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Erlebnisse eines Duisburger Pfarrers an der Integrationsfront

 

Mitblogger cwspeer hat dies in einem anderen Thread gepostet. Es verdient gesonderte Aufmerksamkeit:

„In zehn Jahren etwa 1000 muslimische Schüler. Da gab es ein sehr breites Spektrum. EINMAL in 10 Jahren wurde ich als “Ungläubiger” bezeichnet und fünf (!) Schüler haben sich in der Zeit aus religiösen Gründen vom Religionsunterricht abgemeldet. Einer war sogar mal in meinem Sonntagsgottesdienst (ich bin ev. Schulpfarrer). Sein Vater habe ihn dazu ermutigt: “Man soll sich alles mal ansehen.” Die verschiedenen Richtungen haben manchmal Konflikte in den Klassen über theologische und ethische Fragen. Oft haben sie dadurch auch schon Vorurteile abgebaut. (Z.B. zwischen Türken und Kurden, Strenggläubigen und Liberalen, Sunniten und Aleviten). Ich kann so gut wie kein wirklich unangenehmes Erlebnis referieren. Die Mädchen flippen oft ein wenig aus, ob Kopftuch oder nicht, weil sie in der Schule freier sind als im häuslichen Umfeld. Das ist aber auch nicht bei allen so. Insgesamt sind es alles tolle Jugendliche voller Energie und Einfallsreichtum und vor allem für praktische Dinge äußerst motivierbar, genau wie unsere Kinder auch. Das ist ein Schatz für unsere Gesellschaft. Wir sollten sie nicht argwöhnisch betrachten, sondern fördern, wo es nur geht! Da passiert einfach zuwenig, das ist das Problem!!!

Außerdem habe ich insgesamt vier Kollegen von 90 (2 Türken, eine Türkin ohne Kopftuch, einen Palästinenser, dessen Frau Professorin an der Uni in Duisburg ist). Aller vier völlig entspannt, aufgeklärt, interessiert an anderen Religionen und Meinungen. Nur bei Geburtstagsbuffets lassen sie die Schnittchen mit Schweinefleisch und den Sekt links liegen. That´s it! Das ist vielleicht nicht repräsentativ, aber schon ein gewisser Einblick und ich kann aus meiner Sicht nur dringend empfehlen: Aufhören mit diesem ätzenden Argwohn, stattdessen weiter alles Positive für die Integration tun, was wir tun können.

Und vor allem: Aufhören mit diesen “Moscheen Nein Danke”- Gemeinheiten! Ich habe in Marxloh bei der Einweihung der Moschee die Großväter meiner Schüler gesehen, die alten Recken aus der ersten Generation. Würdige Patriarchen, die sich hier seit 1956 den Rücken krumm gearbeitet haben ohne Tariflöhne und mit tausenderlei Demütigungen. Die hatten Tränen in den Augen, als sie auf diesem wunderschönen Teppich unter dem großen Messingleuchter standen. Haben die sich das nicht irgendwie ein bisschen verdient, dass sie auf ihre alten Tage in einem schönen Raum beten können???

Soweit mein Eindruck als Berufsschulpfarrer in Duisburg.“