Mit Drogen zu handeln ist verboten. Deshalb bringen Schmuggler das Rauschgift auf versteckten Wegen um die Welt
In einer stürmischen Nacht wird ein geheimnisvolles Paket an einer Boje befestigt und ins Meer geworfen. Am nächsten Morgen macht sich eine Gruppe junger Leute auf die Suche danach – und findet das Paket nicht. Kein Wunder, schließlich ist das Wasser in Bewegung, die Boje samt Päckchen treibt mit der Strömung. Man kann ungefähr berechnen, wo sie an Land gespült wird, aber sicher ist das nicht. Würden wir unsere Post immer auf einem solchen Wasserweg an den Empfänger bringen wollen, käme wohl wenig an. Und doch wird in SOS – ein spannender Sommer ein Paket auf diese Weise überbracht. Randvoll ist es mit einem weißen Pulver. Vielleicht Heroin, vielleicht Kokain. Jedenfalls eine gefährliche und verbotene Droge. Und deshalb muss der Transport geheim ablaufen – mit der Gefahr, dass die heiße Ware ihr Ziel nicht erreicht.
In den meisten Ländern der Welt sind Drogen verboten, um die Menschen zu schützen. Rauschgifte machen süchtig, vernebeln das Gehirn, sind giftig für den Körper und töten die Menschen, die sie nehmen, meist irgendwann. Deshalb sind auch die Herstellung von Drogen und das Geschäft mit ihnen nicht erlaubt. Meist legt die Ware einen weiten Schmuggelweg zurück. Der Drogenhandel ist ein Geschäft, das um die ganze Welt geht.
Einige Suchtstoffe werden künstlich in Laboren hergestellt, auch bei uns in Europa. Andere Rauschgifte werden aus Pflanzen gewonnen. In den südamerikanischen Ländern Kolumbien, Bolivien und Peru etwa wachsen die Kokapflanzen, aus denen Chemiker die Droge Kokain machen. Aus Schlafmohn, der in Afghanistan und Laos wächst, werden Opium und Heroin gewonnen. Oft wird noch im Anbauland aus der Pflanze die gefährliche Droge.
Doch die Menschen dort sind nicht immer diejenigen, die am meisten davon nehmen. Die einheimische Bevölkerung ist oft arm. Wer die Waren in die reichen Länder im Ausland verkauft, zum Beispiel in die USA oder nach Europa, verdient viel mehr. Und so beginnt eine lange Reise der verbotenen Stoffe. Je weiter entfernt von ihrem Herkunftsland sie angeboten werden, desto mehr zahlen die Kunden. Die Bauern, die in harter Arbeit Kokapflanzen oder Schlafmohn ziehen, bekommen oft nur wenige Cent vom Preis. Außerdem kann der Bauer aus Südamerika nicht einfach mit Kokain in die USA reisen und es dort auf dem Markt verkaufen. Er würde sofort verhaftet werden, genauso der Chemiker aus einem europäischen Drogenlabor. Meist stecken mächtige und gefährliche Banden hinter weltweiten Geschäften mit den Rauschgiften – sie planen und organisieren.
Für den heimlichen Transport des Rauschgiftes lassen sich Drogenbosse und Schmuggler einiges einfallen. Sie zahlen dummen Reisenden ein bisschen Geld, damit sie ein kleines Päckchen mitnehmen – und hoffen, dass ihre ahnungslosen Kuriere nicht bei Grenzkontrollen erwischt werden. Sie mieten schnelle Schiffe, auf denen sie gleich Tonnen der verbotenen Ware transportieren. Sie verstecken ihre Drogen in Flugzeugen, in Containern oder bringen sie in Autos über Grenzen. Selten wählen Schmuggler den direkten Weg. Lieber durchqueren sie zur Ablenkung eine Wüste oder fliegen erst in die entgegengesetzte Richtung.
Weltweit bemühen sich Länder, den Drogenhandel zu bekämpfen. An Grenzen und in Häfen suchen Polizisten die gefährlichen Stoffe. Satelliten sollen Fotos von verdächtigen Feldern liefern. Doch immer wenn ein Land zumindest ein wenig Erfolg hat, werden irgendwo anders neue Anbaugebiete erschlossen, neuen Transportwege gefunden. Wirklich stoppen könne man den Drogenhandel nur, wenn die Menschen in den reichen Ländern sie nicht mehr wollten, denken Fachleute. Nur wenn die Nachfrage nach den verbotenen Stoffen nachlässt, könne der Kampf gegen die Herstellung und den Schmuggel von Drogen gewonnen werden.
Von Katrin Hörnlein