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Das politische Bilderbuch

Die Klimakatastrophe oder der Palästinenserkonflikt sind ungewöhnliche Themen für die Bildergeschichten dieser Ausstellung im Gängeviertel.

In einem Bilderbuch tanzen nicht immer bunte Mäuse auf dem Tisch oder ein Hasenkind sagt seiner Mutter, wie lieb es sie hat. Gezeichnete Geschichten können mit reduzierten Farben und dem Aufgreifen politischer Entwicklungen auch voller Ernst sowohl Kinder als auch Erwachsene zum Nachdenken anregen. Die Illustratoren Jonas Lauströer und Tobias Krejtschi zeigen in ihrer Gemeinschaftsausstellung Das politische Bilderbuch im Raum linksrechts (Gängeviertel) ausgewählte Original-Illustrationen aus zwei Werken, die in dieses Raster passen:

„Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See. Meine Frau, die Ilsebill, will nicht so, wie ich gern will“, jammert der alte Mann im Märchenklassiker Von dem Fischer und seiner Frau. Der Illustrator Jonas Lauströer und die Autorin Renate Recke erzählen die Geschichte der Gebrüder Grimm neu mit dem Fokus auf heutige Klimaprobleme.

Einen Blick in Richtung Nahost werfen der Illustrator Tobias Krejtschi und die Autorin Karin Gruß in ihrem Bilderbuch Ein roter Schuh (Foto). Sie thematisieren den schon lange ungelösten Palästinakonflikt am Beispiel des Jungen Kenan, der gerne Basketball spielt, aber in einem umkämpften Gebiet lebt und Opfer einer Bombe wird.

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Juli donnerstags bis samstags von 17 bis 20 Uhr zu sehen. Zur Finissage laden die Zeichner und Autorinnen zum Werkstattgespräch nebst Lesung.

Text: Lena Frommeyer

 

Der Fall Patricia Heras

Polizeikorruption in Barcelona ist das Thema der Dokumentation „4F“, die in der Reihe „Lost & Found“ im B-Movie zu sehen ist.

Wie der Name der Reihe Lost & Found im B-Movie bereits andeutet, werden hier verloren geglaubte oder bisher selten gezeigte Filme, Neu- oder Wiederentdeckungen gezeigt. In jedem Fall ist dies ein spannendes Format, dass es so nur im nischigen Programmkino gibt. Die Wahl fällt diesmal auf die Dokumentation 4F – Ciutat Morta (Tote Stadt): Das investigative Filmprojekt beleuchtet den Justizfall der Patricia Heras, die man im Februar 2006 in der Nähe eines besetzten Theaters in Barcelona zusammen mit weiteren Menschen festnahm. Die junge Frau wurde des Polizeimordes beschuldigt, zu fünf Jahren Haft verurteilt und nahm sich im Gefängnis das Leben. Der Fall 4F wurde als Justizskandal bekannt und als einer der schlimmsten Fälle von Polizeikorruption in Barcelona diskutiert. Mehrfache Foltervorwürfe, suspendierte Polizeibeamte und zahlreiche Demonstrationen später, will der Film von Xavier Artigas und Xapo Ortega für Transparenz sorgen. Beide Regisseure sind bei der erneuten Vorstellung am 21. Juni zu Gast.

Text: Lena Frommeyer

 

Team & Struppi

Wortkunst-Spaß im Literaturhaus: Der Poetryslam-Meister Jan Philipp Zymny und der Singer-Songwriter Florian Künstler unterhalten mit Albernheit und Übermut.

Das Literaturhaus am Schwanenwik durchdringt meistens der würdevolle Geist großer, schwerer Texte. Da kann ein bisschen Albernheit und Übermut nicht schaden. Bei den Shows von Moritz Neumeier und Jasper Diedrichsen, alias Team & Struppi, wird regelmäßig gelacht, geblödelt und lustvoll mit Sprache gespielt. Heute steigt die Veranstaltungsreihe zum zehnten Mal. Die beiden Slampoeten aus Hamburg sind selbst seit vielen Jahren ein perfekt eingespieltes und mehrfach preisgekröntes Team in Sachen Text-Entertainment und auch zwei liebenswerte Gastgeber. Heute bitten sie Jan Philipp Zymny aus Wuppertal ans Mikrophon. Der Gewinner der deutschsprachigen Poetryslam-Meisterschaften 2013 stellt seinen neuen Detektivroman Henry Frottey – Sein erster Fall: Teil 2 – das Ende der Trilogie vor. Auch für Musik ist gesorgt: Der Singer-Songwriter Florian Künstler aus Lübeck präsentiert mit sanfter Stimme gesungene Geschichten, wortverspielt und tiefgründig.

Text: Katharina Manzke

 

Chrome

Über zehn Jahre nach ihrer letzten Plattenveröffentlichung beehren die wegweisenden Experimental-Rocker aus San Francisco die Markthalle mit einem Gastspiel.

Na, dass die jetzt auch noch einmal auftauchen, hätte man wohl kaum für möglich gehalten. Chrome wurden Mitte der siebziger Jahre in San Francisco gegründet und verbanden die fauligen Reste des verdrogten Summer of Love mit der aufkommenden Härte und Kompromisslosigkeit des Punk. Ihre ersten Alben gelten als wegweisend für New Wave, Neo-Psychedelik sowie Noise- und Industrial-Rock. Zu den Markenzeichen, die über die Jahrzehnte bis in die Gegenwart hinüber gerettet wurden, gehören stoische Beats und Monotonie sowie der exzessive Einsatz von Effekten auf Stimme und Riffs. Feel It Like A Scientist, so der Titel des ersten Albums seit über zehn Jahren, klingt frisch, kräftig, ziemlich vernebelt und ein bisschen gefährlich. Es gibt also kaum einen Grund, am 18.6. nicht ihrem Hamburg-Gastspiel in der Markthalle beizuwohnen.

Text: Michele Avantario

 

Billy Idol

Der jung gebliebene Edel-Punker rattert seine Hit-Revue auf der Freilichtbühne des Stadtparks herunter. Das Konzert ist allerdings ausverkauft.

Oh Mann, Billy, altes Idol! Hast Dich echt gut gehalten. Und die Leute lieben Dich immer noch. Denn sie halten Dich für einen echten Rebellen und Provokateur, weil Du ständig “Shit” und ”Fuck” sagst. Und weil ihnen niemand jemals erzählt oder gezeigt hat, wie wirklich rebellische Musiker aussehen und was die so machen, um andere zu provozieren. Dazu gehört nämlich ein bisschen mehr als nur die Hits von vor 30 Jahren herunter zu rattern, dabei die Oberlippe zu verziehen und den Mittelfinger zu strecken. Nun gut, die Leute wollen nichts anderes sehen, da haste recht. Und Dein Team (Management, Plattenfirma, Konzertagentur usw.) hat ganze Arbeit geleistet – sie melken die Kuh so lange es geht und Deine Konzerte sind ausverkauft, obwohl man vom Preis einer Karte auch den Kühlschrank für eine Woche voll machen könnte. Aber alles egal: Gib der Meute, was sie will! Mach‘ ihnen den Rebel Yell! Aber mach‘ es ja ordentlich.

Text: Michele Avantario

 

Deaf Slam und Co.

Die Gebärdensprache als Ausdrucksmittel von Kultur ist Mittelpunkt der Veranstaltung „Hände hoch!“, organisiert von Studierenden der Universität Hamburg.

Großraumdisko, Maschinenraum, Fußballstadion – es gibt viele Orte, an denen entspannte Kommunikation schwer fällt. Es sei denn, man benutzt eine Sprache, die ohne Laute auskommt: die Gebärdensprache. Sie ist jedoch nicht nur ein Mittel zur Verständigung, sondern auch Ausdruck einer eigenen Kultur. StudentInnen des Instituts für Gebärdensprache der Universität Hamburg laden unter dem Titel Hände hoch! zu einer neuen Veranstaltungsreihe, die Eindrücke aus der Welt der Gehörlosen vermittelt – via Film, Poesie und ein wenig Historie. Los geht es im Abaton Kino am 18. Juni mit dem Film von Katharina Pethke, die den Alltag ihrer ertaubten Schwester Louisa porträtierte. Sowohl die Regisseurin als auch die Protagonistin werden anwesend sein. Ein weiteres Highlight ist Handgemachte Poesie – Performances vom Gebärdensprach-Künstler Jürgen Endress und Deaf Slammer Dawei Ni am 27. Juni im Museum für Völkerkunde. Alle Veranstaltungen sind zweisprachig (Deutsch und Deutsche Gebärdensprache). Dolmetscher ermöglichen einen Austausch.

Text: Lena Frommeyer

 

St. Pauli Nachtmarkt

Beim St. Pauli Nachtmarkt malen Kinder die Straße mit Kreide an, während Erwachsene Bio-Weißwein süffeln und Matjes-Brötchen  essen.

Mittwochs schielt man zur Feierabendzeit hoffnungsvoll gen Himmel. Ein Abendbrot unter Freunden auf dem St. Pauli Nachtmarkt ist schließlich ohne Regen am schönsten. Um 16 Uhr ziehen die Stände und Foodtrucks auf dem Spielbudenplatz ihre Rollläden hoch und verkaufen Gemüse, Fisch, Fleisch, Feinkost, Bier, Wein, Apfelsaft und mehr – vieles aus der Region, auch essfertige Snacks. An den Bierbänken macht man es sich beispielsweise mit Fischbrötchen, Käsewürfeln, Brot, Burgern und einer Buddel Bier gemütlich. Auf einer kleinen Bühne spielt eine Band, während Kinder das Pflaster davor mit Straßenkreide bemalen – ein spitzenmäßiges Programm für den Mittwochabend. Der Markttag am 18. Juni steht übrigens ganz im Zeichen vom guten alten Matjes. Wer keinen Fisch mag, berücksichtigt folgende drei kulinarischen Tipps: Raclette-Baguette probieren, Bio-Weißwein trinken und am Gemüsestand Babumms den Verkäufer nach neuen Rezepten fragen.

Text: Lena Frommeyer

 

Bridging the Gap

Die Dialogreihe setzt sich dieses Mal mit Macht und Transparenz auseinander. Zu Gast: Prof. Dr. Edda Müller, Dr. Michael Otto und Anke Domscheit-Berg.

Einmal pro Monat lädt Sonja Lahnstein-Kandel zur Gesprächsreihe Bridging the Gap Politiker, Publizisten und andere Personen des öffentlichen Lebens ein. Im Juni heißt es: „Macht und Gegenmacht: Schalten die globalen NGOs und Konzerne die Demokratie aus?“ Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sind die Guten, Konzerne die Bösen – so ist häufig die Rechnung. Beide allerdings eint, dass sie zunehmend an Macht gewinnen, aber nicht demokratisch legitimiert sind. Gleichzeitig verlieren die nationalen Parlamente immer mehr an Einfluss, weil sie nicht global agieren können. Es diskutieren unter anderen Prof. Dr. Edda Müller, Vorsitzende des Vorstandes Transparency International Deutschland e. V., Dr. Michael Otto, Unternehmer, Stifter und Ehrenvorsitzender des World Wildlife Fund und Anke Domscheit-Berg, Unternehmerin und Vorstand der Piratenpartei.

Text: Hanna Klimpe

 

Infernöh / Nomad

Frag‘ nicht nach Sonnenschein: Zwei Crustcore-Bands aus Schweden und den USA ballern ihre Speed-Nummern im Hafenklang herunter.

Die Mitglieder von Infernöh sehen aus, als sei die Zeit stehen geblieben: Rattenfrisur, lumpige Band-Shirts von legendären Crustcore-Bands wie Discharge und Konsorten, grimmige Visagen. Da geht einem ja das Herz auf. Umso mehr, wenn die vier Schweden anfangen zu spielen. Da bleibt nämlich kein Stein auf dem anderen. Am 16.6. sind Infernöh in bester Gesellschaft: Die Bühne des Hafenklang-Salons teilen sie sich dann mit einem New Yorker Trio namens Nomad. Und die hauen in eine ähnliche Kerbe: hohes Tempo, wenige Akkorde, anklagendes Gebrüll, kurze Songs. Ein Fest für Nietenpunks (falls es sie in dieser Stadt noch gibt), Hausbesetzer und für alle, die es hart, intensiv und absolut schnörkellos mögen – frag‘ gar nicht erst nach Sonnenschein. Übrigens: Das Konzert ist gratis, jede Spende ist natürlich mehr als willkommen.

Text: Michele Avantario

 

Green Porno

Um das Intimleben von Tieren darzustellen, schlüpft Isabella Rosselini auf der Kampnagel-Bühne ins Hasen- oder Wurm-Outfit und performt lustvoll, aber wissenschaftlich.

Diese Frau macht selbst als Blauwal mit Riesenpenis eine gute Figur: Isabella Rossellini, Tochter von Ingrid Bergman und Roberto Rossellini, posierte früher elegant als Model vor der Kamera. Heute spricht sie über die Geschlechtsorgane von Tieren. Vor sechs Jahren folgte Isabella Rossellini der Einladung von Robert Redford, für SundanceTV die Sexpraktiken von Regenwürmern, Spinnen oder eben Walen zu veranschaulichen. Es entstand eine Sendung, die sowohl wissenschaftlich fundiert als auch avantgardistisch, ziemlich komisch und leicht erregend ist. 2014 nun feiert Green Porno als Bühnenstück auf Kampnagel Deutschlandpremiere. Die Ankündigung verspricht: „Rossellini schlüpft in lustvolle Tierkostüme und zeigt ebenso amüsante wie naturwissenschaftlich-aufregende tierische Praktiken – mit Blick auf den Menschen als eins von vielen lustigen Tieren.“ Unterstützt wurde sie bei der Entwicklung der Show (in englischer Sprache) von Regisseurin Muriel Mayette und dem Drehbuch-Autor Jean-Claude Carrière. Kichern und rot werden erlaubt.

Text: Lena Frommeyer