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Schreibwettbewerb: Ein Hundeleben

 

© Sabine Wilharm
© Sabine Wilharm

Von Lukas Widmann

Die Stimmung war gespannt. Der Koffer flog schon seit ein paar Stunden über Asien und ein Ende war nicht in Sicht. Das Tier, das wir vor ein paar Tagen aus heiterem Himmel aufgegabelt hatten, verbreitete miese Laune. Wenn ihr einen schlauen Hund wie mich fragt, sieht es schon aus wie drei Tage Regenwetter! Hätte ich doch nichts gesagt! Wenn man vom Teufel spricht, ist er meist nicht fern! Ausgerechnet jetzt fängt es an zu regnen. Am liebsten würde ich abspringen, aber 800 Meter sind sogar für einen Hund wie mich zu hoch. Naja, dann habe ich wenigstens Zeit, euch meine Geschichte zu erzählen. Ihr fragt euch sicher schon Löcher in den Bauch! Alles fing an einem Morgen an. Ich schlenderte durch die Straßen von München, während im Osten die Sonne langsam hinter dem Horizont hervorkroch. Dieser Tag versprach gut zu werden. Doch manchmal spielt das Schicksal einem einen Streich. Zwei Meter vor mir grub sich ein Koffer in den Boden. Aus ihm stiegen ein Detektivin, ein Pirat, eine Indianerin und ein sonderbarer Typ, der einen Bogen in der Hand hielt. „Wir müssen den Flugkoffer wieder startklar machen, sonst erreichen wir unser Ziel nie“, rief er. „Darf ich euch behilflich sein?“, fragte ich. „Oh! Das wäre sehr nett! Zur Belohnung darfst du dann mitfliegen“, meinte die Detektivin. „Also gut, ich helfe euch.“ So half ich ihnen weiterzufliegen. Nach einem Tag Flug wären wir schon in Asien gewesen, wenn wir nicht in eine Wolke geflogen wären. Als wir wieder aus der Wolke heraus kamen, saß so ein komisches Tier in unserem Koffer. Wir hatten einen blinden Passagier, der zu guter Letzt auch noch schlechte Laune verbreitete. So wären wir auch wieder am Anfang der Geschichte, obwohl unser Ziel noch nicht bekannt war. Plötzlich meinte die Detektivin: „Da seht! Jetzt sind wir in Asien! Wir sind fast am Ziel unserer Reise.“ Ich entgegnete verwundert: „Was ist eigentlich unser Ziel?“ „Wir wollen das letzte Fleckchen Paradies auf Erden suchen. Nur der Koffer kennt den Weg dorthin!“, antwortete der Pirat. Von einem auf den nächsten Moment bog der Koffer in eine dichte Walkendecke ein. Zum ersten Mal sagte das Tier etwas: „Juhu! Endlich bin in am Ziel meiner Träume!“ Und dann sprang es ab. „Schockschwere Not!“, rief der Pirat entsetzt. Plötzlich erhob sich einer donnernde Stimme aus dem Koffer: „Angekommen!“ Wir waren am Ziel unserer Reise! Oder nicht? Um uns herum war alles milchig weiß. Auf einmal war unter uns etwas zu erkennen. Es war eine Art Gepäckband. Der Koffer setzte auf dem Gepäckband ab, das auf eine Falltüre zusteuerte. Der Koffer kam der Falltüre immer näher und näher. Die Angst vor dem Fall pustete mir fast das Fell von der Haut. Plötzlich rief eine Stimme: „Runter von dem Koffer, Köter! Schlaf‘ woanders als auf dem Flughafen!“ Als ich später auf der Suche nach einem leckeren Knochen am Flughafen vorbeischlenderte, war ich doch recht glücklich, dass der Traum nur ein Traum gewesen war!“