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Tod im Wal-Mart: Amerikanisches Krisentagebuch XI

 

Black Friday ist der Tag nach dem großen amerikanischen Familienfest Thanksgiving. Traditionell wird dieser Tag, an dem die meisten Menschen hier frei haben, als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison betrachtet. Die großen Ketten locken die Kunden mit starken Rabatten. Mancherorts stehen die Leute schon vor 5 Uhr morgens an, um sich die wenigen Sonderangebote nicht entgehen zu lassen.

In einem Vorort New Yorks ist ein 34 jähriger Angestellter heute morgen von einer hysterisierten Masse von Schnäppchensuchern zu Tode getrampelt worden. Jdimypai Damour, aus Jamaica, Queens, war ein Zeitarbeiter in dem dortigen Wal-Mart. Um kurz vor 5 stand er mit anderen Angestellten im Eingangsbereich des Ladens, als die ca. 2000 wartenden Verbraucher gewaltsam die Türen eindrückten. Er wurde niedergerempelt, und Hunderte stürmten über ihn hinweg zu den Sonderangeboten. Die Polizei wurde sogar noch behindert, als sie lebensrettende Massnahmen einleitete. Um kurz nach 6 wurde Damour in einem lokalen Krankenhaus für tot erklärt.

Welch eine Barbarei. Und das in einem Land, das sich in der größten Kreditkrise seiner jüngeren Geschichte befindet, ausgelöst durch einen sinnlosen Konsumrausch auf Pump.

„People did not stop to help the employee as he lay on the ground, and they pushed against other Wal-Mart workers who were trying to aid Mr. Damour. The crowd kept running into the store even after the police arrived, jostling and pushing officers who were trying to perform CPR, the police said.

“They were like a stampede,” said Nassau Det. Lt. Michael Fleming. “Hundreds of people walked past him, over him or around him.”

Es gibt für manche Leute keine Bremse mehr bei der Jagd nach dem besten Deal. Am Tag nach einem Fest, das an die beste amerikanische Tradition erinnert, an Gemeinschaftsgeist, Familienwerte, an das Teilen und das Danksagen (zueinander und zu Gott), geben sich Massen von Menschen einer gewissenlosen Gier hin.

Sind die gleichen Leute, die mit ihren ausgereizten Kreditkarten, auf Pump gekauften SUV’s und haltlos finanzierten Häusern sich selbst und die Welt in den Ruin gerissen haben,  am morgen nach Thanksgiving schon wieder im Kaufrausch?

Ein unterbezahlter Teilzeitarbeiter kommt ums Leben. Und trotzdem schleppt man weiter günstige Flachbildschirme nach Hause. Unbegreiflich.

Drei weitere Kunden wurden auch verletzt. Und eine 28jährige, die im achten Monat schwanger ist, mußte unter ärztliche Beobachtung.

Im übrigen liebe ich Amerika. Aber einfach ist das derzeit oft nicht.