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Prickel, Rennie, Kasi und Co.

 

Fotos: ddp
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Am Sonntag ist Bundestagwahl. Abstimmen darf man erst ab 18 Jahren. Damit Ihr Euch trotzdem ein eigenes Bild machen könnt, haben wir die Spitzenleute der fünf großen Parteien befragt: Warum macht Politik Ihnen Spaß? Was haben Sie als Kind gern gelesen? Und hatten Sie mal einen Spitznamen?

© Michael Gottschalk/ ddp
© Michael Gottschalk/ ddp

Angela Merkel
Alter: 55
Partei: Union (CDU/CSU)

KinderZEIT: Liebe Angela Merkel, hatten Sie als Kind einen Spitznamen?
Angela Merkel: Ja, meine Schulfreunde nannten mich Kasi.

KinderZEIT: Wofür haben Ihre Eltern Sie ausgeschimpft?
Merkel: Wenn ich abends immer und immer wieder meine Sachen nicht aufgeräumt habe.

KinderZEIT: Was war Ihr Lieblingskinderbuch?
Merkel: Da hatte ich zwei: Das doppelte Lottchen und Emil und die Detektive.

KinderZEIT: Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Merkel: Als Kind Bratklopse mit Zwiebeln und Porreegemüse. Heute mag ich verschiedene Sachen gerne, auch Fischgerichte.

KinderZEIT: Warum macht Politik Ihnen Spaß?
Merkel: Weil ich so viele Menschen kennenlerne und mit ihnen gemeinsam etwas schaffen kann.

KinderZEIT: Warum sind Sie in Ihrer Partei und nicht in einer anderen?
Merkel: Weil die CDU den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellt, die deutsche Einheit nie aufgegeben hat, die soziale Marktwirtschaft durchgesetzt hat und die Freundschaft mit unseren Nachbarländern in Europa und mit den USA ganz wichtig findet. Aber die CDU war nicht die erste Partei, in die ich eingetreten bin. Das war der sogenannte Demokratische Aufbruch in der DDR, eine von vielen ganz neuen Parteien, die 1989 in der DDR aufkamen und die sich ein Jahr später mit der CDU vereinigte.

KinderZEIT: Wenn Sie eine Sache ohne Widerspruch bestimmen dürften: Was würden Sie tun?
Merkel: Das kann ich nicht auf eine Sache reduzieren. Aber natürlich würde dazu gehören, wie man es endlich schaffen kann, dass es keine Gewalt mehr gegen Kinder auf der Welt gibt.

KinderZEIT: Haben Sie ein Vorbild?
Merkel: Kein direktes Vorbild, aber zum Beispiel finde ich die Physikerin Marie Curie sehr beeindruckend.

KinderZEIT: Glauben Sie, dass Sie selbst ein Vorbild sind?
Merkel: Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Das kann ich selbst nicht gut einschätzen.


Michael Kappeler/ ddp
Michael Kappeler/ ddp

Frank-Walter Steinmeier
Alter: 53
Partei: SPD

KinderZEIT: Lieber Frank-Walter Steinmeier, hatten Sie als Kind einen Spitznamen?
Frank-Walter Steinmeier: Prickel. Aber wie ich zu dem gekommen bin – keine Ahnung …

KinderZEIT: Wofür haben Ihre Eltern Sie ausgeschimpft?
Steinmeier: Wenn ich zu spät nach Hause gekommen bin oder wenn ich mich mit meinem jüngeren Bruder gezankt habe. Richtig böse aber waren sie nie mit mir – das fand ich toll.

KinderZEIT: Was war Ihr Lieblingskinderbuch?
Steinmeier: Astrid Lindgren habe ich gerne gelesen, Wir Kinder aus Bullerbü. Aber so viele Kinderbücher wie heute gab es damals noch gar nicht. Später habe ich meiner Tochter viel vorgelesen, zum Beispiel Die wilden Hühner.

KinderZEIT: Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Steinmeier: Spaghetti mit Thunfisch oder Muscheln.

KinderZEIT: Warum macht Politik Ihnen Spaß?
Steinmeier: Ich mache Politik, weil ich will, dass sich die Sachen zum Besseren verändern. Dass es weniger Kriege auf der Welt gibt, dass alle Kinder die gleichen Chancen im Leben haben. Und dass es in unserem Land gerecht zugeht. Dafür kann ich mich als Politiker einsetzen – und das macht mir Spaß.

KinderZEIT: Warum sind Sie in Ihrer Partei und nicht in einer anderen?
Steinmeier: Weil die SPD am meisten dafür tut, dass jeder Mensch die Chance auf ein gutes Leben hat. Dass er Arbeit hat und dass unsere Gesellschaft nicht in viele kleine Gruppen zerfällt, die alle nur für ihre eigenen Interessen kämpfen, ohne das Wohl aller im Auge zu haben.

KinderZEIT: Wenn Sie eine Sache ohne Widerspruch bestimmen dürften: Was würden Sie tun?
Steinmeier: Ich würde dafür sorgen, dass alle Kinder die bestmögliche Ausbildung bekommen.

KinderZEIT: Haben Sie ein Vorbild?
Steinmeier: Willy Brandt – er war der erste sozialdemokratische Bundeskanzler und hat viel für den Frieden in Europa und der Welt getan. Er hat dafür gesorgt, dass sich viele junge Menschen in Deutschland politisch engagieren.

KinderZEIT: Glauben Sie, dass Sie selbst ein Vorbild sind?
Steinmeier: Für meine Tochter möchte ich eines sein.

© Thomas Lohnes/ddp
© Thomas Lohnes/ddp

Renate Künast
Alter: 53
Partei: Die Grünen

KinderZEIT: Liebe Renate Künast, hatten Sie als Kind einen Spitznamen?
Renate Künast: Rennie.

KinderZEIT: Wofür haben Ihre Eltern Sie ausgeschimpft?
Künast: Fürs Zuspätkommen, für ständige Widerworte. Beides tue ich heute immer noch gerne.

KinderZEIT: Was war Ihr Lieblingskinderbuch?
Künast: Alle Bände von Pippi Langstrumpf. Die ist so selbstbewusst und immer positiv. Zum Beispiel ging sie nie los, um Sachen zu suchen. Sie ging los, um zu finden – notfalls hat sie vorher was versteckt. Und sie hat sich durch Erwachsene nicht verschrecken lassen.

KinderZEIT: Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Künast: Im Winter Königsberger Klopse mit ganz viel Kapern. Im Sommer ein scharfes grünes Curry.

KinderZEIT: Warum macht Politik Ihnen Spaß?
Künast: Weil ich was verändern kann. Wenn heute Leute auf den Tierschutz achten, kritisch auf Japan und Norwegen schauen, weil die Wale fangen, wenn immer mehr ökologische Lebensmittel und Kosmetik kaufen, wenn Leute Strom bei einem Ökostrom-Hersteller kaufen, das freut mich. Weil ich weiß, ich habe dabei mitgeholfen!

KinderZEIT: Warum sind Sie in Ihrer Partei und nicht in einer anderen?
Künast: Weil nur die Grünen genau überlegen, wie die Welt in 20 oder 30 Jahren aussehen soll. Weil die Grünen sich immer fragen, ob unsere Art zu leben schlecht ist für Leute irgendwo anders auf der Welt. Weil für mich die Grünen die sind, die am allermeisten darauf achten, dass später noch eine gute Welt da ist für die, die heute Kinder sind. Egal ob hier oder in Afrika oder China.

KinderZEIT: Wenn Sie eine Sache ohne Widerspruch bestimmen dürften: Was würden Sie tun?
Künast: Sofort die sieben alten Atomkraftwerke schließen.

KinderZEIT: Haben Sie ein Vorbild?
Künast: Es gibt verschiedene Leute, die mich beeindruckt haben. Martin Luther King, weil er für die Rechte der Schwarzen kämpfte, als es noch sehr gefährlich war. Oder Vandana Shiva, die heute in Indien dafür kämpft, dass die Bauern gute traditionelle Lebensmittel herstellen können und nicht finanziell geknebelt werden durch den Gentechnikkonzern Monsanto. Das zeigt Mut und Beharrlichkeit.

KinderZEIT: Glauben Sie, dass Sie selbst ein Vorbild sind?
Künast: Manchmal sagen mir junge Frauen und Männer, dass ich ein Vorbild bin. Vielleicht, weil sie wissen, dass ich als Mädchen auch kämpfen musste? Oder weil sie sehen, dass ich für gute Lebensmittel, für die Natur und für mehr Verbraucherrechte kämpfe? Auch wenn andere mich scharf kritisieren oder ausbuhen: Ich bleibe immer dran.

Michael Urban/ ddp
Michael Urban/ ddp

Guido Westerwelle
Alter: 47
Partei: FDP

KinderZEIT: Lieber Guido Westerwelle, hatten Sie als Kind einen Spitznamen?
Guido Westerwelle: Ich glaube, ich hatte keinen. Soweit ich mich erinnere, wurde ich von allen immer ganz normal »Guido« genannt.

KinderZEIT: Wofür haben Ihre Eltern Sie ausgeschimpft?
Westerwelle: Meine Eltern waren immer sehr nachsichtig, wenn es Ärger in der Schule gab oder es zu Hause wieder einmal etwas chaotisch zuging. Ausgeschimpft wurde ich eher, wenn es um grundsätzliche Dinge oder Werte ging. Wenn sie zum Beispiel mitbekommen haben, dass ich mein Schulbrot weggeworfen hatte, habe ich schon Ärger bekommen.

KinderZEIT: Was war Ihr Lieblingskinderbuch?
Westerwelle: Am liebsten habe ich Pippi Langstrumpf gelesen – nicht nur einmal! Pippi hat ihr Leben so bunt gelebt, wie es ihr gefiel. Das fand ich klasse. Außerdem war sie unglaublich stark. Dabei hat sie aber nie nur an sich gedacht, sondern immer den Schwächeren geholfen.

KinderZEIT: Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Westerwelle: Ich koche sehr gerne, probiere auch häufiger neue Rezepte. Mein  Lieblingsgericht ändert sich da häufiger. Ich esse sehr gerne Hühnchen im Römertopf mit Sahnesoße und Reis. Wenn das noch mit Rosmarin gewürzt wird, lasse ich dafür viele andere Gerichte stehen.

KinderZEIT: Warum macht Politik Ihnen Spaß?
Westerwelle: Es ist toll, jeden Tag aufs Neue zu sehen, wie man in der Politik unser Land mitgestalten kann. Als Politiker arbeiten wir dafür, dass Deutschland jeden Tag ein Stückchen besser wird. Und das macht Freude! Es ist zum Beispiel ganz wichtig, dass ihr gern in die Schule geht und eine gute Bildung bekommt. Schließlich seid ihr die Zukunft von Deutschland.

KinderZEIT: Warum sind Sie in Ihrer Partei und nicht in einer anderen?
Westerwelle: Die anderen Parteien meinen, dass sie am besten wissen, was für die Bürger gut ist. Wir in der FDP wollen eine weltoffene und tolerante Gesellschaft. Dann kann jeder so leben, wie er es möchte, frei und fair.

KinderZEIT: Wenn Sie eine Sache ohne Widerspruch bestimmen dürften: Was würden Sie tun?
Westerwelle: Ich würde sofort dafür sorgen, dass eure Eltern weniger Steuern zahlen müssen. Sie arbeiten hart für ihr Geld, und es wird Zeit, dass sie dafür belohnt werden. Und ich würde für kleine Klassen und bessere Bildung sorgen.

KinderZEIT: Haben Sie ein Vorbild?
Westerwelle: Sogar mehrere: große Politiker wie Walter Scheel, Otto Graf Lambsdorff oder Hans-Dietrich Genscher, die unser Land geprägt und entscheidend dazu beigetragen haben, dass wir heute in einem friedlichen, vereinten Deutschland leben. Aber ich würde auch gerne einmal so gut reiten können wie Nadine Capellmann.

KinderZEIT: Glauben Sie, dass Sie selbst ein Vorbild sind?
Westerwelle: Fragt mich das bitte in 20 Jahren noch einmal.

© Michael Gottschalk/ ddp
© Michael Gottschalk/ ddp

Gregor Gysi
Alter: 61
Partei: Die Linke

KinderZEIT: Lieber Gregor Gysi, hatten Sie als Kind einen Spitznamen?
Gregor Gysi: Selbstverständlich hatte ich als Kind einen Spitznamen, aber ich sage Euch nicht, welchen.

KinderZEIT: Wofür haben Ihre Eltern Sie ausgeschimpft?
Gysi: Nach meiner Erinnerung hing das gelegentlich damit zusammen, dass meine Bereitschaft, bestimmte Schulaufgaben zu erledigen, ihnen begrenzt erschien.

KinderZEIT: Was war Ihr Lieblingskinderbuch?
Gysi: Tom Sawyer und Huckleberry Finn.

KinderZEIT: Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Gysi: Zunächst Grießbrei, den ich von einem bestimmten Zeitpunkt an nicht mehr essen konnte. Das hält bis heute an. Die Ursache war, dass ich plötzlich einen Grießbrei mit Klößen und Klumpen bekam. Der hat mir diesen für immer verleidet.

KinderZEIT: Warum macht Politik Ihnen Spaß?
Gysi: Wahrscheinlich, weil ich damit die Hoffnung verbinde, das eine oder andere in der Gesellschaft anders, und zwar gerechter gestalten zu können.

KinderZEIT: Warum sind Sie in Ihrer Partei und nicht in einer anderen?
Gysi: Weil meine Partei am konsequentesten für die friedliche Lösung von Konflikten auf der Erde eintritt und am deutlichsten soziale Gerechtigkeit in Deutschland, aber auch weltweit einfordert. Außerdem hängt das mit meiner Entwicklung, mit meiner Biografie zusammen.

KinderZEIT: Wenn Sie eine Sache ohne Widerspruch bestimmen dürften: Was würden Sie tun?
Gysi: Kriege unterbinden.

KinderZEIT: Haben Sie ein Vorbild?
Gysi: Es gibt mehrere sogenannte Vorbilder für mich. Allerdings möchte ich deren Schicksal nicht teilen. Dabei denke ich zum Beispiel an Nelson Mandela oder an Mahatma Gandhi.

KinderZEIT: Glauben Sie, dass Sie selbst ein Vorbild sind?
Gysi: Nein, das wäre übertrieben.