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Ein Jahr danach

 

Am 11. März 2011 gab es vor der Ostküste Japans ein sehr starkes Seebeben. Es löste riesige Flutwellen aus, die weite Teile des Landes überschwemmten und ganze Orte zerstörten. In der Stadt Onagawa sieht man die Schäden des Tsunamis noch heute. In den Ruinen traf Fotograf Ryu Voelkel Kinder – an Orten, die für sie besonders sind, erzählten sie vom Tag der Katastrophe

Kyoto, 10 Jahre

»Meine Schwester Kobeni und ich waren auf dem Heimweg von der Schule, als der Tsunami losging. Mein Vater kam uns mit dem Auto entgegen. Zum Glück hat er uns entdeckt! Wir flüchteten in ein Evakuierungszentrum. In unser Haus konnten wir nicht zurück, das war zerstört. Auf dem Foto stehe ich vor einem Berg alter Fischernetze. Sie erinnern mich daran, dass wir früher oft zum Fischen gegangen sind. Onagawa ist ja eine Hafenstadt.«

Kobeni, 8 Jahre

»Wir entkamen der Flutwelle nur ganz knapp. Sie jagte uns regelrecht. Meine Großeltern haben es nicht geschafft, sie sind bei der Katastrophe gestorben. Wir verloren unser Haus. Heute lebe ich mit meinen Eltern und meinem Bruder Kyoto zur Miete. Die bezahlt die Regierung. Auf dem Foto stehe ich vor den Resten eines Bildungszentrums. Hier habe ich früher Theater gespielt. Jetzt müssen wir in einer Grundschule proben.«

Fuuta, 15 Jahre

»Wir übten gerade in der Turnhalle für unsere Abschlussfeier, als der Tsunami kam. Alle flüchteten sich unter eine Plastikplane, weil Teile der Decke herabstürzten. Unser Lehrer sagte, wir sollten nicht nach draußen sehen. Ich tat es doch – und sah, wie das Wasser alles fortriss. Das zerstörte Geschäftsgebäude, vor dem ich hier stehe, erinnert mich daran, wie ich mich gefühlt habe, als ich den Tsunami sah. Dabei hatte ich Glück: Aus meiner Familie starb niemand, und auch unser Haus steht noch.«

Kanon, 9 Jahre

»Als der Tsunami kam, war ich in der Schule. Ich konnte meine Eltern nicht erreichen. Schließlich kam meine Mutter, doch dann war plötzlich überall Wasser. Wir kamen mit dem Auto nicht weiter. Später schafften wir es, zu unserem Haus zu gelangen, aber dort war alles verwüstet. Wir schliefen in dieser Nacht im Auto. Meine Eltern hatten früher einen Supermarkt, was davon übrig ist, sieht man hinter mir. Ich habe meinen Großonkel durch den Tsunami verloren, auch Mitarbeiter unseres Ladens starben.«