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Was interessiert uns, wer in Frankreich gewählt wird?

 

Francois Hollande, der neue französische Präsident/ Getty Images

In Frankreich wurde gestern in einer Stichwahl, bei der es nur zwei Kandidaten gibt, ein neuer Präsident gewählt. Das Ergebnis steht nun fest: Der bisherige Präsident Nicolas Sarkozy muss aus dem Präsidentenpalast ausziehen.

Der Mann auf dem Foto, der wie in glücklicher Großvater die Arme weit ausbreitet, ist der neue Präsident Frankreichs. Francois Hollande heißt er. Und das er nun der neue Präsident der Franzosen ist, ist eine echte Sensation für unser Nachbarland. Das letzte Mal, dass ein Kandidat aus der Sozialistischen Partei, zu der auch Hollande gehört, zum Präsidenten gewählt wurde, ist 24 Jahre her. Seitdem regierten immer die Bürgerlichen, die auch als Konservative bezeichnet werden.

Viele Franzosen erhoffen sich von ihrem neuen Präsidenten vor allem mehr Gerechtigkeit. Sie wollen, dass der Staat sich um die Belange aller Franzosen gut kümmert und nicht nur an die Interessen der Reichen denkt. Das ist ein Vorwurf, den Nicolas Sarkozy immer wieder hören musste.

Damit alle Kinder die gleichen Chancen haben, will Holland 60.000 neue Lehrer einstellen. Wer ganz wenig Geld verdient, soll für sein Gas, mit dem gekocht und geheizt wird, weniger bezahlen. Dazu sollen manche Franzosen nur noch bis zum 60. Lebensjahr arbeiten und alle, die nur kleine Firmen haben, deutlich weniger Steuern bezahlen müssen.

Das klingt alles ganz wunderbar und hat viele Menschen dazu gebracht, Hollande zu wählen. Das Geld für diese vielen Veränderungen will er den besser verdienenden Franzosen durch höhere Steuern abnehmen. Um für sich Werbung zu machen hat er sogar angekündigt, dass er freiwillig auf einen Teil seines Präsidentengehaltes verzichten möchte. Wahlversprechen nennt man so etwas. Ob sie gehalten werden können, muss sich erst zeigen.

Doch auch wenn die gut verdienenden Franzosen mehr Steuern an die Allgemeinheit abgeben müssen, wird das Geld für Hollands Pläne nicht reichen. Deshalb möchte er, dass in Europa nicht mehr nur eisern gespart wird, sondern die Staaten wieder mehr Geld haben, um für die Menschen das Leben zu erleichtern.

Das findet unsere Kanzlerin Angela Merkel gar nicht gut. Denn sie war sich mit Sarkozy einig, dass gespart werden muss. Ihr Plan: Wenn die Wirtschaft stark ist, ist auch genug Geld für die Menschen da. Die beiden haben in den letzten Monaten in Europa bestimmt, was gemacht wird. „Merkozy“ haben manche schon zu dem politischen Pärchen gesagt.

Nun muss Frau Merkel sich mit Francois Hollande anfreunden. Und in Deutschland aushalten, dass sich die Sozialdemokraten von der SPD schon jetzt durch den Namen der Partei als Freunde von Hollande fühlen. Denn in Deutschland wird nächstes Jahr gewählt. Und da ist es schon jetzt für Politiker wichtig zu zeigen, wer mit wem besonders gut kann und die gleiche Meinung hat.

Sandra-Valeska Bruhns