Wenn nicht sicher ist, dass bei Wahlen alles mit rechten Dingen zugeht, kommen Aufpasser. KinderZEIT sprach mit Wahlbeobachterin Martina Oppermann
KinderZEIT: Was macht eine Wahlbeobachterin?
Martina Oppermann: Sie achtet darauf, dass Wahlen »allgemein, gleich, geheim und frei« stattfinden. Wahlbeobachter werden in ein Land geschickt, um aufzupassen, dass niemand die Wahlergebnisse fälscht – zum Beispiel indem er heimlich schon vorher ausgefüllte Stimmzettel in die Wahlurne packt. Jeder Wähler darf nur eine Stimme abgeben – und zwar geheim! Kein Mann darf seiner Frau über die Schulter schauen und vorschreiben, was sie wählen soll. Polizei hat im Wahllokal nichts zu suchen. Wir achten darauf, dass alle diese Regeln eingehalten werden.
KinderZEIT: Ist das nicht selbstverständlich?
Oppermann: In Deutschland ja, in manchen anderen Ländern nicht.
KinderZEIT: Und was machen Sie, wenn Sie jemanden erwischen, der Stimmzettel für seine Partei fälscht, um an die Macht zu kommen?
Oppermann: Schreiben und berichten! Uns schickt das Zentrum für internationale Friedenseinsätze in Berlin zur internationalen Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Darin haben sich viele Länder zusammengetan, die erreichen wollen, dass überall faire, demokratische Wahlen stattfinden können. Wenn wir feststellen, dass bei Wahlen gemogelt wird, schreiben wir einen Bericht an die OSZE. Die beschwert sich bei der Regierung des Landes. Das klingt zwar nicht schlimm, aber für das Land ist es unangenehm. Die Wahlfälscher wissen dann: Ihr werdet beobachtet!
KinderZEIT: Sie waren auch schon zur Wahlbeobachtung in Russland, wo jetzt am 4. März wieder gewählt wird. Sind die Russen nicht gekränkt, dass sie überwacht werden?
Oppermann: Ich glaube, dass die Russen es nicht wirklich gut finden. Russland ist noch nicht lange eine Demokratie. Früher herrschte nur eine einzige Partei, die praktisch tun und lassen konnte, was sie wollte. Natürlich gibt es Leute, die gern hätten, dass es so bleibt. Wahlbetrug vor und bei Wahlen können die Wahlbeobachter nicht verhindern, aber erschweren. Und durch unsere Anwesenheit den Menschen, die frei und geheim wählen wollen, Mut machen.
KinderZEIT: Macht die Arbeit Spaß?
Oppermann: Sie ist interessant, aber auch anstrengend. Ich war außer in Russland in Kirgisistan und Aserbaidschan. Manchmal ist es gefährlich, weil es Länder gibt, in denen es bei Wahlen zu Gewalt kommt. Aber meistens ist es einfach nur ein tolles Gefühl, wenn man Menschen dabei helfen kann, selbst zu bestimmen. Dafür sind Wahlen ja da.