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Kairo: Islamische Gelehrte verdammen weibliche Genitalverstümmelung

 

Durchbruch für Frauenrechte im Islam – oder doch nicht?
Hoch angesehene muslimische Theologen aus dreizehn Ländern haben in Kairo die weibliche Genitalverstümmelung – oft als „Beschneidung“ verharmlost – als einen unislamischen Brauch verurteilt.

Das Treffen fand an der Al-Azhar Universität statt, der höchsten sunnitischen Autorität in Glaubensfragen. Der Scheich der Azhar, Mohammed Sayed Tantawi, war anwesend, ebenso der bekannte Prediger Jussuf Al-Karadawi und der ägyptische Grossmufti Ali Gomaa.

Die Initiative zu dem Treffen ging von dem deutschen Abenteurer und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg aus.

Die Genitalverstümmelung verursacht grosses köperliches und seelisches Leid bei den betroffenen Frauen, stellen die Theologen fest – „und muss deshalb gestoppt werden, denn der Islam ist ganz und gar gegen die Verletzung unschuldiger Menschen.“

Eltern begründeten ihre Befürwortung der Klitoralektomie oft damit, heisst es im Pressekommuniqué, „dass damit promiskuitivem Verhalten ihrer Töchter vorgebeugt werden könne“.

Es gebe keinen Beleg für diese Praxis im Koran und in den Hadithen. Der Prophet habe seine vier Töchter nicht beschneiden lassen.

Ägyptische Frauenrechtsorganisationen feierten die Aussagen der Gelehrten als grossen Schritt für die Menschenrechte und verlangten eine Kriminalisierung der Genitalverstümmelung.
An der männlichen Beschneidung als religiöser Pflicht wird weiter festgehalten.

p.s. Merkwürdiger Weise hat Jussuf Al-Karadawi, der auch in Europa einflussreiche Prediger, am 23. November, also während des Kairoer Treffens, eine Fatwa veröffentlichen lassen, in der er wieder ein paar Schritte rückwärts macht.

Da heisst es, „die gemäßigte und wahrscheinlich korrekte Meinung spricht für den gemässigten islamischen Weg bei der Beschneidung, wie er in manchen Hadithen des Propheten angedeutet ist – obwohl diese Hadithe nicht als authentisch bestätigt sind: ‚Reduziere die Grösse der Klitoris, aber überschreite nicht die Grenze, denn das ist besser für ihre Gesundheit und wird von Ehemännern bevorzugt.‘ Der Hadith bedeutet, dass Beschneidung besser für die Gesundheit der Frau ist und ihre ehelichen Beziehungen mit ihren Mann verbessert… Wie auch immer, es ist keine Pflicht, doch wer auch immer glaubt, es diene den Interessen seiner Töchter, soll es tun, und ich persönlich unterstütze dies unter den gegenwärtigen Umständen in der modernen Welt. Wer sich entscheidet es nicht zu tun, hat keine Sünde getan, denn es dient hauptsächlich dem Zweck, die Würde der Frauen zu fördern, wie die Gelehrten sagen.“

Die Würde und Gesundheit der Frauen, die Interessen der Töchter? Weiss der Mann noch, wovon er redet?