Pfadfinder haben ziemlich viel Spaß. Sie erleben Abenteuer beim Zelten, beim Kochen über dem offenen Feuer und beim Toben durch den Wald. Lovis, 11, macht seit zwei Jahren mit
Von Hauke Friederichs
© Arne Mayntz |
Pfadfinder Lovis
Lovis ist am liebsten nachts im Wald. Nicht alleine, sondern zusammen mit den anderen Windjägern. So nennt sich seine Pfadfindergruppe. »Manchmal ist das schon unheimlich«, sagt der Elfjährige. Aber für Angst oder Heimweh bleibt kaum Zeit. Dazu sind Pfadfinder meist zu beschäftigt: Die Kinder und Jugendlichen reisen gemeinsam durch ganz Europa. Auf Fahrt gehen sagen sie dazu. Unterwegs wird Lovis’ Stamm Geisterburg aus Bargteheide in Schleswig-Holstein zur Ersatzfamilie. Die Älteren passen auf die Wölflinge auf – so heißen die Sechs- bis Elfjährigen. Pfadfinder sind die Jugendlichen bis 15 Jahre. Noch ältere Jungen tragen den Titel Rover, die Mädchen heißen Ranger. Pfadfinder wie Lovis gibt es fast überall auf der Welt, nur in Diktaturen wie Birma und Nordkorea sind sie verboten. Mehr als 260.000 Mitglieder zählen allein die rund 140 Pfadfinderbünde in Deutschland. Lovis gehört dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder an, dem größten Verband hierzulande. Er wird nicht, wie andere Pfadfinderbünde, einer der großen Kirchen zugeordnet. Eines von Lovis’ spannendsten Erlebnissen war der Übergang vom Wölfling zum Pfadfinder. Lovis folgte einer Kerzenspur durch den Wald. Bei jedem Licht lag ein Zettel mit einem Spruch. »Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren«, stand da zum Beispiel. Am Ende wartete der Stamm im Zeltlager mit Fackeln in den Händen und feierte die neuen Pfadfinder.
Los: Singen!
Gitarren, Gesangbücher und Trommeln gehören zu jedem Heimabend und zu jeder Fahrt unbedingt dazu. Im Gesangbuch Fridolin stehen zeitlose Lieder, die von Freiheit, Wanderschaft, Seefahrt und Gemeinschaft handeln. »Wir sind eine kleine verlorene Schar / wir stehen für uns auf der Welt«, singen Lovis und die anderen Jungen der Gruppe Windjäger. »Und jeder Kerl, der mit uns war, / hat für immer sich zu uns gesellt.«
Das Halstuch
An dem Halstuch erkennt man die Pfadfinder überall auf der Welt. Die älteren Mädchen und Jungen vom Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder tragen ein blaues Tuch mit gelben Streifen. »Als Wölfling hatte ich noch ein gelbes Tuch«, sagt Lovis. An der Farbe erkennen die Pfadfinder, wie lange jemand dabei ist. Am Tuch sitzt außerdem der Stammesknoten mit dem Wappen. Die Pfadfinder aus Bargteheide schmücken sich mit einem weißen Gespenst auf schwarzem Leder. »Es steht für unseren Namen Stamm Geisterburg«, sagt Lovis.
Feuer!
Wenn die Holzscheite knacken, es nach brennenden Zweigen riecht und die Funken fliegen – dann ist für die Pfadfinder Teezeit. Sie setzen sich um das Lagerfeuer, singen und trinken Tee mit Milch und Kandis. Das Getränk kocht in einem Topf, der unter einem selbst gebauten Dreibein über den Flammen hängt. Um das Feuer zu entfachen, gibt es einen Trick: Mit dem Messer schnitzen Lovis und die anderen kleine Holzspäne, die sie anzünden. Wenn das Holz nicht richtig brennt, helfen die Pfadfinder mit dem Wachs einer Kerze nach. Dann erst legen sie Äste und dicke Holzscheite nach.
Ein Zelt überm Kopf
Ein Plastikzelt kommt echten Pfadfindern nicht in den Rucksack. Stattdessen nehmen sie wasserabweisende, feuerfeste schwarze Planen mit auf Fahrt. Im Lager knüpfen sie mehrere davon um eine Stange oder einen Baum. Die Planen sichern sie mit selbst geschnitzten Heringen. So entsteht ein Unterschlupf – eine Kothe –, in der bis zu acht Kinder Platz haben. »Mit fünf Mann liegt man darin aber viel bequemer«, sagt Lovis. Bei gutem Wetter bleibt eine Öffnung im Zeltdach – auf dem Rücken liegend, können die Pfadfinder dann die Sterne sehen.