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Auf die Eltern kommt es an

 

Super interessantes Porträt des neuen Rektors der Uni Gießen, des 36 (!) jährigen Joybrato Mukherjee in Cicero, von Vanessa de L’Or. Über seinen Werdegang vom Sohn indischer Migranten zum jüngsten Universitätspräsidenten Deutschlands sagt der Mann etwas Kluges:

Für Mukherjee ist vielmehr entscheidend, dass schon die erste Generation sich integriert. „Auf die Haltung der Eltern kommt es an“, meint der Wissenschaftler. „Sie müssen ihren Kindern vermitteln, dass sie nicht in einer feindlichen Umgebung aufwachsen und dass die andere Kultur keinesfalls minderwertig ist. Erst wenn das der Fall ist, kann die Bildung ein Schlüssel sein. Und dann ist die Sprache natürlich das A und O.“

Der Werdegang Mukherjees ist in der Tat mehr als bemerkenswert. Nach dem Abitur wollte er zunächst Musik studieren, bevor er sich für Anglistik, Biologie und Erziehungswissenschaften entschied, als Lehramtsstudium. Damals spielte er viel Blockflöte – „konzertantes Niveau, kein Gepiepse“. Mit 29 Jahren bereits wurde er zum Professor für Anglistik an die Universität Gießen berufen, die dem CHE-Forschungsranking zufolge zu den beiden ersten Adressen Deutschlands in diesem Fachgebiet gehört. Schon knapp sieben Jahre später wählte man ihn zum Präsidenten.

Er scheint ein sinnfälliges Beispiel dafür zu sein, dass man die leicht verschlissene Multikulti-Idee auch im Sinne eines kosmopolitischen Denkens interpretieren kann: die nicht deutsche Herkunft als Chance statt als Handicap. Schließlich: Joybrato Mukherjees erste Worte waren Bengalisch, sein Forschungsobjekt ist die englische Sprache, am meisten zu Hause aber fühlt er sich, wenn er deutsch spricht und schreibt.“

Nimmt man die von mir oben fett geblockten Sätze Mukherjees, so ist das doch vielleicht die schönste Zusammenfassung unserer Erkenntnisse der Integrationsdebatte in a nutshell.