Eine kleine Geschichte des Weihnachtsbaumes
In eisiger Kälte und ohne eine Heizung, die man einfach anschalten kann: So lebten die Menschen jeden Winter, viele Jahrhunderte lang. In ihren Häusern war es so frostig, dass sie sich auf den Frühling freuten. Deshalb sammelten die Menschen im Mittelalter zur Winterzeit Pflanzen, die das ganze Jahr über grün sind, wie Misteln, Wacholder, Buchsbaum und Tannenzweigen – die sogenannten Weihnachtsmaien. Die Leute glaubten, dass die immergrünen Pflanzen die bösen Geister des Winters vertreiben würden. Sie hingen sie deshalb in den Häusern auf, vor allem in den Ecken der Zimmer, wo sie die bösen Geister vermuteten.
Im 16. Jahrhundert stellten einige Menschen dann einen ganzen Tannenbaum in ihre Stube. Den schmückten sie mit Äpfeln, Oblaten und Süßigkeiten – und sogar mit vergoldeten Kartoffeln. Das sollte an den „Paradiesbaum“ aus dem biblischen Garten Eden erinnern. Einen solchen Paradiesbaum kannten Christen aus den Gottesdiensten in der Kirche, wo ihnen die Geschichte von Adam und Eva vorgespielt wurde. Der geschmückte Baum gefiel manch einem so gut, dass er auch einen zu Hause aufbaute.
Rund hundert Jahre später kamen Kerzen an die Tanne, die Licht in den trüben Wintertag bringen sollten. Der Baum sah damit so hell und prächtig aus, dass immer mehr Menschen einen haben wollten, zuerst in den Städten und dann auf dem Land. Der Weihnachtsbaum gefiel den Leuten sogar so gut, dass er nach und nach die Krippe im Wohnzimmer ablöste, die bis dahin vor allem bei katholischen Familien beliebt war.
Bald kamen mundgeblasene Glaskugeln, Schmuck aus Stroh und Holz sowie später auch Lametta als Baumschmuck dazu. Heute sind elektrische Lichterketten angesagt, die nichts ankokeln können. Und immer mehr Menschen auf der Welt kaufen Bäume aus Plastik. In den USA und in Ländern Asiens ersetzen sie mehr und mehr die echten Fichten und Tannen. Zwar verliert ein solcher Kunstbaum keine Nadeln, aber er duftet auch nicht mehr so herrlich.
Von Anne-Katrin Schade