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Spragga Benz

Gefühlt hat er schon alles gesehen, nur unsere Stadt noch nicht. Jetzt spielt die Dancehall-Legende im Waagenbau ihr erstes Hamburg-Konzert.

„Ey Spaghetti, wha gwaan?“ Kinder sind ehrlich, aber dabei manchmal auch gemein – und so musste der schmal gebaute Teenager Carlton Errington Grant mit einer italienischen Teigware als Spitzname leben. Grant aber machte aus der Not eine Tugend und als er 1991 mit dem DJing begann, nannte er sich auch als Musiker so. Aus Spaghetti und in Anlehnung an sein Soundsystem LA Benz ist dann der schmeichelhaftere und coolere Künstlername Spragga Benz entstanden und spätestens jetzt dürfte den meisten Dancehall-Fans ein Licht aufgehen. Spragga Benz ist nämlich nicht nur schon lange dabei, er ist auch sehr erfolgreich. Schnell wurde er vom Geheimtipp zum Dancehall Shootingstar der frühen Neunziger – Hits wie Could a Deal, Girls Hooray und Jack It Up sei Dank. Ein Majordeal in den Staaten folgte, aber er kehrte bald nach Jamaika zurück. Spragga Benz‘ Liste von Collabos ist lang: Beenie Man, KRS One, Ben E. King, Lady Saw, Foxy Brown oder Houselegende Todd Terry. Spragga macht bis heute Musik und kommt am Samstag zum ersten Mal für einen Live-Gig nach Hamburg. Und da das Konzert schon mal im Waagenbau ist, könnt ihr gleich zur Afterparty mit den DJs Dynamite und Stumble bleiben. Jetzt wisst ihr, wha gwaan.

Text: Andra Wöllert

 

Christopher Street Day

Bunt, bunter, CSD: Die Parade macht sich in der Innenstadt breit und verwandelt sie in einen Regenbogen – aus wichtigem Grund.

Schrille Outfits oder eingeölte Oberkörper sind jetzt nicht das, was man per se mit dem Schlagwort „Demonstration“ verbinden würde, und doch gibt es einmal im Jahr – und das überall auf der Welt – einen Protestzug, der genau das macht, und zwar mit viel Stolz. Zum Christopher Street Day (CSD) im Rahmen des Hamburg Pride treffen sich 100.000 und mehr friedliche, fröhliche Menschen, um gegen Homophobie und für die Gleichstellung der LGBT-Community (Lesbisch, Gay, Bi- und Transsexuell) in unserer heteronormativen Gesellschaft zu demonstrieren. Der CSD ist eine große Parade mit viel tanzbarer Musik, schillernden Persönlichkeiten und der Freiheit zu sein, wer man eben ist oder sein will. Die Wagen fahren durch die gesamte Innenstadt, nachts illuminieren Künstler die Stadt mit Regenbogenfarben. Das passende Straßenfest findet ihr übrigens schon ab Freitag und bis zum Sonntag an der Binnenalster. Willkommen sind alle Gleichgesinnten. Homophobe Kleingeister dürfen gern zu Hause bleiben (für immer).

Text: Andra Wöllert

 

The Unique Face of Iran

Rockmusik und Tanzperformance: Die Einzigartigkeit des Irans zeigt sich nicht in den Nachrichtenseiten, sondern an Abenden wie diesen.

Der Iran ist mehr als radikale fundamentalistische Politiker wie Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad, die unser Bild von dem Land im Orient geprägt haben. Beweisen kann uns das zum Beispiel die reiche Kultur des Landes – und die wird uns nun in Form von drei iranischen Künstlern unter dem Titel The Unique Face of Iran im Goldbekhaus gezeigt. Faarjam kommt mit seiner Band aus Holland zu uns und spielt aus seinem Album Koala seine rockigen, poetischen und ehrlichen Stücke über Unschuld, Leere und die Sehnsucht, aber auch die Pracht des Lebens. Auf der Tour begleitet wird er von Majid Kazemi, der mittlerweile in Deutschland lebt. Der Gitarrist und Rock-Sänger war im Iran vor allem in der alternativen Musikszene als Produzent unterwegs. Jetzt stellt er sein Album Adnerlism vor. Eröffnet wird der Abend von Aktivistin, Künstlerin und Wahlberlinerin Mina Khani. In ihrer 20-minutigen Tanzperformance Die hässliche Aura meiner Augen erzählt sie über jene Menschen, die auf der Suche nach einem guten Leben alles riskiert haben, um ihre Würde zu behalten und übt damit Kritik an den Ungerechtigkeiten in der Welt. The Unique Face of Iran ist also nicht nur abwechslungsreich, sondern auch politisch – und für den ein oder anderen bestimmt eine dankbare und schöne Erweiterung des Horizonts.

Text: Andra Wöllert

 

Spektrum

Eine Riege Deutschrap mit internationaler Würze, bitte: Beim Spektrum trifft sich von Hip-Hop bis Electronica alles, was Bass kann.

Was das Spektrum angeht, ist das Spektrum ziemlich einmalig in der Hamburger Open-Air-Festival-Welt. Alles Gute mit Beat darf mitmachen. Hip-Hop trifft auf Electronica und UK Bass und eben alle anderen Spielarten. Deutschrap gibt dabei am meisten den Ton an: unter anderem K.I.Z., Schwesta Ewa, Audio88 & Yassin und Chefket spielen live. Dope D.O.D., Kate Tempest, oder Coely verleihen den beiden Bühnen dann internationalen Sprechgesang-Flair. Und Siriusmodeselektor, ein Projekt des Duos Modeselektor und Produzent Siriusmo, drückt uns beat- und basstechnisch auch noch schön eins rein. Eine dritte Stage wird von den Musiknerds der Red Bull Music Academy kuratiert. Electronica steht hier auf dem Plan. Großartig Gefrickeltes von Lapalux oder Manchester-Warehouse-Feeling mit Andy Stott gibt’s auf die Ohren. Jetzt soll nochmal einer sagen, da wäre nichts für ihn dabei.

Text: Andra Wöllert

 

Welt Turbo Wrestling

Als ob die Weltturbojugendtage dank Chuck Norris Experiment und Co. nicht schon geil genug wären, gibt es außerdem Turbo Wrestling im Grünspan.

Punk’n’Roll all over St. Pauli: Wenn ihr am Wochenende überall auf dem Kiez Gruppen von jungen lässigen Männern und Frauen mit Jeansjacken, versehen mit einem Kappen-Patch auf dem Rücken, seht, dann ist nicht etwa Denim Day, sondern Turbonegro-zelebieren-Zeit. Aus allen Ecken der Welt kommen sie ab Donnerstag nach Hamburg, um die Punkrock-Band aus Norwegen zu feiern, denn die Weltturbojugendtage gehen in die elfte Runde: Neben Konzerten von The Carburetors, MF Ruckus, Final Assault oder Crude Caress, Minigolf War, Turbo BBQ oder einem Selfdestructo Turbo Quiz gibt es auch Welt Turbo Wrestling. Professionelle Ringer treten gegen die Deathpunk Rampage und die Fearless Sailor Men an und verwandeln das Grünspan in eine Arena, in der Tische und Stühle durch die Gegend fliegen könnten. Es wird wild, es wird Punk’n’Roll. Es wird Zeit, dass ihr euch das mal anschaut. Ein kleiner Wehrmutstropfen: Turbonego selbst sind in diesem Jahr nicht dabei.

Text: Andra Wöllert

 

Habitat Music Summer

Mischpult als natürlicher Lebensraum: Die Techhouse-Chefs aus dem rheinland-pfälzischen Salmtal laden zur Sommerparty ins Fundbureau. 

Erinnert sich noch jemand an den FSV Salmrohr? Die Fußballmannschaft spielte in der Saison 1986/87 in der zweiten Bundesliga, vier Siege in 38 Partien reichten für den stolzen 20. und letzten Platz. Mittlerweile ist das Team in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar gelandet und überlässt den örtlichen Ruhm den Jungs von Habitat Music. Die machen erfolgreich in Deep- und Techhouse und haben mit Fiese Matenten auch einen dicken Fisch an der Angel. Der heutige Headliner Chris Wood im Fundbureau dürfte aber weiterhin seinem eigenen Label Freebase Records treu bleiben. Auch das restliche Line-up liest sich sportlich, darunter Gunman, Maurice Deek, Hari & Spielplatz und Musica Reduzida aus Hamburg, Greg Bitter aus dem griechischen Alexandropoulis, dazu Rangø, Labelchef Boris Herbel „Official“ und Maximillion.

Text: Friedrich Reip

 

„DIGGA Is A Dancer“

Purer Stoff für HipHop-Junkies: Im Molotow geht die neue Partyreihe mit ausgewählten Sounddealern und fetten Beats an den Start.

Fette Beats und ordentlich Bass, kurz: DIGGA Is A Dancer. Der Name ist Programm: Nachdem Dollar John & Duzoe, Scotch, P!Jay & SoulbrothaSteelo VasquezAkne + Juskah auf der Bühne Gas gegeben haben, lässt Deutschrap-Urgestein Mirko Machine es zur Aftershow-Party zusammen mit den festivalerprobten Kollegen Matsimum und DeeVoe richtig krachen, da hält es niemanden mehr an der Theke. Wer davon nicht genug kriegen kann, hat Grund zur Freude: Denn ab August wird an jedem letzten Freitag im Monat das Soundsystem Matsimum & DeeVoe allen HipHop-Junkies im Molotow den pursten Stoff um die Ohren hauen. Boom Bap HipHop trifft hier auf selbstgemixte Mashups, Biggie auf AC/DC und Kanye West auf Daft Punk. So geht ein geschmeidiger Start ins Wochenende.

Text: Kathrin Schwatlo

 

Tan Le Racoon

Schmalz, Glam und andere exotische Ausflüge: Tanju nimmt seine Gäste in der Hasenschaukel mit auf eine wilde musikalische Safari.

Wenn Hasenschaukel-Chef Tanju alias Tan Le Racoon selbst auflegt, könnt ihr euch auf einen bunten Abend mit Punk, Glam, Schmalz und Rock’n’Roll freuen – denn eines ist sicher, der Mann hat Ahnung und Geschmack! Nicht umsonst moderiert er bei ByteFM alle vier Wochen die beliebte Elevator-Music-Sendung (dienstags 23 bis 24 Uhr), in der er alles auseinandernimmt und kommentiert, was die Musik-Welt gerade so zu bieten hat. Übrigens: Wer früh Feierabend hat, sollte schon um 16 Uhr beim Selfdestructo Turbo-Quiz mit TJ Fürth und TJ Gsteinach vorbeischauen. Im Rahmen der Weltturbojugendtage könnt ihr mit einem bis zu fünf Mann starken Team antreten, um euer gefährliches Halbwissen rund um Punk, Porno, Metal und Horrorfilme zu beweisen. Startgeld beträgt 5 Euro und: The winner takes it all!

Text: Ina Volkmer

 

„Romeo and Juliet“

Rasta Thomas und Adrienne Canterna haben den Staub rausgeklopft und die Schmonzette mit viel Musik und Rock ins Hier und Jetzt geholt.

Im Jahre 1935 schrieb Sergej Prokofjew die Musik zu Romeo und Julia und brachte das Stück als romantisches Ballett auf die Bühne. Rasta Thomas und seine Frau Adrienne Canterna haben mit ihrer Version von Romeo and Juliet 2013 ein modernes Update von William Shakespeares zeitloser Liebesgeschichte geschaffen und als Rock-Ballett in Hamburg uraufgeführt. Gemeinsam mit der von Thomas gegründeten Formation Bad Boys of Dance bringt das Schöpferduo hinter der international gefeierten Erfolgsshow Rock the Ballet ihre Show erneut an die Elbe und garantiert im Thalia Theater einen Abend mit atemberaubender Choreografie, ausdrucksstarkem Tanz, herzergreifender Emotion – und einer geballten Ladung Rock.

Text: Jan-Hagen Rath

 

„8Min Eimsbüttel“

Wenn’s gut ist, isses gut. Wenn nicht, tut’s drei Minuten länger weh: Die Auster Bar übergibt das Mikro an Hamburgs beste Poeten.

Keine Zeit zum Luftholen. Die Slammer kennen keinen Urlaub. Der Mob will keine Sommerpause. Deshalb wird in der Auster Bar jeden letzten Freitag im Monat das Mikrofon angeknipst, damit alle berufenen und unberufenen Dichter und Erzähler ihrer Neigung freien Lauf lassen können. Das dürfen sie hier ganze acht Minuten lang: eine Minute länger als man ein gutes Fassbier zapft und drei Minuten länger als jeder handelsübliche Slam seinen Kandidaten gewährt. Die Initiatorin (und Moderatorin des Abends) Friederike Moldenhauer will den Poeten damit endlich die Chance geben, auch mal längere Texte zum Besten zu geben, mit allen Vor- und Nachteilen: Wenn der Vortrag gut ist, ist es schön … wenn nicht, tut’s drei Minuten länger weh.

Text: Nik Antoniadis