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Der Königin zu Diensten

 

KinderZEIT© Steffen Roth

Dieser Mann hat einen Butler, empfängt die Queen und arbeitet mitten in Berlin. Zu Besuch beim britischen Botschafter Sir Michael Arthur

Von Susanne Gaschke

Am meisten Aufregung herrscht in der Wilhelmstraße Nummer 70 in Berlin, wenn die Königin zu Besuch kommt. Welche Königin? Na, Elisabeth II., das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland. In der Wilhelmstraße, ganz nah am Berliner Reichstag, befindet sich nämlich die britische Botschaft. Hier arbeitet Sir Michael Arthur. Und wenn Elisabeth II. nach Deutschland reist, um etwa den Bundespräsidenten zu treffen, dann muss sich der Botschafter zusammen mit seinen Mitarbeitern darum kümmern, dass sie einen Platz zum Ausruhen und Arbeiten hat.

Immer gibt es zudem einen Empfang mit leckerem Essen, zu dem Gäste eingeladen werden müssen. Die Botschaftsleute haben alle Hände voll damit zu tun, dass ihr Zeitplan eingehalten wird (denn eine Königin sollte nicht zu spät kommen). Außerdem müssen Sir Michael Arthur und sein Team aufpassen, dass sich keine Journalisten verstecken und private Bilder von der Königin machen. So etwas tun manche Journalisten tatsächlich! Und das ist nicht nett!
Die Königin hingegen soll sehr nett sein, sagen die Mitarbeiter der Botschaft. Angst oder allzu viel Ehrfurcht müsse man vor ihr nicht haben, weil sie mit allen Leuten freundlich spricht und eigentlich nie wütend wird. Elisabeth II. schläft, wenn sie in Deutschland ist, nicht in der Botschaft. Denn die ist ein modernes Bürogebäude, in dem es keine gemütlichen Gästezimmer gibt. Sie wohnt in einem Hotel oder bezieht Zimmer in der »Residenz« des Botschafters im Grunewald. Das ist ein schönes, großes Haus, das mit kostbaren alten englischen Möbeln eingerichtet ist. Es gibt dort sogar einen richtigen Butler, der am Kamin Getränke serviert. Sir Michael Arthur, der Botschafter, und seine Frau Plaxy, die von Beruf Mathematikprofessorin ist, wohnen immer in der »Residenz«. Ihre vier Kinder sind schon erwachsen, sie studieren oder arbeiten.
Was macht ein Botschafter, wenn er keinen Staatsbesuch organisieren muss? Wozu ist er da? Vielleicht kann man am besten sagen: Er organisiert das Gespräch zwischen Großbritannien und Deutschland; in London macht sein Kollege Georg Boomgaarden als deutscher Botschafter das Gleiche. Denn die beiden Länder haben viel zu besprechen, und nicht immer können sich gleich die Staatsoberhäupter oder die Regierungen treffen.
Ein Beispiel: Deutschland und Großbritannien wollen beide etwas für den Klimaschutz tun, also etwa die Luft sauberer machen. Allerdings haben sie unterschiedliche Vorstellungen: Die Briten halten vielleicht Atomkraftwerke für eine ganz gute Idee, weil sie keine umweltschädlichen Abgase produzieren. Nun weiß aber der britische Botschafter, dass die Deutschen Atomkraft eher für eine gefährliche Sache halten. Die Menschen bei uns machen sich sehr viele Sorgen darum, wo man den Atommüll hintun soll. Sir Michael sagt dann seiner Regierung, dass sie die Deutschen bei der Atomkraft nicht drängeln soll und dass es fürs Erste besser wäre, sich zu überlegen, was man sonst gemeinsam für den Klimaschutz tun kann.
Um seine Regierung gut darüber informieren zu können, was die Deutschen denken, reist Sir Michael sehr viel. Er besucht Städte in allen Bundesländern und redet mit Abgeordneten, Händlern, Unternehmern und Wissenschaftlern. Außerdem liest er viele Zeitungen (er kann gut Deutsch) und sieht sich an, was es im deutschen Fernsehen gibt.
Sehr wichtig ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Länder. Deutsche Unternehmer haben im Vereinigten Königreich Fabriken und Firmen aufgebaut, bei denen 400 000 Menschen Arbeit finden; britische Unternehmer haben in Deutschland 300 000 Arbeitsplätze geschaffen. Da muss man die Gesetze und Regelungen des jeweils anderen Landes gut verstehen.
Die britische Botschaft kümmert sich auch um Schüleraustausch und organisiert Veranstaltungen, bei denen deutsche und britische Schüler in Berlin debattieren können. Junge Briten kommen – besonders seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 – sowieso gern nach Deutschland: Unter den Berlin-Touristen sind britische Staatsbürger die größte Gruppe.