nach sprichwörtlicher Pfennigfuchserei klingen, aber bei Großanlagen kommen da schnell beachtliche Summen zusammen. Großanlagen rentieren sich also immer seltener.

Der Rotstift der Bundesregierung hatte ja das Ziel, den unkontrollierten Solarboom abzuschwächen. Die Excel-Tabellen der Bundesnetzagentur zeigen, dass das in den vergangenen drei Monaten offenbar funktioniert hat: Wurden im Juni noch 1.791 Megawatt installiert, waren es im Juli nur noch 543 Megwatt und im August  329 Megawatt. Ein stetiger Rückgang.

Nun muss man allerdings sagen, dass der Juni ein wirklicher Ausreißer war. In dem Monat wurden so viele Anlagen ans Netz genommen, weil viele Besitzer noch schnell eine höhere Vergütung kassieren wollten. Ab Juli trat eine niedrigere Vergütungsstufe in Kraft.

Ähnliches könnte jetzt auch im September passieren. Ab Oktober wird die nächste Absenkung in Kraft treten. Mit Spannung erwarten daher die Solarverbände die aktuellen Zahlen für September. Die Bundesnetzagentur wird sie wahrscheinlich in den kommenden Tagen veröffentlichen.

Update 31.10.2012: Am Mittwoch hat die BNA die neusten Zahlen veröffentlicht. Demnach gingen im September 980 Megawatt ans Netz. 

 

Krise in der Solarbranche – so macht´s China

Für die deutsche Solarbranche läuft Kalenderwoche 43, sagen wir mal höflich, nicht gerade optimal. Siemens trennt sich von seiner Solarsparte, Bosch prüft schon länger ebenfalls den Ausstieg. Und heute morgen vermeldet das nächste Unternehmen schlechte Zahlen: Wacker Chemie erleidet einen Gewinneinbruch um 80 Prozent im dritten Quartal. Konzernchef Rudolf Staudigl:

Das schwächere Wirtschaftswachstum und die spezifischen Probleme der Solarindustrie haben in unseren Geschäftszahlen ihre Spuren hinterlassen.

Inzwischen ist die Krise keine deutsche mehr. Gerade in China, wo die weltweit größten Anbieter inzwischen sitzen, sieht die Lage alles andere als rosig aus. Sunenergy hat mit Umsatzrückgängen zu kämpfen, ebenso der Yingli-Konzern.

Die chinesische Regierung zögert da nicht lang.

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Altmaier und die wunderbare „Privilegierungsmasse“

Altmaier-Bashing seitens der Umweltverbände ist ja gerade in. Die Grünen glauben, dass  sich der Bundesumweltminister über den Ausbau der Erneuerbaren grämen würde. Die Windmüller haben Angst, dass er den Ausbau der Windkraft an Land blockieren will.

Hier einmal eine Nachricht, die vielleicht die Truppe beruhigen mag. Auf einer Erneuerbaren-Energien-Tagung hat Peter Altmaier gerade betont, dass es mit ihm keine weiteren Ausnahmen für die Industrie bei der Ökostrom-Umlage geben werde.

„Für weitere Reduzierungen sehe ich keinen Bewegungsspielraum. Wenn, dann muss man das aus der bisherigen Privilegierungsmasse finanzieren.“

Einmal davon abgesehen, dass „Privilegierungsmasse“ ein ganz wunderbares, mir vorher unbekanntes Wort war: Übersetzt bedeutet das: Wenn irgendjemand eine Ausnahme von der EEG-Umlage haben möchte, dann muss jemand anders eine bitteschön aufgeben.

Altmaier berührt damit natürlich ein aktuelles Thema. Stromintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, können sich von der EEG-Umlage befreien lassen. Das Bundesumweltministerium schätzt, dass allein in diesem Jahr rund 730 Unternehmen so mehr als 2,5 Milliarden Euro einsparen werden.

Seit Kurzem klagen auch mittelständische Textilunternehmen gegen die EEG-Umlage, weil sie sich im Vergleich zur stromintensiven Industrie benachteiligt fühlen, da sie nicht in Genuss der Ausnahme kommen.

Natürlich geht es am Ende darum, wer eigentlich die Kosten der Energiewende finanziert. Zur Veranschaulichung will ich den Lesern nicht einen „echten Altmaier“ aus meinem Notizblock vorenthalten:

Skizze von Bundesumweltminister Peter Altmaier, Copyright: M.Uken
Skizze von Bundesumweltminister Peter Altmaier, Copyright: M.Uken

Auf der x-Achse sieht man einen Zeitstrahl. Auf der y-Achse hat der Umweltminister leider vergessen, „Kosten“ dranzuschreiben. Die Erklärung geht so: Ursprünglich verteilten sich die Kosten der Energiewende relativ gleichmäßig auf den Zeitraum vom Jahr 2000 bis 2050 (untere Kurve).

Jetzt aber, durch den rasanten Ökostromausbau, fallen die Kosten viel früher an (siehe obere Kurve): Die Ausgaben für die Ökostromvergütung steigen früher als gedacht an, dazu kommen auch noch die Kosten für den Netzausbau. Der große Finanzierungsbedarf wird also auf einen kürzeren Zeitraum verteilt als ursprünglich bedacht, er wird gestaucht.

Diese Stauchung hat natürlich vielfältige Folgen. Das beginnt bei Tennet, denen jetzt das Eigenkapital für den Netzausbau Offshore fehlt und endet bei Sozialtarifen, die mancher fordert, weil einkommensschwache Haushalte unter den schnell steigenden Strompreisen leiden.

Altmaier will deswegen einen „gesellschaftlichen und nationalen Konsens“ über die Energiewende. Das mag erstmal nach Blabla klingen, aber er hat Recht: Ohne das „Go“ der Bevölkerung und der Bundesländer, die Kosten gemeinsam zu stemmen, wird die Energiewende kaum gelingen.

 

Offshorewindenergie: Neuer Wirbel um Stromnetzbetreiber Tennet

Die armen Niederländer, möchte man fast sagen. Tennet, der Stromkonzern aus Arnheim, der unter anderem in Deutschland für den Anschluss der Offshorewindparks in der Nordsee sorgen muss, steht erneut im Fokus. Jetzt wurde bekannt, dass der Offshorewindpark-Betreiber Windreich den Stromnetzbetreiber erstmals vor der Bundesnetzagentur verklagt hat, weil Tennet die Steckdose auf See nicht pünktlich liefern kann. Im Raum stehen Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe.

Die Klage ist brisant, denn gerade eben hat die Bundesregierung den Referentenentwurf vorlegt, der genau solche  Haftungsfragen für Offshorewindparks klären soll. Weil bislang unklar ist, wer eigentlich zahlt, wenn ein Offshorewindpark seinen Strom nicht ins Netz einspeisen kann, verzögert sich der Ausbau der Windenergie gerade immens, halten Windparkbetreiber ihre Investitionen zurück.

Der aktuelle Vorschlag der Regierung sieht vor, dass der Stromnetzbetreiber (also in diesem Fall Tennet) an den Windparkbetreiber 90 Prozent der entgangenen Vergütung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz zahlen muss. „Aber wir wollen natürlich Erlöse aus produziertem Strom un

 

EU-Kommission will Tiefseefischerei verbieten

Schwarzer Degenfisch ist ein beliebter Tiefseefisch in Südeuropa. © Lutter/WWF
Schwarzer Degenfisch ist ein beliebter Tiefseefisch in Südeuropa. © Lutter/WWF

Man man man, Maria Damanaki ist ehrgeizig. Die EU-Fischereikommissarin will im Nordostatlanik ein Fischereiverbot für die Tiefsee durchsetzen. In einem Vorschlag zur Neuregelung der Tiefseefischerei fordert sie ein komplettes Verbot für Grundschleppnetze und Stellnetze ab 1000 Metern, für manche Fischereien in der Region sogar schon ab 500 Meter. Den Fischern will sie eine Übergangsfrist von zwei Jahren gewähren.

Chapeau, sagen selbst die Umweltschützer – die oft ja vieles an der EU-Kommission zu bekritteln haben. Sie sorgen sich seit Jahren um das sensible und bislang kaum erforschte Ökosystem in der Meerestiefe. De facto wird der Meeresboden mit Grundschleppnetzen einmal umgefräst. Stephan Lutter vom WWF:

„Der Kommissionsvorschlag kann die Fischerei revolutionieren, indem er die destruktivste aller Fischereimethoden in der sensiblen Tiefsee abschafft. Das wäre ein echter Durchbruch für den Schutz der Meeresumwelt und ein Vorbild für die weltweite Fischerei.“

Der Vorschlag der EU-Kommissarin ist revolutionär, weil es bislang kein umfassendes Verbot für die Tiefseefischerei in der Region gibt, sondern nur einen Flickenteppich an Schutzgebieten. Umweltschützer müssen um jedes Gebiet, in dem strengere Standards herrschen sollen, oftmals jahrelang Kämpfe ausfechten.

So vielleicht auch in diesem Fall. Jüngst grätschte der ehemalige französische Landwirtschaftsminister und aktuelle Binnenmarktskommissar Michel Barnier seiner Amtskollegin in die Beine und stoppte ihr Vorhaben zwischenzeitlich. Seine Motive sind offensichtlich: Er sorgt sich vor allem um das Geschäft der französischen Supermarktkette Intermarche. Der Konzern besitzt mehrere Trawler, die gerade in der Tiefsee fischen. Kaum überraschend, dass Barnier bereits Klientelpolitik vorgeworfen wird.

Das wird umso deutlicher, wenn man sich ein aktuelles Q&A der EU-Kommissarin anschaut. Darin bewertet sie die wirtschaftliche Bedeutung der Tiefseefischerei. Demnach machen Tiefseefische wie der Granatbarsch oder der Schwarze Degenfisch gerade einmal ein Prozent der gesamten Anlandungen aus der Region Nordostatlanik aus. Auch die Jobs sind, wenn man das große Bild vor Augen hat, aus Sicht der EU-Kommission vernachlässigbar:

“ The Commission believes that the overall economic importance of deep-sea catches is small.“

Ob Damanaki sich allerdings gegen die Fischereinationen Spanien, Portugal und Frankreich durchsetzen kann, ist unklar. Umweltschützer hoffen jetzt auf eine breite Unterstützung im EU-Parlament.

 

 

 

 

Energiewende: Stromnetz der Bahn nutzbar, aber echt kompliziert

Diese Idee hat vor allem Peter Ramsauer (CSU) unterstützt: Die Energiewende braucht neue Stromleitungen – warum nutzen wir nicht einfach das Stromnetz der Deutschen Bahn? Schließlich betreibt sie deutschlandweit ein riesiges Stromnetz. Vor allem auf der Nord-Süd-Route ist der Transportbedarf enorm, um mittelfristig den Offshore-Windstrom von der Küste gen Süden zu bringen. Der Bundesverkehrsminister verfolgt den Plan schon seit Monaten mit Hochdruck.

Heute hat erstmals die Bundesnetzagentur Zahlen zu dem Vorschlag vorgelegt. Denn was nützt die beste Idee, wenn sie vielleicht technisch gar nicht machbar ist. In ihrem Auftrag haben die Universitäten Hannover, Dresden und Clausthal verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, unter anderem Gleichstromkabel oder Erdkabel entlang der Bahntrassen.

Die Bahn betreibt zurzeit mehr als 7700 Kilometer Stromleitungen in Deutschland. Allerdings nutzt sie eine andere Netzfrequenz, nämlich 16,7 Hertz. Die Frequenz des deutschen Übertragungsnetzes beträgt dagegen 50 Hertz.

Prinzipiell ist die Bahn gar nicht abgeneigt, ihr Stromnetz zur Verfügung zu stellen. „Wir unterstützen die Studie und jeden Vorschlag, der wirtschaftlich und technisch machbar ist“, sagt ein Bahn-Sprecher.

Aber genau das ist das Problem. Denn die unterschiedlichen Frequenzen machen die Realisierung von Raumsauers Vorschlag ganz schön kompliziert. Sie vertragen sich nicht so gut, vor allem auf langer Strecke. Bis maximal 50 Kilometer ist die Kombination der beiden Frequenzen möglich – sonst beeinflussen sich die beiden Stromkreise.

Dann gibt es natürlich noch die Variante mit Gleichstromkabeln. Gleichstrom hat ja den Charme, dass er verlustärmer über längere Strecken transportiert werden kann. Allerdings ließe er sich nur mit dem Bahnnetz kombinieren, wenn es andere Maste und vor allem breitere Schutzstreifen geben würde. Und das wiederum erfordert ganz neue Genehmigungsverfahren – die wiederum jeden Zeitvorteil auffressen könnten.

Bleibt die Variante Erdkabel. Aus Sicht des Bahnbetriebs (und der Bürger) wäre das natürlich die beste Lösung, schließlich stört kein zusätzliches Kabel über Tage. In der Studie heißt es aber:

Diesen Vorteilen stehen erhebliche Mehrkosten von ca. 14 Milliarden Euro (Faktor 2,97) zur Drehstrom-Freileitung mit Standardmasten gegenüber. Diese resultieren im Wesentlichen daraus, dass mit den heutigen HGÜ-Kabeln maximal 1200 MW Leistung übertragen werden kann und daher die Legung von vier HGÜ-Kabelsystemen erforderlich ist, um die Leistung von zwei Drehstromfreileitungssystemen zu erreichen.

Die HGÜ mit Erdkabeln ist damit die mit Abstand teuerste Lösung aller untersuchten Varianten.

Übrigens: Ein ganz interessantes Szenario, das die Macher noch durchspielen,  ist „Dezentralisierung.“ Was wäre, wenn die Bahn ihr deutschlandweites Stromnetz abbaut und ihre Strecken nur noch regional versorgt. Dann ließe sich auf den Masten entlang der Zugtrassen nur noch Energiewende-Strom von Nord nach Süd transportieren. Das hätte den Vorteil, dass nicht zwei unterschiedliche Frequenzen kombiniert werden müssen.

Allerdings würde sich die Bahn auch nicht mehr unbedingt so günstig Energie beschaffen können. Gerade das ist ja nur möglich, weil sie deutschland ihren Bahnstrom einkaufen kann. Strom würde in diesem Fall also teurer – und am Ende spiegel sich das natürlich auch in den Ticketpreisen wieder.

 

 

 

Was die Welt nicht braucht: Eurovegas in Spanien

Copyright: Dominique Faget/AFP/GettyImages
Copyright: Dominique Faget/AFP/GettyImages

Madrid und Barcelona konkurrieren zurzeit darum, den Zuschlag für einen gigantischen Kasinokomplex im Stil von Las Vegas zu erhalten. Madrid ist sogar so scharf darauf, dass die Stadt laut Guardian sogar das Rauchverbot in Kasinos wieder kassieren würde.

US-Investor Sheldon Adelson, der schon in Las Vegas ein Hotel-und Kasinomogul ist und dem dort die originalgetreue Nachbildung Venedigs gehört, sieht das Projekt wohl auch als Teil eines Wiederaufbauprogramms für Spanien, desssen Wirtschaft ja am Boden liegt. Mehr als 18,8 Milliarden Euro sollen in zwölf Hotels, sechs Kasinos, Restaurants, Bars und und und investiert werden. Hotels mit 36.000 Betten sollen entstehen. Nach ersten Schätzungen sollen so 261.000 direkte Arbeitsplätze geschaffen werden.

Aber bitte schön: Wer braucht so etwas? Sicher, der Bau zieht wunderbar Investitionen an. Aber was hat Spanien dann da stehen? Einen gigantischen Vergnügungskomplex, für den Spanier wohl, zumindest aus heutiger Sicht, alles andere als Geld haben.

Einmal abgesehen von den Umweltfolgen. Ich sehe schon wunderbare Golfplätze und Swimmingpools, die mit gigantischen Mengen Wasser versorgt werden müssen. Ein Blick nach Las Vegas reicht: Bis 2020 droht der Wüstenstadt Studien zufolge das Wasser auszugehen. Dazu kommt der enorme zusätzliche Strombedarf, den ein solches Projekt nach sich zieht, neue Straßen, Ausbau des Flughafens, etc.

Den Spaniern ist dabei offenbar auch nicht wohl zumute. Immer mehr Bürgerinitiativen haben sich gegründet, die das Projekt ablehnen. Sie fürchten den Ausverkauf von kommunalen Ländereien, Umweltschäden, Prostitution, Sauftourismus und Geldwäsche. Erst vorgestern gingen sie erneut auf die Straße. Bis Anfang September wollen sie gegen das Projekt protestieren. Dann will US-Investor Adelsen bekanntgeben, ob er an Eurovegas festhält.

 

Solarförderung: Der Deckel ist da

Irgendwie hing die Idee ja schon seit Monaten in der Luft. Aber dass sich gestern Abend der Vermittlungsausschuss zwischen Bundesrat und Bundestag darauf geeinigt hat, ist doch eine kleine Sensation: Erstmals führt die Bundesregierung für die Förderung einer Öko-Technologie einen Deckel ein. Wenn Solaranlagen mit einer Kapazität von insgesamt 52 Gigawatt in Deutschland am Netz sind, wird Schluss sein mit der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Mal kurz ein paar Zahlen zur Einordnung: Zurzeit sind in Deutschland Solaranlagen mit rund 28 Gigawatt am Netz. Es fehlen also noch 24 Gigawatt für das Ziel der Bundesregierung. Der zuständige Minister Peter Altmaier (CDU), der den Kompromiss gestern in Berlin als „Paradigmenwechsel“ bezeichnete, plant weiterhin mit einem jährlichen Zubau von etwa 2,5 bis 3,5 GW – falls es nicht zu unvorhersehbaren Booms kommt. Das bedeutet also, dass Solarstrom  noch etwa sechs bis sieben Jahre lang weiterhin gefördert wird (Aber Achtung: Immer unter der Annahme, dass der Zubau nicht wieder bei 7,5 GW wie im vergangenen Jahr liegt, sondern nur halb so stark ausfällt).

Ist das wahrscheinlich? Schwer zu sagen. Die Fördersätze sind ja in den vergangenen Jahren schon stark gefallen. Die Schlussverkaufspanik könnte zudem ein wenig gedämpft worden sein, da die Kürzung rückwirkend schon ab dem 1. April gelten soll.

Quelle: BSW
Quelle: BSW

Dass Solarstrom auch in den kommenden Jahren der Kostentreiber der EEG-Umlage sein wird, dagegen verwehrt sich (wenig überraschend) der Bundesverband der Solarwirtschaft. Zu – salopp gesagt – „Höchstförderzeiten“ im Jahr 2005 hätte jeder Haushalt rund zwei Euro im Monat dafür zahlen müssen, damit sich der Anteil Solarstrom am deutschen Strommix um einen Prozentpunkt erhöht. Bei den aktuellen Fördersätzen, die eben zusammengestrichen wurden, werden es in diesem Jahr nur noch 60 Cent sein.

Spannend wird, finde ich, ob Solar und Offshore-Windenergie gerade die Rollen tauschen. Bislang hatte Solarstrom immer den Ruf des Kostentreibers, wegen der hohen EEG-Förderung. Schaut man sich allerdings den Ausbau der Windenergie auf See und die Folgekosten an (Netzausbau, Haftungsfragen etc), so könnte vielleicht bald Offshore-Wind diesen Titel übernehmen.