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Schreibwettbewerb: Der erste Auftrag

 

© Sabine Wilharm
© Sabine Wilharm

Von Neele-Mareike Jönsson (9 Jahre)

Diego steht vor Timo und erklärt ihm seinen ersten Auftrag. Diego ist ein stämmiger, starker Mann. Timo ist ein ganz gewöhnlicher Junge und will ein bisschen Geld verdienen, um sich ein nagelneues Fahrrad zu kaufen – so kommt er hierher. Diego brummt: „Du hast meine Anzeige in der Zeitung gesehen? Gut, dann sag‘ mir mal, ob du Lust auf Abenteuer hast? Und ob du eine gute Ausdauer hast?“ „Ja, ich glaube schon.“ antwortet Timo. Darauf sagt Diego: „Gut, dann kannst du dir Gehilfen suchen und bekommst einen fliegenden Koffer, um meine Tochter, die Elfenprinzessin, aus den Klauen des gefräßigen Drachen zu befreien!“Timo rennt los, um sich Kameraden zu beschaffen. Er ist aus der Puste, als er endlich Zuhause ist. Da sieht er drei Anzeigen in der Zeitung:

Arbeit gesucht!
Indianer – Tel.: 13612

Arbeit gesucht!
Detektiv – Tel.: 75403

Arbeit gesucht!
Pirat – Tel .: 99118

Timo greift zum Telefon und wählt 99118. „Enterhaken und Klabautermann! Welche Landratte wagt es mich anzurufen?“ dröhnt es durch den Telefonhörer. „Regen sie sich doch nicht auf. Ich heiße Timo und habe Arbeit für sie“, beschwichtigt er den fremden Piraten. „Ach so, Heiliges Kanonenrohr! Was denn?“ „Wir müssen eine Prinzessin von einem Drachen befreien.“ „Bekommen wir denn ein Schiff?“ Timo meint: ,,Ja“, und flüstert noch, „so ähnlich.“ „Gut, ich bin eingestellt – Hej Ho!“ Timo fragt „Um drei Uhr, morgen, ja?“ „Okay, Landratte!“
Timo wählt 13612. „Hau, welcher Rotschopf spricht mich?“ „Hallo, ich bin Timo und habe Arbeit für sie.“ „Aha, dann kenne ich dich, mein Bruder Augenklappe, der Pirat, hat mir von Dir erzählt. Ich bin übrigens Großes Wasser und ich mache mit, Hau!“ „Danke! Tschüß dann Großes Wasser!“ „Auf ein baldiges Wiedersehen – Bleichgesicht Timo.“
Er legt auf und schaut nach der Telefonnummer vom Detektiv. „Hallöchen, mit wem spreche ich?“, sagt der Detektiv. „Hallo, hier ist Timo Lose, ich habe Arbeit für sie.“ „Oh schön, ich werde mich überraschen lassen.“ Tick – der Detektiv legt auf.

„Ah, ich bin müde!“ Elenor, Timos große Schwester meint nur noch: „Schlaf schön, Bruder!“ Das ist das Letzte, was Timo noch hört, dann fällt er in einen tiefen, festen Schlaf.
Dring – Dring – Dring!! Timo schreckt hoch: „Oh, nein! Schon sieben Uhr dreißig!“ Er muss doch zur Schule. Schnell zieht er sich um und rennt nach unten, wo seine Mutter schon ungeduldig auf ihn wartet: „Na, das hat aber lange gedauert. Was hast Du denn gemacht?“
Timo guckt beschämt zu Boden und murmelt „Schuldigung, Mama … “ Er geht schuldbewusst aus der Küche und packt seinen Ranzen, dann geht er zur Schule. Timo kann sich im Unterricht kaum konzentrieren. Er muss ständig an den Auftrag denken. Plötzlich ruft die Lehrerin seinen Namen: „Timo, komm‘ mal nach vorne und zeichne eine Hortensie an die Tafel!“ Timo geht nach vorne und hat keinen blassen Schimmer, wie eine Hortensie aussieht, er zeichnet einfach eine Blume mit schönen bunten Blättern. Alle Kinder aus der Klasse halten sich die Bäuche vor Lachen, nur sein bester Freund schaut ihn bedauernd an. Die Lehrerin straft ihn mit strengem Blick und sagt: „Setzen, Herr Lose – sechs!“ Als der Unterricht endlich zu Ende ist, geht Timo geschafft nach Hause und setzt sich an den Küchentisch, wo er mit den Hausaufgaben beginnt. „44 : 4 = 11“, murmelt er. Als Timo endlich auch damit fertig ist, geht er zum Kühlschrank. Es klebt ein Zettel an der Tür: „Mach dir die Kartoffeln warm – sie stehen im Ofen.“ Timo seufzt und stellt den Ofen auf 180° C. Er greift zur Fernbedienung, schaltet den Fernseher an und denkt laut „Wann ist es endlich drei Uhr?“ „Die Milka-Schokolade im Angebot! Nur für 1,- Euro bei Penny! Ein Genuss!“ Timo schaltet den Fernseher aus und linst zum Fenster. Da klopft jemand.
Es ist der Detektiv. Timo rennt zur Tür und fragt „Hallo, was treibt sie denn hierher? Und woher wissen sie, wo ich wohne?“ Der Detektiv antwortet „Ich bin halt Detektiv und wollte fragen, wohin und wann ich kommen soll?“ „Ach so, also um drei Uhr bei mir.“ „Tschüß, das wollte ich wissen.“ Timo verabschiedet sich: „Tschüß, äh…“ „Meine Freunde nennen mich Munkel“, erklärt der Detektiv Munkeltos Elios. Timo denkt, wie spät ist es eigentlich, und sagt: „Warte, bin gleich wieder da.“ Timo guckt auf die Küchenuhr, schaltet den Ofen aus und steckt sich eine Kartoffel in den Mund. Als er wiederkommt, stehen der Pirat und die Indianerin schon da. „Woher wusstet ihr nun so schnell, dass ihr hierher kommen solltet?“ „Der Detektiv hat uns angerufen.“ „Und woher wusste er eure Telefonnummer?“ Munkel erklärt ihm: „Die Zeitungsannonce lag auf dem Küchentisch, ich habe durchs Fenster geguckt.“ „Gut, dann kann es gleich losgehen. Schnell zu Diego“, sagt Timo.
Diego erwartet sie schon ungeduldig, als sie endlich eintreffen. „Aha, da hast du also jemanden gefunden. Na bitte, hier ist der Fliegende Koffer!“ Der Pirat schwenkt drohend sein Messer auf Diego zu und ruft „Hej Hej, Leichtmatrose! Man sagte mir, wir bekommen ein Schiff!“ Timo klemmt sich den Koffer unter den Arm und flüstert ihm ins Ohr: „Bitte, es ist ein Luftschiff, reg‘ dich nicht so auf.“ Augenklappe willigt ein: „Na, gut.“ Sie setzen sich in den Koffer und rufen gemeinsam: „Koffer, flieg!“ Großes Wasser meint entzückt: „Ist es nicht schön?“
Plötzlich bleibt der Koffer in der Luft stehen und saust in die Tiefe. Es rumst, sie befinden sich im Urwald. Augenklappe schreit: „Hilfe! Da ist was!“ und geht mutig darauf zu. Aus dem Gebüsch springt ein kleines, dickes Wesen mit braunem Pelz, Stielaugen und Schnurrbart. Timo reißt Pfeil und Bogen, die eigentlich Großes Wasser gehören, an sich und trifft ins Schwarze. Das Etwas sinkt zu Boden und bleibt liegen. Munkel springt auf, erkennt, dass Timo das Wesen nur betäubt hat, und nimmt es mit in den Koffer. Dann füllt Großes Wasser den Tank auf und es geht weiter.
Timo hebt den Kopf vom Etwas an und pustet ihm ins Gesicht. Das Wesen schlägt die Augen auf und kuckt ihn grimmig an. Munkel staunt nicht schlecht als es Timo vor die Füße spuckt. Mit der Spucke kullert ein winziger Körper auf den Kofferboden. Großes Wasser erkennt sofort, dass es ein Schrumpfhund ist. Und tatsächlich fängt er an zu bellen. „Wuff, Wuff! Ich bin Pikobello, mit Spitznamen Bello oder Piko.“ „Wie niedlich, dich nehmen wir mit“, sagt Timo und zieht einen Minirucksack unter dem Hemd hervor. „Hier, der war eigentlich für ein Mitbringsel gedacht. Von so einem Abenteurer muss man doch etwas als Andenken mitnehmen.“, meint Timo erwartungsvoll. „Wuff, Wuff, Hechel!“
Plötzlich sagt Großes Wasser verärgert: „Timo, ich habe keinen Bogen mehr. Gibt ihn her!“ „Woher wusstet ihr, äh du, dass ich ihn habe?“ „Na, weil du ihn mir entrissen hast.“ „Ach so, ich mach‘ dir ein Angebot. Ich bekomme Pfeil und Bogen von dir – und du bekommst dafür das Kartenspiel.“ „Gut, abgemacht.“, meint Großes Wasser. „Bitte, da ist das Kartenspiel.“, sagt Timo.
Auf einmal zückt Augenklappe sein Fernrohr und grölt: „Land in Sicht! Mit vielen Vulkanen!“ Munkel ruft mit Triumph: „Wir haben das Drachenland gefunden!“ „Wuff, Wuff“, beteiligt sich Pikobello. „Aufgepasst, da unten, wir landen“, rufen alle durcheinander. Zum zweiten Mal saust der Koffer nach unten und es rumst.
„RRRRRRRR“, brüllt ein Drache und fegt über sie hinweg. Munkeltos rennt zu einer Höhle und macht eine Geste, die den anderen zeigen soll, dass sie ihm folgen sollen: „Kommt schon!“ Als alle zusammen in der Höhle stehen, hören sie plötzlich ein ohrenbetäubendes Schnarchen, das wie tausend Kettensägen auf einmal klingt. Es ist der Drache. Die Freunde schleichen sich langsam an ihm vorbei. Da fällt Munkel ein, dass das pelzige Wesen mit den Stielaugen noch immer im Koffer ist. Er flitzt hin. Inzwischen ist es wieder richtig munter und quäkt „Hallo, ich bin Lorennis. Ich will mitkommen.“ „Gut, komm auf meine Schulter“, sagt Munkel einladend. Er saust wieder zurück zur Höhle und sieht gerade noch, wie seine Freunde den Käfig von der Elfenprinzessin aufbrechen. Dann faucht ihn auf einmal der Drache an. Munkeltos lässt vor Schreck Lorennis fallen und versteckt sich hinter einem Felsen. Aber er linst einmal kurz hervor, und was er da sieht, lässt ihm sein Herz stillstehen. Der Drache schnuppert und dreht sich zu Munkeltos Freunden um, doch er hat nicht mit Lorennis gerechnet. Dieser springt hoch und beißt den Drachen in den Po. Das Untier heult auf und trabt davon. Munkeltos seufzt auf und geht zu seinen Freunden in die Höhle.
„Ich danke Euch, ihr habt mich gerettet! Der entsetzliche Drache wollte mich heute um fünf Uhr verschlingen“, dankt die Elfenprinzessin ihren Rettern. „Na, dann nichts wie weg hier, bevor der Drache es sich anders überlegt“, scherzt Timo. Alle laufen lachend aus der bröckeligen Höhle und springen in den Koffer. „Koffer, flieg!“ rufen sie überglücklich.

Nachwort:
Diego freute sich unglaublich seine Tochter wiederzusehen und jeder von den Helden bekam 100, – Euro als Lohn.