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Der politische Islam im Niedergang?

 

Mit Prognosen über den Niedergang politischer (oder ökonomischer) Formationen soll man vorsichtig sein: Wie lange ist nicht schon angeblich der Kapitalismus moribund? Und hinkt und humpelt doch von einem Sieg zum nächsten.
Auch der politische Islam ist schon gelegentlich für sterbenskrank erklärt worden, wie etwa von Gilles Kepel, dem französischen Extremismusexperten. Das war im Jahr 2000, und was dann kam, ist bekannt.
Doch nun sieht der Meinungsredakteur Mshari Al-Zaydi von der saudischen Zeitung Asharq Alawsat einige Indizien für eine Krise des politischen Islamismus in den arabischen Ländern: Die Wahlen im Libanon (mit der Schlappe für Hisbollah), die Wahlen in Kuwait (wo Muslimbrüder und Salafis Rückschläge erlitten und erstmals 4 Frauen ins Parlament gewählt wurden), die Wahlen im Irak (wo die Fundamentalisten bei den Provinzwahlen ebenfalls Verluste erlitten) – und schließlich die Ereignisse im Iran. Zwar seien alle Kandidaten, die gegen Ahmadinedschad antraten seien, „legitime Kinder des Ajatollah Chomeini“. Doch die Menschen, die sich mit Mussawi identifizierten, hätten offenbar weiter gehende Ziele:
Let us go back to what’s happening in Iran; we all know that Hossein Mousavi, Mehdi Karroubi and Mohsen Rezaee are legitimate products of the Khomeini womb. They have never spoken out against the constitution of the Islamic Republic, which was blessed by the author of the ‘Islamic Government: Governance of the Jurist,’ Ayatollah Ali Khomeini.

Mshari Al-Zaydi Foto: Asharq Alawsat

So how can anyone say that Mousavi represents a revolution against the Islamic Revolution? What are the features of this counter-revolution on the conceptual level? Does Mousavi use a language that is based on an ideology that differs to Ahmadinejad and Khamenei, not to mention of course Mehdi Karroubi or former AGIR Chief Commander Mohsen Rezaee? In fact, Mousavi repeatedly states that he is a staunch supporter of Khomeini legitimacy. Perhaps this is the way to understand the latest developments in Iran through the characters of the protest leaders, most prominently Mousavi, or perhaps not. The Iranian masses, the men, the women and the youth, are driven by much stronger motives than those of Mousavi and his associates. Mousavi is merely a symbol around which the masses can unite.
Am Ende will sich Al-Zaydi nicht zu einer klaren Prognose durchringen – aber man spürt die Hoffnung, dass der Aufschwung der Radikalen gebremst sein könnte.