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Warum Deutsche zum Islam konvertieren

 

Aus einem Text über Konvertiten zum Islam, den ich Ende 2004 geschrieben habe:

… Mohammed Herzog ist vielleicht so etwas wie ein born again muslim, ein spät erweckter, in Allah wiedergeborener Gläubiger. Er würde den christlichen Beiklang von »Wiedergeburt« sicher ablehnen. Aber für ihn hat damals durch seine Bekehrung ein neues Leben begonnen – mit neuem Namen und neuer Identität. Er habe auf der Suche nach geistiger Nahrung im Koran herumgelesen, sagt er: »Und dann stellte ich plötzlich fest: Ich glaube das ja immer schon, was da drin steht.«

Die Neubekehrten beweisen sich durch besonderes Engagement

Der Islam erschien ihm als der reinere Monotheismus. Keine umständlichen theologischen Konstruktionen wie die Dreifaltigkeit, keine haarspalterischen Debatten über die Natur Jesu als »wahrer Sohn und Mensch zugleich«. Und vor allem keine Kreuzigung, keine Auferstehung, keine Erlösung. Dass Gott seinen Sohn opfert, um uns zu erlösen, habe ihm nie eingeleuchtet, sagt Herzog. Die Schöpfung ist gut und gerechtfertigt, weil sie von Allah erschaffen wurde. Der Koran ist das unverfälscht erhaltene Wort Gottes, offenbart durch den Erzengel Gabriel. Mohammed war ein Mensch. Punkt. Aus.

Mohammed Herzog schätzt am Islam – wie schon zuvor an der fundamentalistischen Version des Christentums – die Klarheit, Entschiedenheit und das Positive der Botschaft: das eindeutige Gottesbild (statt der vertrackten Dreiecksgeschichte der Trinität), die heroische Leitfigur des Propheten (anstelle des leidenden und zweifelnden Christus), die klaren Unterscheidungen von Verbotenem und Erlaubtem (statt der christlichen Dialektik der menschlichen Freiheit), die Unantastbarkeit der Schrift (anstelle der kritischen Bibelwissenschaft).

In seiner Eigenschaft als Imam vollzieht Herzog selbst Konversionen. Übers Jahr finden etwa 30 bis 40 Deutsche durch ihn den Weg zu Allah. Das Islam-Archiv in Soest verweist die Berichte über das unheimliche Wachstum des Islams durch Konversion ins Reich der Alltagsmythen. »Dass sich die Kirchen leeren und die Moscheen füllen«, sagt Salim Abdullah, der Leiter des Archivs, »hat kaum mit den Übertritten zu tun. Die muslimische Gemeinde in Deutschland wächst durch hohe Geburtenzahlen unter den Migranten.« Man verzeichne konstant 250 bis 350 Konvertiten pro Jahr. Die Gesamtzahl der deutschstämmigen Muslime liegt nach den Zahlen des Islam-Archivs heute bei etwa 14000. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern ist das sehr wenig. In Frankreich zählt man über 90000 Konvertiten.

Die Neubekehrten kennen sich mit der Sprache, den Gepflogenheiten und den Amtswegen im Lande besser aus als Migranten. Und sie wollen sich oft ihren neuen Brüdern und Schwestern gegenüber durch besonderes Engagement beweisen. So kommt es, dass die kleine Minderheit der Bekehrten die muslimischen Institutionen hierzulande dominiert….

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