Vorgestern hatte ich an dieser Stelle das Vorhaben der Universität Osnabrück aufgegriffen, zwecks der Ausbildung von islamischen Religionspädagogen mit dem Wiener IRPA zusammenzuarbeiten.
Heute erreicht mich zu dem Sachverhalt folgende Stellungnahme der Universität. (Ich werde die Aussagen später kommentieren.)
Stellungnahme
zur Beziehung zwischen der Universität Osnabrück
(Studiengang Islamische Religionspädagogik) und
der Islamischen Religionspädagogischen Akademie Wien
Die Islamische Religionsgemeinschaft ist in Österreich eine gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft und hat damit die Stellung einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Mit diesem rechtlichen Status gehen gegenseitige Anforderungen und Pflichten für alle Beteiligten einher:
„Der Staat ist in die Pflicht genommen, die Muslime als Teil nicht nur wahrzunehmen, sondern auch zu respektieren, die Islamische Religionsgemeinschaft hat mit dieser Rechtsstellung die Verpflichtung übernommen, nicht nur die pluralistische Gesellschaft und ihre demokratisch-rechtsstaatliche Instrumente zu bejahen, sondern sich in den öffentlichen Dialog einzubringen.“
(Potz, Richard: Islam und Staat in Österreich. In: Österreichisches Jahrbuch für Politik. Wien: Verl. für Geschichte und Politik, Bd. 2005.2006, S. 223)
Die Islamische Glaubensgemeinschaft ist wie jede andere gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft in Österreich verantwortlich für den Religionsunterricht der eigenen Glaubensrichtung. Der österreichische Staat stellt den institutionellen und organisatorischen Rahmen für den islamischen Religionsunterricht (Schulgebäude, Besoldung, organisatorische und schuldisziplinäre Aufsicht) wie auch für die Ausbildung der Lehrkräfte bereit.
Über den rechtlichen Rahmen des islamischen Religionsunterrichts im Vergleich zwischen Österreich und Deutschland und über die Aufsichtsrechte des Staates über Unterricht und Lehrerausbildung unterrichtet knapp und präzise eine Zusammenstellung des Wiener Staatskirchenrechtlers Jürgen Wallner: http://homepage.univie.ac.at/juergen.wallner/doc/research/Wallner_Islamischer-RU-in-A-u-D_Zuerich_20060217_Handout.pdf
Die Ausbildung der Religionslehrer für die Pflichtschulen findet in Österreich für alle gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften – und damit auch für die Muslime – in Religionspädagogischen Akademien statt. Im Falle der muslimischen Glaubensgemeinschaft ist dies die Islamische Religionspädagogische Akademie (IRPA), Wien. Für die Ausbildung evangelischer, katholischer und jüdischer Religionslehrer(innen) steht eine Vielzahl von Ausbildungsmöglichkeiten an vergleichbaren Religionspädagogischen Instituten und Akademien neben der Möglichkeit eines Universitätsstudiums zur Verfügung (vgl.: http://www.ams.or.at/b_info/ychoice/B1514.htm).
Mit der Gründung der Islamischen Religionspädagogischen Akademie 1998 entspricht die Ausbildung der Religionslehrer damit dem Standard der Ausbildung von Religionslehrern an österreichischen Pflichtschulen für alle Glaubensrichtungen und Konfessionen.
Die Universität Wien plant, zum Wintersemester 2007/2008 einen Master- Studiengang „Islamische Religionspädagogik“ einzurichten, der, aufbauend auf den Abschluss des Studiums an der IRPA oder einem vergleichbaren Abschluss, für das Lehramt an österreichischen staatlichen Höheren Schulen und für das Management von Islamischen Organisationen qualifiziert. Der derzeitige Entwicklungsstand des Studiengangs einschließlich seiner inhaltlichen Schwerpunkte ist dokumentiert in: http://public.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/senat/Curricula_Entw_rfe /Jaenner_2007/Islam_Relpaedagogik_070110_Curriculum_korr.doc
Die Fort- und Weiterbildung islamischer Religionslehrer findet institutionell von der IRPA getrennt im Islamischen Religionspädagogischen Institut (vgl. http://irpi.at) statt.
Wissenschaftler der Universität Osnabrück arbeiten in Sachen des neu eingerichteten Studiengangs „Islamische Religionspädagogik“ mit Angehörigen der Islamischen Religionspädagogischen Akademie (IRPA) in Wien zusammen. Die Zusammenarbeit des Studiengangsverantwortlichen Prof. Dr. Peter Graf (Osnabrück) mit dem Akademiedirektor Prof. Dr. Elsayed Elshahed beschränkte sich im Wesentlichen auf den fachlichen Austausch im Rahmen des von der Universität Osnabrück unter Leitung von Herrn Prof. Graf organisierten Kongresses „Religion in Migration“, zu dem Prof. Dr. Elshahed als Referent geladen war, sowie auf eine gelegentliche Zusammenarbeit im Rahmen des Projektes „Islamischer Religionsunterricht“ der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung unter Osnabrücker Federführung 2004/2006.
Kooperationsverträge zwischen der Universität Osnabrück oder einzelnen ihrer Fächer und Fachbereiche einerseits und der IRPA Wien andererseits bestehen nicht und sind auch nicht beabsichtigt.
Osnabrück, 29. März 2007