Tom Hodgkinson lebt in Großbritannien und ist Experte fürs Nichtstun. Er schreibt Bücher darüber, gibt eine Zeitschrift dazu heraus und leitet eine Akademie für Faulheit in London
KinderZEIT: Herr Hodgkinson, waren Sie schon als Kind faul?
Tom Hodgkinson: Kinder sind eine seltsameMischung aus faul und immer beschäftigt. Sie haben unheimlich viel Energie und helfen trotzdem nicht freiwillig im Haushalt. Genauso war ich als Kind auch.
KinderZEIT: Wie kamen Sie dazu, sich mit dem Nichtstun zu beschäftigen?
Tom Hodgkinson: Vor ungefähr 20 Jahren lag ich im Bett und las Aufsätze aus dem Jahr 1758 über Faulheit. Da dachte ich, die Ideen sollte man unbedingt wiederbeleben.
KinderZEIT: Oft heißt es aber: Gut und erfolgreich ist, wer viel tut. Warum sollen wir eigentlich fauler sein?
Tom Hodgkinson: Weil es einfach gesünder ist – für den Körper und den Geist. Wer zu viel arbeitet und immer gestresst ist, der riskiert, irgendwann zusammenzuklappen.
KinderZEIT: Haben Sie Tipps, wie Kinder im Alltag besser faulenzen können?
Tom Hodgkinson: Ehrlich gesagt, versuche ich meinen Kindern mehr Arbeit zu geben, damit ich selbst mehr Zeit zum Faulenzen habe. Ich setze mich für faule Eltern ein, nicht für faule Kinder. Aber ich gebe zu, dass ich oft versage.
KinderZEIT: Sollte man denn zum Beispiel Hausaufgaben verbieten?
Tom Hodgkinson: Ich finde leider, dass Hausaufgaben gut und sinnvoll sind – jedenfalls ab acht oder neun Jahren. Aber es stimmt, dass zu viel Unterricht zwischen zu kurzen Ferien liegt.
KinderZEIT: Es gibt Teenager, die zusammenbrechen, weil sie so gestresst sind. Was kann man da tun?
Tom Hodgkinson: Wir müssen weiter für die Faulheit kämpfen. Jeder Einzelne kann mehr Freizeit haben, wenn er nur will.
Die Fragen stellte Katrin Hörnlein