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Papaturka

 

Der Papst wird es wohl nicht mehr schaffen, sich bis zum Ende seines Aufenthalts in der Türkei eine Schnauzbart wachsen zu lassen.

Aber in der passenden Stimmung scheint er schon.

Erst das abgehängte Kruzifix bei der Ankunft (bayrische Klassenzimmer sind überall).

Dann die Sache mit den guten Wünschen für die Türkei auf dem Weg in die EU (während die letzten CSU-ler gerade noch mal auf Antitürkenkurs gehen wollten – schade!).

Dann der Respekt für Atatürk (war der nicht Laizist?).

Das geduldige Ertragen des Geschimpfes von Herrn Bardakoglu (der seinerzeit zugeben musste, die Regensburger Rede nicht gelesen zu haben, bevor er sich vor der Weltpresse über sie empörte).
Und schliesslich immer, immer wieder das Zitat seines Vorgängers, der „die Türken liebt“. (Und der Papst betonte auch noch geflissentlich, diesmal meine er das Zitat wirklich.)
Schließlich gestern der absolute Höhepunkt nach der Predigt in Ephesus beim Haus der Mutter Maria:

Der Papst hält eine riesengrosse türkische Fahne in der Hand.

Dieselben türkischen Zeitungen, die vor Tagen noch absurde Verschwörungstheorien über die Resurrektion Ostroms durch ein Gebet des Papstes in der Hagia Sophia verbreiteten, überschlagen sich jetzt vor Begeisterung. Was ja auch wieder etwas Sympathisches hat.
Nur die rechtsradikale Vakit steht am Rande und fantasiert sich hilflos Papstfeindliches zusammen: „Grausamkeiten“ und „Folterungen“ des türkischen Volkes durch Strassensperren (!) will man nun entdeckt haben.
Das konservative Boulevardblatt Star titelt in aller Schlichtheit ergriffen: Papaturka.

Die liberale Radikal schreibt: „Alle sind zufrieden.“

Hürriyet hingegen ärgert sich nun mit Erdogan, dass das Gespräch am Flughafen, in dem der Papst angeblich die Türken in der EU sehen wollte, „nicht live ausgestrahlt“ wurde.

Tja.