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Die Türken gehören zu uns

Thierry Chervel vom Perlentaucher wirft in der Jüdischen Allgemeinen interessante Fragen auf, was die mediale Wahrnehmung der NSU-Terrorserie betrifft.

 

 Angela Merkel hat für die Regierung um Entschuldigung gebeten. Von einer vergleich- baren Zerknirschung in den Medien war nichts zu spüren. Inzwischen machen investigative Journalisten auf Reportageseiten und in Politikmagazinen hervorragende Arbeit. Aber wären nicht auch ein paar Fragen zu stellen, die gut ins Feuilleton passen?

VERDRÄNGUNG Wie kommt es eigentlich, dass auch die Medien vor der bestürzenden Nachricht keine Sensibilität für den Zusammenhang zwischen den Morden aufbrachten? Warum wurden die Thesen der Behörden einfach nachgebetet? Gab es nicht einmal die Arbeitshypothese Rechtsextremismus? Warum sind so wenige Journalisten auf Rechtsextremismus spezialisiert? Wie genau muss das Umfeld beschaffen sein, das über Jahre hinweg solche Taten möglich macht? Nicht nur das engere, sondern gerade auch das weitere?

Es könnte an mangelnder Empathie mit den Opfern liegen. Anders als Breiviks Tat zielten die Morde der Zwickauer Nazis nicht auf eine Institution dieser Gesellschaft, sondern auf die »anderen«. Die Morde nahmen ein Muster wieder auf, das schon nach dem Mauerfall für verlangsamte Wahrnehmung gesorgt hatte.

Es hatte auch nach Hoyerswerda, Rostock und Solingen monatelang gedauert, bis sich die Zivilgesellschaft zu Lichterketten zusammenschloss. Man hatte sich zunächst nicht zuständig gefühlt. Im Gegenteil: Vor diesen Pogromen hatte es aus den Mündern von Politikern aller Parteien höchst problematische Äußerungen in der Frage der Asylpolitik gegeben. Lange Zeit hatte sich das ganze Boot ziemlich voll gefühlt. Helmut Kohl achtete bis zum Schluss darauf, sich nicht mit den Opfern blicken zu lassen. Erst Richard von Weizsäcker handelte.

REIZ-REAKTIONS-SCHEMA Die Mordserie der Zwickauer Nazis lief auch deshalb unter der Wahrnehmungsschwelle, weil die Türken auch von großen Teilen der Mehrheitsgesellschaft – trotz des stets ängstlich beschworenen »Respekts vor dem Islam« – nicht als dazugehörig betrachtet werden. Diese Taten sind die extreme Zuspitzung einer verbreiteten Mentalität.

Daraus wäre zu lernen, dass nicht in erster Linie »der Islam«, sondern die Türken und die Deutschen türkischer Herkunft zu Deutschland gehören. Die Zwickauer Nazis haben ihre Opfer nicht erschossen, weil sie anders an Gott glauben, sondern weil sie schlechterdings andere waren. Auch dies nimmt ein Muster der Pogrome und Morde nach dem Mauerfall auf, die auf alle zielten, die anders waren, Türken, Asylbewerber, Vietnamesen, Schwarze, Behinderte, Obdachlose.

Daran anschließend ließe sich fragen, ob Wulff besser hätte sagen sollen: „Auch die Deutschtürken gehören mittlerweile zu uns .“ Es ist tatsächlich ein Problem, dass wir die Fragen von Inklusion und Exklusion, Zugehörigkeit und Anderssein fast ausschließlich über das Thema der Religion verhandeln.

 

Wem gehört die Al-Azhar?

Noch ein Beispiel aus der Reihe Paradoxien der Befreiung, die sich gerade vor unseren Augen in der arabischen Welt abspielt. Die Al-Azhar-Universität, die wichtigste theologische Autorität im sunnitischen Islam, gerät in die Mühle der befreiten ägyptischen Politik.

Bisher wurde der Scheich Al-Azhar vom Präsidenten ernannt, und zwar auf Lebenszeit. Das gab dem Regime außerordentliche Macht über diese Autorität in Glaubensfragen. Der ägyptische Islam hatte die Form einer Staatskirche, mit dem Großscheich von Gnaden des Präsidenten (ähnlich dem Erzbischof von Canterbury als vom König bestellten Kopf der anglikanischen Kirche).
Nun ist das wohl kaum mehr zeitgemäß. Starke Kräfte dringen auf die „Befreiung“ der Azhar vom Staat. Ganz vorneweg dabei die Muslimbrüder und die Salafisten der Nour-Partei, die den derzeitigen Großscheich ablehnen wegen dessen Nähe zu Mubarak – und die sich erhoffen, in einer „befreiten“ Al-Azhar mehr Einfluß zu haben. So könnte die paradoxe Folge der Befreiung dieser Institution sein, dass dort demnächst ein (noch) sehr viel mehr rigider, sehr viel mehr politischer Islam gelehrt wird, wie die Washington Post berichtet:
In the aftermath of the revolution, there is widespread agreement among politicians in Egypt that al-Azhar needs greater independence. The question is whether that also means a lurch toward a more rigid and less tolerant school of Islam to match the increasingly doctrinaire mood of the Egyptian people.

There is evidence that such a shift is underway and that it could go much further.

Members of Egypt’s two main Islamist groups — the Muslim Brotherhood and the Salafist Nour party — control between them an overwhelming majority in Egypt’s new parliament. Seated in January, they are already working on legislation that would strip the grand sheik of his lifetime appointment and that could give them a major say in picking a successor.

The current grand sheik, Ahmed el-Tayib, is a Sorbonne-educated scholar who emphasizes interfaith dialogue and is known for his relatively progressive fatwas, the religious pronouncements that carry the weight of law when issued by al-Azhar. But he was also a committee member in Mubarak’s hated National Democratic Party and was appointed by Mubarak himself.

Just days before the new parliament was sworn in, Egypt’s ruling generals approved a law that would authorize a committee of scholars to choose the grand sheik but that would effectively allow Tayib to pick the committee.

Politicians from Nour and the Brotherhood, who have been reluctant to challenge the nation’s military rulers on many issues, say they will fight on this one. They argue that Tayib is too closely tied to the old regime to lead an organization that will pass judgment on the religious merits of everything Egypt’s new government tries to do.

“Liberating state institutions like al-Azhar is even more critical to us than the presidential election or rewriting the constitution,” said Mohammed Nour, the Nour party’s spokesman. “Ensuring the independence of the institution that determines what is and is not Islamic is extremely important.”

Nour said the only way to guarantee genuine independence is to open up the grand sheik position to an election — one in which all al-Azhar University graduates get to vote, or even all Egyptians.

Ein Beweis dafür, dass die Azhar sich bereits voll im Modus der Radikalisierung befindet, sieht die Post in dem Auftritt des Hamas-Führers Ismail Hanije in Kairo. Der wäre vor 12 Monaten noch undenkbar gewesen. Doch nun erhielt Hanije rauschenden Applaus für seine leidenschaftliche Ansprache:

The Brotherhood’s newfound influence was on full display Feb. 24, when Ismail Haniyeh, the prime minister in Hamas-run Gaza, spoke at al-Azhar after Friday prayers. Just over a year ago, Haniyeh’s presence would have been unthinkable. Hamas, the militant Palestinian group, and the Brotherhood are part of the same Islamic movement, and both were banned under Mubarak, whose government upheld a peace treaty with Israel.

But on that day, al-Azhar gave Haniyeh a rapturous welcome. As he proclaimed from the pulpit that Hamas would “liberate” Jerusalem, home to the revered al-Aqsa mosque, the Brotherhood-dominated crowd of worshipers chanted back, “From al-Azhar to al-Aqsa we will march, millions of martyrs.”

 

 

Warum Israel ein Ende der Besatzung braucht

Eine kleine Alternative zum Aipac-Treffen. Stimmen für eine Zweistaatenlösung, gesammelt von JStreet, der alternativen Plattform für Freunde Israels:

 

Youcef Nadarkhani darf nicht sterben!

Im folgenden dokumentiere ich einen Brief des Penzberger Imams Benjamin Idriz bezüglich des Falls des iranischen Pastors Youcef Nadarkhani:

Seine Eminenz

Ayatollah Seyyed Ali Chamenei

Führer der Obersten Rechtsgelehrten

Islamische Republik Iran

 

 

Appell zur Amnestierung und Freilassung von Pastor Youcef Nadarkhani

 

 

Eure Eminenz,

 

als Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg (IGP) und als Vorsitzender des „Zentrums für Islam in Europa-München“ (ZIE-M) in Deutschland muss ich Ihnen mitteilen, dass ich entsetzt und traurig bin über die Nachricht eines möglichen Vollzugs der Todesstrafe an dem iranischen evangelischen Pastor Youcef Nadarkhani.

 

Erlauben Sie mir, Eminenz, dazu eine Bitte auszusprechen:

 

Ich bitte Sie, im Einklang mit der islamischen Lehre Ihre Autorität voll auszunutzen um die Hinrichtung des Pastors zu verhindern und ihn nicht zur Rückkehr zum Islam zu zwingen.

 

Wie Sie ja wissen, sieht der Koran weder eine Strafe für denjenigen vor, der sich von der Religion abkehrt, noch zwingt er jemanden zum Islam. Es widerspricht dem Koran, die eigene Religion und Lebensweise anderen aufzuzwingen: »Und hätte dein Herr es gewollt, so hätten alle, die insgesamt auf der Erde sind, geglaubt. Willst du also die Menschen dazu zwingen, Gläubige zu werden?« (10/99). Gott verweist mit dem Vers: »Für euch eure Religion und für mich meine Religion« (109/6) nicht nur auf die unbestreitbare Realität, dass es mehr als eine Religion gibt, sondern er stellt auch die Forderung auf, Menschen Freiheit im Glauben zu  gewähren.

Als Muslime dürfen wir die Freiheit, die wir uns selbst wünschen, nicht anderen vorenthalten. Es ist eine Doppelmoral, wenn wir unter uns die Freiheiten einschränken, während wir für uns von anderen absolute Freiheit fordern. Vor allem wir Muslime müssen die Freiheit anerkennen, anders zu glauben, zu denken und zu leben, die Unterschiede zu achten und zu akzeptieren. Mit dem Koranvers: »Es soll keinen Zwang geben in Sachen des Glaubens« (2/256) erlaubte Gott die freie Wahl des Glaubens und verbot den Zwang zu irgendeinem Glauben.

Auch nach unserer islamischen Religion bleibt dem Einzelnen die Entscheidung überlassen, ob er überhaupt glaubt oder nicht. Die Entscheidungsfreiheit zwischen Glauben und Nichtglauben unterstrich der Koran mit dem Vers: »Lasse denn an sie glauben, wer will, und lasse sie verwerfen, wer will« (18/29).  Darüber zu richten was falsch und was richtig ist, steht nicht dem Menschen, sondern Gott zu: »Gott wird zwischen euch am Auferstehungstag richten hinsichtlich all dessen, worüber ihr uneins zu sein pflegtet« (22/69).

Eure Eminenz,

 

die Würde des Menschen ist eine allen Menschen gemeinsame Eigenschaft, und man kann niemanden davon ausschließen. Aus diesem Grund bezeichnet der Koran den Schutz der Würde und das Leben eines einzelnen Menschen als das Bewahren der Würde aller Menschen:»Wenn jemand einem Menschen das Leben rettet, so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben gerettet hat.« (5/32).

Die natürlichen Rechte des Menschen gründen in seiner Würde und menschlichen Natur. Religiöse, ethnische, oder andere Unterschiede z.B. das Geschlecht ändern nichts an dieser Tatsache. Der Mensch hat ein Recht auf Leben, weil er Mensch ist, und nicht weil er Muslim, Christ, Jude oder ohne Glaube ist. Die Ablehnung von Zwang und der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben impliziert das Recht auf Meinungsfreiheit, Redefreiheit und Religionsfreiheit des Einzelnen. Der Islam erkennt jedes dieser Bedürfnisse an, akzeptiert sie ausnahmslos und fordert vom Menschen unter keinen Umständen den Verzicht auf eines dieser natürlichen und essentiellen Bedürfnisse. Dafür hat Gott den Menschen mit Vernunft begabt, Propheten entsandt und Heilige Schriften offenbart und ihm die Freiheit der Zustimmung oder Ablehnung gewährt.

 

Ich bitte Eure Eminenz, dem Pastor zu vergeben und ihn freizulassen, weil Gott die liebt, die »…ihren Ärger unter Kontrolle halten und ihren Mitmenschen vergeben, weil Gott die liebt, die Gutes tun« (3/134),  und diejenigen die verzeihen: »Aber (gedenkt, dass ein Versuch,) Übel zu vergelten, auch ein Übel werden mag: darum, wer immer (seinem Feind) verzeiht und Frieden macht, dessen Lohn liegt bei Gott – denn, wahrlich, Er liebt nicht Übeltäter.« (42/40).

 

Ich will Eure Eminenz zum Schluss an ein Wort von dem von uns allen Muslimen, Sunniten und Schiiten, geachteten Kalif Imam Ali bin Abu Talib, Friede sei mit Ihm, erinnern, der gesagt hat: “Die besten und hochgeschätzten Menschen sind diejenigen, die, obwohl sie in der Lage sind zu bestrafen, verzeihen und amnestieren. Der Mächtige zeigt seine Macht, wenn er verzeiht.“ (Nahj al-Balagha, S. 674).

 

Ich bin überzeugt, dass Sie diese Weisheit von Imam Ali (a) umsetzen werden.

 

Als Gottes Prophet Muhammed, Friede sei mit Ihm und mit seiner Familie, der von denjenigen ausgegrenzt und vertrieben wurde, die keine Gedankenfreiheit duldeten, gestärkt nach Mekka zurück kam, verzichtete er auf Rache und sagte folgende richtungsweisende Worte: “Es wird keine Rache gegenüber euch ausgeübt. Gott möge es mir und euch verzeihen. Geht, wo ihr hinwollt, denn ihr seid frei!“

 

Wir als seine Nachfolger müssen versuchen, uns seine vorbildlichen Eigenschaften anzueignen und auch Zeichen der Versöhnung, Vergebung und Maß zu setzen und dies auszustrahlen. Denn diese Werte sind für die Menschen, sowohl für die Muslime wie für die Nicht-Muslime, im Osten wie im Westen wichtig und notwendig.

 

Ich hoffe, dass dieser Aufruf bei Ihnen ein verstehendes Ohr und Wirkung finden  möge.

 

Friede sei mit Ihnen und die Gnade Gottes und Seine Segnungen.

 

Penzberg/München, 01.03.2012

 

 

Imam Benjamin Idriz

 

Islamisten an der Macht – und Menschenrechte?

Eine wichtige Debatte findet auf den Seiten des New York Review Blogs statt. Einige feministische Organisationen greifen Human Rights Watch für deren letzten Report an, der eine freundlich-offene Haltung zu den demokratischen Machtwechseln in der arabischen Welt empfiehlt – auch wenn dort islamistische Kräfte ans Ruder kommen.

Ich kann hier nicht alle Argumente wiedergeben- aber beide Seiten machen gute Punkte.

Die Kritikerinnen sagen:

In your desire to “constructively engage” with the new governments, you ask states to stop supporting autocrats. But you are not a state; you are the head of an international human rights organization whose role is to report on human rights violations, an honorable and necessary task which your essay largely neglects.

You say, “It is important to nurture the rights-respecting elements of political Islam while standing firm against repression in its name,” but you fail to call for the most basic guarantee of rights—the separation of religion from the state. Salafi mobs have caned women in Tunisian cafes and Egyptian shops; attacked churches in Egypt; taken over whole villages in Tunisia and shut down Manouba University for two months in an effort to exert social pressure on veiling. And while “moderate Islamist” leaders say they will protect the rights of women (if not gays), they have done very little to bring these mobs under control. You, however, are so unconcerned with the rights of women, gays, and religious minorities that you mention them only once, as follows: “Many Islamic parties have indeed embraced disturbing positions that would subjugate the rights of women and restrict religious, personal, and political freedoms. But so have many of the autocratic regimes that the West props up.” Are we really going to set the bar that low? This is the voice of an apologist, not a senior human rights advocate.

Nor do you point to the one of the clearest threats to rights—particularly to women and religious and sexual minorities—the threat to introduce so-called “shari’a law.” It is simply not good enough to say we do not know what kind of Islamic law, if any, will result, when it is already clear that freedom of expression and freedom of religion—not to mention the choice not to veil—are under threat. And while it is true that the Muslim Brotherhood has not been in power for very long, we can get some idea of what to expect by looking at their track record. In the UK, where they were in exile for decades, unfettered by political persecution, the exigencies of government, or the demands of popular pressure, the Muslim Brotherhood systematically promoted gender apartheid and parallel legal systems enshrining the most regressive version of “shari’a law”. Yusef al-Qaradawi, a leading scholar associated with them, publicly maintains that homosexuality should be punished by death. They supported deniers of the Holocaust and the Bangladesh genocide of 1971, and shared platforms with salafi-jihadis, spreading their calls for militant jihad. But, rather than examine the record of Muslim fundamentalists in the West, you keep demanding that Western governments “engage.”

Western governments are engaged already; if support for autocrats was their Plan A, the Muslim Brotherhood has long been their Plan B. The CIA’s involvement with the Muslim Brotherhood goes back to the 1950s and was revived under the Bush administration, while support for both the Muslim Brotherhood and Jamaat e Islaami has been crucial to the “soft counter-terror” strategy of the British state. Have you heard the phrases “non-violent extremism” or “moderate Islamism?” This language is deployed to sanitize movements that may have substituted elections for bombs as a way of achieving power but still remain committed to systematic discrimination.

Dagegen halt Human Rights Watch, dass die Trennung von Religion und Staat nun wohl kaum ein Grundrecht sein kann (so sehr man sie für politisch wünschenswert halten möge): siehe viele Beispiele aus der westlichen Welt, in denen Staatskirchen existieren. Das ist aber ein Nebenschauplatz, denn es geht ja wohl eigentlich um Religionsfreiheit als Grundrecht, inklusive der negativen Religionsfreiheit (also Freiheit zu Agnostizismus, Areligiosität und zum Atheismus). Über die muss man sich nun wahrlich sorgen machen, vor allem in Ägypten, wo die Kopten unter Druck stehen.

HRW schlägt vor, dass die Wahlergebnisse zu akzeptieren seien, auch da, wo sie Islamisten an die Macht bringen – dass jedoch der Kampf für individuelle und universelle Rechte davon unbenommen fortgehen müsse:

As rights activists, we are acutely aware of the possible tension between the right to choose one’s leaders and the rights of potentially disfavored groups such as women, gays and lesbians, and religious minorities. Anyone familiar with the history of Iran or Afghanistan knows the serious risks involved. However, in the two Arab Spring nations that have had free and fair elections so far, a solid majority voted for socially conservative political parties in Egypt, and a solid plurality did so in Tunisia. The sole democratic option is to accept the results of those elections and to press the governments that emerge to respect the rights of all rather than to ostracize these governments from the outset. As Roth wrote:

Wherever Islam-inspired governments emerge, the international community should focus on encouraging, and if need be pressuring, them to respect basic rights—just as the Christian-labeled parties and governments of Europe are expected to do. Embracing political Islam need not mean rejecting human rights, as illustrated by the wide gulf between the restrictive views of some Salafists and the more progressive interpretation of Islam that leaders such as Rashid Ghannouchi, head of Tunisia’s Nahdha Party, espouse. It is important to nurture the rights-respecting elements of political Islam while standing firm against repression in its name. So long as freely elected governments respect basic rights, they merit presumptive international support, regardless of their political or religious complexion.

The signatories of the above letter disagree. In their view, Islamic political parties that come to power “remain committed to systematic discrimination.” We, too, are deeply concerned about that possibility and have been spending a great deal of time monitoring the conduct of Islamic parties, pressing them to respect all rights, and condemning any conduct that falls short. Human Rights Watch has a long history of standing up to governments founded on political Islam that discriminate against women, gays and lesbians, and religious minorities. But we would not reject the possibility that a government guided by political Islam might be convinced to avoid such discrimination.

 

Israel wird Iran angreifen? Quatsch.

Meint jedenfalls Barry Rubin in der Jerusalem Post:

… the war hysteria with Iran. Iran doesn’t have deliverable nuclear weapons. It is not about to have deliverable nuclear weapons. Israel is not about to attack Iran. The United States is certainly not about to attack Iran. The whole idea that the leaders of Iran are crazed, suicidally minded people who expect the twelfth imam to arrive next Thursday is simply not true.

Yes, the Iranian regime is radical and yes, it throws threats in all directions and yes, it is the world’s biggest sponsor of terrorism. Yet after 32 years in power the Islamist regime in Tehran has yet to do something really adventurous abroad. This regime wants to stay in power and it has shown restraint. When it committed terrorist attacks against Americans in Lebanon, Iraq and Saudi Arabia it did so with the correct calculation that it could get away without paying any price.

(…) Iran’s government is bad enough, but the caricatures we are seeing go far beyond the reality. The country’s main goal, like that of Pakistan, is to make itself immune to any reprisals for terrorism and subversion by having nuclear weapons. In part, the rationale for the nuclear program is outdated, though that certainly won’t stop Tehran from pursuing it. The project was launched to make Iran into the leader of the Middle East, and even of the whole Muslim world.

Yet the rise of Sunni Arab Islamists, notably the Muslim Brotherhood, has sharply reduced Iran’s potential sphere of influence. Tehran’s broader ambitions have been shrunk to include only Lebanon, Syria (where its ally is facing major problems), southwest Afghanistan, and Iraq (where its clients are proportionately small in size). Throw in some ambitions toward Bahrain and the ability to scare the Persian Gulf Arabs and that’s about it. Turkey has its own ambitions; the newly empowered Sunni Arab Islamists hate Iran and don’t think they need Tehran at all.

That doesn’t mean Iran might not some day attack Israel if and when it has nuclear weapons. Obviously a mixture of containment, defensive measures and the ability plus willingness to stage a preemptive attack if necessary are vital for Israel, which isn’t going to depend on Iran’s good will or assume that Tehran will never attack.

At the same time, though, the chances of avoiding a nuclear war are overwhelmingly positive. What is Iran going to do, put two to six missiles on launching pads to shoot at Israel without being detected beforehand and having no second wave that can be used? Is Iran going to attack Israel out of spite, from blind fanaticism, knowing not only that Iran will be devastated but that Israel has a high likelihood of preempting and destroying them on the launching pad or shooting them down?

To start a war with Iran now doesn’t make any sense. It will not stop that country from getting nuclear weapons and it would make a nuclear war in the coming years more rather than less likely. Israel has no international support. Russia is practically threatening a war against Israel if it does launch such an operation.

The logistics of an attack are difficult, though not impossible. A lot can go wrong. You don’t want to try such an operation unless you really have to do so. The bottom line is that an Israeli attack on Iran at present is simply not necessary. A lot of the Israeli rhetoric is clearly intended to press the West toward greater activism and tougher sanctions.

Indeed, all of the reasons why Israel is not about to attack Iran are just plain ignored in the media. Defense Minister Ehud Barak explains that no decision is made and that Israeli policy is only to attack if Iran is about to get deliverable nuclear weapons. He suggests that this won’t happen in the next year. The biggest Israeli critic of launching an attack states that Israel decided not to do so and his worst complaint against Prime Minister Benjamin Netanyahu is that he wants to keep discussing the possibility, not that he has decided on an attack.

President Barack Obama – a man who would never attack Iran or support an Israeli action – has publicly stated that Israel isn’t about to do so. The president of the United States, whatever his other faults, would not say such a thing unless he has been clearly promised by Netanyahu that it isn’t going to happen. If Israel were to break that promise the entire bilateral relationship would blow up in a way that would make recent tiffs seem like a picnic.

In short, the whole idea is nonsense. Numerous reasons can be given to explain why it is not on the agenda for this year. But the media and various analysts – many of them self-proclaimed experts – simply ignore all the evidence. Some want to get Israel into a war with Iran to please their own ideological agenda; others want to claim Israel is going to attack in order to prove their thesis that Israel is the evil cause of all regional – or even world – problems.

This hysteria really should stop. Israel isn’t going to get into a long, bloody and avoidable war because bloggers and op-ed writers are screaming for it. (…)

 

Meine ersten Türken

Der Vater hatte eine Bitte. Ob ich ihm dieses Blatt bitte fotokopieren konnte, und zwar zehn Mal? Sicher, warum nicht. Ich steckte es ein, ich wollte es in die Stadt mitnehmen, wo das Gymnasium war, und dann im Schweibwarengeschäft die Kopien machen.

Als ich meine Tasche packte, sah ich mir den Zettel an. Es war ein Spottgedicht über Türken darauf, handgeschrieben. Mein Vater hatte es von einem Bekannten bekommen.

Es war das Jahr 1980, und damit ein Zeitalter der Unschuld in den Beziehungen der Deutschen zu „ihren“ Türken. Zumal bei uns in diesem entlegenen, äußerst westlichen Winkel von Nordrhein-Westfalen. Auf unserem Dorf gab es nur eine einzige türkische Familie, die Duraks. Ali Osman war in meinem Alter, sein Name wurde rheinisch Allijossmann ausgesprochen. Sein Bruder Süleyman wurde Sleemann genannt.

Mit Spaniern und Italienern kannte man sich unterdessen aus, und man hatte sich über sie einigermaßen beruhigt (immerhin waren die doch alle gut katholisch). Türken aber waren immer noch relativ neu für uns, nicht nur auf dem Dorf. Günter Wallraff hatte noch nicht einmal angefangen mit seinem „Ali“-Buch.

Mein Vater war Bäckermeister, kein gebildeter Mann, aber auch nicht borniert. Er trieb mich und meinen Bruder als erste in der Familie aufs Gymnasium, er wollte nicht, dass wir auf dem Dorf versauerten. Er war in seinen Lehr- und Gesellenjahren weit herumgekommen. Nicht ganz freiwillig: Sein Teil unserer Familie kam aus dem „Osten“, aus dem heutigen Polen, aus Obergruppe (Gorna Grupa). Man war vertrieben worden am Ende des Krieges, man hatte alles verloren, Vaters Vater war irgendwo im Osten noch am Kriegsende eingesetzt worden und vermutlich gefallen.Wir haben es nie erfahren.

Der Verlust des Vaters und der Heimat hatte meinen Vater zu einem Anti-Nazi gemacht. Nie habe ich von ihm ein schlechtes Wort über die Polen gehört, die unseren Familienbesitz übernommen hatten. Es herrschte bei uns die stille Übereinkunft, dass man sich auch ohne individuelle Schuld über den Ausgang des Krieges nicht zu beklagen habe. Revanchistische oder revisionistische Töne habe ich von meinem Vater nie gehört. Wohl aber von meiner Großmutter, die es nie überwunden hatte, mit fünf Kindern alleine zur Flucht gezwungen worden zu sein. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mein Vater hatte keine Sympathien für die Hasstiraden meines Onkels Viktor, der seine schrecklichen Erlebnisse in Stalingrad und danach in russischen Lagern nicht anders als durch liebevoll gehegte Ressentiments gegen alles Nichtdeutsche, gegen „Linke“ und andere Vaterlandsverräter zu bewältigen wußte. Wie er Willy Brandt („Frahm, Frahm!“) hasste! Viktor flirtete mit Neonazi-Ideen, las gelegentlich die National-Zeitung und erschreckte uns Kinder mit Grausamkeiten aus dem Krieg. Mein Vater hat ihn dafür verachtet. Seine Lektion war das „Nie wieder“, was dazu führte, dass mein Entschluss zur Kriegsdienstverweigerung von ihm offen unterstützt wurde, obwohl er politisch entschieden rechts stand. Es war ihm physisch unmöglich, etwas anderes als die Union zu wählen, und was er damit meinte war die offen konservative Linie der Dregger, Kanther, Barzel, Strauss. Dass sein Sohn nicht zur Bundeswehr wollte, begrüßte er dennoch ausdrücklich. Schluß mit dem ganzen Horror, die Deutschen haben auf ewige Zeiten genug Blut vergossen, das war meines Vaters Geschichtslektion. (Später konnten wir uns nicht einigen, als ich für eine Intervention auf dem Balkan eintrat.)

Ich erzähle das, um meinen Schock zu verdeutlichen, als ich dieses widerwärtige Antitürkengedicht in Händen hielt. Vater wollte es in unserer Bäckerei unter den Gesellen verteilen, damit man etwas zu lachen haben würde. Ich weiß nicht mehr genau, was mir im Kopf herumging. Aber schließlich habe ich ihm gesagt, dass ich ihm diese Kopien nicht machen werde. Das hat ihn kalt erwischt, und er wurde sehr wütend. Er schrie mich an. Ich weigerte mich abermals. Es war unser erster wirklich heftiger politischer Streit.

Wir waren selber Fremde auf diesem Dorf. Mein Vater war als Habenichts hierhergekommen und hatte sich hochgearbeitet. Die Ostflüchtlinge wurden nicht herzlich aufgenommen. Sie hatten eine andere, fremde Religion (naja, ob es wirklich eine war oder nicht nur eine Form der Dekadenz, da gingen die Meinungen auseinander), den Protestantismus. Ein Onkel aus der einheimischen katholischen Linie meiner Mutter ermahnte mich einmal, ich solle sehr nett zu den Nachbarskindern sein, sie hätten es nicht leicht: „Die Eltern wählen SPD, sind evangelisch und wollen sich scheiden lassen.“ Das eine Unglück folgte logisch aus dem anderen.

Mein Vater war gezwungen, zum Katholizismus zu konvertieren, um meine Mutter, ein katholisches Dorfmädchen, heiraten zu können. Man fürchtete, dass „Mischehen“ (so nannte man interkonfessionelle Paare damals) die Kinder in völliger Haltlosigkeit würden aufwachsen lassen. Wir hatten ein gutes Leben dort auf dem Dorf in der Eifel, aber wir blieben Fremde. Ich bin mit 18 von dort weggegangen, und mein Weg hat mich halb wieder in den Osten zurückgeführt, und schließlich bin ich sogar zum Protestantismus zurückkonvertiert, den mein Vater aufgegeben hatte. Auch mein Bruder hat das Dorf verlassen. In anderen Worten: Wir waren Fremde, wir blieben Fremde, wir hatten einen Migrationshintergrund. Über die Sprache meiner Oma mit ihren vielen polnisch-jiddisch-westpreußischen Floskeln machte man sich lustig. Sie zahlte es heim, indem sie die „Mischpoche“ heimlich verfluchte. Von den deutschen Menschen aus dem Osten schienen viele zu denken, dass die einer niederen Kultur entsprungen waren.

Ich habe meinen Vater erst sehr viel später als den Flüchtling gesehen, der er bis zu seinem Lebensende geblieben ist, trotz Mitgliedschaft im Schützenverein und Eigenheim. Damals, als ich dieses Gedicht kopieren sollte, habe ich seinen Wunsch, sich auch einmal über andere Neuankömmlinge lustig zu machen, nicht in diesem Zusammenhang gesehen. Heute möchte ich mir das so zurecht legen. Wir haben nie wieder von dieser Sache gesprochen. Es war ihm, scheint mir, unendlich peinlich. Er wußte, dass ich Recht hatte, dass mein Impuls, dieses Spottgedicht nicht zu kopieren, der richtige war. Er hat es auch nicht selber kopiert.

Als ich kurz nach dem Vorfall an meiner Schule einen Arbeitskreis gegen die bei uns sehr starke Neonazi-Gruppe „Wiking Jugend“ gründen half, hat er mich rückhaltlos unterstützt.

Süleyman Durak wurde wenige Jahre später Mitglied im Verein der St. Sebastianus Schützen Vicht, und wenn ich mich recht erinnere, hat er es sogar zum Schützenkönig gebracht.

Ich hatte diese ganze Geschichte vergessen. Am letzten Donnerstag fiel sie mir wieder ein, als ich Ismail Yozgat bei der Feier in Berlin reden hörte. Sein Sohn Halit war von den NSU-Killern umgebracht worden. Es war das erste Mal, dass die gesamte deutsche Öffentlichkeit einen dieser Einwanderer der ersten Generation zur besten Sendezeit reden hörte, einen dieser stummen Menschen, über die zwar viel, mit denen aber bis heute nicht geredet wird.

Yozgat spricht kein Deutsch, er ist in seiner Generation einer von Hunderttausenden, einer wie der Herr Durak aus unserem Dorf. Nun saß er neben der Bundeskanzlerin, die mit ihrer DDR-Vita in ihrem Milieu auch eine Art Einwanderin ist. Ismail Yozgats Sohn sprach nicht nur Deutsch, er hatte auch wirtschaftlichen Erfolg mit seinem Internetcafé, bis seine Mörder plötzlich seinem Leben ein Ende setzten.

Er wolle keine Kompensation, sagte Herr Yozgat, das Geld solle besser in eine Krebsstiftung gesteckt werden. Er wünsche sich die Umbenennung der Straße, in der sein Sohn aufgewachsen war und schließlich ermordet wurde, in Halit-Straße. Er glaube an die deutsche Justiz.

Es ist schade, dachte ich in diesem Moment, dass mein Vater das nicht mehr hat sehen können. Ismail Yozgat hätte auch ihn beeindruckt.

 

 

 

Ein palästinensischer Gandhi?

Es ist etwas in mehrfacher Hinsicht Merkwürdiges geschehen: Der Hungerstreik eines Häftlings in israelischer „Administrativhaft“ hat mit einer Einigung des Häftlings und der israelischen Militärverwaltung geendet. Khader Adnan war berreits über 60 Tage im Hungerstreik, seine Situation wurde als kritisch beschreiben. Ein Tod dieses Gefangenen hätte zu Ausschreitungen führen können, womöglich gar zu einem Aufstand. Er war aber offenbar entschlossen, bis zum Ende durchzuhalten – und hat nun einen Sieg errungen.

Die israelische Regierung teilt mit:

Adnan wird der Einigung zwischen ihm und der Staatsanwaltschaft zufolge in dem Fall nicht in Berufung gehen bzw. diese zurückziehen. Der Staat Israel teilt mit, dass er auf Ratschlag des Rechtsberaters der Regierung bereit ist, auf einen Antrag auf Verlängerung der Administrativhaft zu verzichten und die Tage, an denen Adnan zum Verhör festgehalten wurde, auf die Administrativhaft anzurechnen.

Der Gefangene wird also demnächst freigelassen werden, auf die Verlängerung seiner haft wird verzichtet.

Warum ist die Sache bemerkenswert? Es handelt sich bei Adnan um ein (nach israelischer Auskunft) aktives Mitglied der fundamentalistischen Terrorgruppe „Islamischer Dschihad“ (PIJ). Diese Gruppe macht immer wieder durch Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf sich aufmerksam. Sie ist, zusammen mit den diversen Salafisten-Gruppen, sozusagen die islamistisch „rechtsextreme“ Alternative zu Hamas.

Wenn nun ein führender Aktivist dieser Gruppe einen Erfolg durch friedlichen Protest erzielt, ist das bedeutsam. Solche Methoden wurden früher rundheraus abgelehnt, weil Israel angeblich nur die Gewalt der Selbstmordattentate verstehe. Jetzt aber hat der Islamische Dschihad es geschafft, eine internationale Kampagne – inklusive Amnesty International und Al Jazeera – auf seine Seite zu ziehen.

Es ist bedenklich, wenn manche Aktivisten ein Mitglied dieser Gruppe, die sich der Vernichtung Israels verschworen hat, als „Palästinensischen Gandhi“ hinstellen. Zwar ist es völlig in Ordnung, wenn sich Amnesty für ihn einsetzt, wie die Organisation es überall tut – ohne Rücksicht auf die politische Affiliation der Betroffenen.

Aber seitens der Unterstützer Adnans so zu tun, als sei PIJ eine palästinensische Menschenrechts-NGO geht dann doch zu weit. Es handelt sich um eine von Syrien und Iran finanzierte Gruppe, die für einige der barbarischsten Attentate der letzten Jahrzehnte Verantwortung trägt (Liste hier). Sie lehnt nicht nur Israels Existenzberechtigung ab, sondern konsequenter Weise auch die Oslo-Verträge, die Fatah mit dem jüdischen Staat geschlossen hatte. Einige der Attentate von PIJ zielten auf die Zerstörung der Friedenshoffnungen post-Oslo. Viele der schlimmsten Attentate auf israelische Büger während der „Zweiten Intifada“ gehen auf PIJ zurück.

Dies wiederum macht Adnans „Sieg“ durch Hungerstreik bemerkenswert: Wenn Israel sich darauf einläßt, trotz der breiten Blutspur dieser Gruppe, dann zeigt dies, dass man die Gefahr hoch einschätzt, dass Adnan zu einem elektrisierenden Casus hätte werden können.

Ein Stück von Mustafa Barguti in der heutigen New York Times erklärt vielleicht den Hintergrund. Barguti ist der wichtigste säkulare, unabhängige Politiker Palästinas. Er führt die Palästinensische Nationalinitiative an, und er wurde zuletzt Zweiter bei den palästinensischen Präsidentschaftswahlen.

Barguti sieht Adnans Erfolg als Anlass zur Hoffnung für einen breiten gewaltfreien Protest gegen die Besatzung:

OVER the past 64 years, Palestinians have tried armed struggle; we have tried negotiations; and we have tried peace conferences. Yet all we have seen is more Israeli settlements, more loss of lives and resources, and the emergence of a horrifying system of segregation.

Khader Adnan, a Palestinian held in an Israeli prison, pursued a different path. Despite his alleged affiliation with the militant group Islamic Jihad, he waged a peaceful hunger strike to shake loose the consciences of people in Israel and around the world. Mr. Adnan chose to go unfed for more than nine weeks and came close to death. He endured for 66 days before ending his hunger strike on Tuesday in exchange for an Israeli agreement to release him as early as April 17.

Mr. Adnan has certainly achieved an individual victory. But it was also a broader triumph — unifying Palestinians and highlighting the power of nonviolent protest. Indeed, all Palestinians who seek an independent state and an end to the Israeli occupation would be wise to avoid violence and embrace the example of peaceful resistance.

What is needed is a Palestinian version of the Arab revolutions that have swept the region: a mass movement demanding freedom, dignity, a just peace, real democracy and the right to self-determination. We must take the initiative, practice self-reliance and pursue a form of nonviolent struggle that we can sustain without depending on others to make decisions for us or in our place.

In the last several years, Palestinians have organized peaceful protests against the concrete and wire “separation barrier” that pens us into what are best described as bantustans. We have sought to mobilize popular resistance to this wall by following in the nonviolent traditions of Martin Luther King Jr. and Mohandas K. Gandhi — and we remain determined to sustain peaceful protest even when violently attacked.

Using these techniques, we have already succeeded in pressuring the Israeli government to reroute the wall in villages like Jayyous and Bilin and helped hundreds of Palestinians get their land back from settlers or the Israeli Army.

Our movement is not intended to delegitimize Israel, as the Israeli government claims. It is, instead, a movement to delegitimize the Israeli occupation of the West Bank, which we believe is the last surviving apartheid system in the world. It is a movement that could free Palestinians from nearly 45 years of occupation and Israelis from being part of the last colonial-settler system of our time.

Die spannende Frage ist allerdings, ob eine solche Bewegung am Ende von Leuten wie Barguti angeführt würde, für die der Kampf gegen die Besatzung an der Grünen Linie endet. Das würde voraussetzen, dass Gruppen wie Islamischer Dschihad von ihrer Lehre herunterkommen können, nach der ganz Israel eine Besatzung heiligen Bodens ist, den kein Muslim aufgeben darf.