Von Alina Erdmann
Ich habe eine Frage. Hast du auch ein Computerspiel, oder den neuen Mario Cat Nintendo? So lautet heutzutage jede Frage. Niemand spricht mehr über seine Fantasien und seine Träume. Nein, das gibt es nicht mehr. Sogar Freundschaft ist ausgestorben, nur noch Computer und Playstation sind interessant. Die Fantasien der Kinder schwinden immer mehr, denn sie versinken wie im Treibsand mehr und mehr ins Trostlose. Die Welt ist in den Augen der Kinder grau und hässlich, nur durch das Spielen werden die Kinder wieder froh. Wann hat das ein Ende? Das weiß niemand. „Uuuhhhhaaaaa! Schon aufstehen?“, rief Micky verschlafen, als seine Mutter ihm weckte. „Komm, wir spielen eine Partie Playstation, bevor Vater aufsteht!“, meinte seine Mutter. „Nö, keine Lust!“, murmelte Micky. Er war eins von vier Kindern, die die Nase von Playstation voll hatten. Er hielt davon nichts. Als seine Mutter das Zimmer kopfschüttelnd und mit dem Gedanken, er müsse zum Psychiater, verließ, überlegte er scharf nach, was er geträumt hatte. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er es geschafft hatte, etwas zu träumen. Es war ein seltsamer Traum, in dem ein weißbärtiger Mann zu ihm gesprochen hatte: „Du musst die Welt vor dem Trostlosen retten. Gehe drei Tagesreisen in Richtung Sonnenaufgang und suche den berühmten Fels der Ewigkeit. Dort öffne die Falltür, in dem du mit deinem Zeigefinger ein X darauf malst, und sie wird aufspringen. Steige die Treppe herunter und du wirst einen Koffer finden, den öffne und weiteres wirst du erfahren.“ Genau da, wo der Mann aufgehört
hatte zu sprechen, weckte ihn seine Mutter. „Soll ich das glauben“, fragte Micky sich verwirrt. „Naja, ein Versuch kann ja nicht schaden. Aber was wird Mutti sagen? Hmm, ich glaube sie sorgt sich eh nicht um mich, wenn ich ein paar Tage weg bin. Ich sage einfach, ich gehe zelten. Sie wird mich zwar für verrückt halten, aber das macht ja nichts.“ Er schwang sich aus seinem Bett und betrachtete sein Zimmer. In der Ecke standen ein Fernseher und daneben ein Computer. Auf der anderen Seite eine Playstation 4 und ein Nintendo DS. Das einzige, was er als Spielzeug besaß, war ein Bogen aus Holz und Pfeile mit Spitzen, die er vor zwei Jahren in einem alten, heruntergekommenen Gebäude gefunden hatte. Seine Eltern wollten es ihn wegnehmen, aber er hatte lautstark protestiert, so dass sie es doch bleiben ließen „Ich hab‘ ja ’nen Hunger! Ich könnte einen ganzen Bären essen“, rief Micky, als er sich an den Frühstückstisch setzte. „Mutti, darf ich für mehrere Tage Zelten gehen?“, fragte Micky unschuldig. Mutti hustete und meinte dann mit einer Bist-du-verrückt-Miene: „Ich glaube, du musst zum Psychiater!“ „Dann bringt mich eben zum Psychiater“, fauchte Micky und rannte in sein Zimmer. „Was verstehen die schon davon“ schnaubte Micky Wütend. Er nahm seinen Pfeil und Bogen, ein bisschen Proviant und eine Decke und verstaute es in seinem alten Rucksack. Er schnappte sich ein dickes Seil, surrte das eine Ende am Bett fest, knüpfte das andere Ende and den Rucksack und ließ diesen in den überwucherten Garten herab. Das Seil mit festem Griff in den Händen, schwang er sich über das Fensterbrett und kletterte am Seil hinunter. „Uff, geschafft“, prustete er, schulterte seinen Rucksack und macht sich auf den Weg. „Immer in Richtung Sonnenaufgang“, murmelte er sich ermunternd zu. Er war nicht das einzige Kind, das sich zu dieser Zeit auf den Weg machte. Nein, da gab es noch drei andere…
„Ich glaube, ich kann nicht mehr“, stöhnte Micky erschöpft und sank unter einem Baum ins Gras. Er war nun zwei Tage und zwei Nächte ununterbrochen unterwegs gewesen. Jetzt hatte er einen riesengroßen Hunger und holte seinen Proviant heraus. Herzhaft biss er in sein Marmeladenbrot. „Ich hoffe, es ist nicht mehr weit“, dachte er sich, packte sein Zeug wieder zusammen und stand auf. Seine Füße hatten Blasen und schmerzten, aber er biss die Zähne zusammen. Kaum hatte er einen Schritt getan, hörte er es hinter sich rascheln. Sein Herz fing an zu rasen und er zitterte wie Espenlaub. Er wollte wegrennen, blieb aber wie angewurzelt stehen. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Was er auch versuchte, es ging nicht. „Geh‘ jetzt“, zischte Micky angsterfüllt. Das Rascheln kam immer näher. letzt hörte er Stimmen. „Vielleicht sollte wir hier eine Rast machen“, schlug der Unbekannte vor. „Auch das noch! Warum können die nicht einfach vorbeigehen und so tun, als wäre ich ein Baum!“, flüsterte Micky verzweifelt. „Hey, wie heißt du“, fragte ein Mädchen mit braunen Haaren, als sie ihn entdeckte. Micky drehte den Kopf und sah drei Kinder in seinem Alter. Ein Junge mit Piratenmütze und zwei Mädchen, das eine als Indianerin und die andere als Detektivin verkleidet. „MMMicky“, stotterte er verwirrt. „Ich heiße Susann“, stellte sich das braunhaarige Mädchen im Indianerkostüm vor, „und das sind Lucy und Jack. Wir haben alle den gleichen Weg, nämlich in Richtung Sonnenaufgang.“ Micky stand mit teetassengroßen Augen und sperrangelweit offenem Mund da. „Was ist?“, fragte sie. „Mir ist das Gleiche widerfahren“, sprach Micky verdutzt. „Super, dann sind wir schon zu viert!“, rief sie fröhlich und machte einen Luftsprung. Die anderen meinten, sie sei verrückt. „Sie ist immer so“, sagte Jack. ,,Kommt, wir gehen“, entgegnete Lucy knapp und so gingen sie gemeinsam weiter. Nach drei Tagen waren sie so erschöpft, dass sie sich entschlossen, hier unter freiem Himmel zu schlafen. Micky breitete seine Decke aus und die vier legten sich darauf. Am Morgen, als Micky seine Augen öffnete und sah, dass die anderen noch schliefen, wollte auch er sich noch einmal hinlegen, als er seinen Augen nicht traute. „Lucy, Jack, Susann, der Fels der Ewigkeit!“, rief er aufgeregt und wedelte mit den Armen. „Was?“, murmelte Jack schlaftrunken. „Der Fels der Ewigkeit ist hier!“, rief Micky noch aufgebrachter als vorher. Nun waren alle hellwach und schauten auf den Fels, der sich vor ihnen majestätisch empor reckte. Daneben war ein Schild mit der Aufschrift Der Fels der Ewigkeit angebracht. „Aber der war vorher noch nicht hier gewesen“, stellte Jack verwirrt fest. „Da war es auch dunkel“, erwiderte Susann. „Worauf warten wir noch?“, fragte Micky die anderen und näherte sich dem Felsen. „Aber wie wollen wir da hoch kommen?“, fragte Micky; „Der Fels ist steil und glatt.“ „Für so etwas habe ich immer mein Seil dabei“, meinte Jack stolz und befestigte es am Felsvorsprung. Nacheinander kletterten sie nach hinauf. Oben angekommnen flüsterte Susann: „Und wo ist hier die Falltüre?“ „Da ist sie ja!“, bemerkte Lucy und zeigte mit ihrem Finger auf eine silberne Tür mit einem Griff aus Gold. Lucy nahm ihren Zeigefinger und malte ein X darauf. Die Tür öffnete sich und eine Treppe erschien. „Ich geh zuerst!“, wisperte Micky und stieg die Treppe herunter, die anderen folgten. „Ich seh‘ nichts“, sagte Susann. ängstlich „Es ist auch stockdunkel hier“, witzelte Jack „Aua!“, schrie Lucy, „ich bin gegen irgend etwas Großes gestoßen!“ „Der Koffer“, riefen alle im Chor. Sie zerrten ihn aus der Höhle ins Freie. Es war ein verstaubter, aus altem Holz gefertigter, Koffer. „Darf ich ihn öffnen?“, drängte Susann. „Nur zu“, sagte Jack gönnerhaft, aber sie kam nicht mehr dazu, denn sie hörten ganz in ihrer Nähe einen Hund kläffen. „Ich steige runter und schaue nach, was mit dem Hund ist. Ich bin gleich zurück“, flüsterte Micky. Er kletterte vorsichtig hinunter und am Fuße des Felsens sah er einen Hund in Miniaturgröße. „Och, ist der süüüß!“, rief Micky. Der Hund war gerade mal so groß, dass er in Mickys Hand passte. „Gehörst du denn niemanden?“, fragte Micky den Hund. „Nein“, antwortete der Hund. „Du kaaannst sprechen?“, stotterte Micky völlig perplex. „Na klar, ich bin ein japanischer Eichhörnchenschnauzer“, erklärte der Hund. „Das muss ich den anderen zeigen!“, entgegnete Micky. „Aber ich komme da nicht hoch“, winselte der Hund. „Ich trage dich“, sagte Micky. Vorsichtig steckte er das Hündchen in seine Jackentasche und kletterte entschlossen zurück zu den anderen. ,,Da bist du ja wieder“, kam es mürrisch von Jack. Als Micky ihm den Hund unter die Nase hielt, war nichts mehr vom mürrischen Jack zu sehen. Begeistert nahm er Micky den Hund aus der Hand und streichelte ihn. „Wie heißt er denn?“, fragte Jack. Statt einer Antwort von Micky, sprach der Hund: „Ich heiße Loui!“ Verblüfft schaute Jack Loui an. „Ja, er kann sprechen. Ist das nicht toll!“, erwiderte Micky. „Können wir jetzt endlich den Koffer öffnen“, kam es entnervt aus der Ecke von Lucy. Als die vier den Koffer öffneten, wurden sie von einem grellen, weißen Licht geblendet und eine tiefe Stimme, wie aus dem Traum, erklang: „Da seid ihr ja endlich. Ich habe ja solange auf euch gewartet. Ihr müsst euch beeilen. Steigt in den Koffer und ihr werdet in die Lüfte steigen. Er wird euch nach Atlantis bringen. Wenn ihr euch dem Wasser nähert, trinkt das (eine Flasche mit gelber Flüssigkeit erschien aus dem nichts) und ihr werdet unter Wasser atmen können. Der Koffer wird, sobald ihr im Wasser seid, verschwinden, dann taucht ihr und sucht die Höhle, wo der Kristall der Fantasien und Träume versteckt ist. Den müsst ihr berühren, bevor die Welt zerstört ist. Der Kristall wird euch darin zurückbringen, von wo ihr gekommen seid. Damit ihr auch zurecht kommt, werde ich euch meinen Assistenten Wilhelm geben. Nun geht!“ Sie standen sprachlos da und wussten nicht, was sie tun konnten. „Worauf wartet ihr noch?“, rief eine Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich und sahen eine eulenähnliche Gestalt mit Fühlern. Diese räusperte sich: „Ich heiße Wilhelm und bin der Assistent, der euch helfen soll. Ihr könnt mich aber auch gerne Willi nennen. Nun lasst uns in den Koffer steigen.“ Die anderen stiegen verdattert in den Koffer, Willi zuletzt. Auf einmal merkten sie, dass sie hoch in die Lüfte gehoben wurden und Susann erwiderte erstaunt: „Ich wusste gar nicht, dass der Koffer fliegen kann!“ „Jetzt weißt du es!“, sagte Willi. „Warum wackelt der Koffer so komisch?“, fragte Lucy angsterfüllt. „Schnell, trinkt das. Der Koffer nähert sich dem Wasser!“ keuchte Willi. Die anderen würgten jeweils die gelbe Flüssigkeit herunter, als eine Stimme aus Mickys Tasche erklang: „Und was ist mit mir?“ „Aber natürlich Loui!“, flüsterte Micky und gab dem Hund die Flasche. „Ich muss euch noch etwas sagen! Dort unten gibt es Haie! Wenn euch einer angreift, dann schnalzt ganz laut mit der Zunge und die Delfine werden euch retten.“ Auf einmal kippte der Koffer um und alle fielen mit einem lautem Platsch ins Wasser. Als Micky seine Augen öffnete, sah er so klar, als hätte er eine Taucherbrille auf. Ein großes Korallenriff tat sich vor ihnen auf. Fische die in allen Farben leuchteten schwammen an ihnen vorbei. Als er sich umdrehte, sah er eine große Stadt mit weißen Säulen und riesigen Palästen. ,,Atlantis!“, dachte er sich. Auf einmal erkannte er seine Freunde und wollte zu ihnen herüber schwimmen, als ein großer weißer Hai ihn attackierte. „Hilfe!“, blubberte er , „was soll ich nur tun?“ Auf einmal hörte er wie Willi mit der Zunge schnalzte und erinnerte sich, was er gesagt hatte. Er atmete auf, denn lauter Delfine umkreisten jetzt den weißen Hai, der verärgert davon schwamm. „Ihr habt mir das Leben gerettet!“, dachte Micky sich, als er die Delfine streichelte. „Kommt wir müssen weiter, wir haben nicht mehr viel Zeit übrig“, entgegnete Willi. „Du kannst unter Wasser sprechen?“, fragte Micky erstaunt. „Ja das können wir alle!“, antwortete Willi. Die anderen nickten nur, sogar Loui. „Wir teilen uns in Gruppen au
f. Susann, Jack und Lucy ihr geht nach da und Micky, Loui und ich gehen nach da. Wer die Höhle gefunden hat, ruft so laut er kann nach den anderen!“, erklärte Willi den anderen ausführlich. Sie gehorchten und nach einiger Zeit hörte Loui Lucy rufen: „Wir haben sie!“ Loui sagte es Micky, und Micky sagte es Willi. Sie schwammen zu ihnen herüber und sahen vor sich ein tiefes Loch gähnen. „Ich geh zuerst und ihr folgt mir! Aber passt auf, in der Höhle ist ein Kraken, mit dem nicht gut Kirschen essen ist! Also weckt ihn nicht auf!“ Willi verschwand in der Höhle, die anderen schwammen zögernd hinterher. Dort drinnen war es gar nicht so dunkel, wie sie gedacht hatten. Sie glitten an Felsen und Vorsprüngen vorbei, als es auf einmal immer heller wurde. Sie erblickten einen sehr großen Kristall von solcher Schönheit, dass man es gar nicht beschreiben konnte. „Schnell, berührt den Kristall, bevor es zu spät ist!“ ermahnte Willi. Sie berührten ihn, als sie von einem Wirbel erfasst wurde. Micky schloss seine Augen und wartete ab.
Als er sie wieder öffnete, sah er, dass er vor seiner Haustür lag und rappelte sich wieder auf. „Wau, wau, wau!!“ erklang es aus seiner Tasche „Du bist mit mir gekommen?“, fragte Micky erstaunt. „Ja, ich habe ja keinen Besitzer und du bist jetzt mein neuer! Aber das ich sprechen kann, dass bleibt unser Geheimnis, okay?“, sagte Loui. „Na klar“, antwortete Micky und ging ins Haus, wo seine Mutter ihn fragte, ob er den nicht Lust hätte eine Partie Schach spielen zu wollen.