In Dubai – auf dem Rückweg von Karatschi – konnte ich heute eine noch warme, druckfrische Süddeutsche lesen. Der Kollege Christopher Keil schreibt dort auf der Medienseite eine kleine Verschwörungstheorie über den Newsweek-Titel und die Merkel-Kritik, die absolut frappierend ist. Es betrifft nämlich nicht nur mich, sondern auch noch meine Frau, den Springer-Verlag, das Wall Street Journal, einen Ex-Herausgeber der FAZ…
Zitat:
„Das US-Spezifische der Hauptgeschichte besteht darin, dass sie von einem nach Pittsburgh ausgewanderten Deutschen auf Englisch geschrieben wurde, der offenbar seit 2001 Deutschland-Korrespondent von Newsweek ist. Seine Hauptquellen sind das Allensbach-Institut, der Forsa-Chef, Zeit-Kommentator Jörg Lau und ein in London lebender Chef-Ökonom der Bank of America mit dem Namen Holger Schmieding.
Einen Tag später als Bild – am Mittwoch dieser Woche – thematisierte die Welt, eine andere Springer-Zeitung, im innenpolitischen Teil die „Mär von Maggie Merkel“. Im Mittelpunkt der Kritik („Wirtschaft … beklagt mangelnden Reformwillen der Regierung“) steht Bild-Autor Müller-Vogg mit seiner Newsweek-Einlassung von Merkel als einer „Politikerin ohne innenpolitischen Kompass“.
An diesem Beitrag arbeitete auch die Chefkorrespondentin der Welt mit, Mariam Lau, Ehefrau des in Newsweek zitierten Zeit-Kommentators. Einen Tag vorher war Mariam Lau selbst mit einem Gastkommentar im Wall Street Journal vertreten. Ihre Kronzeugen für den „German Reform Blues“ sind Regierungssprecher Ulrich Wilhelm und der als „ausgesprochen konservativ“ vorgestellte CDU-Vertreter Volker Kauder. Um Merkel geht es auch. Hauptsächlich geht es um das Ende der Reformpolitik und um ein „Schreckensszenario“: ein Bündnis von SPD und Linken….“
Also in Dubai heute morgen wirkte der paranoide Sound der Geschichte vollkommen plausibel. Ich wollte immer schon mal Teil einer machtvollen Verschwörung sein. In der sachlich-weissen Kühle des Münchener Flughafens nimmt sich das Ganze allerdings wie eine für den Medienteil der Süddeutschen doch ziemlich peinlich zusammengefabelte Räuberpistole aus.
Aber wahrscheinlich wäre es ganz dumm und geschäftsschädigend zu sagen, dass man keinewegs Teil einer durchtriebenen Clique ist, die die Regierung und das Postmonopol stürzen will – und wer weiß was noch als nächstes!