Rund 247 Millionen Euro haben die Vereine der Fußball-Bundesliga zu Beginn dieser Saison für neue Spieler ausgegeben. Dafür könnte man zum Beispiel 13000 VW Golf kaufen. Welcher Fußballer ist sein Geld wert? CHRISTOF SIEMES hat fünf Neulinge unter die Lupe genommen
Fabian Giefer, 22 Jahre: Zuverlässig
Position: Torwart
Alter Verein: Bayer Leverkusen
Neuer Verein: Fortuna Düsseldorf
Kaufpreis: 400000 Euro
Der Torhüter hätte auch der Ersatzmann von Deutschlands Nummer 1 Manuel Neuer bei Bayern München werden können. Doch bei Bayern hätte er wahrscheinlich so gut wie nie gespielt, befürchtete Giefer – und ging zum Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Dort stellte er gleich einen Bundesliga-Rekord auf: In den ersten fünf Spielen bekam er mit seiner Mannschaft kein einziges Gegentor – das hat in 50 Jahren Bundesliga nur der VfB Stuttgart mal geschafft. Doch ausgerechnet im Spiel gegen die Münchner hielt der Torwart nicht: Fünf Mal traf der Gegner. Dennoch hat Giefer seinen Marktwert seit Saisonbeginn mehr als vervierfacht: Wer ihn jetzt kaufen wollte, müsste 1,75 Millionen Euro zahlen.
Gesamtnote:2+
Granit Xhaka, 20 Jahre: Unzufrieden
Position: Zentrales Mittelfeld
Alter Verein: FC Basel
Neuer Verein: Borussia Mönchengladbach
Kaufpreis: 8,5 Millionen Euro
Den jungen Fußballer mit dem ungewöhnlichen Namen wollten viele Vereine haben. 2009 wurde Xhaka mit der Schweizer Nationalmannschaft für Spieler unter 17 Jahren Weltmeister, danach rissen sich Chelsea, Liverpool, München um ihn. Der Ansturm war so groß, dass er seinen Papa bat, die Telefonnummer zu ändern, damit endlich Ruhe sei. Schließlich wechselte Xhaka in die Provinz, nach Mönchengladbach, um auf jeden Fall einen Stammplatz zu haben. Aber noch tut er sich mit dem Tempo in der Bundesliga schwer, deshalb sitzt er oft auf der Bank, was ihm wahrscheinlich wenig Spaß macht. Und schon wird gemunkelt, dass er gleich wieder weiterverkauft werden könnte.
Gesamtnote: 4
Javi Martínez, 24 Jahre: Enttäuschend
Position: Defensives Mittelfeld
Alter Verein: Athletic Bilbao
Neuer Verein: Bayern München
Kaufpreis: 40 Millionen Euro
Eine alte Fußballerweisheit besagt: Geld schießt keine Tore. Das bedeutet, dass teure Spieler nicht unbedingt die besten sein müssen. So ist es auch bei Javi Martínez. So viel Geld wie der Spanier hat noch kein Spieler in der Geschichte der Bundesliga gekostet, doch das hat sich bislang nicht ausgezahlt. Erst ein Tor hat er geschossen – dafür aber ein besonders schönes. In der Bundesliga spielte er erst drei Mal über die ganzen 90 Minuten, er gewann nur die Hälfte seiner Zweikämpfe. Dabei wurde Martínez mit der spanischen Nationalmannschaft schon Welt- und Europameister. Am besten ausgesehen hat er in München bislang jenseits des Platzes: in der Lederhose, mit der er aufs Oktoberfest ging. Und in den Unterhosen, für die er Werbung macht.
Gesamtnote: 3–
Ibrahim Afellay, 26 Jahre: Überraschend
Position: Mittelfeld
Alter Verein: FC Barcelona
Neuer Verein: Schalke 04
Kaufpreis: 500000 Euro Leihgebühr für ein Jahr
In Barcelona setzte der Niederländer sich gegen all die Superfußballer wie Messi, Xavi oder Iniesta nicht durch und saß hauptsächlich auf der Ersatzbank. Dann doch lieber in Gelsenkirchen spielen, dachte er sich wohl. Derzeit ist Afellay zwar verletzt, aber spätestens seit er gegen Borussia Dortmund ein Tor erzielt hat, ist er auf Schalke ein Held. Und für eine halbe Million Euro Leihgebühr war er beinahe ein Schnäppchen! Dass er über den nächsten Sommer hinaus im Ruhrgebiet bleibt, ist aber unwahrscheinlich: Dann müssten die Schalker ihn zum festgelegten Preis kaufen – 100 Millionen Euro. Für einen Verein, der selbst hohe Schulden hat, ist das leider viel zu teuer.
Gesamtnote: 1
Kevin De Bruyne, 21 Jahre: Streitlustig
Position: Offensives Mittelfeld
Alter Verein: FC Chelsea
Neuer Verein: Werder Bremen
Kaufpreis: 450000 Euro Leihgebühr für ein Jahr
Eigentlich läuft es für den rothaarigen Belgier in Deutschland perfekt: Von 1260 Bundesliga-Minuten hat er gerade mal fünf nicht gespielt. Er hat schon vier Tore geschossen und zwei Torvorlagen gegeben. Und doch hat De Bruyne in seiner neuen Heimat mächtig Ärger. In einer belgischen Zeitung beklagte er sich über die »steifen Deutschen«: Er fühle sich nicht richtig wohl. Entsprechend heftig waren die Reaktionen. »Werder-Star ätzt gegen Deutschland«, schrieb die Bild- Zeitung. Inzwischen hat De Bruyne sich entschuldigt: Das Interview sei einfach falsch übersetzt worden. Wenn er weiter so gut spielt, werden die Fans ihm seine Worte sicher nicht übel nehmen.
Gesamtnote: 2